Einführung in die Methoden qualitativ-rekonstruktiver Forschung
Für Studierende, die sich für empirische Forschungsmethoden in der Soziologie interessieren,
bietet dieses Fachgebiet den perfekten Einstieg in qualitative Forschung. Die qualitativen
Methoden werden vor dem Hintergrund ihrer methodologischen und
wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen betrachtet. Es werden Vergleiche zu den
quantitativen Methoden herangezogen, um die Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten
deutlich zu machen. Insgesamt zeichnen sich die gelehrten Ansätze durch eine enge
Verzahnung von Theorie und Empirie aus.
Historischer Hintergrund
Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden Methoden als explizit „qualitativ“
ausgewiesen und gegen die so genannten standardisierten Methoden der quantitativen
Sozialforschung abgegrenzt. Während quantitative Methoden mathematische Standards
verwenden, werden die wissenschaftlichen Standards der qualitativen Methoden in enger
Auseinandersetzung mit den natürlichen Standards und Routinen der Kommunikation
entwickelt. Man spricht von qualitativ-rekonstruktiven Methoden, weil die wissenschaftlichen
Standards auf der Grundlage der empirischen Rekonstruktion der Forschungspraxis erstellt
werden. Aus diesem Grund sind die mathematischen Standards der quantitativen
Sozialforschung unabhängig von der Forschungspraxis, während die wissenschaftlichen
Standards der qualitativen Sozialforschung für jede Methode und ihre jeweilige
Forschungspraxis unterschiedlich ausgestaltet sein können.
Anwendung empirischer Forschungsmethoden in der Soziologie
Mit dem Aufkommen der Ansätze der „Mixed Methods“ und des „Multi Method Research“
werden empirische Forschungsmethoden jenseits des klassischen Dualismus von quantitativ
und qualitativ diskutiert. Das Fachgebiet verortet sich in diesen gegenwärtigen Diskussionen
und leistet einen Beitrag zur Fortentwicklung des interpretativen Paradigmas. Anders als die
Bezeichnung „qualitativ“ ist das interpretative Paradigma sehr viel älter und bietet einen
Bezugspunkt für viele empirische Methoden. Im Anschluss an z.B. Max Weber können
Forschungsmethoden das Ziel haben, soziales Handeln deutend zu verstehen, um es dann zu
erklären.
Das Fachgebiet arbeitet empirisch in folgenden Forschungsfeldern:
- Gewohnheiten: Weniger-als-bewusste Gewohnheiten stabilisieren Gesellschaft und
schaffen soziale Ordnung. Gesellschaftliche Transformation setzt eine Transformation
der Gewohnheiten voraus.
- Mensch-Tier- und Mensch-Technik-Verhältnisse: Für die Analyse der materiellen
und leiblichen Funktionszusammenhänge von Menschen, Tieren und Technik eignet
sich die Videohermeneutik.
- Vergemeinschaftung durch Religion: Religiöse Gemeinschaften stiften kollektive
Identitäten und unterstützen Individuen bei der Bewältigung gesellschaftlicher Krisen.
Fazit
Die konsequente Anwendung empirischer Forschungsmethoden bietet Studierenden einen
praxisnahen Zugang zur Soziologie. Zugeschnitten auf die spezifischen Themen in der
Sozialen Arbeit werden einzelne Methoden gemeinsam erprobt und besprochen. Die Idee des
forschenden Lernens wird verfolgt, indem die Studierenden darin unterstützt werden, eigene
Projektideen zu entwickeln und durchzuführen.