Archiv gegen den Verlust der Mapuchekulturen - Exkursion nach Berlin
Vor Beginn des offiziellen Semesterstarts des Sommersemesters 2025 hat sich eine kleine Gruppe Studierender der Hispanistik unter der Leitung von Annika Rink im Rahmen eines kultur- und literaturwissenschaftlichen Seminars intensiv mit der Kultur der Mapuche und die europäische Erforschung dieser Gruppen beschäftigt.
Innerhalb von zwei Wochen haben die Studierenden den Roman „El tren del olvido“ der argentinischen Mapuche und Aktivistin Moira Millán gelesen. Anhand der Darstellung ihrer bewegenden Familiengeschichte, geschmückt mit zahlreichen fiktionalen Facetten, sowie dem narrative Rückgriff auf die historische Expansionspolitik und Staatsgründung Argentiniens, welche sich wie ein roter Faden als kulturelle und territoriale Bedrohung durch die Erzählung zieht, versteht es die Autorin, die Stärke, den Stolz und die Verbundenheit zur Natur ihres Volkes dem als Überlebensstrategie entgegenzustellen. Die Lektüre des Romans bot die Möglichkeit in das gesellschaftliche Zusammenleben, die Sprache (mapudungun) und das Denken (Naturverbundenheit und Spiritualität) der Mapuche einzutauchen und aus der Perspektive der Indigenen ihre schmerzliche Geschichte von Vertreibung und Auslöschung nachzuvollziehen.
Das Seminar wurde zusätzlich bereichert durch einen Gastvortrag von Anahí Rayen Mariluan, promovierte Musikethnologin, Musikerin und Aktivistin, welche sich in ihrer Kunst und in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit dem phonologischen Vermächtnis der Mapuche beschäftigt.
Höhepunkt war die zweitätige Exkursion nach Berlin. Im ethnologischen Museum erfuhren die Studierenden, welche Möglichkeiten Anthropologen und Ethnologen wie Robert Lehmann-Nitsche vor circa 100 Jahren bei ihrer Arbeit hatten, akustische Signale zu konservieren. Das Berliner Phonogrammarchiv bot hierzu spannende Einblicke, wie mithilfe von Wachswalzen Klänge, Gesänge und Sprache gespeichert werden konnten, um sie der Nachwelt zugänglich zu machen. Robert Lehmann- Nitsche war deutscher Anthropologe und Mediziner, der durch seine ethnologischen Forschungsarbeiten zu der Mapuchekultur in Patagonien einen nachhaltigen Einfluss hinterließ.
Seinen Nachlass durften die Studierenden im Iberoamerikanischen Institut (Bereichsbibliothek der Humbolt Universität und größte Sammlung an hispanischer Literatur in Deutschland) selbst sichten und lesen. Unter den Originaldokumenten befanden sich Briefe (unter anderem an seine Mutter), Postkarten, Zeichnungen, Reisetagebücher, Aufsätze und Notizen seiner Feldforschung.
(Ricardo Jimenez)