Exkursion in Kassel: Die Revolution im Garten
Wer etwas über „Garten und Gartenrevolution im 18. Jahrhundert“ (Seminar unter der Leitung von Nikola Roßbach) lernen will, ist in Kassel absolut richtig. Karlsaue und Bergpark Wilhelmshöhe: Unsere zwei historischen Parks zeigen, wie eng verbunden die Gartenkunst des 17. und 18. Jahrhunderts mit literarischen, ästhetischen, philosophischen und politischen Konzepten war. Paradigmatisch zeigt sich hier der Übergang vom geometrisch-regelmäßigen Barockgarten des Absolutismus, der die Natur unter seine Herrschaft zwingt, zum englischen Landschaftsgarten, der für Freiheit, Individualität und Empfindung steht.
Die Karlsaue ist barock geprägt (und wird erst im weiteren, südlichen Verlauf partiell landschaftsgärtnerisch modifiziert), beim Bergpark ist es umgekehrt: Vom spätbarocken Ursprung ist zwar die monumentale Herkules-Figur samt Sichtachse bis zum Schloss und verlängert über die Wilhelmshöher Allee erhalten – insgesamt aber wurde der Park fundamental verändert und zu einem der bedeutendsten deutschen Landschaftsgärten im englischen Stil umgestaltet.
Das alles galt es zu entdecken, nachdem im Seminar zunächst die literarischen Gartendiskurse von Brockes und Gessner bis Möser und Goethe sowie die „Theorie der Gartenkunst“ von Christian Cay Laurenz Hirschfeld thematisiert wurden.
Am 27. Mai und am 3. Juni 2025 ging es dann von der Theorie zur Praxis: Auf zwei langen Spaziergängen gab es neue Perspektiven, Kurzreferate und eine ausführliche Picknickpause. In der Karlsaue fehlte zwar leider die Kutsche für das vollkommene Barockfeeling, dafür aber stieg im Bergpark (ganz unerwartet an einem Dienstag) die gigantische Fontäne in die Luft – als Willkommensgruß für unser Seminar!
Fotos © Anastasiya Shynkarova