Mitglieder - Zu den einzelnen NachwuchswissenschaftlerInnen
Chahine Aouadi, M.A.
- Universität Manouba
- Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités Tunesien
- Mail: aouadi_chahine@hotmail.com
Werdegang
Studium der Deutschen Sprache und Literatur an der Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités von Manouba/ Tunesien. 2011 Masterabschluss mit Masterarbeit zum Thema „Zeichen des Vorfalls in Thomas Bernhards Drama Die Macht der Gewohnheit. Arbeit als Dolmetscher und Übersetzer. Deutschlehrer in verschiedenen Institutionen. Seit 2013 Dozent an der Philologischen Fakultät der Universität La Manouba.
Forschungsvorhaben
Mich auf Dramen stützend, welche die Thematik Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur behandeln, möchte ich in meinem Forschungsvorhaben dem Einfluss der Politik nachgehen. Ich werde versuchen anhand politischer Stücke tunesischer Dramatiker vor und nach dem 14. Januar 2011 zu zeigen, inwiefern politischer Einfluss von besonderer kultureller und sozialer Relevanz ist, und damit zusammenhängende etwaige Erscheinungsformen der Diktatur zu befragen, vor allem im Hinblick auf ihre enge Verbindung zum Menschen und seinem Alltag, was sich in den von mir gewählten Quellen relativ unschwer feststellen lässt, da sie als die eingehende Beschreibung dessen, was passiert ist, konzipiert sind.
Dr. Ibrahim Abdella
- Dr. Ibrahim Abdella
- Universität Al-Minia/ Ägypten
- Sprachwissenschaftliche Fakultät (Al Alsun)
- Abteilung für Germanistik
- Mail: ibrahim_abdella@hotmail.com
Werdegang
Studium der Germanistik an der Al-Azhar- Universität sowie der Ägyptologie an der Universität Kairo. Seit 1998 Oberassistent für Germanistik an der Universität Al-Minia/ Ägypten. 2003 Doktorgrad an der Universität Duisburg-Essen.
Publikationen zum Thema
- Eine vergleichende Studie der Gesellschaftskrisen, zwischen den Kurzgeschichten Nachts schlafen die Ratten doch von Wolfgang Borchert und Nazra (deutscher Titel Ein Blick) von Yusuf Idris, Al Alsun-Zeitschrift der Sprachenfakultät (Al-Alsun) an der Ain Shams Universität, Kairo 2009.
- Vergleichende Studie zwischen den Werken Aquis submersus von Theodor Storm und al-Haram (Das Verbotene) deutscher Titel: Die Sünderin von Yusuf Idris. Philology-Zeitschrift der Sprachenfakultät (Al-Alsun) an der Ain Shams Universität, Kairo 2011
- Die Erinnerungskultur in den arabischen Ländern, ihre Soziologie und Philosophie sowie ihre Identitätsbildung aus Sicht einer interkulturellen Germanistik, Journal of Arts and human Sciences, Al Minia, 2013.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Darstellung von Unrechtserfahrungen und Menschenrechtsverletzungen in der modernen arabischen Literatur. In den letzten Jahrzehnten verfassten Schriftsteller, wie z. B. der auch im Okzident bekannte Nagib Mahfuz, Romane, welche die sozio-politischen Verhältnisse des Lebens in Ägypten und im Nahen Osten, das durch Menschenrechtsverletzungen und Unrechtserfahrungen geprägt ist, darzustellen versuchen. Es geht in meinem Projekt zunächst darum, zu prüfen, welche Romane und welche Schriftsteller die gesellschaftspolitischen Verhältnisse unter einer Diktatur darstellen, sowie einen dafür charakteristischen Zeitraum zu bestimmen. Anhand eines Beispiels, wie des Romans von Sonalla Ibrahim Der Ausschuss soll anschließend eingehend die Behandlung der sozialen, kulturellen und politischen Machtverhältnisse unter der Diktatur analysiert werden.
Dr. Mahmoud Bassiouni
- Dr. Mahmoud Bassiouni
- Exzellenzcluster „Normative Orders“/ Uni Frankfurt
- E-Mail: mahmoud.bassiouni@normativeorders.net
Werdegang
Apr. 2001 – Jun. 2005: Diplom Studium: Politologie, Jura, Islamwissenschaft Goethe Universität Frankfurt. Okt. 2002 – Jun. 2003: B.A. Studium: Politics and International Relations University of Southampton. Apr. 2006 – Jun. 2011: Promotion im Fachbereich Politikwissenschaft Goethe Universität Frankfurt. Okt. 2012 – heute: Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Rainer Forst in der Leibniz Forschergruppe „Transnationale Gerechtigkeit“. Okt. 2012 – heute: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für islamische Studien der Goethe Universität Frankfurt, zuständig für Konzipierung und Aufbau eines interdisziplinären Kompetenzzentrums für islamisches Recht. Dez. 2009 – Okt 2012: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Exzellenzcluster „Herausbildung Normativer Ordnungen“ der Goethe Universität Frankfurt. Forschung in den Projekten „Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie“ sowie „Menschenrechte, Gerechtigkeit und Toleranz“ unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Forst. Seit 2009: Mitglied in der Gesellschaft für Arabisch-Islamisches Recht (GAIR), Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO), Deutsche Gesellschaft für Philosophie (DGPhil).
Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage der Menschenrechtsbegründung und vertritt die These, dass sich Menschenrechte sowohl im Hinblick auf ihre Funktion als auch hinsichtlich ihres Inhalts erst dann plausibel machen lassen, wenn man sie als sozial konstruierte Institutionen versteht, die den Menschen vor spezifischen Gefährdungen schützen, die in einer Gesellschaft aufgetreten sind oder noch auftreten können. Es soll mit anderen Worten aufgezeigt werden, dass Menschenrechte normative Reaktionen auf bestimmte erfahrene Praktiken oder Zustände darstellen und dementsprechend einer stetigen Veränderung unterliegen. Dies soll nicht nur ermöglichen, den evolutionären Charakter der Menschenrechte zu verdeutlichen, sondern auch dazu befähigen, das Zustandekommen bereits bestehender Menschenrechte nachzuvollziehen.
Dr. Bettina Bock
- Dr. Bettina Bock
- Universität Halle
- E-Mail bettina.bock@germanistik.uni-halle.de
Werdegang
Studium der Germanistik, Psychologie und Komparatistik an den Universitäten Leipzig und Oslo (Norwegen). 2008-2011 Promotionsstudium an der Universität Leipzig, Stipendien der Studienstiftung und der Gerda-Henkel-Stiftung. 2013 Promotion an der Universität Halle-Wittenberg mit einer text- und diskurslinguistischen Arbeit zu den Texten der inoffiziellen Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit. Seit Oktober 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik (Abteilung Sprachwissenschaft) der Universität Halle. Seit März 2014 2. Vorsitzende des Arbeitskreises Linguistische Pragmatik (ALP) e.V.
Publikationen zum Thema
- (2013): „Blindes Schreiben“ im Dienste der DDR-Staatssicherheit. Eine text- und diskurslinguistische Untersuchung von Texten der inoffiziellen Mitarbeiter (= Reihe Sprache - Politik - Gesellschaft, Band 9). Bremen;
- (2013) Verschwundene Wörter? Begriffe des DDR-Sozialismus und des Geheimwortschatzes der Staatssicherheit nach 1989/90. In: Hajo Diekmannshenke/Thomas Niehr (Hrsg.): Öffentliche Wörter. Hannover.
- (2011) Hrsg., zusammen mit Ulla Fix und Steffen Pappert: Politische Wechsel - Sprachliche Umbrüche. Berlin;
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Sprache und Politik/politischer Sprachgebrauch: Insbesondere untersuche ich den Sprachgebrauch in Diktaturen und politisch-gesellschaftlichen Umbruchssituationen. Anknüpfend an linguistische Untersuchungen v.a. zum Sprachgebrauch in der DDR interessiert mich besonders die kontrastive Perspektive: sei es der Vergleich der deutschen Diktaturen und Umbrüche mit der Situation in den arabischen Ländern oder der Vergleich der sprachlichen Umbrüche in den osteuropäischen Ländern. Ich gehe dabei insbesondere diskurslinguistisch vor, d.h. ich analysiere die Ordnung von Diskursen und die Verteilung von Wissen und Macht, wie sie sich anhand sprachlicher Regelmäßigkeiten erschließen lässt. Politische (Diskurs‑)Semantik, besonders der Gebrauch von Schlag- und Fahnenwörtern sowie die Untersuchung ideologisch geprägter Wörter, gehören ebenso zu meinen Arbeitsfeldern wie Argumentationsanalyse.
Dr. Khaled Chaabane
- Dr. Khaled Chaabane
- Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités de Manouba
- Rosa-Luxemburg-Stiftung
- Mail : khaldoun9@yahoo.fr
Werdegang
Jurastudium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät von Tunis. Studium der Soziologie, Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaften und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Promotion zum Thema „Die Herausbildung des tunesischen Kapitalismus und die Rolle des Staates in der nachkolonialen Entwicklung.“ Von 1990 bis 1996 wissenschaftlicher Assistent bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tunis. 1996 bis 2013 Oberassistent an der Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités in Manouba/ Tunesien. 2008-2011 Leiter der dortigen Sprachabteilung, 2011-2013 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Fakultät. Seit 2014 Leiter des Pilotprojekts der Rosa-Luxemburg-Stiftung: ‚Wissenschaftskooperation Nordafrika‘.
Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben innerhalb des Projektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur“ beschäftigt sich mit dem Thema: „Zwischen Anpassung und Widerstand - Zur Rolle der tunesischen Gewerkschaften unter der Herrschaft von Bourgiba und Ben Ali“. Die Beschäftigung mit der tunesischen Gewerkschaft UGTT (Union Générale Tunisienne du Travail) rührt daher, dass diese Massenorganisation sowohl bei der nationalen Befreiung des Landes vom französischen Kolonialjoch als auch bei der Beseitigung der korrupten Diktaturherrschaft von Ben Ali eine nicht zu verkennende Rolle gespielt hat. Auch im „postrevolutionären“ Tunesien versucht sie, bei fürs Land wichtigen Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Die Beziehungen der tunesischen Gewerkschaften zum Herrschaftsapparat waren aber seit eh und je konfliktreich. Einerseits pflegte die UGTT, die Interessen ihrer Mitglieder aus Arbeitern, Angestellten und Beamten wahrzunehmen, andererseits aber war sie staatlichen Gängelungsversuchen und sogar Repressalien ausgesetzt. Sie vermag nicht immer, ihre Selbständigkeit der herrschenden Partei gegenüber zu bewahren. Sehr oft war sie dazu verurteilt, einen Spagat zu machen zwischen den Erwartungen ihrer Mitglieder und denen des Regimes. Diese dialektische Beziehung zwischen der Wahrnehmung gewerkschaftlicher Interessen und der Unterordnung unter die Erfordernisse des despotischen Staates stellt den Inhalt meines Forschungsbeitrags dar.
Anouar Cherif, M.A.
- Anouar Cherif
- Sidi Bouzid
- E-Mail: nawara24@ymail.com
Werdegang
Studium der Germanistik am Instiut Supérieur des Langues Appliquées aux Affaires et au Tourisme in Moknine (Monastir). Abschluß des Masterstudiums im Jahre 2013 an der Fakultät von Manouba. Seit September 2009 Deutschlehrerin am Gymnasium Ibn Arafa Souk Jedid (Sidi Bouzid). Vizepräsidentin des Tunesischen Deutschlehrerverbands (TDV). Dissertationsvorhaben an der FLAH Manouba/ Tunesien.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel, die sozialpolitische Verantwortung der Frau in der tunesischen Gesellschaft von der Unabhängigkeit bis heute zu untersuchen. Ins Rampenlicht rückt hier ihre grundlegende Rolle bzw. ihr wirksamer Beitrag zur Entwicklung des Staates. Wenn man aber die Situation der Frau vor der Unabhängigkeit vergegenwärtigt, kommt man zur Feststellung, dass sie stark an Haus und Familie gebunden war und an gesellschaftlichen Entwicklungen nicht teilnahm. Es ist doch nicht zu leugnen, dass ohne die früh initiierte Frauenbefreiung die Frau heutzutage keine Verantwortungen im Dienste des Staates hätte übernehmen können. Tahar Haddad (geb. 1899 in Tunis, ges. 1935) war einer der bekanntesten tunesischen Schriftsteller, Gelehrter und Reformer in Sachen Frauenemanzipation. Er setzte sich für Frauenrechte ein, um die Frauen von der Unterdrückung zu befreien. In seinem berühmten Frühwerk „Unsere Frau im islamischen Recht und in der Gesellschaft“, an dem ich zurzeit arbeite, stand doch fest, dass der Staat der Frau Gerechtigkeit verschaffen und ihr eine weitgehende Gleichwertigkeit mit dem Mann zukommen lassen müsse. Am Beispiel dieses Buchs zielt mein Erkenntnisinteresse dann auf die Geschichte der Frauenbefreiung und ihren Einfluss auf die Rolle der Frau bis heute. Bourguiba, der erste Präsident Tunesiens, hat diese emanzipatorischen Gedanken in Betracht gezogen und in die Tat umgesetzt. Der Frauenemanzipation gegenüber musste die Frau seit jener Zeit ein Verantwortungsbewusstsein zeigen und zur Entwicklung des Lands beitragen. In Frage steht hier also, wie sich seither die Situation der Frau verändert und in wie weit ihre Befreiung eine Rolle bei der Staatsentwicklung gespielt hat. Zu fragen gilt außerdem, welche Verantwortung die Frau seit jener Zeit zu tragen, was für Herausforderungen sie angenommen und welche Errungenschaften sie erreicht hat.
Dr. Sarhan Dhouib
- Dr. Sarhan Dhouib
- Institut für Philosophie
- Universität Kassel
- Mail: dhouib@uni-kassel.de
Werdegang
1992-1996 Studium der Philosophie an der Universität Sfax (Tunesien). 1998-2000 Magisterstudium an der Universität Paris 1 – Sorbonne. 2008 Promotion zu Schellings Identitätsphilosophie an der Universität Bremen. 2008-2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. Seit Januar 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Kassel. 2011 erhielt er den Nachwuchspreis für Philosophie des Goethe-Instituts. Seit 2013 ist er Mitglied der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities. Forschungsschwerpunkte: Gerechtigkeit- und Menschenrechtstheorien, politische Philosophie, Deutscher Idealismus, interkulturelle Philosophie und arabisch-islamische Philosophie der Gegenwart.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben befasst sich mit der Frage nach dem Zusammenhang von kulturrelativistischer Begründung der Menschenrechte und autoritären Staaten. Es wird untersucht, wie die vage Aussage der ”kulturellen Identität” häufig in den islamischen und arabischen Menschenrechtserklärungen, die ja unter autoritären arabischen Regimen entstanden sind, benutzt wird, um die Universalität der Menschenrechte zu bestreiten und autoritäre gesellschaftliche, kulturelle und politische Strukturen zu legitimieren. Dabei soll aufgezeigt werden, wie eine kritische Auseinandersetzung mit solchen Erklärungen bereits in der arabischen Philosophie der Gegenwart entstanden ist. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem „Identitätsdiskurs” unter der Diktatur und der Zeit nach der Revolution von 2011 in Tunesien und Ägypten bildet die Bedingung der Möglichkeit der Rechtsstaatlichkeit und der kommenden Demokratie. In einem weiteren Schritt wird über eine neue Strategie zur Begründung der Menschenrechte nachgedacht, innerhalb derer der Unrechtserfahrung eine wichtige Rolle zukommt. Denn die Erfahrung des Unrechts kann konstitutiv für die Förderung der Universalität der Menschenrechte werden. Dabei spielt die Aufarbeitung der Unrechtserfahrung unter der Diktatur eine wichtige Rolle: in der Philosophie, aber auch in der Literatur und in den Künsten.
Dr. Franziska Dübgen
- Dr. Franziska Dübgen
- Lichtenberg-Kolleg
- Universität Göttingen
- E-Mail: franziska.Duebgen@zentr.uni-goettingen.de
Werdegang
Studium der Philosophie, Politikwissenschaften und Italienisch an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Università di Sassari, Italien mit dem Abschluss eines Magister Artium. Von 2007-2011 Promotionsstipendiatin innerhalb der Doktorandengruppe „Normative Bedingungen der Entwicklungszusammenarbeit“ am Frankfurter Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“. Es folgte zudem ein Aufenthalt als Gastwissenschaftlerin an der New School for Social Research in New York auf Einladung von Nancy Fraser. Seit 2011 Lehraufträge an der Universität Kassel, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Goethe-Universität Frankfurt und der Leuphana-Universität Lüneburg. Mit Beginn 2012 Mitarbeiterin am Lehrstuhl für „Politische Theorie und Philosophie“ bei Rainer Forst an der Goethe-Universität Frankfurt. Promotion in Philosophie mit einer Dissertation über „Paradoxien der Gerechtigkeit. Transnationale Solidarität in einer postkolonialen Welt“. Von 2012 bis 2013 Fellow in der Forschungsgruppe „Cultures of Economics and Cultures of Sustainability“ am Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. Ab Januar 2014 Junior Fellow am Lichtenberg-Kolleg in Göttingen.
Publikationen zum Thema
- Was ist gerecht? Kennzeichen einer transnationalen solidarischen Politik, Frankfurt/M.: Campus 2014.
- Gemeinsam mit Ina Kerner: “Postkoloniale Theorien”, in Gröschner, Rolf; Kapust, Antje, Lembcke, Oliver W.(Hg.): Wörterbuch der Würde, Bochum 2013, S. 101-103.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben befasst sich mit möglichen Formen wiederherstellender Gerechtigkeit vor dem Hintergrund vergangener Unrechtserfahrungen. Die Frage der Gerechtigkeit ist eng verwoben mit der Frage, wer Recht richten darf, also den gerechtfertigten juridischen und moralischen Akteuren. Überdies zielt die Frage der wiederherstellenden Gerechtigkeit auch auf die Thematik der legitimen Gewaltanwendung innerhalb eines politischen Gemeinwesens. Allein die Identifikation von vergangenem Unrecht, sprich der Prozess der Wahrheitsfindung, liefert noch nicht Parameter dafür, wie Gerechtigkeit gegenüber vergangenem Unrecht hergestellt werden kann. Im aktuellen internationalen Rechtssystem ist das Strafrecht die wichtigste geltende Form, diktatorische Gewalt und staatlich verursachte Diskriminierung zu richten. Mein Forschungsansatz möchte die retributive Politik des Strafens im internationalen Rahmen hinterfragen und nach alternativen Möglichkeiten zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit suchen. Dafür beziehe ich mich vergleichend auch auf rechtsphilosophische und gerechtigkeitstheoretische Traditionen aus nicht-westlichen, und insbesondere arabischen Diskursen.
Dr. Mohamed Hachimi
- Dr. Mohamed Hachimi
- E-Mail: elhachimimohamed@yahoo.fr
Nadia El Ouerghemmi, M.A.
- Nadia El Ouerghemmi
- Institut für Politikwissenschaft
- Technische Universität Damstadt
- E-Mail: ouerghemmi@pg.tu-darmstadt.de
Werdegang
Oktober 2007 bis Dezember 2012: Studium der Politikwissenschaft und des Öffentlichen Rechts an der Universität Trier. 2010/11: Studium der Politikwissenschaft an der Faculté de Droit et de Science Politiques der Université de Liège. 2012: Praktikum beim Orient-Institut Beirut/ Libanon. 2011: Praktikum bei der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung/ Frankfurt am Main im Schwerpunktbereich „Herrschaft und Gesellschaftlicher Frieden“. Mitarbeit am Forschungsprojekt „Islamistische Bewegungen im Kontext sich verändernder Opportunitätsstrukturen“. Seit April 2013: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen des Projekts „Legitimation durch Völkerrecht und Legitimation des Völkerrechts“ am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Technischen Universität Darmstadt.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben widmet sich der Frage nach der Gerechtigkeit von Mechanismen der Vergangenheitsaufarbeitung in Tunesien und Ägypten nach 2011. Dabei sollen insbesondere die mit dem Transitional Justice-Ansatz einhergehenden Vorstellungen von Verfahrensgerechtigkeit und die Erwartungen der Opfer vergangener Menschenrechtsverletzungen gegenübergestellt werden. Bereits im Laufe der ersten Demonstrationen, die 2010 und 2011 weite Teile Tunesiens und Ägyptens erfassten, konnte Gerechtigkeit als eines der Hauptanliegen der Bürger ausgemacht werden. Neben sozialer Gerechtigkeit war Gerechtigkeit für die Opfer autoritärer Praktiken ein zentraler Aspekt dieser Forderung. Nach dem Sturz beider Regime wurden diese Fragen der Vergangenheitsaufarbeitung von den Übergangsregierungen binnen kürzester Zeit zur Priorität erklärt. Konkretisiert wurde dies durch die Einsetzung einer Vielzahl von Mechanismen aus dem Repertoire der Transitional Justice (Aufklärungskommissionen, Gerichtsverfahren, Entschädigungen…). Der Umstand, dass sich die Ausgestaltung dieser Verfahren als problematisch herausstellte und sie die Erwartungen der Opfer nicht erfüllen konnten, ließ die Frage nach Möglichkeiten und Kriterien gerechten Aufarbeitungsverfahren aufkommen. Antworten darauf ergeben sich sowohl aus dem Ansatz selbst als auch aus den Erwartungen und Prioritäten der Betroffenen. Eine Gegenüberstellung dieser beiden Vorstellungen erscheint sinnvoll und ist in der Lage Beiträge zu empirischen und theoretischen Debatten um die Übertragbarkeit und Möglichkeiten und Grenzen der Theoriebildung im Bereich Transtional Justice zu analysieren.
Bilel Falhi, M.A.
- Bilel Falhi
- Maknassi
- Tunesien
- E-Mail: pelsparta@yahoo.fr
Werdegang
Studium der deutschen Sprache und Literatur an der Faculté des Lettres, des Arts et des Humanités von Manouba/ Tunesien. 2012 Masterabschluss. Arbeit als Deutschlehrer in verschiedenen Institutionen. 2004 bis 2008: Mitglied des tunesischen Studentenbundes UGET. Seit 2006 Mitglied der Jungen Sozialdemokraten der FDTL (Sozialdemokratische Partei Tunesiens), 2009-2012 Generalsekretär der Jungen Sozialdemokraten. 2009 bis 2012 Mitglied der Nationalversammlung der FDTL. Seit 2011 Mitglied der ”Hohen Instanz zur Verwirklichung der Ziele der Revolution, der politischen Reform und des demokratischen Übergangs”. Dissertationsvorhaben an der FLAH Manouba/ Tunesien.
Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben im Rahmen des Projektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur“ behandelt das Thema Leben in der Diktatur und soll den Titel Blätter aus dem Studentengedächtnis tragen. Es berichtet über Erfahrungen und Erlebnisse eines politisch engagierten Studenten, der mit seinen Mitteln gegen das Regime von Ben Ali kämpfte und infolgedessen politisch verfolgt und inhaftiert wurde. Gerade über die Unrechtserfahrungen bezüglich der Repressalien von Seiten des Sicherheitsapparates wird berichtet. Des Weiteren wird ein Blick auf die heutige Situation in Tunesien geworfen, denn die Art der Arbeit des Innenministeriums sei immer noch zu kritisieren.
Dr. Steffi Hobuß
- Dr. phil., Steffi Hobuß
- Leuphana Universität Lüneburg –
- Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft
- E-Mail: hobuss@uni-lueneburg.de
Werdegang
Studium der Philosophie, Deutschen Literaturwissenschaft, Deutschen Linguistik an der Universität Hannover. 1994 Universität Bielefeld, Promotion in Philosophie. 1990 - 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld, Abteilung Philosophie. Seit 1996 Wiss. Angestellte an der Leuphana Universität Lüneburg. 2009 und 2011 Lehrpreis der Leuphana Universität Lüneburg. 2010 Gastprofessur für Memory Studies an der Karlstads Universitet, Schweden. Seit 2012 Mitglied des Management Committee der COST-Aktion IS1203 „In Search for Transcultural Memory in Europe“ (2012-16). Seit 2014 Prodekanin für Internationalisierung der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg.
Publikationen zum Thema
2013 Memory Acts: Memory without Representation: Theoretical and Methodological Suggestions; 2011 Transnational Cultural Memory and Ethics. In: Transnational Cultural Memory. Special Issue of JAC (Journal of Aesthetics and Culture - Peer-Reviewed Online-Journal); 2010 German Memory Studies. The Philosophy of Memory from Wittgenstein and Warburg to Assmann, Welzer and Back again. In: Alexandre Dessingué, Ketil Knutsen, Ann Elisabeth Laksfoss Hansen (Hg.): Flerstemte minner.- Stavanger, S. 22-34; 2007 Herausgabe: Steffi Hobuß and Ulrich Lölke (Hg.): Erinnern verhandeln. Kolonialismus im kollektiven Gedächtnis Afrikas und Europas.- Münster (Westf. Dampfboot) 2007.
Forschungsvorhaben
Ausgehend von Argumenten Ludwig Wittgensteins, John L. Austins, Jacques Derridas und Johannes Fabians zielt das Forschungsvorhaben darauf, die Begriffe der (kollektiven) Erinnerungskultur, der Sprechakte und der Performativität zusammenzuführen, um den Begriff der Erinnerungsakte für eine Theorie der Erinnerungskultur in interkulturellen Kontexten geltend zu machen. Eine zentrale Rolle spielen darin die Sprecherinnenpositionen und die Frage der Verantwortung. Die Analyse der kontextuellen Gebrauchsweisen von Erinnerungsakten erlaubt es nicht nur, die Dichotomie zwischen dem Individuellen und Kollektiven und zwischen dem Nationalen und dem Globalen zu überwinden, sondern auch diejenige zwischen einem Verständnis der Geschichte als Summe vorhandener Ereignisse und der kollektiv konstruierten Erinnerung. Ein solcher Zugang ermöglicht die Analyse der Dynamiken der Erinnerung von Migrantinnen, des Zusammenhangs von Macht, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur, und des Problems inter- und transkultureller Erinnerung im Kontext der Frage alter und neuer Grenzen. Die Verabschiedung der Mastererzählung der „Repräsentation“ lässt die Gegenwart und Zukunft der Verhandlung, Transmission und Konstruktion von Erinnerungen in den Blick kommen, anstatt die Erinnerung ausschließlich auf die Vergangenheit gerichtet zu sehen, und ermöglicht die Entwicklung eines bisher fehlenden Methodenansatzes zur Untersuchung des Verhältnisses von Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit. Zugleich werden die ersten Schritte des methodischen Ansatzes der Erinnerungsaktforschung an aktuellen Fallbeispielen aus Tunesien erprobt und mit tunesischen Forscher_innen diskutiert und weiterentwickelt.
Ali Jridi, M.A.
- Ali Jridi, M.A.
- FLAH Universität Manouba
- E-Mail: ali.jridi77@gmail.com
Werdegang
Studium der Germanistik an der Universität Manouba (Tunis) mit Maȋtrise-Abschluss (2008). Von 2010 bis 2012 Magisterstudium an der Universität Manouba (Tunis) (Hauptfach: Germanistische Literaturwissenschaft) mit einer Magisterarbeit zum Thema „Die weibliche Existenz in der modernen Literatur - Maimuna im „Staudamm“ von Messadi und Hanna im „Homo faber“ von Max Frisch“. Von 2008 bis 2013 Dozent für deutsche Sprache und Literatur am ISEAH (Universität Tunis). Seit 2013 Dozent für deutsche Sprache an der FLAH Manouba. Seit 2014 Stellvertretender Vorsitzender des TGDV (Tunesischer Germanisten- und Deutschlehrerverband).
Forschungsvorhaben
Im Mittelpunkt meines Forschungsvorhabens steht die Thematisierung der Unrechtserfahrungen und Foltermechanismen in der deutschsprachigen ‚Exilliteratur‘ am Beispiel der Erzählwerke des syrisch-deutschen Schriftstellers Rafik Schami. Anhand seiner literarischen Produktion wird die soziale, kulturelle und politische Diktatur analysiert. Hier wird der Frage nachgegangen, inwieweit seine Werke das Leben in der Diktatur in Syrien reflektieren.
Dr. Andreas Jürgens
- Dr. phil. Andreas Jürgens
- Leuphana Universität Lüneburg
- E-Mail: andreas.juergens@leuphana.de
Werdegang
Studium der Philosophie, Kulturwissenschaft und Germanistik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der Universität Bremen und als Gaststudent an der Uniwersytet Gdański. Auf das Magister-Examen 2006 folgte bis 2009 eine Mitarbeit in der Deutschen Abteilung „Menschenrechte und Kulturen“ des europäischen UNESCO-Lehrstuhls für Philosophie (Paris) an der Universität Bremen. Von 2007-2009 Promotionsstipendiat der Zentralen Forschungsförderung der Universität Bremen. 2010 Promotion in Philosophie ebendort. Mit Beginn des Jahres 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem von Christoph Jamme geleiteten Forschungsprojekt „Aesthetics, Literature, and Literary Theory“ im Rahmen des multinationalen Forschungsverbundes „The Impact of Idealism. The Legacy of Post-Kantian German Thought“. Seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leuphana College, seit 2012 assoziiert zum Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg. Andreas Jürgens ist Mitglied des Scientific Advisory Board der "Revista Internazionale di Filosofia e Psicologia", der Internationalen Ernst Cassirer-Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Veröffentlichungen u.a.: Humanismus und Kulturkritik: Ernst Cassirers Werk im amerikanischen Exil, Paderborn: Wilhelm Fink 2012; Wege in der Philosophie. Geschichte – Wissen – Recht – Transkulturalität, hrsg. mit Sarhan Dhouib, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2011.
Publikationen zum Thema
„Sturz durch die Zeiten“. Transhistorie – Zum Werk Durs Grünbeins. In: Mythos – Geist – Kultur. FS zum 60. Geb. von Christoph Jamme, hrsg. mit Kerstin Andermann, Paderborn: Wilhelm Fink 2013, S. 349-359. Diktatur und ästhetische Autonomie: Zu Durs Grünbeins Gedichtband „Grauzone morgens“ [Vortragsmanuskript]. (Workshop „Leben in der Diktatur. Unrecht und Verantwortung“, 09.-11.12.2013, Evangelische Akademie Hofgeismar b. Kassel).
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben zielt auf eine literaturwissenschaftliche Reflexion des Zusammenhangs von Unrechtserfahrung und schriftstellerischer Erinnerungskultur. Hierzu arbeite ich exemplarisch zu der frühen Werkphase des deutschen Gegenwartslyrikers und Essayisten Durs Grünbein. Am Beispiel ausgewählter Grünbeinscher Gedichte und poetologischer Aufsätze aus den 1980er und 1990er Jahren gilt mein Erkenntnisinteresse der künstlerischen Sedimentierung des vom Autor erfahrenen Wechsels der Lebenswelt im Zeichen des deutsch-deutschen Wendejahrs 1989. Hierbei fungiert als Interpretationshypothese, dass das für das Grünbeinsche Werk charakteristische Verfahren der poetischen Simultanisierung historischer Zeitschichten sowie deren geschichts-poetologische Konturierungen als ‚Omnitemporalität‘, ‚diskontinuierliche Moderne‘ und ‚Transhistorie‘ als ästhetische Transformationen von Diktaturerfahrung gelesen werden können.
Dr. Karim Khadhraoui
- Dr. Karim Khadhraoui
- ISLAI Béja - Tunesien
- E-Mail: karim.khadhraoui@yahoo.de
Werdegang
2000-2004 Studium der Germanistik am Hochschulinstitut für Sprachen in Tunis. 2005-2007 Masterstudium an der Universität Manouba. 2013 Promotion im Fachgebiet Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin mit einer Dissertationsschrift zum Thema „Schreiben ohne festen Wohnsitz – Literaturwissenschaftliche und soziologische Untersuchungen zur ‚Migrationsliteratur’“, Stipendien des DAAD. Von 2005 bis 2007 Gymnasiallehrer für Deutsch. 2007-2010 Lehrbeauftragter für deutsche Sprache und Landeskunde an der Universität Manouba. Seit 2010 Dozent am Hochschulinstitut für angewandte Sprachen und Informatik in Béja (Tunesien).
Forschungsvorhaben
Die Darstellung von Folterung und Unrechtserfahrungen in der arabischen ‚Folter- oder Gefängnisliteratur’ bildet die Grundlage meiner literatur- und kulturwissenschaftlichen Untersuchung. Zwei in deutscher Übersetzung erhältliche Werke aus der arabischen Welt fallen hier besonders auf: „Östlich des Mittelmeers“ und „Hier und jetzt, Östlich des Mittelmeers noch einmal“ von Abdalrachman Munif. Seine Romane reflektieren die menschliche Erniedrigung, die psychische und physische Folter verschiedenster Art, die Gemeinschaft der Gefangenen und auch gewisse Vorgänge im Zusammenhang mit der Festnahme. Hier wird der Frage nachgegangen, inwieweit seine literarische Produktion als Beitrag aus dem Blickwinkel der Erinnerungskultur untersucht werden können. Analysiert wird u.a. die Behandlung der sozialen, kulturellen und politischen Machtverhältnisse unter der Diktatur. Hierzu wird ein Vergleich zu deutschsprachigen Autoren in Bezug auf deren Lebenserfahrungen in diktatorischen Regimen unternommen.
Ina Khiari-Loch, M.A.
- Ina Khiari-Loch
- Institut supérieur des sciences humaines de Médenine - Université Gabes
- Tunesien
- E-Mail: ikhiariloch@yahoo.de
Werdegang
Studium der Ethnologie, Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Bayreuth. 2002 Magisterarbeit zum Thema „Tourismus auf Djerba/ Tunesien – Zur Beziehung zwischen Touristen und lokaler Bevölkerung“. Seit 2002 Lehrbeauftragte für das Fach Deutsch am Institut supérieur des études technologiques (ISET) Djerba/ Tunesien. Seit 2008 Assistentin am Institut supérieur des sciences humaines (ISSH) Medenine/ Tunesien im Fachbereich: Angewandtes Deutsch. Seit 2010 Promotionsstudium an der Georg-August-Universität Göttingen (Göttinger Graduiertenschule Geisteswissenschaften). Arbeitstitel des Dissertationsprojektes: „Weibliche Identität im gesellschaftlichen Wandel - Vergleichende Interpretation biographischer Texte aus Südtunesien“. Seit 2012 Koordinatorin des Fachbereichs Angewandtes Deutsch am ISSH Medenine.
Publikationen zum Thema
- Die tunesische „Revolution für Freiheit und Würde“. Ein Hintergrund- und Erfahrungsbericht zu den Gründen des Volksaufstandes, in: Periplus. Jahrbuch für außereuropäische Geschichte, Jahrgang 22 Wandel in der Arabischen Welt, 2012, S. 13-31.
- Frauen in Tunesien zwischen Staatsfeminismus und neuem islamischen Bewusstsein – Das Kopftuch als Symbol des Islamismus oder der Freiheit?, in: Human Law. Actes du colloque sur la pédagogie et la culture des droits de l’homme. Cottbus-Medenine 2013, Medenine, 2013, S. 104-122
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben, das sich dem Projekt „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur” aus dem ethnologischen Blickwinkel annähert, ist Teil meines Dissertationsprojektes, das sich mit der individuellen weiblichen Erfahrung in Bezug auf soziale Wandlungsprozesse in Tunesien beschäftigt. Mittels der Text- und thematischen Feldanalyse (Interpretative Sozialforschung nach Rosenthal) werden dabei biographische Interviews aus Südtunesien ausgewertet. In diesen Interviews berichten die Gesprächspartnerinnen über verschiedenste Erlebnisse aus ihrem Leben, darunter auch Unrechtserfahrungen aus der Zeit der Regime von Bourguiba und Ben Ali. Mein Forschungsvorhaben fragt danach, wie sich die Interviewpartnerinnen an diese Situationen der Unrechtserfahrung erinnern, d.h. wie sie ihre Erlebnisse im Interviewkontext darstellen und mit ihnen umgehen. Außerdem fragt es nach den Schlussfolgerungen, die man aus den erzählten Erinnerungen in Bezug auf das Zusammenspiel von kollektivem und individuellem, von offiziellem und inoffiziellem Gedächtnis ziehen kann.
Dr. Markus Kneer
- Dr. Markus Kneer
- Philosophisch-Theologische Hochschule Münster
- Uni Regensburg
- E-Mail: markuskneer@gmx.de
Werdegang
Studium der Katholischen Theologie (Diplom), der Philosophie und Islamwissenschaft (Magister Artium) in Paderborn, Maynooth/Republik Irland und Münster. Promotion zum Dr. der Theologie (2002) in Paderborn, seit 2005: Habilitationsprojekt zum Thema „Der Begriff der Person im christlich-islamischen Dialog“ im Fach Katholische Theologie (seit 2013 an der Universität Regensburg, vorher Universität Münster), mehrere Forschungsaufenthalte in Marokko und Frankreich, seit 2011 Lehrbeauftragter an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster, November 2013 Gastdozent an der Universität Oran/Algerien.
Publikationen zum Thema
- „Abgeschlossen“ oder „aufgeschlossen“? Muhammad Aziz Lahbabis islamische Kulturphilosophie und die Frage nach einem universalen Humanismus, in: Marianne Heimbach-Steins, Rotraud Wielandt (Hrsg.), Was ist Humanität? Interdisziplinäre und interreligiöse Perspektiven. Würzburg 2008 (Judentum – Christentum – Islam; Bamberger Interreligiöse Studien, Bd. 6) 25-41
- Un personnalisme en Islam est-il possible? Sur la pensée de Muhammad Aziz Lahbabi, in: Bulletin des amis d’Emmanuel Mounier 99 (2010) 48-57
Forschungsvorhaben
Das von mir verfolgte Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage, wie im Werk des marokkanischen Philosophen Mohamed Aziz Lahbabi die Erfahrung des Kolonialismus präsent ist und als hermeneutischer Schlüssel zu dessen Denken dienen kann. Der Vorwurf gegen ihn lautet: Er habe mit dem Personalismus einen westlichen Diskurs dem arabischen oktroyiert bzw. das muslimische Denken christianisiert. Lahbabis Kritiker stellen nicht die Frage, warum er gerade den personalistischen Ansatz wählt. Aus autobiographischen Texten und aus seinem literarischen Werk geht hervor, dass es gerade die Reflexion über die (auch selbst erlittenen) Unrechtserfahrungen ist, die ihn zur Frage nach der Person führen, sowohl im Blick auf personale Identität als auch im Blick auf Anerkennung des Personstatus des Kolonisierten. Im Personalismus findet Lahbabi das Rüstzeug, um diese Frage zu stellen, zu vertiefen und Lösungen anzubieten, gerade auch in Hinblick auf die Frage sozialer Gerechtigkeit. Letztlich liegen im Personalismus auch die Grundlagen dafür, Kultur in ihrer Pluralität wahrzunehmen und zu behaupten.
Dr. Mohamed Lachhab
- Dr. Mohamed Lachhab
- Institut für Literaturwissenschaften
- Universität Ibn Zohr, Agadir/ Marokko
- Email: mohamed.lachhab@zentr.uni-goettingen.de
Werdegang
1992 bis 1996 Studium der Philosophie an der Universität Dehar El Mehraz in Fes. 1997 bis 2010 Lehrer für Philosophie am Gymnasium. 2008 Promotion zu Habermas’ Theorie des Kommunikativen Handelns. Seit 2010 Dozentur für Philosophie an der Universität Ibn Zohr in Agadir. Seit 2014 als Stipendiat am Lichtenberg-Kolleg in Göttingen. Forschungsschwerpunkte: Gerechtigkeit, politische Philosophie, Ethik , Philosophie der Menschenrechte und Sprachphilosophie.
Publikationen zum Thema
- Diskursethik in Habermas „Theorie des kommunikativen Handelns“ (auf Arabisch) in: Dar Ward, Jordan2013.
- Deliberative Demokratie und Menschenrechte bei Habermas, in: Kultur, Identität und Menschenrechte: Transkulturelle Perspektiven, herausgegeben von Sarhan Dhouib, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, 2012, S. 240-254.
- Rechtsphilosophie in Habermas 'Theorie des kommunikativen Handelns", in: Zeitschrift der Forschungsgruppe „Rechtsphilosophie“, Rabat 2009
Forschungsvorhaben
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur“ werde ich aus einer philosophischen Perspektive zu den Begriffen „Gerechtigkeit“ und „Verantwortung“ arbeiten. Dabei beziehe ich mich auf die jüngste Generation der Frankfurter Schule und dabei insbesondere auf das Werk von Jürgen Habermas, Axel Honneth und Rainer Forst. Ich halte die Kritische Theorie für einen vielversprechenden Ansatz, um Gesellschaften innerhalb der arabischen Welt zu analysieren. Die jüngsten Ereignisse des arabischen Frühlings verdeutlichen die zentrale Bedeutung von Fragen der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Gleichheit und der Würde. Darüber hinaus finde ich, dass die soziale und politische Gerechtigkeit, wie sie von Forst innerhalb seiner deliberativen Theorie vertreten wird, die Diskurstheorie von Habermas und das Paradigma der Anerkennung bei Honneth hilfreiche Ansätze sind, um eine Kultur der Kritik und ein Selbstbewusstsein im Kampf gegen jegliche Formen der Willkür, der Beherrschung und Exklusion herauszubilden. Sie sind darüber hinaus dafür geeignet, Machstrukturen und Machtverhältnisse in der arabischen Welt zu untersuchen. Insbesondere die Pointe der politischen Gerechtigkeit ist im Zeitalter des arabischen Frühlings zentral, weil sie Fragen der Macht ins Zentrum rückt, um die Rolle des Einzelnen als aktives Rechtfertigungswesen und ein Recht auf die Teilnahme an der politischen Öffentlichkeit begründen zu können.
Prof. Dr. Azelarabe Lakhim Bennani
- Prof. Dr. Azelarabe Lakhim Bennani
- Universität Fes - Faculté des lettres –
- Fachbereich Philosophie/ Marokko
- E-Mail: lazelarabe@hotmail.com
Werdegang
Studium der Philosophie an der Universität Fes/ Marokko und der Université Paris 1 - Panthéon – Sorbonne/ Frankreich. 1988 Promotion im Bereich Philosophie und Sprache sowie Philosophie und Semantik an der Université Paris 1 - Panthéon - Sorbonne. 1996 Habilitation an der Universität Fes zum Thema Semantik, Philosophie und Psychologie bei F. Brentano und Anton Marty. Zahlreiche Publikationen und Beiträge zum Thema Menschenrechte, Gerechtigkeit und praktische Philosophie.
Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben innerhalb des Projekts: Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur soll den Titel: ”Auf dem Wege der Rehabilitierung der Literatur der Jahre von « Schutt und Asche ». Der Fall Marokkos.” tragen. Die fantastische Schöpfungskraft der marokkanischen Jugendlichen wurde seit dem Ende der sechziger Jahre durch zahlreiche Zeitschriften, Gedichtbände, Romane und politische Kundgebungen weiter beflügelt. Die Meinungsfreiheit war die Hauptforderung dieser Jugend, die mit aller gewalttätigen Kraft begrenzt wurde. Daher waren es vor allem Jugendliche, die wegen ihrer politisch inspirierten Gedichte und Dramen als Verbrecher inhaftiert und zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Ungewollt sind dadurch viele Dichter, Aktivisten und Studierende zu Helden geworden. Die langen Jahre der Inhaftierung waren für viele Inhaftierte zudem Jahre des Nachdenkens, aber auch der Weiterbildung. Denn viele setzten ihre Ausbildung in der Haft durch ein Fernstudium fort. Ihre literarische Produktion hatte da bereits eine breite Leserschaft erreicht. Einige haben einen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit gezogen und nach einer neuen Zukunftsgestaltung gesucht. Abdellatif Laabi z. B. der wegen seiner erfolgreichen frankophonen Gedichte die Gefangenschaft für mehr als zehn Jahre erleben musste, wurde beispielsweise ein noch erfolgreicherer Dichter in Frankreich. Andere gehören dagegen nun zu einer neuen Generation der Schriftsteller mit der sogenannten „Gefängnisliteratur“. Und wieder andere, die sich vor der Verhaftung linksradikal engagiert haben, erprobten neue Wege der sozialen Integration, indem sie neuen Parteien, bzw. Menschenrechtsorganisationen beigetreten sind. Zwischen den Jugendlichen, die sie es einst waren, und den heutigen Ernüchterten klafft nun eine Schere, die immer weiter auseinanderzugehen droht. Der Ernüchterte versteht sich anders in seiner Vergangenheit - als Aktivist. Er bearbeitet sein Gefängnistrauma anders. Alles, was er im Alltag sieht, ist neu und erinnert ihn daran, dass er Vieles in der Gefangenschaft verpasst hat. Gleichzeitig will er nicht, dass das Trauma der Erinnerung zu einem Alptraum wird. Wie können die Freigelassenen den Schmerz, der ihnen zugefügt wurde, nunmehr verarbeiten? Im heutigen Projekt versuchen wir, eine Auswahl von Texten und Gedichten aus der Zeitschrift „Souffles“ zu untersuchen. Der Begriff der literarischen Gerechtigkeit wird uns dabei im Rahmen einer menschenrechtlichen hermeneutischen Deutung der Literatur begleiten. Das Ziel ist es, die Literatur der Jahre von „Schutt und Asche“ zu rehabilitieren und aus dem Rampenlicht der Menschenrechte neu zu beleuchten. Langfristig hoffen wir, dass die Literatur der Jahre von „Schutt und Asche“ ihren regulären und gebührenden Status in den Curricula der dazugehörigen akademischen Fachrichtungen erwerben darf.
Dr. Moez Maataoui
- Dr. phil. Moez Maataoui
- Universität Gafsa/ Universität Manouba
- Mail: moezmaataoui@yahoo.de
Werdegang
Studium der Germanistik an der Universität Manouba (Tunis) mit Maȋtrise-Abschluss (1998). Von 1998 bis 2002 Magisterstudium der Fächer Deutsch als Fremdsprachenphilologie und Islamwissenschaft an der Universität Heidelberg, tunesisches Regierungsstipendium. 2002- 2007 Promotion im Fach Sprachwissenschaft an der Universität Heidelberg mit einer Dissertation zum Thema „Wortakzenterwerb bei tunesischen Lernern des Deutschen. Eine Untersuchung im Rahmen der Optimalitätstheorie“ und Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg. 2007- 2009 Dozentur für deutsche Sprache und Literatur an den Universitäten Tunis und Manouba (Tunesien). Seit 2009 Dozentur für Angewandtes Deutsch an der Universität Gafsa (Tunesien). Seit 2012 Koordinator der Deutschabteilung an der Universität Gafsa und Lehrbeauftragter für Übersetzen an der Universität Manouba.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsbereich ist die Sprache der Diktatur im vorrevolutionären Tunesien aus politolinguistischer Perspektive. Dieser Bereich, dessen Erforschung eine Art linguistische Aufarbeitung des sprachlichen Erbes der jüngsten Vergangenheit Tunesiens darstellt, bietet eine große Auswahl an Themen und Untersuchungsgegenständen aus dem politischen Diskurs und dem öffentlichen bzw. nicht öffentlichen Sprachgebrauch. Der aktuelle Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Untersuchung des politischen Schlagwortgebrauchs in den Medien während der Diktatur von Ben Ali (1987-2011). Schlagwörter wie beispielsweise Freiheit, Demokratie, Fortschritt, Menschenrechte und Pluralismus waren Fahnenwörter des autoritären Regimes, die mit propagandistischen Absichten gezielt eingesetzt und in allen im Land zugelassenen Medien massenhaft gebraucht wurden. Ziel meiner Forschung ist es, solche Schlagwörter nach lexikalisch-semantischen und pragmatischen Kriterien zu analysieren und der Frage nachzugehen, inwieweit Schlagwörter für Propagandazwecke und den Erhalt des Regimes „missbraucht” wurden. Untersuchungen zum Schlagwortgebrauch in der DDR-Diktatur – sowie zu allen anderen Aspekten der DDR-Sprache – sollen als Inspirationsquelle für diese Studie und als Grundlage für weitere vergleichende Arbeiten dienen.
Dr. Soumaya Mestiri
- Dr. Soumaya Mestiri
- Institut für Philosophie
- Faculté des sciences humaines et sociales de Tunis
- Universität Tunis
- E-Mail: mestiri.soumaya@yahoo.fr
Werdegang
Studium der Philosophie an der Universität Paris 1 – Sorbonne. 1998: Maîtrise der Philosophie. 1999: Magister im Bereich der politischen Philosophie an der dortigen Universität. 2003: Promotion über 'La conception de la personne dans la philosophie de John Rawls. Essai de reconstruction de la théorie de la justice comme équité. Seit 2005 ist Frau Mestiri Hochschullehrerin der politischen und sozialen Philosophie an der Universität Tunis. Sie ist Spezialistin für die Theorien über Gerechtigkeit, die Beziehungen zwischen Liberalismus und Republikanismus, über auf Gender angewandte Studien und, im Allgemeinen, über die multikulturelle Diversität. Sie forscht ebenfalls über die Idee einer islamisch-demokratischen Tradition, und zwar entgegen den Verfechtern einer „islamischen Ausnahme“, seien es Laizisten oder religiöse Fundamentalisten. Veröffentlichung u.a.: Rawls. Justice et équité, Paris, PUF, 2009; Islam as a Democratic Interlocutor ? Diogenes, 57, 2, 2011.
Forschungsvorhaben
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur“ werde ich über den Begriff der Zeugenaussage (témoignage) arbeiten. Wichtig ist dabei die Idee einer doppelten Rekonstruktion, nämlich der des eigenen, tief verletzen Ich, das im Kampf für die Freiheit engagiert ist, und der der Diktatur selber, begriffen als ein Phänomen, dessen Wahrheit von uns erst im Nachhinein ergriffen wird (ähnlich den Kriegen und Genoziden). Die Tatsache, dass die Zeugenaussage sich durch diesen doppelten, total paradoxalen Blickwinkel konzipieren lässt, wird der Prüfstein meines Beitrags am Projekt sein: Das Revuepassieren der Diktatur ist die conditio sine qua non einer individuellen Rekonstruktion. In diesem Sinne ist die Zeugenaussage genau das Gegenteil vom Bekenntnis: Während dieses der Selbstrekonstruktion durch die Vernichtung der Sünde, die durch ihre Verbalisierung beseitigt wird, dient, lässt die Zeugenaussage den Schmerz wieder hoch leben, in der Hoffnung, eine zutiefst verletzte Persönlichkeit widerstandsfähig zu machen. In diesem Rahmen wird die Analyse der Zeugenaussage des tunesischen Oppositionellen und Aktivisten in der linken Bewegung „Perspectives“, Gilbert Naccache, wie sie sich in seinen Büchern „Cristal“ (1982), „Le ciel est par-dessus le toit“ (2005) und „Qu´as-tu fait de ta jeunesse? Itinéraire d´un opposant au régime de Bourguiba“ (2009), erkennen lässt, das erste Kettenglied meiner Arbeit sein.
Esther Mikuszies, M.A.
- Esther Mikuszies
- Universität Kassel
- E-Mail: esther.mikuszies@gmail.com
Werdegang
2000-2007 Studium der Wissenschaftlichen Politik, Rechtswissenschaften und Neueren und Neuesten Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau; 2002-2003 Auslandsaufenthalt an der Université Michel de Montaigne in Bordeaux/Frankreich; April – Oktober 2005 in Riga/Lettland; Magisterarbeit zum Thema „Zivilgesellschaftliches Engagement von MigrantInnen in Frankreich. Elternvereine in Mulhouse“; 2007-2012 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet der Politikwissenschaftlichen Komparatistik an der Universität Kassel; 2012-2013 Stipendiatin der Lothar-Bayer Stiftung der Universität Kassel; Promotionsprojekt in Politikwissenschaften an der Universität Kassel zum Thema „Dynamiken politischer Rechte und Bürgerschaft: Ecuadorianische und marokkanische Migranten in Spanien“ mit Feldaufenthalten in Spanien, Marokko und Ecuador gefördert durch die Rudolf und Ursula Lieberung-Stiftung der Universität Kassel.
Publikationen zum Thema
Die Rechte von Migranten. Überlegungen zu aktuellen Paradoxen der Bürgerschaftspraxis, in: Dhouib, Sarhan (Hg.) 2012: Kultur, Identität und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven. Göttingen: Velbrück, 256-272. Emigration Policies and Citizenship Rhetoric: Morocco and its Emigrants in Europe, in: Ruß, Sabine und Helen Schwenken (Hgs.): New Border and Citizenship Politics. New York: Palgrave Macmillan, erscheint voraussichtlich Ende 2014.
Forschungsvorhaben
Unrecht und Neubeginn. Politische Eliten in Marokko - Wie politische Eliten sich nach politischen Umbrüchen zusammen und mit Unrechtserfahrungen auseinander setzen gehört zu den zentralen Fragen der Transitionsforschung. In Marokko leitete die Monarchie 2004 mit der Instance Équité et Reconciliation die Aufarbeitung der bleiernden Jahre (les années du plomb) ‚von oben‘ ein. Ein Teil der ehemaligen politischen Gefangenen und Exilierten wurde rehabilitiert. Einige sind heute in politischen Ämtern – nicht nur in der IER – anzutreffen, obgleich die Vergangenheitsaufarbeitung nicht im Zuge eines Regimewechsels, sondern einer autoritären Umstrukturierung erfolgt. Dies nimmt das Projekt zum Anlass, um aus einer psychoanalytischen und lebensweltlichen Perspektive die Wege und Erfahrungen derjenigen zu beleuchten, die als einstige Verfolgte heute aus unterschiedlichen Beweggründen an den Institutionen der Monarchie partizipieren. In qualitativen Experteninterviews mit biographischem Fokus möchte ich die Sicht auf das erlittene Unrecht, das subjektive Verständnis von Versöhnung, die Frage nach Vertrauen bzw. Akzeptanz der Staatsgewalt, Erfahrungen mit politischer Teilhabe sowie Solidaritätsnetzwerke und -allianzen ehemaliger Gefangener und Exilierter ausloten. Die marokkanische Erfahrung soll für einen Umgang mit der Vergangenheit in Gesellschaften sensibilisieren, in denen sich die Lebensverhältnisse der Bewohner nicht schlagartig mit einem politischen Umbruch verbesserten.
Dr. Brahim Moussa
- Dr. Brahim Moussa
- Institut supérieur des langues de Tunis
- Tunesien
- E-Mail: br_moussa@yahoo.de
Werdegang
Studium der Germanistik an der Universität La Manouba in Tunis und Abschluss 2001. Darauf folgt ein Magisterstudium in den Fächern Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Münster. 2004 Abschluss mit einer Magisterarbeit zum Thema Frauen in Fontanes Stechlin. Individualität und Gesellschaft. Der Promotionsstudiengang an der Universität Münster wurde im Jahr 2011 mit einer Dissertationsschrift zum Thema Heterotopien im poetischen Realismus. Andere Räume, Andere Texte abgeschlossen. Seit 2010 Dozent für deutsche Literaturwissenschaft am Hochschulinstitut für Sprachen in Tunis an der Universität Carthage. Seit 2011 Mitglied in der Forschungsgruppe (Unité de recherche) langue et formes culturelles am Hochschulinstitut für Sprachen in Tunis.
Forschungsvorhaben
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur” möchte ich mich Uwe Johnsons Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl zuwenden. In mehrfacher Hinsicht scheint mir der vierbändige Text der Stoßrichtung der Forschungsgruppe Rechnung zu tragen. Das Werk, dessen vier Bände zwischen 1970 und 1983 entstanden sind, setzt sich mit der neusten deutschen Geschichte in einer entchronologisierten Erzählform auseinander, die raumzeitlich divergierende Erzählstränge aufschichtet und aufeinander bezieht. So reihen sich Berichte über die Vergangenheit, z. B. über Erfahrungen im Nationalsozialismus an Zeitungsinformationen aus dem Alltag von Gesine Cresspahl Ende der 60er Jahre in New York und an Erinnerungen aus ihrem frühen Leben in der DDR. Damit eröffnet sich ein breites Spektrum der Verhandlungen mit Erlebnissen in diktatorischen staatlichen Systemen und repressiven Gesellschaftsstrukturen, gegen die sich manche Protagonisten zur Wehr setzen. Natürlich dokumentiert Johnsons Jahrestage keine Geschichte, gleichwohl ist er ein polyphoner Roman, der durch seine Mehrstimmigkeit Lebensläufe bzw. Abschnitte von Lebensläufen erzählt, die hohen Wahrheitsanspruch erheben. Der Roman liefert ein plurales Gesellschaftstableau von Menschen, die in diktatorischen Verhältnissen leben, oder gelebt haben, und lässt dies aus ihrer Sicht aber auch aus der Sicht anderer beschreiben. Zu tieferen Untersuchungen regen diese Implikationen insofern an, als der Text die Geschichte, z. B. der „Siegeszug“ der Nazis Anfang der 30er Jahre, von Verhältnissen ihrer Entstehung her erzählen lässt, und nicht aus einer um Jahrzehnte verspäteten Perspektive mit einem bereits fremden Diskurs. Das Aufkommen des Nationalsozialismus wird aus der Perspektive von Nazis, Mitläufern, Neutralen und Gegnern erzählt, die in Paradigmen ihrer Zeit denken und agieren. Mit diesem Verfahren lebt die kritische Auseinandersetzung mit Diktatur vom diskursiven Modus, der der Diktatur entsprungen ist. Der Schwerpunkt meiner Untersuchung zu Jahrestagen gilt diesem Befund der Entstehung von Widerstand gegen die Diktatur aus ihrem Zeitgeist und ihren sprachlichen Realisierungsformen. Ferner ist zu untersuchen, inwiefern sich Jonhsons Jahrestage, die Erzählung von Geschichte aus einer Monoperspektive der Gegenwart gegen eine polyphone Geschichte der Gleichzeitigkeit austauscht. Gelingt es Johnson damit, die herkömmliche Geschichtsschreibung, die Michel de Certeau als ein Begräbnisakt der Geschichte definiert, ins dauerhafte Leben zu retten? Leistet damit der Text selbst in seiner erzählerischen Ausrichtung einen Widerstand gegen den Vorwurf des Vergessens, der Geschichtsaufarbeitung von manchen Kritikern, z. B. Lyotard, attestiert wird?
Dr. Steffen Pappert
- Dr. Steffen Pappert
- Universität Duisburg-Essen
- Institut für Germanistik
- E-Mail: steffen.pappert@uni-due.de
Werdegang
Studium der Politikwissenschaft und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig; danach Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Linguistik der Universität Leipzig. Promotion 2003: "Politische Sprachspiele in der DDR: Kommunikative Entdifferenzierungsprozesse und ihre Auswirkungen auf den öffentlichen Sprachgebrauch" (Frankfurt a.M. u.a.: Lang 2003). Anschließend Lehre und Forschung an den Universitäten Augsburg, Düsseldorf und Duisburg-Essen. Arbeitsgebiete: Medienkommunikation, Politische Kommunikation, Sprachgebrauch in der DDR, Diskursanalyse. Seit 2011 Vorstandsmitglied der AG Sprache in der Politik e.V.
Publikationen zum Thema
- (2007) Hrsg.: Die (Un-)Ordnung des Diskurses. Leipzig.
- (2011) Hrsg., zusammen mit Bettina Bock und Ulla Fix: Politische Wechsel - Sprachliche Umbrüche. Berlin.
Forschungsvorhaben
Anknüpfend an meine bisherigen Arbeiten zur Sprache/zum Sprachgebrauch in der DDR geht es mir vorrangig darum, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den öffentlichen Diskursen, die vor, während und nach den Umbruchsituationen in Osteuropa und Nordafrika die politischen Systeme prägten bzw. die von den jeweils Regierenden auf rigide Weise geprägt wurden, herauszuarbeiten und zu beschreiben.
Dr. Sarah Schmidt
- Dr. Sarah Schmidt
- Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
- E-Mail: sschmidt@bbaw.de
Werdegang
Studium der Germanistik und Philosophie in Tübingen und Leipzig, Promotion in Philosophie über den Begriff der Wechselwirkung bei Friedrich Schleiermacher. Fünfjährige Lehrtätigkeit als DAAD-Lektorin in Paris (1999-2004); 2004-2007 Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Transdisziplinarität der Hochschule der Künste Bern (CH), sowie Lehraufträge am Schweizerischen Literaturinstitut (Biel, CH) und an der Universität Cergy-Pontoise (F) im Fach Germanistik. 2008 - März 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft, dort Lehre und Koordinatorin des PhD-Netzwerkes „Internationalisierung von Literatur und Wissenschaft“. Seit September 2010 Leitung des DFG-Netzwerkes „Sprachen des Sammelns“ (Laufzeit 2011-2014; 15 Mitglieder); März 2010 DAAD-Gastdozentur am King’s College in London. Seit Mai 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BBAW Schleiermacher-Forschungsstelle und Lehre am Lehrstuhl für Philosophie an der theologischen Fakultät der HU; Neben wissenschaftlicher Tätigkeit Beteiligung an wissenschaftlich-künstlerischen Projekten. Forschungsschwerpunkte: Frühromantik, Literatur der Gegenwart, Wechselwirkung von Philosophie und Literatur, materiale Kultur und Wissenssammlung, Interkulturalität und Fremdheitsdiskurse. Veröffentlichung u.a.: Die Konstruktion des Endlichen. Schleiermachers Philosophie der Wechselwirkung, Walter de Gruyter, (2005); (mit A. Kostka) „Alteritätsforschung/Interkulturalitätsforschung“, in: Methodengeschichte der Germanistik (2009); „Vom Kofferpacken. Die fragile Allianz der Dinge mit der Sprache im Werk Herta Müllers“, in: Zeitschrift für Germanistik 1/2012.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsprojekt widmet sich dem Wechselverhältnis von Sprache und Wahrnehmung, seiner generellen Funktionsweise und seiner spezifischen Modifikation in Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung im Werk der Gegenwartsautorin Herta Müller. In Ihren Romanen, Essays und Bildgedichten thematisiert Herta Müller den Alltag der Rumäniendeutschen Bevölkerung unter den wechselnden Diktaturen, die aus vermeintlichen „Tätern“ der Deutschland-Sympathisanten im 3. Reich die vermeintlichen Opfer unter der Ceausescus-Diktatur werden lassen. Ein stetiges Beobachter-Sein und Beobachtet-Werden prägt dabei ebenso die konservative dörfliche Gemeinschaft wie die unter dem Terror des Sicherheitsdienstes stehende Bevölkerung. Meine Untersuchungen wenden sich zunächst der spezifischen Wahrnehmungstheorie zu, die Herta Müller insbesondere in ihrem Essayband Der König verneigt sich und tötet entwirft und die als stetige Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart in den Neologismen der „Vergangenwart“ und „Gegenheit“ auf den Punkt gebracht werden. In einem zweiten Schritt sollen die Auswirkung untersucht werden, die das „System Angst“, das mit gezielten Eingriffen in das Privatleben und spezifischen Verhörmethoden generiert wird (Der Fuchs war damals schon der Jäger, 1992 und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet,1997), sowie das „System Hunger“, verstanden als dauerhafte Grenzerfahrung von physischer und psychischer Erschöpfung (Atemschaukel, 2004), auf Wahrnehmung und Sprache haben. Zu solchen Auswirkungen gehören die Erweiterung der Nomenklatur des Schweigens ebenso wie die Fragmentierung und eine radikale Dynamisierung von Sprache. In letzter Instanz verbindet sich mit Herta Müllers Reflexion über Sprache und Wahrnehmung in Zeiten der Diktatur immer die Frage nach der Versprachlichung und Kommunizierbarkeit von Grenzerfahrungen. Im Vergleich mit Autoren aus den arabischen Ländern erhoffe ich mir im Forschungsprojekt eine Diskussion über die Bedingungen der Möglichkeit einer Transkulturalität jener Grenz- bzw. Unrechtserfahrungen.
Dr. Mongi Serbagi
- Dr. Mongi Serbagi
- Djerba und Uni Tunis
- Tunesien
- E-Mail: serbaji_mongi@yahoo.fr
Werdegang
2010 Promotion im Fach Philosophie zum Thema „Die verfahrensrechtliche Rekonstruktion des Rechts bei Habermas“ an der Universität Tunis. Teilnehmer an verschiedenen Konferenzen in Tunesien und im Ausland und Verfasser einer Vielzahl von Artikeln. Die Thematik seiner Beiträge: die kulturellen Rechte in den islamischen und arabischen Menschenrechtserklärungen, die Kultur der Menschenrechte und ihre Gegner in der arabischen Welt, die Legitimationsprozesse im transnationalen öffentlichen Bereich, das Konzept des „Bürgers“ in den islamischen Menschenrechtserklärungen und die Ursprünge der Toleranz. Sein aktuelles Interessengebiet: die Fragen der Gerechtigkeit und der Menschenrechte aus einer globalen Perspektive
Publikationen zum Thema
"Die Kultur der Menschenrechte und ihre Feinde in der arabischen Welt", in Sarhan Dhouib, Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven, Velbrück Wissenschaft, 2014.
Forschungsvorhaben
Im Rahmen des interdisziplinären Projektes „Verantwortung, Gerechtigkeit und Erinnerungskultur“ beschäftigt sich mein Forschungsvorhaben mit dem Thema „Verantwortung und Menschenrechte aus Sicht eines transkulturellen Ansatzes“. Dieses Thema wird hauptsächlich aus philosophischer Sicht bearbeitet. Es entwickelt sich aus drei Ausgangspunkten. Als Ersten bestimme ich dabei einen transkulturellen Ansatz. Hierbei konzentriere ich mich besonders auf ein wesentliches Merkmal, welches die Universalität der Menschenrechte konstruiert, indem ich mit einem Pluralismus der Rechtfertigungen ihrer Inhalte beginne. Dieser Pluralismus wird durch die Unterschiede in den kulturellen Traditionen hervorgerufen. Im zweiten Punkt möchte ich erklären, dass es für jede Konzeption der Menschenrechte notwendig ist, die Frage nach dem Problem der Verantwortung zu stellen: Hierzu arbeite ich eine moralische Rechtfertigung der Verantwortung aus, welche auf der negativen Pflicht basiert, kein Unrecht gegenüber anderen zu dulden. Im dritten Punkt erläutere ich die Ebenen der Spannung zwischen der Idee eines Pluralismus der Rechtfertigung und der Idee der Verantwortung, um die Schwierigkeiten zu zeigen, welche ein transkultureller Ansatz überwinden müsste. Am Ende prüfe ich die Fähigkeit des transkulturellen Ansatzes bezüglich einer Lösung dieser Schwierigkeiten. Ziel meines Forschungsvorhabens ist es, vor einer kulturalistischen Konzeption zu warnen, welche zur Rechtfertigung einer Diktatur dienen könnte und die – durch das Relativieren der Normen – die Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Anderen universalisiert. Jede Verletzung der Menschenrechte ist im Grunde genommen eine Form des Unrechts gegenüber jeder Person, die verantwortlich ist.
Dr. Dirk Stederoth
- PD Dr. Dirk Stederoth
- Institut für Philosophie
- Uni Kassel
- E-Mail: d.stederoth@uni-kassel.de
Werdegang
SS 1990–WS 1995/96: Studium der Philosophie und Soziologie an der Universität Gesamthochschule Kassel. 12/1995: Magister in den Fächern Philosophie und Soziologie. 02/1996: Doktorand im Fachgebiet Philosophie des FB 01 der Universität Gesamthochschule Kassel. 05/2000: Promotion. Thema der Dissertation: "Brechungen des realen Geistes. Ein komparatorischer Kommentar zu Hegels 'Philosophie des subjektiven Geistes'". SS 2000 – WS 2002/2003: Studium für das Lehramt an Gymnasien der Fächer Philosophie und Sozialkunde (11/2002: 1.Staatsexamen). 06/2013: Habilitation mit der Schrift: „Freiheitsgrade. Zur systematischen Differenzierung praktischer Freiheit“. 10/2007-08/2014: Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Philosophie der Universität Kassel. Ab 09/2014: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Kassel.
Publikationen zum Thema
- "Erwiderung auf Mahmoud Bassiouni", in: Sarhan Dhouib (Hrsg.), Kultur, Identität und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven, Weilerswist 2012, S. 201-202.
- "Erwiderung auf Sarhan Dhouib", in: Sarhan Dhouib (Hrsg.), Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte. Transkulturelle Perspektiven, Weilerswist 2014, S. 191-193.
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben folgt der Tradition einer kritischen Sozialphilosophie, die die Kategorien der klassischen Psychoanalyse für eine Analyse gegenwärtiger Gesellschaften fruchtbar zu machen bestrebt ist. Hierbei gilt es, das analytische Instrumentarium zum Verständnis gesellschaftlicher Prozesse innerhalb totalitärer Strukturen wie auch nach deren Überwindung in Anwendung zu bringen. Dies bedeutet beispielsweise einerseits, die leidvolle Erfahrung innerhalb totalitärer Regime nicht nur als Abgrenzungsphänomene, sondern zugleich als Bindungsformen zu interpretieren, die gemäß des Freudschen Aufweises von ambivalenten Gefühlsregungen gegenüber autoritären Führerpersönlichkeiten notwendigerweise in Verdrängungsstrukturen hineinführen. Mit diesem Instrumentarium lässt sich damit aufzeigen, dass die Psyche durch totalitäre Regime in doppelter Weise geschädigt wird, insofern sie einerseits Traumatisierungen aufweist und zugleich durch unbewusste Identifizierungen auch dann noch zu autoritärem Verhalten neigt, wenn ein solches Regime überwunden zu sein scheint. In diesem Zusammenhang spielt der Begriff der Erinnerungskultur eine entscheidende Rolle, insofern die Aufarbeitung einer totalitären Vergangenheit untrennbar von einer verantwortungsvollen Auseinandersetzung mit Persistenzen autoritärer Strukturen im Verhalten solchermaßen Geschädigter ist. Die Kultur der Erinnerung an das Geschehene und dessen schonungslose Aufklärung ist demgemäß nur eine Seite der Aufarbeitung – die andere Seite, die sich auf die kritische Prüfung autoritären Verhaltens im geschichtlichen Nachklang eines totalitären Regimes richtet und durch den Verantwortungsbegriff umrissen wird, hat eine ebenbürtige Relevanz bzw. befruchten sich beide Perspektiven wechselseitig.
Imen Taleb, M.A.
- Imen Taleb, M.A.
- FLAH Universität Manouba
- E-Mail: imen.taleb1983@gmail.com
Werdegang
Germanistikstudium am Sprachinstitut der Universität Gabes (ISLG). 2008 Hochschulabschluss «Maîtrise». Anschließendes Masterstudium bis 2012. Masterarbeit zum Thema „Die Figur des Versagers in der Szene „Der Spitzel“ aus Bertolt Brechts Drama „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. 2009/10 Lehrbeauftragte an der Universität Gafsa im Fach Germanistik, 2010-2013 am ISSH Tunis, seit 2013 an der FLAH Manouba. 2014 Vorstandmitglied des Tunesischen Germanisten- und Deutschlehrerverbands (TGDV).
Forschungsvorhaben
Mein Forschungsvorhaben, das ich zu meinem Dissertationsprojekt weiterentwickeln möchte, bezieht sich auf die Darstellung der Diktatur und der Folter in den Romanen des irakisch-deutschen Schriftstellers Abbas Khider. Seine Werke handeln von arabischen Figuren in ihrem Alltag, der durch Repression und Tyrannei geprägt ist. Diese Figuren verlassen ihre Heimat mit der Hoffnung auf einen Neuanfang, so weit wie möglich von den korrupten diktatorischen arabischen Staaten entfernt, und versuchen, in ein Leben ohne Unterdrückung und Zensur zu flüchten. Eine literaturwissenschaftliche Arbeit über einen Schriftsteller irakischer Herkunft, der in deutscher Sprache veröffentlicht, scheint vor allem wegen der interessanten Konstellation der Innen- und Außenperspektive des im Exil lebenden Autors vielversprechend zu sein. Wie stellt der Schriftsteller die Mechanismen von Repressionen und Folter in der irakischen Diktatur der Ära Saddam Housseins dar? Gerade nach den Volksaufständen ist dieses Thema in den arabischen Staaten hochaktuell.
Dr. Rachid Touhtou
- Dr. Rachid Touhtou
- Uni Rabat/ Marokko
- E-Mail: rachidtouhtou@gmail.com
Werdegang
Rachid Touhtou (MA, PhD) is an Assistant Professor at the National Institute of Statistics and Applied Economics (INSEA) in Rabat, affiliated to the Social Sciences, Languages and Communication Department where he teaches Technical English, Business English and Social Public Policies. He also developed a course on Social development in Morocco with specialty in Qualitative research. He also taught for nine years EFL in high schools in different parts of Morocco. He conducted research on the role of NGOs in local development in the North of Morocco with a focus on the role of gender in civil society participation in decentralized development. He published on civil society, social movements, migration and gender. He is a member of the first group of young researchers on gender in Morocco (GREGAM). A member of the Labour Union of University Teachers (SNEsup) and a member of the Moroccan Democratic Civil Forum (FCDM); He also lectures on civil society and social movements in Morocco (the Nationalist, Feminist, human Rights, Amazigh and youth movements). He has also developed a blog on social movements in Morocco: www.rachidtouhtouh.blogspot.com. He recently finished being a project manager and coordinator of a fieldwork research on the evolution of migration systems in which he conducted qualitative research on return migration in the greater regions of Rabat and Nador in partnership with Erasmus University in the Netherlands and International Migration Institute (IMI) in Oxford University. He worked for Carnegie Middle East Center in Beirut as non-resident external consultant for the Maghrebi activities; He was an expert in an international project on “varieties of democracy” (V-Dem) with University of Gothenburg.
Publikationen zum Thema
- (2012): Debating Civil Society in Morocco: Dynamics of Gender, Development and Social Capital. LAP Academic Publishing, Germany.
- (2014): Gender Codification in the Family Law and in the Constitution in Morocco: Social Movement and Feminist Approaches in FEPS and SOLIDAR Publications, Woman up! Enhancing women's rights in the Middle East and North Africa",
- (2014): Last but not least, A co-authored paper in Arabic: Narrated Memory and Transitional Justice: Social Movements and New History Approaches. In Edafat: the Arab Journal of Sociology, Summer 2014.
Forschungsvorhaben
Carceral Testimonial Narratives in Morocco (1982-2014): Works of Memory and Historical Truth This project explores the linkages between the emergence of new social movements in transitions to fragile democracies, and the individualization processes in producing counter public spheres cultures. I argue for a micro-analysis of political ‘subtle and informal strategies’ (Vandana Desai.2002) to understand the position and role of individual participants in the anthropology of social movements (Robert Gibb, 2001) in postcolonial Morocco. Understanding social movements’ cultural and political productions of meanings necessitates a re-examination of the “weight of daily praxis”1. To remedy this gap in research, my paper tries to include the individualization processes in the making of social movements protest through a study of collective and individual memories as narratives of historicizing social movements; in this case, I will analyze recent testimonial narratives during the reconciliation phase2 both written and oral and how narrativizing leads to historicizing social movements from the position of the individual actor. The second case is the study of “memory actors” as a cultural/identity nexus because these individuals invest social movements and civil society as actors of “recognition”. Memory and reconciliation created the divide between Moroccan civil society actors and the State’s organisations. It becomes the site of contestation and “a site for a discursive struggle for meanings” (Barbara Adam and Stuart Allan, 1995). The paper argues that bringing the “social and political” dimensions as well as the actors ‘vocabularies and repertoires in the anthropology of social movements can open new horizons to move beyond the impasse in the study of social movements from an anthropological perspective through recognizing micro/local cultural practices and informal politics back into the debate on collective action and the public sphere.