Zur Person

Habilitationsprojekt

„Mendikanten und ihre Architekturen im östlichen Mittelmeerraum des Spätmittelalters“

Das Habilitationsprojekt fragt nach der Rolle, die die Bettelorden im spätmittelalterlichen transkulturellen Zusammenleben von lateinischen, orthodoxen und orientalischen Christen spielten. Dabei wird vorausgesetzt, dass die jeweiligen Kultur- und Macht-Beziehungen sich nicht nur in Texten niederschlugen, sondern auch durch die Medien der Architektur und Bildkunst bewusst oder unbewusst mitgeformt oder hergestellt sowie manifestiert und „lesbar“ gemacht wurden.

Die insbesondere auf Mobilität, Expansion und überregionale Organisation ausgelegten vier großen Mendikantenorden, die Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter und Augustiner Eremiten, breiteten sich im 13. Jahrhundert nicht nur rasch in den urbanen Zentren Westeuropas aus, sondern gründeten auch zur selben Zeit Niederlassungen in den protokolonialen lateinischen Herrschaften im ehemaligen byzantinischen Reich. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Bettelorden zur Integration oder Desintegration bzw. zur kulturellen Homogenisierung oder Pluralisierung in den multikonfessionell geprägten Gesellschaften des östlichen Mittelmeerraums beitrugen. Insbesondere interessieren die jeweilige Position der Mendikanten in oder zu den lokalen Machtgruppen, ihre soziale und seelsorgerische Praxis im Vergleich zu dem theoretischen Anspruch auf Missionierung und Evangelisierung sowie die symbolische Kommunikation zwischen den Mendikanten und ihrer jeweiligen Klientel mittels medialer Performanz.

Im Zentrum der Forschungen stehen insgesamt 20 Niederlassungen in Istanbul, Zypern, Kreta, Euböa, Chios und auf der Peleponnes (sowie eine exemplarische im Salento), mit ihrer schriftlichen Überlieferung und mit ihren Bauwerken, die in unterschiedlichen Erhaltungszuständen – als archäologische Befunde, Ruinen oder restaurierte Kirchen- oder Museumsbauten – existieren und im Rahmen des Projekts dokumentiert und vergleichend untersucht werden.

Das Habilitationsvorhaben ist aus der Projektarbeit im DFG-Forschungsprojekt „Die Kunstpraxis der Mendikanten als Abbild und Paradigma interkultureller Transferprozesse in Mitteleuropa und im Kontaktgebiet zu orthodoxem Christentum und Islam“ im Rahmen des SPP 1173 „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“ hervorgegangen. Mit dem Ende der Laufzeit von Projekt und SPP im August 2011 sind die Forschungsarbeiten an den Objekten vor Ort sowie in den Archiven abgeschlossen. Derzeit wird eine Monographie erstellt, die 2013 unter dem Titel „Bettelorden und orthodoxes Christentum. Mendikantische Architekturen in transkulturellen Spannungsfeldern des spätmittelalterlichen Mediterraneums“ im Akademie Verlag, Berlin, erscheinen soll.

Curriculum Vitae

Dr. Margit Mersch

Berufserfahrung

2014 – 2016: Lehrbeauftragte an der Universität Kassel, Mittelalterliche Geschichte

2012 – 2014: Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität Kassel, Mittelalterliche Geschichte und Alte Geschichte

2010 – 2012: Lehrbeauftragte an der Universität Kassel, Mittelalterliche Geschichte

2005 – 2011: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erlangen-Nürnberg, Christliche Archäologie und Kunstgeschichte; Projektbearbeiterin im DFG-Projekt „Die Kunstpraxis der Mendikanten als Abbild und Paradigma interkultureller Transferbeziehungen in Zentraleuropa und im Kontaktgebiet zu orthodoxem Christentum und Islam“ im Rahmen des DFG-SPP 1173 „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“

1996 – 2000: Autorin in der Redaktion «Archäologie» der Enzyklopädie Microsoft-Encarta, Bowne Global Solutions, Unterhaching/München

1990 – 1995: Grabungsleiterin im Referat Mittelalter des Westfälischen Museums für Archäologie (heute: LWL Archäologie für Westfalen); Durchführung und Publikation von Ausgrabungen in Münster, Gravenhorst, Bruchhausen, Corvey, Brenkhausen

1988 – 1990: Studentisches Volontariat am Westfälischen Museum für Archäologie, Amt für Bodendenkmalpflege, Münster (heute: LWL Archäologie für Westfalen)

1985 – 1988: Grabungshelferin am Westfälischen Museum für Archäologie, Amt für Bodendenkmalpflege, Münster (heute: LWL Archäologie für West­­fa­len)

1984 – 1985: Museumsführungen im Museum in der Kaiserpfalz, Paderborn

Ausbildung

2010 – heute: Habilitandin an der Universität Kassel, Mittelalterliche Geschichte

2000 – 2005: Promotion an der Universität Göttingen, Mittlere und Neuere Geschichte, bei Prof. Dr. Hartmut Hoffmann (Dissertation: „Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Vallis Dei in Brenkhausen. Untersuchungen zur Architektur und Geschichte eines Zisterzienserinnenkonvents im 13. und 14. Jahrhundert“)

1998 – 2001: Assoziiertes Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs „Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts“, Göttingen

1985 – 2000: Magisterstudium der Mittleren und Neueren Geschichte, Soziologie und Ethnologie an der Georg-August-Universität Göttingen

1981 – 1985: Magisterstudium der Literaturwissenschaften an der Universität Paderborn

1981: Abitur am Privaten Mädchen-Gymnasium St. Michael in Paderborn

Forschungsschwerpunkte

Geschichte des östlichen Mittelmeerraums im Mittelalter, Transkulturalität im europäischen Mittelalter, Alltagsgeschichte, Umweltgeschichte, Architekturgeschichte, Ordensgeschichte (Zisterzienser, Mendikanten, Frauenklösterforschung), spätmittelalterliche Laienfrömmigkeit (West- und Ostkirchen), Spätantike & Frühchristentum.