HNA Artikel vom 11.09.06

Aha-Erlebnisse statt Langeweile

Kassel. Viele Studenten kennen das Problem: Erst hat man Vorlesungen besucht, dann

Fachliteratur gewälzt, später unzählige Stunden aus komplizierten Büchern gelernt, und

während der ganzen Zeit hing die Frage im Raum: Wozu das alles? "Hier wollen wir

anknüpfen", sagt Professor Dr. Wolfgang Schroeder.

Seit vergangenem Semester arbeitet Schroeder im Fachgebiet "Politisches System der

BRD/Staatlichkeit im Wandel" der Uni Kassel. Sein Ziel: Die Theorie enger mit der Praxis zu

verknüpfen. "Gesellschaftswissenschaften sind oft sehr trocken", sagt er. Daher wolle er die

Arbeit mit ihnen auflockern und zeigen, dass es ein lebendiges Fachgebiet ist, in dem

Menschen im Mittelpunkt stehen.

Seine Veranstaltungen baut der Politikwissenschaftler dabei nach einem bestimmten Prinzip

auf: Zu Beginn steht zunächst ein Theorieblock, durch den die Studenten die Grundlagen des

jeweiligen Themas lernen sollen. "In dieser Zeit wird dann auch viel gelesen", sagt Schroeder.

Kant, Hobbes und Marx sollen so den Studierenden Gesetzmäßigkeiten, Regelmäßigkeiten

und Institutionen näherbringen.

Anders als in den meisten anderen Veranstaltungen folgen auf diese Theorieblöcke dann die

Praxisstunden. "Durch sie sollen die Studenten Wissen nicht nur 1:1 aus Fachbüchern

übernehmen, sondern auch mit ihm arbeiten", erklärt Schroeder.

Das geschehe beispielsweise durch Exkursionen, Expertengespräche, Rollenspiele und

Befragungen. Durch sie sollen die Studenten Probleme und Grenzen der Akteure in der

Realität erkennen und die Fakten vollständig verstehen. Ein Anspruch, der durch das Lesen

komplizierter Texte nicht immer möglich sei.

Vorteil dieses Konzeptes ist dabei nicht nur, dass Studenten aktuelle Probleme mit Experten

und Betroffenen besprechen können. Sie sollen auch Verantwortung übernehmen.

"Gleichzeitig ist es außerdem eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, die später mal für den

Einstieg in den Beruf nützlich sein können", sagt Schroeder. (pke)

 

 

Quelle: www.hna.de vom 11.09.2006

Rubrik: Kassel