Berlin Social Condenser

Masterarbeit | Marit Zöller
Betreuung: Prof. Frank Kasprusch, Dipl.-Ing. Jens Elbel

 

Unsere Städte wachsen – Berlin vorne mit dabei.
Mehr und mehr Menschen zieht es in die pulsierenden Städte, in denen alles möglich zu sein scheint. Jedoch schwindet im Bauboom immer mehr die Möglichkeit des sozialen Austausches. Sich mit den Nachbarn aus dem Viertel im öffentlichen Raum zu treffen, ist kaum noch möglich. Der gemeinschaftliche Zusammenhalt eines Viertels und der Menschen ist durch fehlende oder nicht ausreichend ausgestattete soziale und kulturelle Infrastruktur erschwert. Es ist nicht unüblich, dass gemeinschaftliche Orte rentablen Eigentumswohnungen weichen müssen. Dabei sind Orte für sozialräumliches Handeln für die Bewohner einer Stadt und ihr Sozialleben unentbehrlich und fördernd. Die Abnahme des sozialen Raums in den Quartieren wird zum Hindernis für die Bildungs- und Teilhabechancen der Bewohner. Die Menschen ziehen sich ins Privatleben zurück. Die Akzeptanz für den anders Denkenden weicht zunehmender Intoleranz. Ein großer Anteil von Singlehaushalten ist mittlerweile ein häufiger Bestandteil des städtischen Wohnens und fördert die Vereinsamung. Im Rahmen der Aufgabenstellung meiner Masterarbeit möchte ich in Berlin-Mitte architektonisch einen Ort entwerfen, der sich gegen die soziale Abschottung der Menschen richtet. Er soll unterschiedlichste Gesellschaftsgruppen, Menschen aller Altersgruppen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Interessen zusammenbringen. Gemeinschaftliche Aktivitäten sollen die Bewohner des Stadtteils beteiligen, aktivieren, Akteure vernetzen und sozi- ales Engagement fördern.
Der Ort hierfür ist der „BerlinSocialCondenser“. Dieser soll funktionell verschiedenste Aktivitäten aus dem öffentlichen Raum, wie z.B. Bibliotheken und Kino zusammenführen und als „gemein- schaftliches Wohnzimmer Berlin Mitte“ von den Nutzern empfunden werden. Das Gebäude ist in Teilen mit einer Architektur der Nachhaltigkeit und Zukunftsgerechtigkeit geplant. Mein Schwerpunkt wird der gezielte Einsatz unterschiedlichster Materialien in Farbe sein, abgestimmt auf die jeweilige räumliche Funktion.
Die Baulücke mit 2300 Quadratmetern Grundfläche befindet sich im beliebten Viertel Berlin- Mitte, nördlich der Torstraße. Das Baufeld umfasst eine Breite von 40 Metern und schiebt sich in die umgebende Blockrandbebauung 60 Meter tief hinein. Seitlich wird das zu bebauende Grundstück von insgesamt fünf Brandwänden durch Wohngebäude begrenzt. Das Grundstück selbst ist frei von Bebauung. 
 
Zentrales Moment meiner gestalterischen Planung ist es, dass nicht nur im Innen-, sondern auch im Außenbereich viel Begegnungsfläche für gemeinschaftliches Leben geschaffen werden soll. Ich habe mich bewusst für die Bebauung an den Grundstücksgrenzen und deren anschließender Nachbarbebauung entschieden, um in der Mitte des Baugrundstückes einen zentralen Innenhof entstehen zu lassen. Die Stellung der Gebäude lässt eine Öffnung zur Straßenseite und will mit dem Innenhof eine einladende Wirkung erzielen. Vor die Gebäude, an die Straße angrenzend, ist ein erlebbarer und begehbarer Rahmen platziert. Auf unterschiedlichen Ebenen sind Balkone angeordnet, die abstrakt, privat und unterschiedlich nutzbar sind. Sie ermöglichen den Nutzern sowohl Ausblick in den Innenhof als auch zur Straße. Es entsteht ein belebtes Bild, mitten in der Straße liegend und repräsentiert den SocialCondenser nach außen. Durch eine Öffnung im Rahmen entsteht ein großzügiger Durchgang, der die Menschen dazu einlädt in den Innenhof zu gehen. Der Rahmen ist ein eigenständiges Stilmittel, welches die knappen Flächen im städtischen Raum optimal und multifunktional nutzen möchte. Bespannt ist dieser mit einem Edelstahlnetz um die Transparenz zu erhalten, die Absturzsicherheit zu gewähren und durch Pflanzen berankt werden zu können. Je nach Lichteinfall reflektiert das Edelstahlnetz das Licht und soll neugierig auf das Gebäude dahinter machen. Im weiteren Gestaltungsprozess wurden aus dem u-förmigen Volumen unterschiedliche Gebäudehöhen herausgearbeitet, die die Grundlage für eine Terrassen- landschaft sind. Diese beginnen auf dem linken Gebäudeteil und führen durch den Rahmen bis zum Innenhof. Die Terrassen bieten u.a. durch Sitztreppen, Nutzgarten, Kino und Boulderwand eine hohe Aufenthaltsqualität. Diese sind kommunikativer Außenraum zwischen den verschiedenen Stockwerken und ergänzen die Möglichkeiten des Innenhofes. Um die Wegefüh- rung vom Innenhof über die Terrassen hervorzuheben, habe ich die Farbe Orange gewählt. Die verwendeten Materialien im Innenhof und auf der Terrassenlandschaft sind Bausteine, Holz und gebogener Stahl und wurden aus der Farbfamilie Orange gewählt. Es wirkt wie ein orangefarbener Teppich, der sich über die Terrassen, den Innenhof bis in den Straßenraum hinein legt. Als Sonnenschutz habe ich textile Hebefaltläden geplant, die je nach Tageszeit und Lichteinfall die Fassade des Volumens unterschiedlich wirken lassen. Die textile Bespannung ist transluzent und ermöglicht Blicke von außen nach innen. Ihr Farbton Sand ist unaufdringlich und soll dasHauptaugenmerk der Wegefährung nicht beeinflussen. Die Farbe Sand stahlt auf den Betrachter etwas beruhigendes, warmes und wohnliches aus 

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