Lehre

Focus summer semester 24: BEYOND SPECULATION

Lehrkonzept

Unser Entwurfsfachgebiet ARCHITEKTUR STADT ÖKONOMIE verbindet die Praxis des Entwerfens mit politischer Ökonomie: Im Entwurf und anhand einer Umbau-Planung und -Praxis testen und befragen wir die ökonomischen Verhältnisse von Architektur und Stadtplanung. 

Dabei knüpfen wir an die Geschichte der Universität Kassel an: im Sinn eines kritischen Erbens der Reformansätze der 1970er. Allerdings sind im Kontext heutiger Herausforderungen von Plattform-Urbanismus, globaler Finanzialisierung der Immobilienmärkte und weltweiter Ungleichheit, was Raumverteilung und Reichtumsverteilung betrifft, ganz neue Fragen aufgeworfen, denen wir kritisch, feministisch und radikaldemokratisch begegnen wollen.

 

Gute Lehre bedeutet für uns:

  • Unterstützung leisten, Interesse wecken, Verantwortung zu übernehmen für qualitätsvolle Lehrveranstaltungen und Wissensvermittlung, für Aufzeigen von Handlungsoptionen und Bewusstsein um Alternativen in komplexen Situationen, Praxiserfahrungen teilen
  • Kritikfähigkeit stärken: Selbstkritik und konstruktive Kritik üben im Sinn von Kritik als Hingabe an ein Thema, das einem/einer wichtig ist
  • Verlernen/lernen: Hinterfragen eingeübter etablierter Praktiken und Sichtweisen in Form einer kritischen Selbst-Distanzierung und zugleich maximaler Involvierung
  • Lehre auf Augenhöhe mit Studierenden, offene Diskussionen, Sprechstunden, Feedbackloops
  • Reflexion auf die Lehre: publizierend, Diskursräume dafür öffnen
  • Weiterentwicklung des Studiums, Kritik und Fortschreibung des Studiengangs
  • Lust auf forschendes Lernen: Übersetzung der oben genannten Forschungsfragen in Lehrveranstaltungsformate, Übungs- und Entwurfsfragestellungen

 

Wie und wo definieren wir die Rolle und Agency von Architekt*innen in Bezug auf Ökonomie in Architektur und Stadtplanung? Die fachspezifische Auseinandersetzung mit Bauwirtschaft und Projektentwicklung erfordert ein fundiertes Wissen über klassische und diverse Ökonomien ebenso wie Innovationspotenziale in Konstruktionsformen, Fertigungsweisen, Baulogistik, Ausschreibungs- und Finanzierungsstrukturen, und nicht zuletzt eine kritische Befragung der Entstehungsprozesse von Planungen.  

Grundlagen Bachelor

Im Bachelor wird das Grundverständnis für die Fachinhalte gelegt. Dabei soll ein ausgewogenes Verhältnis von Grundlagenlehre und experimentellem Testen im Entwurf die Lehrinhalte vermitteln:

* Geschichte, Theorie und Praxis der Ökonomie des Bauens und des Bodens
* Grundlegende Einführung in die architektonische Projektpraxis und ein öko-soziales Verständnis von Prozess- und Projektkosten: Ausschreibungen, Kosten, Terminplanung, Qualitätssicherungsprozesse
* Wissen um Institutionen, Prozesse, Dynamiken der Bauwirtschaft und Immobilienwirtschaft
* Im Entwurf werden theoretisches Grundlagenwissen und Fragestellungen getestet, sowie aus dem Experimentieren im Entwurf neue Forschungsfragen für theoretische Fragestellungen entwickelt.

 

Masterstudium

Im Masterstudium geht es darum, das Verständnis für die Ökonomie von (Um)Bauvorhaben in Zusammenhang mit komplexeren Entwurfsaufgaben und der gesamtheitlichen Handhabe von den zu gewichtenden Parametern stadt/räumliche Qualität, Umwelt- und Ressourcenschonung und ökonomische Effizienz zu vertiefen:

* breites wirtschaftliches Verständnis für das Bauen: Bedingungen, Kontext, beteiligte Akteur*innen
* Kontexte und Entwicklungen der Finanzialisierung von Immobilien und Urbanität
* Zusammenhang Bauwirtschaft mit Instrumenten der Stadtplanung
* Eigentümer*innenschaft, Kosten, Interessen, Finanzierungsstrukturen, etc.
* innovative Beiträge in Richtung Postwachstum und sozioökonomische Paradigmenwechsel
* Theorie und Praxis von Planungs-, Teihabe- und Partizipationsprozessen

 

Mastervertiefung Bauwirtschaft und Projektentwicklung

Das Fachgebiet bietet die Mastervertiefung "BW – Bauwirtschaft und Projektentwicklung | ARCHITEKTUR STADT ÖKONOMIE" an. Die Mastervertiefung ist eine Auseinandersetzung mit sozial-ökologischer Bauwirtschaft an der Schnittstelle zwischen dem Zentrum für umweltbewusstes Bauen und dem sozialräumlichen Forschungscluster, und spricht Studierende aus allen drei Bereichen Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung an. Im geplanten Forum für sozio-ökonomische Bauwirtschaft werden die Ergebnisse zur Diskussion gestellt. 

 

Schwerpunkte im Fachgebiet:

· Gemeinnütziges und klimafreundliches Wohnen – Grundbedingungen, Projektentwicklung, neue Typologien: auf Basis historischer Kommunal- und Genossenschaftskonzepte, sowie Gegenwartsperspektiven von kooperativen Projektentwicklungsprozessen in der Wohnbauplanung.

· Kartographie der räumlichen Auswirkungen der Finanzialisierung: kritische Auseinandersetzung mit Stadtkonflikten rund um Bodenpolitik sowie um die Raumnutzung und -verteilung, konkret auf Kassel bezogen.

· Das Neue Bauen in der Postwachstumsgesellschaft: Analyse der Definition von Existenzminimum historisch und Evaluierung von Mindeststandards heute; mit Bezug auf Giancarlo De Carlo bis hin zu gegenwärtigen Commons- Postwachstums- und DeGrowth-Perspektiven.

· Partizipative, kooperative, radikaldemokratische Projektentwicklung unter Einbeziehung aktueller Stadtplanungstheorien und kritischer Perspektiven.

 

Methoden der Lehre

Entwurfsarbeitsbetreuung, Vorlesungen, Seminare, Workshops, 1:1 Interaktionen, Fallstudiendiskussionen in Form von Oxford Debates (für ein Verständnis bestehender Widersprüche), Vermessen Lernen – im doppelten Sinn eines Hinterfragens bestehender Bemessungsmethoden und der Formulierung neuer Maßstäbe; Konzeption von Praxis- und Theorievorträgen, Symposien, Voneinander-Lernen, Teamarbeit.