SS2018

Vorlesung

Wiener Theorien, Diskurse und Praktiken 1889 - heute -

Lehrende: Dr. Ruth Hanisch

Die Vorlesung vermittelt den Studierenden über das paradigmatische Beispiel der Wiener Entwicklung einen fundierten Einblick in die moderne, post- und spätmoderne Architektur- und Städtebautheorie. Die Stadt Wien war in den letzten 150 Jahren ein wichtiges Zentrum des Modernediskurses mit Protagonisten wie Camillo Sitte, Otto Wagner, Adolf Loos, Otto Neurath, Josef Frank, Bernard Rudofsky, Hans Hollein und Coop-Himmelblau.

Im Zentrum jeder Einheit steht ein Text, der den Studierenden auch zur Verfügung gestellt wird; dieser wird detailliert besprochen und im Kontext des zeitgenössischen Baugeschehens analysiert. Texte und architektonische Praxis werden stets aufeinander bezogen.

Termin: Freitags, 10:00 - 11:30 Uhr, Arnold-Bode-Str. 12, Hörsaal IV

Seminar

Diagrammatisch Entwerfen

Lehrende: Dr. Lidia Gasperoni

Das Diagramm hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem für den architektonischen Entwurfsprozess konstitutiven, generativen Medium entwickelt und ist somit zu einem Alltagsbegriff des Entwurfs geworden. Das Ziel des Seminars ist es, gemeinsam zu untersuchen, wie sich das Diagramm im architektonischen Entwurf etabliert hat und Architekturbüros wie UNStudio, Tschumi, Eisenman, Zaha Hadid, NOX, FOA zur Transformation von Typologien, Gestalten und Modellen dient. Im Seminar werden wir die theoretischen und praktischen Entstehungsgründe des Diagrammbegriffs, seine prominentesten Anwendungen in der Architektur und seine weiterhin relevanten Funktionen anhand der Lektüre von Texten und der gemeinsamen Analyse von Entwurfsprozessen untersuchen.

Termin: Dienstags 18:00 - 19:30 Uhr, ASL 1, Raum 0105

Seminar

Architekturtheorie der Alltagswelt

Lehrende: Dr. phil. Christine Neubert

Kann man für den Alltag entwerfen? Soll oder will man das als Architekturschaffende_r überhaupt? Das Seminar fokussiert das Wechselverhältnis zwischen Alltags(er)leben und Architekturerfahrung mit dem Ziel, eine entwurfsrelevante Vorstellung von der Architektur der Alltagswelt zu erschließen. Durch die Lektüre zentraler Texte (darunter soziologische Texte u.a. von Berger/Luckmann, Henri Lefèbvre, Silke Steets und architekturtheoretische Texte u.a. von Dell Upton, Achim Hahn) sowie durch kleinere ethnografische Übungen erarbeitet sich das Seminar eine neue Perspektive auf einen vertrauten Gegenstand: Architektur. Welche Rolle füllt Architektur im Alltag aus, wie wird sie erfahren, wie wird sie im Zuge alltäglicher Verrichtungen wahrgenommen? Ergebnisse dieser Überlegungen werden für die Entwurfspraxis und das Selbstverständnis als Architekt_in geschärft: Unterscheidet sich Architektur von anderen Gegenständen des Alltags und wenn ja, inwiefern? Können Alltagserfahrungen der Nutzer für den Entwurf berücksichtigt werden? Das Seminar zielt damit auf Reflexion in doppelter Hinsicht – sowohl von Architekturschaffenden als Alltagsmenschen als auch von Architektur als Alltagsgegenstand.

Termin: Freitags, zweiwöchentlich 12:00 - 16:00 Uhr, ASL 1, Raum 3109

Seminar

Kritische Lektüren der Architektur der Stadt

Lehrender: Samuel Korn

Mit seiner Veröffentlichung »L'architettura della città« stellt Aldo Rossi 1966 den geltenden städtebaulichen Leitbildern der Moderne ein Traktat zur Architektur und dem Städtebau entgegen, das die Stadt als Architektur im Sinn eines stetig weiterentwickelten kulturellen Artefakts begreift. Rossi fokussiert in seinem Entwurf einer städtebaulichen Theorie auf das fortwährend Werdende der traditionellen europäische Stadt und bespricht die Architektur der Stadt als Gestaltung der Umwelt, die er als kollektives Phänomen für untrennbar von der Gesellschaft begreift, die darin lebt. In seiner Kritik des modernistischen Dogmas der Funktion argumentiert er für eine komplementäre architektonische und geographische Betrachtungsweise der Stadt als räumliche Struktur.

»L'architettura della città« erscheint 1973 in der Schriftenreihe Bauwelt Fundamente unter dem Titel »Die Architektur der Stadt. Skizze zu einer grundlegenden Theorie des Urbanen« erstmals im Deutschen und 1982 bei Opposition Books im Englischen. Obwohl Rossi in seiner Auseinandersetzung mit dem städtebaulichen Entstehen von europäischen Metropolen und seinen Darlegungen zur Bedeutung historisch gewachsener architektonischer Strukturen in vielen Punkten vage bleibt, stoßen seine Konzepte zu Permanenz, primären Objekten, Typus und Ort auf anhaltendes Interesse und machen den Text zu einem der klassischen Beiträgen zur Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus gilt Rossis Entwurf einer Stadtbautheorie als einer der Wegbereiter postmoderner Architektur – einerseits in seiner kritischen Reflexion der Gegenwart der Nachkriegsmoderne und andererseits in seiner grundlegenden Auseinandersetzung mit dem Potential des Bestands der Vergangenheit für das Werdende der Gegenwart.

Den prägenden architekturtheoretischen Text wollen wir im Seminar – begleitet von Dokumenten der zeitgenössischen Rezeption – einer kritischen Lektüre unterziehen. Referate werden die Möglichkeit bieten weitere Texte Rossis zu erschließen und im Vergleich mit Projekten wie auch realisierten Bauten diskutiert. Im Sinne einer breiten historischen Einordnung werden wir zudem Texte anderer Architekten und Theoretiker seiner Generation konsultieren. Dabei sollen gerade auch durchaus von Rossi abweichende Vorstellungen zum Umgang sowohl mit dem kulturell Tradierten als auch dem alltäglich Gegenwärtigen einerseits anhand der Vorschläge von Robert Venturi (Komplexität und Widerspruch in der Architektur, 1966) sowie Denise Scott Brown (Learning from Pop, 1971) untersucht und andererseits anhand der Beiträge von Oswald Mathias Ungers (Die Stadt in der Stadt. Berlin: ein Grünes Archipel, 1977) sowie Colin Rowe und Fred Koetter (Collage City, 1978) nachvollzogen werden.

Termin: Mittwochs, zweiwöchentlich, 14:00 - 17:30 Uhr, ASL 1, Raum 3109

Seminar

Marke Bauhaus

Lehrender: Prof. Philipp Oswalt

Das Bauhaus, dessen 100järhiger Geburtstag 2019 begangen wird, ist inzwischen vor allem eine Marke. In der Architektur steht hierfür der „Bauhausstil“ und mithin formale Prinzipien, die keineswegs funktional begründet sind: Weiße Wände, flache Dächer, kubische Bauformen. Das Seminar befasst sich mit Markentheorie, mit der Übertragung dieser auf die Architektur und mit der Ausbildung des Bauhausstils. Hierbei steht im Fokus die Farbe weiß: Wie kam es dazu, dass sich eine „Weiße Architektur“ in den 1920er Jahren etabliert hat und wofür steht sie heute?

Termin: Mittwochs 12:00 - 14:00 Uhr, Arnold-Bode-Str. 10, Raum 0104

Übung

Master vorbereiten

Lehrender: Prof. Philipp Oswalt

Viele Masterarbeiten haben eine holprigen bzw. hektischen Start, weil zu spät Themenstellung und Arbeitsweisen geklärt sind . Diese Lehrveranstaltung soll dem Abhilfe schaffen, in dem mit einem ausreichend Vorlauf und unter Beratung die Studierenden ihr individuelles Masterthema finden und entwickeln können. Dies ist für entwurfliche Projekte sehr sinnvoll, für theoretische Abschlussarbeiten nahezu unabdingbar.

Teilnehmer mögen bitte bis Montag, den 16.4. Ihre erste Überlegungen zum Thema/ Themensuche auf ca. 1 Seite zusenden per mail an: oswalt[at]asl.uni-kassel[dot]de

Termin: Dienstags 12:00 - 13:30 Uhr, Gottschalkstr. 26, Raum 103/104

Erster Termin: Dienstag 17.04.2018, 12 Uhr

Projekt/ Vertical Studio

Documenta Institut

Lehrende: Prof. Philipp Oswalt, M.Sc. Timo Panzer

Nach langjährigen Diskussionen wird in Kassel ein documenta-Institut errichtet als Kooperations-Projekt der documenta GmbH und der Universität Kassel.

Das documenta Institut beinhaltet insbesondere:
-    das documenta archiv
-    Büros und Werkstätten für die forschenden Wissenschaftler und Künstler
-    Ein Bereich zur öffentlichen Kommunikation und Mitwirkung (Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen)

Es stellen sich die Fragen:
-    Welche Räume benötigt ein lebendiges Archiv, innovative Forschung und die Interaktion mit der Öffentlichkeit?
-    Wie kann sich die Institution in der Stadt verankern?
-    Was ist ein angemessenes architektonisches Konzept für diese Institution?

Die architektonisch Herausforderung hierbei ist: Documenta ist zwar ein kultureller Leuchtturm, der hohe Erwartungen weckt, die räumlichen Anforderungen an Archiv- und Institutsräume sind aber eher schlicht, um nicht zu sagen banal und geben wenig Anlass für eindrückliche Architektur. Hauptthema des Entwurfsstudios wird es daher sein: wie kann ich den eher kleinen Teil des Programms strategisch nutzen, der für öffentliche Nutzungen vorgesehen ist, um dem gesamten Gebäude Charakter und Spezifizität zu verleihen.

Das Entwurfsprojekt (vertical studio) wird das Potenzial der Aufgabe im Vorfeld des Wettbewerbs untersuchen.

Erster Termin: Mittwoch 11.04., 14 h, Raum 2110