WS2021/22

Vorlesung

Die Holz­ba­ra­cke. Glo­bal­ge­schich­te ei­nes Bau­typs der Mo­der­ne / Vor­le­sung im Wi­Se 2021/22

Gastprofessur Robert van Pelt (Waterloo University, Canada)

Die Holzbracke – in der üblichen Architekturgeschichtsschreibung fast vollständig ignoriert – ist ein universeller Gebäudetyp der Moderne, der aus Globalisierungsprozessen hervorgegangen und zugleich Werkzeug der Globalisierung ist. Die Entstehung der Baracke reicht in das 17. Jahrhundert zurück. In ihr haben sich u.a. österreichisch-ungarische Militärpraktiken, die US-amerikanische Holzbauweise, britischer Kolonialismus, deutsche Normung und Industrialisierung, Pandemien, die beiden Weltkriege und der Holocaust eingeschrieben.

Die Baracke beruht auf globalisierten Prozessen der Wissensproduktion, der Herstellung und Verwendung. Sie ist ein äußert effizientes Produkt, mit einfachsten Mittel und ungelernten Arbeitskräften schnell herstellbar, vielfältig und universell nutzbar und mobil. Sie ist damit Prototyp einer modernen Raumproduktion par excellence. In radikaler Weise verkörpert und adressiert sie Internationalität mir einem universellen Prinzip.

Erster Termin:
Donnerstag, 21. Oktober, 18:00
Themen, Ort und Termine unter http://www.uni-kassel.de/go/holzbaracke

Seminar

Die Holzbaracke. Globalgeschichte eines Bautyps der Moderne  

Begleitend zur gleichnahmigen Vorlesung. Die Teilnahme an der Vorlesung ist für Seminarteilnehmer obligatorisch.

Gastprofessur Robert van Pelt (Waterloo University, Canada)

Die Holzbracke – in der üblichen Architekturgeschichtsschreibung fast vollständig ignoriert – ist ein universeller Gebäudetyp der Moderne, der aus Globalisierungsprozessen hervorgegangen und zugleich Werkzeug der Globalisierung ist. Die Entstehung der Baracke reicht in das 17. Jahrhundert zurück. In ihr haben sich u.a. österreichisch-ungarische Militärpraktiken, die US-amerikanische Holzbauweise, britischer Kolonialismus, deutsche Normung und Industrialisierung, Pandemien, die beiden Weltkriege und der Holocaust eingeschrieben. Die Baracke beruht auf globalisierten Prozessen der Wissensproduktion, der Herstellung und Verwendung. Sie ist ein äußert effizientes Produkt, mit einfachsten Mittel und ungelernten Arbeitskräften schnell herstellbar, vielfältig und universell nutzbar und mobil. Sie ist damit Prototyp einer modernen Raumproduktion par excellence. In radikaler Weise verkörpert und adressiert sie Internationalität mir einem universellen Prinzip.

Die erforderliche Einwahl in den Kurs findet ausschließlich online statt und ist vom 15.10.2021 bis 20.10.2021 12:00 Uhr zugänglich. Der Zugang zur Einwahl-Webseite wird auf www.uni-kassel.de/go/ath bereitgestellt. Hier finden Sie zudem eine Einführung in die Thematik in Form eines kurzen Videos.

Erster Termin: Freitag, 22. Oktober, 10:00

ASL Neubau, Raum 105

Die erforderliche Einwahl in den Kurs findet ausschließlich online statt und ist vom 15.10.2021 bis 20.10.2021 12:00 Uhr zugänglich. Der Zugang zur Einwahl-Webseite wird auf http://www.uni-kassel.de/go/ath bereitgestellt. Hier finden Sie zudem eine Einführung in die Thematik in Form eines kurzen Videos.

Seminar

RZ x GK ausstellen

Lehrende: Prof. Philipp Oswalt, Samuel Korn

Aus den Ergebnissen des Entwurfsprojekt des WS 21/22 ist gemeinsam mit dem Parallelprojet der TU Berlin eine Ausstellung zu entwickeln, die im Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum vom 6. April bis 8 Mai 2022 gezeigt wird.

Aufgaben hierbei sind - zumeist in Abstimmung bzw. gemeinsam mit Parallelprojekt an der TU Berlin:
Klärung der Ausstellungsinhalte
Entwicklung von Ausstellungsszenografie und Ausstellungsgrafik, incl. Herstellung und Aufbau (+ Abbau)
Erstellung bzw. Aufbereitung von Ausstellungsinhalten in Bild, Text, Modell PR (Flyer/ Poster)
Digitale Projektdokumentation (pdf A4)
Wünschenswert: gedruckte Kurzdoku („Katalog“)

Vorabreiten bis zum 15.3., intensive Bearbeitung dann folgend bis zur Ausstellungseröffnung

Exkursion mit Begleitseminar

Exkursion zur Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Lehrender: Prof. Robert van Pelt

Erster Termin: Informationstermin: Freitag, 22. Oktober, 12:00

ASL Neubau, Raum 105

Verbindliche Anmeldung bis Montag, 25. Oktober erforderlich incl 2G bzg Corona

Das Wort "Auschwitz" ist zu einer Metapher für den Holocaust im Allgemeinen geworden, und die Formulierung "nach Auschwitz" steht für den großen historischen Bruch, den die Ermordung von sechs Millionen Juden verursacht hat. Der Charakter und das Ausmaß der Gräueltaten, die in Auschwitz stattfanden, rechtfertigen die Einstufung des Lagers als symbolisches Zentrum des Holocausts. Dort wurde die größte Einzelgruppe von Juden ermordet: über eine Million Männer, Frauen und Kinder. Auch nimmt Auschwitz eine Schlüsselstellung in der Geschichte der Gegenwart ein, weil seine Technik und Organisation so durch und durch "modern" waren.       

In einem Kurs, der am Ort Auschwitz unterrichtet wird, werden wir versuchen, die gewöhnlichen historischen Dimensionen der Stadt Oswiecim zu entdecken, wie sie zwischen 1270 und 1940 an der historischen Grenze zwischen dem deutschen und dem polnischen Volk existierte, sowie die außergewöhnliche Geschichte dieses Ortes zwischen 1940 und 1945, die begann, als SS-Chef Heinrich Himmler 1940 diese Stadt als Pilotprojekt für die geplante Germanisierung eines bedeutenden Teils Polens identifizierte. Bei all dem werden wir uns auf Fragen des Ortes und des Raumes - geografisch, städtebaulich, architektonisch - konzentrieren und dabei bemerkenswerte Dokumente aus den Archiven des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau als Beleg verwenden.

Der Kurs für eine Woche geplant, die am Samstag, den 6. November beginnt und am Samstag, den 13. November endet. Weitere Infos hier

 

Projekt

GK-X-RZ: Ein dritter Ort im Konflikt Garnisonkirche Potsdam versus Rechenzentrum Potsdam

Lehrende: Prof. Philipp Oswalt, Astrid Wuttke, Samuel Korn

Seit drei Jahrzehnten wird über den Wiederaufbau der barocken Garnisonkirche Potsdam gestritten. Obgleich von einem rechtsradikalen Bundeswehroffizier initiiert, wird der Kirchturm unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten überwiegend aus Geldern des Bundes wieder aufgebaut. Historisch steht die 1945 beschädigte und 1968 abgerissene Kirche für den deutschen Nationalprotestantismus und damit für ein obrigkeitshöriges, antidemokratisches, antiliberales, nationalistisches und militaristisches Denken, dass auch die Kriege gegen Polen und Frankreich, die Kolonialvölker, den Ersten und Zweiten Weltkrieg beförderte und einen fatalen Höhepunkt im „Tag von Potsdam“ mit der symbolischen Inthronisierung von Adolf Hitler erreichte.

Direkt daneben, in 1,7 Meter Entfernung steht das 1971 und somit zu DDR-Zeiten errichtete Gebäude des Rechenzentrums, das seit sechs Jahren als Kunst- und Kreativhaus genutzt wird. Eigentlich sollte dessen Abriss 2024 erfolgen, um Baufreiheit für den Nachbau des Kirchenschiffs. Doch inzwischen ist klar, das dieses nicht kommen wird. Für einen Abriss, ob in Teilen oder Ganz gibt es keine Grund mehr. Aber was soll an diesem Ort geschehen? Die Stadt Potsdam hat letztes Jahr ein sogenannten 4-Phasen-Prozess in Gang gesetzt, um diese Frage zu klären. Die inhaltliche Konzeption soll bis zum Herbst diesen Jahres, daran anschließen die baulich-räumlichen Konkretisierung hierzu erfolgen.

Mit dem Entwurfsprojekt wollen wir uns in diese Debatte einbringen. Wir wollen Vorschläge für Inhalte und räumliche Gestaltungen an diesem Ort machen. Wie kann ein neuer Dritter Ort für freiheitliche Utopien und Lernen aus der Geschichte gestaltet sein und soll sich dieser mit den beiden Bestandsbauten verbinden und sich teilweise auf diese ausdehnten? Neben einem Neubau zwischen diesen beiden entgegengesetzten Bauten geht es dabei auch um Eingriffe in die beiden vorhandenen Bauten. Bzgl. des Erdgeschoss des Kirchturms geht es potentiell darum, die dort vorgesehen Kapelle in einen Lern- und Ausstellungsraum umzubauen. Bei dem einst introvertierten Rechnungszentrum geht es darum, für die neue Nutzung das Gebäude nach außen zum öffentlichen Raum hin zu öffnen. Bei beiden Bauten geht es auch um mögliche Veränderungen der äußeren Erscheinung bzgl. des Bauschmucks.

Im Rahmen des Projektes erfolgt eine Befassung mit architektonischen Referenzen einer antiautoritären-freiheitsversprechenden Architektur, um zu prüfen, ob diese Anregung für die Potsdamer Situation bieten können. Dabei gilt es, die Idee des Lernorts zu konkretisieren, ob etwa als Denkmal, Museum, Kloster, Schule, Bibliothek, Panoptikum oder Festsaal. Begleitet wird das Projekt von einer Exkursion nach Potsdam mit Begleitseminar, welches die Aktivistin und Architektin Frauke Röth vom Rechenzentrum betreut. Die Ergebnisse des Projektes sollen vor Ort im Rechenzentrum im Frühjahr 2022 ausgestellt werden.

Weitere Infos:

http://lernort-garnisonkirche.de/

https://rz-potsdam.de/

garnisonkirche-potsdam.de

Seminar

Posenenske und der Bau der Kunsthochschule Kassel 

Lehrende: Prof. Philipp Oswalt, Prof. Alexis Joachimides

Der heutige Nordbau der Kunsthochschule ist ab 1960 durch den Architekten Paul Friedrich Posenenske entworfen worden und gilt als ein besonders charakteristisches Beispiel der Nachkriegsmoderne am Ort. Zu diesem Projekt sind die Entwurfszeichnungen des Architekten im Kasseler Stadtarchiv erhalten. Ziel des Projektseminars ist eine Ausstellung dieser Entwürfe im Kontext der Wiederanknüpfung an eine moderne Architektursprache in Westdeutschland nach 1945, incl einer Analyse von – auch internationalen - Parallelentwicklungen und  möglichen Vorbilder derselben Bauaufgabe – wie etwa die Akademie der bild. Künste Nürnberg (Sepp Ruf 1950–54) oder die Hochschule für Gestaltung Ulm (Max Bill 1953–55) – aber auch Bauten in Japan, Indien, Finnland, Jugoslawien, Nigeria und Brasilien. Zum zu untersuchenden Kontext gehört zugleich auch das kulturpolitische Umfeld Kassels, in dem Posenenske ab 1958 auch Schloss Wilhelmshöhe für historische Sammlungen der Staatlichen Museen wiederaufgebaut hat.

Die Arbeit wird im Sommersemester mit einem weiteren Seminar fortgesetzt und zielt auf die Entwicklung einer Ausstellung(beitrag) zum Thema im neuen Ausstellungsbau der Kunsthochschule. Das Jetzige Seminar ist einsemestrig angelegt.  Eine Teilnahme am Folgeseminar ist möglich, aber nicht erforderlich.

Anmeldung via Moodle.

Erster Termin: Mittwoch, 3. November, 14:00, Kunsthochschule Südbau 3 OG, Raum 3140

 

Seminar

More-than-Human. Ökologisches Denken in der Architektur

Lehrender: Dr. phil. Alexander Stumm

Die Baubranche gilt mit rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen als ein Hauptverantwortlicher der Klimakrise und baut auf der Ausbeutung von Ressourcen, Ökosystemen sowie menschlicher Arbeitskraft auf. Das Seminar beleuchtet die Genealogie ökologischer Positionen in der Architektur im 20. und 21. Jahrhunderts und gibt eine Einführung in den Anthropozän-Diskurs. Die kritische Analyse konkreter Projekte von Frank Lloyd Wright, Alison und Peter Smithson, Van den Broek & Bakema, Kisho Kurokawa, Kiyonori Kikutake, Balkrishna Doshi, Frei Otto, OM Ungers, Florian Nagler, Roger Boltshauser, baubüro in situ und weiteren Positionen macht unterschiedliche Ansätze umweltgerechten Bauens fassbar. Theoretische Texte beleuchten die materielle Fragestellungen des Extraktivismus und der Produktionsverhältnisse der Architektur, die biopolitische und rassistische Dimension des Anthropozäns und widmen sich Ansätzen der Überwindung von anthropo-zentrischem Denken und der Schaffung neuer Verwandtschaften zwischen Spezies. Die Verschränkung von praktischen Bauprojekten und theoretischen Texten führt zur übergeordneten Fragestellung: Wie lässt sich eine More-than-Human-Architektur gestalten?

Zeiten: alle zwei Wochen Montags 10:00 - 14:00 Uhr

Die erforderliche Einwahl in den Kurs findet ausschließlich online statt und ist vom 15.10.2021 bis 20.10.2021 12:00 Uhr zugänglich. Der Zugang zur Einwahl-Webseite wird auf http://www.uni-kassel.de/go/ath bereitgestellt. Hier finden Sie zudem eine Einführung in die Thematik in Form eines kurzen Videos.

 

Exkursion mit Begleitseminar

Dritter Ort GK-X-RZ. Exkursion mit Begleitseminar RZ-GK Uni-Kassel

Lehrende: Frauke Röth

Am Areal des Rechenzentrums und der Garnisonkirche lässt sich die Geschichte der Stadt Potsdam gut ablesen und studieren. Mit dem Erfolg und Wachstum des absolutistisch regierten Königreichs Preußens vor ca. 300 Jahren und der Bedeutung Potsdams als Residenz- und Garnisonstadt, wuchsen die damit verbundenen Aufgaben des ärmlichen Städtchens an der Havel.  Durch die Zerstörungen des 2. Weltkriegs und die veränderten gesellschaftlichen und politischen Ideale und Bedingungen der DDR-Zeit, gab es starke städtebauliche und architektonische Veränderungen.  Nicht minder prägend wiederrum ist die aktuelle bauliche Entwicklung seit 1990, die vor allem von Abrissen der Nachkriegsbauten, Neo-Historismus und Rekonstruktionen bis heute bestimmt ist. Die architektonischen Entscheidungen der letzten 300 Jahre bilden die Ausgangslage für die gegenwärtige komplexe und umstrittene bauliche Situation, die Gegenstand des Entwurfsseminars ist.

Das Begleitseminar besteht vor allem aus der Exkursion nach Potsdam, bei denen an 3 Tagen vor Ort das Rechenzentrum und die alte Garnisonkirche und das Wiederaufbauprojekt der Garnisonkirche Gegenstand der Erkundung sein sollen. Dabei untersuchen wir das Areal auf Spuren und Relikte der Konflikte der NS- und DDR-Zeit. Auch die umgebenden Gebäude mit ihren repräsentativen oder auch sachlichen Fassaden vom friderizianischen Barock bis zur Postmoderne und die Prunkallee Preußens, bzw. die Magistrale der DDR-Zeit werden wir erkunden. Außerdem wird der gegenwärtige politische Kontext zum Entwurf beleuchtet und diskutiert.

Bei der Exkursion soll die komplexe bauliche und gesellschaftliche Situation beleuchtet und erörtert werden. Wir werden das Areal und die Gebäude durch Rundgänge und Führungen erkunden und deren politische Geschichte und architekturgeschichtliche Bedeutung kennenlernen.

An die Exkursion anschließend wird in einer Hausarbeit die Geschichte eines Gebäudes des Areals im Zusammenhang mit einer politischen Konfliktsituation beschrieben.

Umfang 15.000 Zeichen

Die Exkursion mit Begleitseminar ist für alle Projektteilnehmer obligatorisch.

Erstes Treffen:

Do 21.10., 14:00 (Im Zusammenhang mit Projekttreffen)

Exkursion Fr., 29.10., 12 Uhr – So., 31.10., 14 Uhr

Ort ist das Rechenzentrum Potsdam, Dortustr. 46, 14467 Potsdam

Seminar

Architekturen des Wissens

Lehrender: Prof. Dr. Felix Vogel

Die Verlagerung nahezu aller Bereiche der Universität in den digitalen Raum durch die Covid-Pandemie hat vor Augen geführt, was oft als Selbstverständlichkeit angenommen wird: Die Produktion und Distribution von Wissen ist von physischen Räumen abhängig. Hörsäle, Bibliotheken und Labore, aber auch Mensen sind an der Ordnung von Wissen beteiligt, bringen Wissen hervor oder schränken es ein. Eine Auseinandersetzung mit der Universitätsarchitektur ist also immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der zeitspezifischen Bedeutung von Wissen. Das Seminars verfolgt ein doppeltes Zeit: Einerseits erarbeiten wir uns einen Überblick über die Architektur- und Wissensgeschichte von Universitäten (wobei der Schwerpunkt auf der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt), andererseits untersuchen wir die Gebäude der Universität Kassel.

Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben und auf moodle gestellt. Zur Einführung eignen sich zwei Publikationen: Tom Holert (Hg.): Bildungsschock. Lernen, Politik und Architektur in den 1960er und 1970er Jahren (Ausst. Kat. HKW Berlin), Berlin 2020; Reinhold Martin: Knowledge Worlds. Media, Materiality, and the Making of the Modern University, New York 2021.

Zeiten: Dienstags 10:00 - 11:30 Uhr

Die erforderliche Einwahl in den Kurs findet ausschließlich online statt und ist vom 15.10.2021 bis 20.10.2021 12:00 Uhr zugänglich. Der Zugang zur Einwahl-Webseite wird auf http://www.uni-kassel.de/go/ath bereitgestellt. Hier finden Sie zudem eine Einführung in die Thematik in Form eines kurzen Videos.

Seminarangebot Architekturtheorie vom Fachgebiet Kunst und Wissen

Nullpunkt der Orientierung.
Zwischen digitalen und analogen Wirklichkeiten im (Ausstellungs-)Raum

Lehrende: Claire Valérie Zimmermann

Wie verorten wir uns zwischen digitalen und analogen Wirklichkeiten im
(Ausstellungs-)Raum? Der Philosoph Edmund Husserl hält 1913 in seinen Ideen
zu einer reinen Phänomenologie fest, dass der eigene Leib für sein Ich die
einzigartige Auszeichnung habe, »dass er den Nullpunkt all [seiner]
Orientierungen in sich trägt. [...] So besitzen alle Dinge der Umwelt ihre
Orientierung zum Leibe, wie denn alle Ausdrücke der Orientierung diese
Beziehung mit sich führen.« Unmittelbar drängt sich jedoch die Frage auf, ob
diese Äußerung zu Zeiten einer fortwährenden Digitalisierung aller
Lebensbereiche noch Bestand hat? Wie beeinflussen die unserem Auge
fremden, algorithmisierten Gestaltungslogiken unsere Wahrnehmung? Rund 50
Jahre nach Husserl konstatiert Theodor W. Adorno, dass in der gegenwärtigen
Epoche »die Menschen in die Technik eingegangen und, als hätten sie ihr
bessere Teil an sie vererbt, gleich Hülsen hinter ihr zurückgeblieben [seien]. Ihr
eigenes Bewußtsein ist angesichts der Technik verdinglicht und deshalb von
dieser, der dinghaften her zu kritisieren.« Wiederum 50 Jahre später, ist es ein
Zeitalter »permanenter Konnektivität«, das wir gerade erleben und somit ein
Prinzip fortwährender Vernetzung, das den Puls der Zeit prägt. Digitale Sphären
sowie virtuelle Realitäten üben immer mehr Einfluss auf das Leben der Menschen
aus. Denn durch das Smartphone, aber auch das Tablet und den Laptop, ist der

Mensch zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar und so auch auf eigentümliche
Weise adressierbar geworden. Die Bedeutungsebenen des Digitalen werden auf
unterschiedlichste Weise verhandelt und unterliegen sich kontinuierlich
wandelnden Betrachtungs- und Herangehensweisen, sodass sie nicht eindeutig
bestimmt werden können. Während etwa Beate Gütschow ihre Arbeiten mit Hilfe
verschiedener Architektursoftwares digital zusammensetzt und dergestalt nicht
mehr existierende Orte von Neuem aufleben lässt, führt Adrian Sauer in seiner
Soundinstallation Fotografieren ist zahlreiche Ableitungen seiner algorithmisierten
Google-Suche nach »Fotografieren ist«, ad absurdum und erweckt in diesem
Zuge nicht enden wollende Bilder, ohne auch nur eines darzustellen. So widmet
sich das Seminar der Frage, wie das Digitale seinen Weg in die zeitgenössische
Kunst gewoben hat. Wie gehen Künstler*innen mit den historisch gewachsenen,
teils oppositionellen oder problematischen Konnotationen des Digitalen um? In
welchen Arbeiten werden digitale Gestaltungslogiken kritisch hinterfragt, wo
reflektiert, wo ohne Weiteres adaptiert? Um uns auf Spurensuche zu begeben,
sollen neben den genannten Positionen ferner Künstler*innen wie u.a. David
Claerbout, Alex Hartley, Lilly Lullay, Barbara Probst, George Rousse sowie Bruno
Zhu besprochen werden. Zudem sollen mit Hilfe rahmengebender Schlüsseltexte
die Techniken, die Materialien wie gleichsam die zugrundeliegenden Ideen der
ausgewählten Fallbeispiele zur Debatte stehen – die Referatsvergabe erfolgt in
der ersten Sitzung.

Wöchentliches Treffen Donnerstags 10:00 - 11:30 Uhr

Die erforderliche Einwahl in den Kurs findet ausschließlich online statt und ist vom 15.10.2021 bis 20.10.2021 12:00 Uhr zugänglich. Der Zugang zur Einwahl-Webseite wird auf http://www.uni-kassel.de/go/ath bereitgestellt. Hier finden Sie zudem eine Einführung in die Thematik in Form eines kurzen Videos.