B03: Ökonomische und ökologische Analyse der Milcherzeugung und -vermarktung

In diesem Projekt steht in Phase II die tiefergehende Untersuchung der technischen Effizienz, der Umwelteffizienz und des Beitrags der Milchviehhaltung zum Einkommenspotential der Kleinbauern in Bengaluru. Die Funktionsfähigkeit der lokalen Wertschöpfungskette für Milch und Milcherzeugnisse ist dabei ein wichtiger Faktor, der vor allem durch ein hohes Ausmaß von Dominanz eines einzelnen milchverarbeitenden Unternehmens geprägt ist. Die zweite Runde des Surveys wird es gestatten, die räumliche Struktur der Milcherzeugung in technologischer Hinsicht, die vermutlich polyzentrischen Mustern unterliegt, näher zu beleuchten. Zusätzlich steht die Futterbeschaffung, die sich in der ersten Phase als nicht immer vollständig erfassbar erwies, da sie auch auf informellen Arrangements beruht, im Fokus. Letztlich kann so umfassend ermittelt werden, welchen Einkommensbeitrag die Milcherzeugung leisten kann, und inwieweit dieser Einkommensbeitrag systematisch mit den externen Effekten von Milchviehhaltung auf die Umwelt variiert. Dieser letztgenannte Aspekt wird in einer Analyse der Umwelteffizienz mit Blick auf die Methanemissionen aus der Milchviehhaltung beleuchtet.

Projektleitung

Prof. Dr. B. Brümmer
Landwirtschaftliche Marktlehre
Universität Göttingen

Arbeitsgruppe

Yashree Shantanu Mehta

Indisches Partner-Projekt:
Dairy supply chains at different stages of urbanisation
G.N. Nagaraja & B.V.C. Reddy, University of Agricultural Sciences, Bangalore

Phase I

Ökonomische Effizienz in der Milcherzeugung und –vermarktung: Ein umfassender Wertschöpfungskettenansatz

Das Kernziel dieses Vorhabens liegt in der Untersuchung der ökonomischen Effizienz auf verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette für Milch und Milcherzeugnisse entlang der Schnittstelle zwischen Stadt und Land in Bangalore, um die konzeptionellen Grundlagen und Methoden zur Zusammenführung der stufenbezogenen Ergebnisse zu einer umfassenden Wertschöpfungsketten bezogenen Sichtweise zu erarbeiten. Die sowohl bei Verbrauch als auch bei der Produktion herausragende Rolle der Milcherzeugung in Indien legt nahe, gerade diese Wertschöpfungskette für diesen Ansatz auszuwählen. Auf Ebene der landwirtschaftlichen Haushalte stehen die Schätzung der technischen Effizienz und der technologischen Unterschiede entlang der ländlich-städtischen Schnittstelle im Vordergrund. Dies erfordert einen räumlich expliziten Untersuchungsansatz, um die Interdependenzen zwischen benachbarten Betrieben analysieren zu können. Auf der Verarbeitungsebene wird die ökonomische Effizienz in ihre technischen, allokativen und skalenabhängigen Komponenten zerlegt. Gerade die letzteren Komponenten spielen für die Wirtschaftlichkeit der Milchverarbeitung oft eine entscheidende Rolle. Auf der Ebene der Vermarktung wird die institutionelle Situation in Bangalore bei Milch und Milcherzeugnissen im Vordergrund stehen.

Die Kombination der Ergebnisse aus den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette ermöglicht es in einer systemorientierten Perspektive die komplette Milchwertschöpfungskette in den Fokus zu nehmen. Die an der Stadt-Land-Schnittstelle in Bangalore dominierenden rapiden Veränderungen in den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen lassen es wahrscheinlich erscheinen, dass gerade die Änderungen bei nicht marktfähigen Gütern für die Vorhersage von zukünftigen Szenarien wichtig sind. Jenseits einer rein ökonomischen Perspektive wird daher die Ausweitung des Konzepts der Wertschöpfungsketteneffizienz um nicht marktfähige Güter (einschließlich unerwünschter Güter) ein Aspekt dieses Projekts sein. Dabei wird die lokale Wertschöpfungskette für Milch von der Futtermittelproduktion, über die Milcherzeugung und -verarbeitung bis hin zur Vermarktung abgedeckt werden. Bei der Betrachtung der relevanten Outputs werden nicht nur die wirtschaftlich relevanten Güter und Dienstleistungen, sondern auch ökologische und soziale Güter und Dienstleistungen zu integrieren sein. Zu den umweltrelevanten Dimensionen werden die Auswirkungen von Futtermitteln und Milchproduktion auf die biologische Vielfalt sowie die Verwendung von Wasser, Nährstoffen und Dünger gehören. In Bezug auf die soziale Dimension könnten die von Genossenschaften erbrachten Dienstleistungen bei der Futterversorgung und in der Milchverarbeitung ein nützlicher Ausgangspunkt sein.

Dieses erweiterte Konzept kann als besonders nützlich für Untersuchungen der rapiden Veränderungen entlang der ländlich-städtischen Schnittstelle in Bangalore betrachtet werden. Dieser Ansatz hat zwei neue Aspekte. Zunächst werden die Methoden zur Messung der ökonomischen Effizienz um eine umfassende Integration von ökologischen und sozialen Dimensionen erweitert. Zweitens werden die Triebkräfte von Produktivitätsunterschieden auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette mit Hilfe von Zerlegungstechniken für ein solchermaßen multidimensional definiertes Effizienzmaß (einschließlich der ökologischen und sozialen Güter und Dienstleistungen) untersucht werden. Dieser Ansatz wird dazu beitragen, die Rolle von umfassend definierten Effizienzmaßen bei der Entwicklung eines SES aufzuklären.

Poster B03 (2016)

Alumni

Oliver-Ken Haase