Fabian Beesten

Fabian Beesten – Diplom I Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2011 Aktuell: Selbständig mit LegumiN und Gartensoja: Beratung und Vermarktung von Impfmitteln und Soja-Saatgut, Körtlinghausen

Wechselnde Pfade, Scharten und Licht – ein Herz für Hülsenfrüchte

Der Beginn meines Ökolandbau-Studiums in Witzenhausen in 2004 ist eine tolle Erinnerung. Welche Vielfalt an Angeboten, Menschen und Überraschungen! So eine schöne Gegend. Ahnungslos, wo mich das Studium hinführen würde, stürzte ich mich in alles auf einmal, bis mir nach drei Semestern die Puste ausging. Wo soll das Studium hin führen? Was will ich eigentlich? Und was will die Uni von mir? Nach schlaflosen Nächten war klar: Ich brauche eine praktische Basis für mich und für das Studium.

Es folgten drei tolle Lehrjahre auf Bio-Höfen in Brandenburg, Sachsen und NRW. Zurück in Witzenhausen, erlebte ich dann eine richtige Hoch-Zeit. Endlich Raum, den vielen Fragen aus der Praxis auf den Grund zu gehen! Zeit, wundervolle Menschen kennen zu lernen, viel auszuprobieren und die Seele baumeln zu lassen. Meine kleine Imkerei erblühte im Werratal und ich liebte es, Führungen im Tropengewächshaus zu geben.

Höhepunkte des Studiums waren Exkursionen nach Österreich und Spanien und mehrere Projektarbeiten. Da brannte die Luft. Studierende, Lehrende und Praktiker vor Ort waren gleichermaßen begeistert, berührt und bereit, ihr Bestes zu geben, damit etwas mit Substanz entsteht. Ein paar Kontakte und Arbeiten aus der Zeit tragen bis heute.

Über Taifun Tofu zu Gartensoja und LegumiN

Aus der Lehre brachte ich Interesse an Hülsenfrüchten mit. Allgemein war zu der Zeit spürbar, dass Lupine, Erbse und Co wieder mehr zum Thema wurden. An einem verregneten Wintertag auf dem Weg zwischen Bibliothek und Großer Aula in der Nordbahnhofstraße gab es dann ein kurzes Gespräch mit großen Folgen: Jemand erwähnte beiläufig, dass die Taifun Tofu GmbH Pionierarbeit im heimischen Sojaanbau macht. Die wären vielleicht gute Partner für eine Abschluss-Arbeit. Das bestätigte sich nach einem kurzen Telefonat. Aus einer Diplomarbeit über Soja ergab sich eine Anstellung im Soja-Team bei der Freiburger Firma.

Die Grundlagen für den Sojaanbau zwischen Burgund, Oberrhein und Wiener Becken waren bereits gelegt, doch es gab noch reichlich zu tun. Um die Soja-Versorgung der wachsenden Tofu-Produktion komplett in Europa decken zu können, brauchte es gutes Saatgut, viel Anbau-Beratung, Erfasser und Läger und Menschen, die sich um den Wissens-Transfer aus den großen Anbaugebieten kümmern.

Nach sechs fruchtbaren, anstrengenden und wertvollen Jahren mit vollem Fokus auf die „Wunderbohne“ geriet ich erneut in eine tiefe persönliche Krise. Der Wunsch nach Selbstständigkeit verschaffte sich Gehör; nach Überraschung und Risiko, und nach Freiheit. Mein zweiter Sohn war bereits auf dem Weg. Ich wollte nicht in Geldnot geraten und suchte mit meinen letzten Reserven nach Wegen in die Selbstständigkeit.

2017 gründete ich, noch aus der Anstellung heraus, Gartensoja. Die Idee war, mit Edamame-Saatgut aus heimischer Bio-Vermehrung Geld zu verdienen. Die japanische „Gemüse-Soja“ kam in Europa gerade in Mode. Importiertes Saatgut war extrem teuer, erste Tastversuche hatten gezeigt, dass die Saatgut-Vermehrung am Oberrhein funktionierte.

Zweites Standbein sollte der Vertrieb hochwertiger, günstiger Rhizobien-Impfmittel für alle Hülsenfrüchte sein. Nach gehörigem Anfänger-Glück kamen kleine und große Hürden, doch nach acht Jahren bin täglich dankbar und froh über die Selbstständigkeit. Die Edamame-Vermehrung geht gerade in die achte Runde – heute wie damals auf demselben Biohof in Eichstetten am Kaiserstuhl. Das Thema biologische Stickstoffbindung läuft mittlerweile unter dem Firmennamen „LegumiN“ und hat sich zum Hauptgeschäft entwickelt. Die Impfmittel kommen wie zur ersten Stunde von ein und derselben guten Firma aus England. Kunden sind Saatgut-Händler, Forschungseinrichtungen und vor allem Bauern von Uppsala bis Wien und von Rumänien bis Portugal.

Seit drei Jahren leben meine Frau, unsere drei Kinder und ich auf Gut Körtlinghausen im Sauerland – endlich wieder richtig auf dem Lande!

 

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