ITeG Lectures 2023/2024

The Research Center for Information Technology Design (ITeG) at the University of Kassel, in cooperation with the Gesellschaft für Informatik (GI), is organizing a series of lectures on the diverse design dimensions of the digital society. In these lectures, renowned representatives of various disciplines present their research and results with an explicitly socio-technical focus. This semester, the lecture series addresses the topic "Sociotechnical Design of Digital Self-Determination."

Wednesday, 17:00 CET
via ZOOM

Mittwoch, 15. November 2023

Beginn 17:00

Prof. Dr. Ina Schieferdecker,
TU Berlin/Fraunhofer FOKUS

"Ist Software politisch?"

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Mittwoch, 06. Dezember 2023

Beginn: 17:00

t.b.d.

Foto von Prof.StaabImage: © ECDFPRberlin-eventfotograf.de

Mittwoch, 17. Januar 2024

Beginn 17:00

Prof. Dr. Philipp Staab,
HU Berlin

"Technologien der adaptiven Gesellschaft"

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Image: Frank Woelffing

Mittwoch, 07. Februar 2024

Beginn: 17:00

Prof. Dr. Claudia Müller-Birn,
Freie Universität Berlin

"Unsere Daten, unsere Entscheidung: Ein wertebasierter Ansatz für Datenspenden in der Medizin"

Mittwoch, 07. Februar 2024: Read More

More information about the presentations:

Digitale Systeme ermöglichen heutzutage Freiheiten, die früher kaum möglich gewesen wären. Wir können heute bequem vom Sofa zu jeder Tageszeit Waren bestellen, Zeitung lesen, rasch etwas in Wikipedia nachschlagen, uns in mannigfacher Weise unterhalten lassen und unser Leben in den sozialen Medien mit Tausenden von Menschen teilen. Wir können miteinander über WhatsApp, Telegram und Co. kommunizieren, jeden Schritt den wir tun verfolgen oder unsere Körperfunktionen rund um die Uhr messen lassen - wenn wir denn wollen. 

Doch ist es in der Tat so einfach? Inwieweit kann man sich diesen "Freiheiten" noch entziehen - sei es, weil man mehr und mehr von solchen Systemen und Diensten abhängig wird, sei es, weil nun etwas möglich und wünschenswert geworden ist, was früher gar nicht erst denkbar gewesen wäre (wie z.B. sich ständig selbst zu vermessen, um gesünder zu leben)? Da zudem die konkrete Gestaltung dieser "Freiheiten" selten von einem selber (mit-)bestimmt wird, drängt sich die Frage auf, was Selbstbestimmung in diesem Kontext bedeuten könnte. Im Vortrag wird daher ein Konzept "digitaler Selbstbestimmung" vorgeschlagen, welches an allgemeine philosophische Erwägungen von Selbstbestimmung zurückgebunden ist und sieben Komponenten digitaler Selbstbestimmung identifiziert (Kompetenz, Informiertheit, Werte, Wahlmöglichkeit, Freiwilligkeit, Willensbildung und Handlung). Neben den Grenzen des Konzeptes werden auch beispielhaft Möglichkeiten der empirischen Operationalisierung thematisiert.

 

Marcel Mertz hat Philosophie und Soziologie an der Universität Basel studiert und 2015 an der Universität Mannheim in Philosophie promoviert. Neben seiner seit 2011 bestehenden Tätigkeit an der MHH war er am (damaligen) Fachbereich Medizin- und Gesundheitsethik des Universitätsspitals Basel, am Philosophischen Seminar der Universität Mannheim und an der Forschungsstelle Ethik der Uniklinik Köln bzw. am Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres) der Universität zu Köln tätig.

Sein zentrales Forschungsinteresse ist die Methodologie und die Inter-/Transdisziplinarität der Medizin- und Forschungsethik, insbesondere empirische und „evidenz-basierte“ Ethik, systematische Übersichtsarbeiten normativer Literatur und ethische Bewertungsmethoden im Health Technology Assessment (HTA). Inhaltlich hat er in der Klinischen Ethik geforscht, u.a. zu Verfahren klinischer Ethikkonsultation und zur Entwicklung von klinisch-ethischen Leitlinien. Zudem hat er sich mit ethischen Herausforderungen von Demenzerkrankungen beschäftigt, sich aber auch mit technikethischen Themen wie Digitale Selbstbestimmung und Roboterethik auseinandergesetzt. Neben Lehrtätigkeiten im Bereich der Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) und der Forschungsethik hat er auch grundständige Lehre in praktischer und theoretischer Philosophie geleistet.

Mertz koordiniert gegenwärtig die Arbeitsgruppe „Ethik und Empirie“ der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. (AEM) und ist einer der Sprecher von CELLS MHH.

Die nächste Gesellschaft wird eine der Anpassung sein. Konnte die (spät-)moderne Konstellation noch mit dem Versprechen auf wachsende Spielräume für die Selbstentfaltung der Einzelnen locken, treten schon heute grundsätzliche Stabilisierungsprobleme ins Zentrum der Wahrnehmung: Ob Klima, Biosphäre, soziale Ungleichheit, Demokratie oder Leiden an Selbstverwirklichungsüberforderungen – Selbsterhaltung wird zum Leitmotiv gesellschaftlicher Selbstthematisierung, Anpassung zum Imperativ individueller Lebensführung und politischer Steuerung. Digitale Technologien gewinnen in diesem Kontext eine neue gesellschaftliche Bedeutung. Sie sollen nun nicht mehr primär der Optimierung ökonomischer Prozesse dienen, sondern dabei helfen, Anpassungskonflikte erfolgreich zu entpolitisieren. Kann eine solche technokratische Sehnsucht Erfüllung finden?

Philipp Staab  ist Professor für Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Einstein Center Digital Future. In seiner Forschung verbindet er Themen der Arbeit, Sozialstrukturanalyse, Techniksoziologie und politischen Ökonomie in gegenwartsanalytischer Absicht. Aktuell befasst er sich insbesondere mit Fragen der politischen Gestaltung des digitalen Kapitalismus, des Zusammenhangs von Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie der Rolle kritischer Infrastrukturen für die Zukunftsfähigkeit moderner Gesellschaften.

In der Medizin wird zunehmend das Ziel verfolgt, verschiedene Arten von Gesundheitsdaten zu verknüpfen, um die Behandlung noch genauer auf die individuellen Bedürfnisse von Patient:innen anzupassen. Dazu sollen zum Beispiel Daten aus der Krankenversorgung oder aus wissenschaftlichen Studien genutzt werden, aber auch Daten, die wir selbst mit Gesundheits-Apps oder Fitness-Armbändern erheben.

Diese Daten könnten dann in der elektronischen Patientenakte gespeichert werden, aber damit andere diese Daten nutzen können, brauchen sie eine ausdrückliche Zustimmung. Und das ist ein wichtiger Punkt, denn dabei geht es um unsere persönlichen Daten und unsere Privatsphäre.

Was bedeutet es also, wenn wir uns dazu entscheiden, unsere Daten zu teilen? Welche Konsequenzen hat das und was müssen wir dabei beachten? Diesen Fragen möchte ich in meinem Vortrag nachgehen.

Zuerst möchte ich die Herausforderungen vorstellen, die es aktuell bei der Zustimmung zur Datennutzung gibt. Danach möchte ich unseren neuen Ansatz vorstellen, der unsere Werte in den Mittelpunkt stellt, wenn es um die Entscheidung geht, unsere Daten zu teilen.

Claudia Müller-Birn ist Professorin für Human-Centered Computing an der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus ist sie Principal Investigator am Exzellenzcluster "Matters of Activity" der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschung fokussiert sich auf die Mensch-Computer-Interaktion mit einem Schwerpunkt auf eine sozial verantwortungsvolle Technologiegestaltung. Vor ihrer Position an der Freien Universität Berlin hat sie als Feodor Lynen-Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung als Postdoktorandin an der der Carnegie Mellon University geforscht.
Sie leitet verschiedene interdisziplinäre Forschungsprojekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Human-Computer-Collaboration. Dabei geht es ihr vor allem darum, Menschen und Algorithmen so miteinander interagieren zu lassen, dass die menschliche Entscheidungsfindung verbessert wird.
In ihrer aktuellen Forschung beschäftigt sie sich mit der Gestaltung von Interaktionsdesigns, die eine wertkongruente Entscheidungsfindung bei Datenspenden ermöglichen sowie, inwiefern kontextualisierte Erklärungen in datengetriebenen Systemen die Entscheidungsqualität erhöhen können.