Hinweise zu Hausarbeiten


EINLEITUNG

Es gibt verschiedene Wege, eine wissenschaftliche Hausarbeit einzuleiten. Wichtig dabei ist, sich an gewisse Gepflogenheiten des Faches zu halten: Konvention und Tradition stehen vor Innovation.

Die folgenden Hinweise können Ihnen dabei helfen:

1) Die Einleitung ist das Erste, was die Korrigierenden Ihrer Hausarbeit lesen, sie ist die Visitenkarte Ihrer Arbeit. Die Erfahrung zeigt: Ist die Einleitung schlecht, ist die Arbeit meist auch schlecht. Geben Sie sich also hier größte Mühe. Überarbeiten Sie Ihre Einleitung nach Beendigung der Arbeit und passen Sie sie den Ergebnissen an.

2) Die Begründung oder die Ableitung des eigenen wissenschaftlichen Ansatzes sollte idealer Weise aus den unterschied­lichen Positionen der Forschung heraus geschehen. Fehler, die dabei häufig gemacht werden, sind folgende:

  • Man nimmt zu wenig Bezug auf die speziellen Fragestellungen der Arbeit. Eine Hausarbeit sollte sich einem ganz „engen“ Thema widmen. Sie können es sich daher nicht leisten, über Allgemeines oder nicht zum eigentlichen Thema Gehöriges zu schreiben. Also lassen Sie Folgendes am besten weg: Lexikonwissen, Allgemeinwissen, Inhaltsangaben und Biographien.
  • Gehen Sie bitte nicht von der "Definition" eines literaturwissenschaftlichen Begriffes aus. Dies wäre eher eine naturwissenschaftliche Herangehensweise.
  • Einen eigenen Ansatz entwickeln bedeutet nicht, dass man das Inhaltsverzeichnis paraphrasiert. Dies ist ein sehr häufiger Fehler, dem Sie entgehen können, wenn Sie das „Ich“ einfach vermeiden. Legen Sie stattdessen Positionen mit neutraler Sprache dar.
  • Kündigen Sie nichts an, schreiben Sie nicht, was Sie geschrieben haben, schreiben oder schreiben werden. Verweisen Sie möglichst nicht auf sich selbst oder auf Ihren Text. Herleitung statt Ankündigung!

Das vorgeschlagene Muster der Ableitung des eigenen Schreibansatzes aus dem Forschungsdiskurs heraus ist sehr produktiv und Sie können damit eigentlich nichts falsch machen.

3) Verraten Sie in der Einleitung nicht die Ergebnisse Ihrer Arbeit!

4) Zitieren Sie in der Einleitung nicht nur aus einer Quelle. Vermeiden Sie auch hier Online-Quellen. Dies hinterließe nämlich den Eindruck, dass Sie sich gar keine Mühe geben.

5) Achten Sie in der Einleitung besonders auf formale Fragen. Absolut keine Kommafehler, keine falschen Leerzeichen, keine schlechten bibliographischen Angaben. Unterschätzen Sie nicht die negative Wirkung, die von unsauber und uneinheitlich ausgearbeiteten Anmerkungen ausgeht. Eine schlechte erste Seite zieht die gesamte Arbeit in den Keller.

6) Eine gute Einleitung sollte

  • eine wissenschaftlich interessante, relevante und begründete Fragestellung beinhalten, die sich idealer Weise aus dem Referat der aktuellen Forschungsliteratur herleitet,
  • eine (literatur)wissenschaftliche Methodik und
  • einen schlüssigen Aufbau Ihrer Arbeit erkennen lassen sowie
  • formal ohne Beanstandungen sein.

 

HAUPTTEIL

Auch im Hauptteil der Arbeit sollten Sie Biographien, Inhaltsangaben und jegliches Allgemein- bzw. Lexikonwissen vermeiden.

Ganz wichtig für Ihre Schreibhaltung: Die Arbeit ist ein Fachtext, ein Text von Spezialisten für Spezialisten. Er muss nicht so geschrieben sein, dass Ihre Angehörigen ihn verstehen. Daher nochmals: Vermeiden Sie Internetwissen, populärwissenschaftliche oder esoterische Literatur. (Die UB kauft auch das, was Benutzer bestellen. Das ist toll, hat aber den Nachteil, dass wir dort zwischen wissenschaftlicher gelegentlich auch unwissenschaftliche Literatur finden.) Wenn sie populärwissenschaftliche oder esoterische Literatur verwenden, endet dies meist mit einer sehr schlechten Note.

Machen Sie hingegen ausgiebigen Gebrauch von digitalisierter Fachliteratur. Wenn es sich um Werke handelt, die lediglich über Google Books oder andere Internetportale digitalisiert sind, geben Sie die Quelle bitte so an, als ob Sie das Buch im Original gelesen hätten. Es sähe sonst sehr unschön und datentechnisch in den Fußnoten aus. Reduzieren Sie Angaben von URLs und Links auf ein Minimum.

Es ist wichtig, dass die Auswahl Ihrer Texte (Primär- und Sekundärliteratur) wissenschaftlichen Anforderungen genügt. Benutzen Sie die zu Ihrem speziellen Thema gehörige, aktuelle und relevanteLiteratur. Meist genügen die Bestände der UB Kassel nicht. Nutzen Sie also bitte die Möglichkeiten der Fernleihe oder Aufenthalte in anderen Bibliotheken bzw. Archiven (z. B. die SUB Göttingen, die UB Marburg oder das Hessische Staatsarchiv Marburg).

Analyse und Interpretation von Texten sollten methodisch korrekt sein. Das ist am Anfang des Studiums sehr schwierig und geht eher ex negativo, d. h., indem Sie versuchen, bekannte Fehler zu vermeiden. Ahmen Sie gute literaturwissenschaftliche Texte nach.

Häufig kann man sich beim Schreiben nicht von der reinen Inhaltswiedergabe (von Primär- und Sekundärtexten) lösen. Auch hier kommen Sie leichter vorwärts, wenn Sie versuchen, Fehler zu vermeiden: Verzichten Sie generell auf Inhaltsreferate bzw. reduzieren Sie diese auf das absolut notwendige Minimum, denn Sie schreiben einen Fachtext. Die Leser und die Korrigierenden kennen den Inhalt des zu behandelnden Textes. Es gibt Punktabzug, wenn Sie das Selbstverständliche, das Sie ohnehin gelesen haben müssen, als Teil einer wissenschaftlichen Hausarbeit auftischen.

Damit eine genügende Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur stattfindet, beachten Sie bitte folgende Faustregel:

  • dreimal pro Seite zitieren,
  • pro geschriebener Seite ein Werk der Sekundärliteratur im Literaturverzeichnis.

15 Seiten Hausarbeit bedeuten also mindestens 45 Anmerkungen (Fußnoten) und 15 zitierte Werke der Sekundärliteratur. Das klingt pedantisch und mag es auch sein. Jedoch hilft Ihnen das Befolgen dieser Regeln, sich an die Gepflogenheiten des wissenschaftlichen Schreibens zu gewöhnen.

Im Hauptteil Ihrer Arbeit wird also bewertet,

  • ob die Auswahl der Texte (Primär- und Sekundärliteratur) wissenschaftlichen Anforderungen genügt (zum Thema gehörige, aktuelle oder relevante Literatur),
  • ob die Analyse und Interpretation der Texte richtig ist (literaturwissenschaftlich methodisch),
  • ob sich Sie sich von der reinen Inhaltswiedergabe (von Primär- und Sekundärtexten) lösen und wissenschaftlich reflektieren können,
  • wie gut die Qualität der Argumentation ist und
  • ob eine genügende Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur stattfindet.

 

ERGEBNISKAPITEL

Kaum an einer anderen Stelle wird der Unterschied zwischen dem Schreiben in der Oberstufe und literaturwissenschaftlichem Schreiben so deutlich wie hier. Sie brauchen keine persönliche Meinung oder Stellungnahme abzugeben, weil Sie dies ja in der gesamten Arbeit (mit neutraler Sprache) tun.

Daher gilt auch hier: kein "Ich"!

Seien Sie bitte nicht so einfallslos und wiederholen Sie hier lediglich die Fakten und Formulierungen des Hauptteils oder Teile der Einleitung.

Versuchen Sie, Ihr Fazit nicht "Fazit" zu nennen, sondern einen eleganten, aussagekräftigen, an Ihrem Forschungsgegenstand ausgerichteten Titel zu finden.

Ein gutes Ergebniskapitel reflektiert die Ergebnisse der Arbeit in einem größeren wissenschaftlichen Kontext oder stellt die wissenschaftliche Relevanz dieser Ergebnisse dar. Auch ein Ausblick oder ein Vergleich könnte hier seinen Platz haben.

 

FORMALE UND SPRACHLICHE BEWÄLTIGUNG

Es besteht eine Beziehung zwischen Inhalt und Form: Formal schlechte Arbeiten sind in aller Regel auch inhaltlich schlecht und umgekehrt.

Verwenden Sie einen klaren wissenschaftlichen Stil ohne Pathos und Emotionen. Vermeiden Sie Erlebnisberichte. Nicht also: "Wenn man an das Wort Märchen denkt, assoziiert man damit immer bestimmte Dinge. Ich persönlich denke dabei häufig an meine beiden Omas."

Vermeiden Sie Umgangssprache (klauen statt stehlen) oder modische Floskeln wie z. B.: in der heutigen Zeit, in der damaligen Epoche der Aufklärung, nichtsdestotrotz, schlussendlich, letztendlich. Bitte nicht: "Gebrüder Grimm" oder "bei den Brüder [sic] Grimm".

Germanistische Haus- und Abschlussarbeiten dürfen keine grammatischen oder orthographischen Fehler enthalten. Sollte sich zeigen, dass die Grundregeln der deutschen Zeichensetzung nicht beherrscht werden, wird die Arbeit mit "ungenügend" bewertet.

  • ZITATE bzw. einzelne Wörter in alter Orthographie werden nicht mit einem "sic" gekennzeichnet.
    • Zitierweise und Form der bibliographischen Angaben erfolgen nach einem üblichen – möglichst nicht dem amerikanischen – Schema. Achten Sie auf Einheitlichkeit. Anmerkungen beginnen mit einem Großbuchstaben und enden mit einem Punkt.
    • Zitate werden in normale (doppelte) Anführungszeichen gesetzt. Ist der Umfang größer als drei Zeilen, wird das Zitat eingerückt und einen Punkt kleiner gesetzt. Die Anführungszeichen entfallen dann.
    • Für die Fußnoten empfiehlt sich das Schema "Name Jahr, S. Seitenzahl", also:
      • Müller 2012, S. 10. (Diese Kurzangabe wird dann im Literaturverzeichnis aufgelöst.)
    • Bei indirekten Zitaten bzw. Referaten von Literatur bitte die entsprechende Zitierweise:
      • Vgl. Müller 2012, S. 10.
    • Bei aufeinanderfolgender Verwendung einer Quelle verwenden Sie bitte:
      • Ebd., S. 12.
    • Bei indirekten Zitaten bitte so:
      • Vgl. ebd., S. 12. (Bei diesem Verweis finden sich sehr oft Fehler. Beachten Sie hier Groß- und Kleinschreibung und Interpunktion genau.)
    • Verwenden Sie bitte nicht die Angabe "S. 5ff.", sondern immer die konkrete Seitenangabe: S. 5–7.
    • Bei nur einer folgenden Seite ist die Angabe "S. 6f." hingegen üblich.
  • Im LITERATURVERZEICHNIS ordnen Sie die einzelnen Werke bitte alphabethisch nach der Kurzangabe (z. B. Müller 2012). Unter dieser Kurzangabe erfolgt die vollständige bibliographische Angabe nach folgenden Schemata:
    • Monographien werden nach dem Schema "Autor (Nachname, Vorname): Titel. Ort Jahr." angegeben:
      • Weschta, Friedrich: Eichendorffs Novellenmärchen "Das Marmorbild". Prag 1916.
    • Beiträge in einem Sammelband werden nach dem Schema "Autor (Nachname, Vorname): Titel. In: Herausgeber (Vorname Name): Titel. Ort, S. Seitenzahlen." angegeben.
      • Ehrhardt, Holger: Die alte Kasseler Grimm-Sammlung. In: Matthias Schulze (Hrsg.): Historisches Erbe und zeitgemäße Informationsstrukturen. Bibliotheken am Anfang des 21. Jahrhunderts. Festschrift für Axel Halle. Kassel 2020, S. 157–197.
    • Beiträge in Zeitschriften werden nach dem Schema "Autor (Nachname, Vorname): Titel. In: Zeitschrift Nr. (Jahr), S. Seitenzahlen.
      • Rölleke, Heinz: Spitzen und Bijouterien als Contrebande. Zu Caput II in Heinrich Wintermärchen. In: Wirkendes Wort 2 (2020), S. 165–168.
    • Wissenschaftliche Onlinequellen werden nach der URL mit dem Zugriffsdatum versehen: (Zugriff: TT.MM.JJJJ)
    • Gibt es mehrere Titel eines Autor mit demselben Erscheinungsjahr, verwenden Sie bitte folgendes Schema: Müller 2012a, Müller 2012b, Müller 2012c.
  • Achten Sie auch auf die richtige Verwendung von DRUCKZEICHEN. Informieren Sie sich hierzu bitte im Duden.
    • Unterscheiden Sie zwischen dem Halbgeviertstrich (–), der als Gedankenstrich, Bis-Strich (auch bei Seitenangaben!), Spiegelstrich, Gegenstrich, Streckenstrich, bei Geldbeträgen u. a. verwendet wird, und dem Viertelgeviertstrich (-), der als Bindestrich, Trennstrich oder Ergänzungsstrich (Sprach- und Literaturwissenschaften, Mondauf- und -untergang) verwendet wird.
    • Setzen bzw. unterdrücken Sie Leerzeichen an den richtigen Stellen, z. B. beim Schrägstrich (1964/65), beim Bis-Strich (1989–1993) oder zwischen dem Abkürzungspunkt von "S." und der Seitenangabe einer Fußnote (Bd. 2, S. 10).
    • Verwechseln Sie nicht einfache Ausführungszeichen mit Apostrophen oder Akzenten. Informieren Sie sich hierzu ggf. im Duden.
  • Lassen Sie sich nicht von unsinnigen AUTOKORREKTUREN (automatische Großschreibung von Wortgruppen in Gliederungen oder nach Punkten), schlechten Formatvorgaben (insbesondere Zeilenabständen und Einzügen) und anderen Automatismen der Schreibprogramme irritieren. Am besten, Sie verzichten auf automatische Gliederungen, Formate oder Abstände.