Gedanken zu Beginn des Studiums
Lehrer oder Taxifahrer? - Kampf einer Bachelor-Studentin gegen die Klischees
Brotlose Kunst. Taxifahrer. Bücherwurm. Nur was für Leseratten. Das Leben als Bachelorstudentin der Germanistik wird einem gerade nicht leichtgemacht. Immer muss man sich rechtfertigen. Wieso, weshalb, warum denn gerade Germanistik? Was möchtest du damit werden?
Oma zur Enkeltochter: „Mein Kind, sag mir doch nochmal genau, was du damit vorhast. Letztens beim Bäcker hat die Elke mich gefragt, was du nochmal genau studierst und ich konnte es ihr wieder mal nur in groben Zügen erklären, wohin das führen soll.“ |
Ah Germanistik? Also Lehramt. Haupt/ Real? Gymnasial- oder Grundschullehramt? |
Nein - keins von allem. Du studierst auf Bachelor? Was - wieso das denn, wieso denn kein Lehramt? |
Ääähm, na weil ich vielleicht keine Lehrerin werden möchte? |
So oder so ähnlich laufen die Gespräche immer wieder ab, wenn man als Studentin der Germanistik auf Bachelor nach seiner beruflichen Zukunft gefragt wird.
Einerseits kann ich das Unbehagen der Großeltern verstehen, damals hat man einen „handfesten“ Beruf erlernt, man hat sofort oder zeitnah sein gesichertes Einkommen gehabt und konnte über Haus, Hof und Familienplanung nachdenken. Wer Brötchen backt, ist Bäcker, wer auf dem Dach arbeitet, ist Dachdecker oder Zimmermann, wer mit Geld zu tun hat, ist Banker, und wenn die Eltern einen eigenen Bauernhof hatten, wurde man als Erstgeborener zumeist logischerweise Landwirt. So simpel, klar und einleuchtend war es in früheren Jahren. Und nun müssen sie Angst haben, dass ihr Enkelkind keinen sicheren Beruf findet - mit ihrer „brotlosen“ Kunst - und womöglich unter der Brücke landet. Dabei erkläre ich immer wieder, dass es ja viele berufliche Möglichkeiten für ein abgeschlossenes Germanistikstudium gibt.
Ein Volontariat als Journalist, in der Öffentlichkeitsarbeit, als Lektor, Dozent oder auch beim Hör- und Rundfunk. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Ich denke, mich selber wird es in die Öffentlichkeitsarbeit treiben oder ein großer beruflicher Wunsch von mir wäre auch eine Anstellung beim Radiosender zu finden.
Zudem sollte man es als positiv betrachten, dass einem die Möglichkeiten nach dem Studium noch so offenstehen, daher kann ich allen Freigeistern, die sich beruflich noch nicht absolut festlegen können ein Studium der Geisteswissenschaften nahelegen. Man sollte sich nur nicht beirren lassen, von blöden und unwissenden Kommentaren absehen und seinen eigenen beruflichen Weg durch das Studium hindurch finden und gehen.