Studieninhalte

Du befasst dich in dem Studiengang mit der deutschen Sprache und Literatur von ihren Anfängen bis hin zur Gegenwart. Das heißt sowohl mit verschiedenen medialen Formen als auch mit den aktuellen Entwicklungen der Kulturwissenschaften. Für den Lehramtsstudiengang sind natürlich vor allem die didaktischen Kurse von besonderer Bedeutung. So werden in diesem Bereich Kenntnisse und Kompetenzen erworben, die später in der Schule eingesetzt werden können, wobei du dann auch in der Lage sein solltest, über deine Fähigkeiten zu reflektieren, diese selbstständig und natürlich erfolgreich einzusetzen.

Sprachwissenschaft

Das denken sich sicherlich viele, wenn sie das erste Mal diesen Begriff zu Ohren bekommen. Doch auch wenn er sich ganz simpel aus den Begriffen „Wissenschaft“ und „Sprache“ zusammensetzt und manch eine*r mit den Augen rollen wird, weil er oder sie sich denkt „Was soll man da überhaupt erforschen?“ oder „Das braucht doch kein Mensch, weil heutzutage ohnehin nicht mehr richtig kommuniziert wird!“  –  gerade im aktuellen Zeitalter der Online-Medien spielt Sprache eine wesentliche Rolle. Vielleicht sogar mehr denn je. Denn selbst die Nachrichten, die man mit seinen Freunden per WhatsApp austauscht, bergen eine Form von sprachlicher Kommunikation. Die Schriftsprache ist genauso ein Teil der Sprachforschung wie die Face-to-Face-Kommunikation. 

Wird man während seines Studiums in Germanistik das erste Mal mit der Sprachwissenschaft konfrontiert, kann man sich noch nicht so richtig vorstellen, welches breite Spektrum an Forschungsmöglichkeiten darunterfällt. Aber lass dir gesagt sein: Sprachwissenschaft ist in vielerlei Hinsicht überhaupt nicht trocken und die Teilbereiche der Wissenschaft der Sprache, im Übrigen auch Linguistik genannt, sind vielfältig. 

Natürlich sollte man, wenn man sich für ein sprachwissenschaftliches Studium entscheidet, ein Faible für Sprache und Sprachentwicklung haben, das ist ganz klar. Man kann sie aber auch erst für sich entdecken. Schaut man mal über seinen Tellerrand und lässt sich nicht von der trockenen Theorie (denn es gibt sie, das lässt sich nicht verschweigen) abschrecken und total verwirren, kann man entdecken, dass die Erforschung von Sprache sehr viel Spaß bringen kann – und man Sprache aus einer Perspektive kennen lernt, die man ohne ein Linguistik-Studium gar nicht in Erwägung gezogen hätte. Auch an der Universität Kassel wurden mit Sicherheit ein paar begeisterte Sprachwissenschaftler geboren, die vorher vehement „Geh mir weg mit Linguistik!“ gerufen haben, nur, um dann voll und ganz in ihren Analysen von Instagram-Posts aufzugehen. 

Man sieht, Sprachwissenschaft nimmt auch moderne Aspekte der Sprache unter die Lupe. Und als Sprach-Profi, der du nach deinem Studium (hoffentlich) bist, hast beruflich ebenso viele Perspektiven, wie es Kommunikationsmodelle gibt: Lektor, Übersetzer, Medien-Berufe - das sind nur ein paar der Möglichkeiten für die man als Linguist geeignet ist. Denn in unserer heutigen Wissens- und Informationsgesellschaft hat man definitiv ein Ass im Ärmel, wenn man sich mit Sprache auskennt und diese anzuwenden weiß. Also soll mal eine*r behaupten, mit Linguistik lässt sich nichts anfangen!

Nun, da hätten wir zuerst einmal die Systemorientierte Linguistik, die sich mit Fragen zur strukturprägenden Rolle von Mündlichkeit und Schriftlichkeit auseinandersetzt. Das bedeutet, hier wird sich unter anderem daran versucht, zu analysieren, inwiefern beides miteinander zusammenhängt. Aber auch sprachgeschichtliche Aspekte werden genauer betrachtet. Die deutsche Sprachgeschichte setzt sich mit den verschiedenen Phasen der Sprachentwicklung auseinander, innerhalb des Germanistik-Studiums insbesondere (wer hätte es gedacht) mit der Entwicklung der deutschen Sprache. Außerdem ist die Sprachdidaktik ebenfalls Forschungsschwerpunkt – etwas, das besonders interessant für diejenigen ist, die sich dafür entscheiden, auf Lehramt zu studieren – denn hier wird sich mit dem Lehren und Lernen von Sprache befasst, z.B. innerhalb schulischer Einrichtungen. Dafür nimmt die Sprachdidaktik mitunter Bezug zur Pädagogik und Psychologie. 

Die Vorlesung zum Einstieg in die Welt der Sprachwissenschaft belegst du in der Regel bereits in deinem ersten Semester, im Wintersemester. Hier wird dir ein Überblick über viele Aspekte geboten. Unter anderem werden ganz generell Fragen zum Gegenstand der Sprachwissenschaft geklärt: wie definiert sich der Begriff der Linguistik? Was kann man sich darunter vorstellen und was ist beispielsweise der Unterschied zwischen Metasprache und Objektsprache? Aber du wirst auch in die Funktionen und die Struktur der Sprache eingeführt, und wirst dich mit Sprachsystemen auseinandersetzen. Da es sich um eine Einführungsvorlesung handelt, ist das alles natürlich noch sehr neu und man stößt auf viele Begrifflichkeiten, die man sich merken muss und von denen man sich nicht verwirren lassen darf. Allerdings gibt es begleitend speziell zu dieser einführenden Vorlesung aus diesem Grund ein verpflichtendes Tutorium, in welchem man sich in kleineren Studenten-Gruppen (in der Regel mit der Größe einer Seminar-Veranstaltung) noch offen gebliebene Fragen klären kann und den Lehrstoff generell zur Festigung wiederholt. Das kann auch für die Klausur, die man am Ende der Sprachwissenschafts-Vorlesung schreibt, sehr hilfreich sein. Daher ist es empfehlenswert, die Tutorien wirklich zu besuchen und diese zu nutzen, falls Unklarheiten geblieben sind. 

Literaturempfehlungen erhältst du mit Sicherheit ohnehin immer wieder mal von Dozent*innen, sei es während der Einführungsvorlesung. Du musst also nicht zwingend vorab etwas lesen, denn insbesondere in der Einführungsveranstaltung tastest du dich ohnehin langsam an das gesamte Forschungsfeld an. Von der Zeichentheorie bis hin zur Sprachgeschichte, es gibt viel, was man an Literatur zum Thema Sprachwissenschaft findet und lesen könnte, ist jedoch keine Voraussetzung, um mit dem Studium zu beginnen. Wenn du aber motiviert bist, dir schon vorab einen ersten Einblick zu verschaffen, empfiehlt sich zum Beispiel von André Martinet „Grundzüge der Allgemeinen Sprachwissenschaft“, welches man zudem gut als begleitende Lektüre zur sprachwissenschaftlichen Einführungsvorlesung nutzen kann und auch sollte. Denn spätestens für die Klausur wird diese Literatur zur Pflichtlektüre. Wenn du regelmäßig während der Vorlesung anwesend bist und mit den Gedanken beim Thema bleibst, hast du mit Sicherheit keine Probleme, dem roten Faden zu folgen. Es klingt zwar erst einmal recht viel, was da auf einen zukommt und man fühlt sich wahrscheinlich ein wenig erschlagen von den ganzen Begrifflichkeiten, Definitionen und Forschungsansätzen, die man sich in kurzer Zeit nicht nur einprägen, sondern bestenfalls verstehen sollte - aber sich vorab bereits verrückt zu machen und sich durch die unendlichen Weiten der Literatur zur Sprachwissenschaft zu wälzen, ist unnötig. Die einführende Vorlesung ist schließlich dazu da, dich auf weiterführende sprachwissenschaftliche Seminare vorzubereiten, indem dir darin das grundlegende Basiswissen dazu vermittelt.

Literaturwissenschaft

Literaturwissenschaft ist eines der Fachgebiete Germanistik an der Universität Kassel. Dieses Gebiet lässt sich untergliedern in ältere deutsche Literaturwissenschaft (Mediävistik), neuere deutsche Literaturwissenschaft, Literaturdidaktik, Werk und Wirkung der Brüder Grimm und Medienwissenschaft

Die neuere deutsche Literaturwissenschaft befasst sich mit literarischen Texten des 15. bis 21. Jahrhunderts. Dabei wird nicht nur auf die Literatur eingegangen, sondern auch auf die Autor*innen und die jeweiligen Epochen. An der Universität Kassel zählen zu den aktuellen Forschungsschwerpunkten unter anderem Literatur und Künste, Literatur und Philosophie von der Aufklärung bis zur Klassik, frühneuzeitliche Wissenskulturen und Erzählliteraturen, Wissen(schaft) und Geschlecht (16.-19. Jh.), Kasseler Literaturgeschichte (18.-20. Jh.), interkulturelle Konstruktionen von Wissen (Italienbilder 16.-20. Jh.) und Popliteratur der Gegenwart. Zusätzlich zu kulturwissenschaftlichen Ansatzpunkten werden auch geschlechter-, wissens- und mentalitätshistorische Denkweisen behandelt.

Die ältere deutsche Literaturwissenschaft, auch Mediävistik genannt, beschäftigt sich hauptsächlich mit der Literatur des europäischen Mittelalters vom Frühmittelalter bis hin zum Beginn der Neuzeit. An der Universität Kassel werden in der Mediävistik noch Texte bis zur Epoche des Barocks behandelt. Schwerpunkte der aktuellen Forschung sind unter anderem Rezeptionen des Mittelalters, die mediale Inszenierung, Kulturwissenschaft und -räume, aber auch Animal und Gender Studies.

Die Literaturdidaktik befasst sich mit der Vermittlung literarischer Texte aller Formen und der Aneignung literarischer Kompetenzen. Zum Literaturbegriff gehören heute nicht nur Erwachsenen- und Hochliteratur, sondern auch Formen der Kinder-, Jugend-, Unterhaltungs- und Trivialliteratur (einfach und leicht nachvollziehbar).

Das Fachgebiet „Werk und Wirkung der Brüder Grimm“, welches in Kassel einzigartig ist, beschäftigt sich mit den literarischen Werken der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm und ihr Wirken bis in die heutige Zeit. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm waren Sprach- und Literaturwissenschaftler und sammelten Märchen, Sagen und Legenden aus ganz Europa und hielten diese, teilweise in der jeweiligen Mundart, für die Nachwelt fest. Die Universität Kassel kann dabei aus einem großen Fundus von Originaltexten, Werken, Erstausgaben, Notizbüchern, Mitschriften und Briefen der Brüder Grimm schöpfen.

Medienwissenschaft

Neben den zwei großen Bereichen Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft, beinhaltet das Bachelor Studium der Germanistik außerdem die Medienwissenschaft. Wie der Name schon sagt, beschäftigst du dich auf diesem Gebiet mit verschiedenen Medien. Dabei nimmst du stets eine geisteswissenschaftliche Perspektive ein: Was sind die Eigenschaften und Besonderheiten verschiedener Medien? Wie kann ein bestimmtes Medium eine Geschichte erzählen? Welche Analyse-Werkzeuge helfen mir dabei weiter? Das sind die Fragen, die in medienwissenschaftlichen Seminaren und Vorlesungen beantwortet werden. Medienwissenschaft befasst sich wissenschaftlich mit Medien aller Art, darunter Massenmedien, öffentliche Kommunikation sowie mit der Ästhetik, Geschichte und Theorie der Medien.

Die Medienwissenschafts-Veranstaltungen sind unglaublich vielfältig. Im Grunde kann man alles betrachten und untersuchen, was kein typisch literarisches Werk ist.

Social Media gewinnt in der Welt immer mehr an Wichtigkeit. Viele Veranstaltungen beschäftigen sich deshalb mit Kommunikation im digitalen Raum. Es ist sinnvoll, zu untersuchen, wie die Menschen über soziale Netzwerke miteinander ins Gespräch kommen. Schließlich machen Messenger und Social Media inzwischen einen Großteil unserer Kommunikation aus. Lerne, welchen ungeschriebenen Regeln diese Gespräche folgen und beobachte, wie sich dort unsere Schriftsprache verändert. Und welche Funktionen übernehmen Emojis und Meme-Kultur eigentlich dabei?

Die Filmanalyse ist ein weiteres Gebiet in der Medienwissenschaft, das bei Studierenden sehr beliebt ist. Hier betrachtet man nicht nur Charaktere und Handlung, sondern auch Kameraperspektive und -bewegung, Bildaufbau, Schnitt, Musik und Farbkonzept eines Films. Genauso untersucht man Filme häufig auf den Aspekt der Intermedialität. Das heißt man schaut sich genauer an, wie beispielsweise der Stoff eines Buches in eine Filmadaption übertragen wird.

Aber natürlich sind Medienwissenschaften viel mehr als bloß Social Media und Filme. Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Ein sehr junges Forschungsgebiet sind zum Beispiel die Game Studies. Videospiele werden dort zum ersten Mal als eigenständige Kunstform untersucht. An der Uni Kassel finden außerdem auch medienwissenschaftliche Veranstaltungen zu Comics, Graphic Novels und bildender Kunst statt. Genauso werden auch Hörbücher unter die Lupe genommen.

Zwar ist Medienwissenschaft kein Bereich, den man im fortschreitenden Studium als Schwerpunkt wählen kann, jedoch gibt es zahlreiche Seminare, die zu diesem Bereich angeboten werden. Somit können sie also trotzdem einen großen Teil deines Studiums ausmachen. Je nach Thema, kannst du diese Veranstaltungen entweder in den Literaturwissenschafts- oder den Sprachwissenschaftsmodulen belegen.

Im Grunde sind - wie auch bei allen anderen Veranstaltungen – alle Prüfungsformen (Klausur, mündliche Prüfung, Hausarbeit) möglich. Jedoch werden im Bereich Medienwissenschaft auch gerne unkonventionellere Projektarbeiten angeboten. In Filmseminaren ergeben sich möglicherweise Gelegenheiten, einen Text als Kurzfilm zu adaptieren, im Videospielseminar denkst du dir vielleicht ein eigenes Spielkonzept aus oder du verfasst in einem anderen Medienseminar ein FAQ für zukünftige Germanistik-Studierende.

Hier unterscheiden sich die Medienwissenschaften nicht besonders von den anderen Bereichen der Germanistik. Am Anfang des Semesters teilt der/die Dozent/in in der Regel mit, was er/sie als Studienleistung verlangt. Dies kann einfach deine regelmäßige Anwesenheit und Mitarbeit sein, aber manchmal fallen auch Sitzungsprotokolle, kleine Essays oder Kurzpräsentationen an.

Medienwissenschaftliche Veranstaltungen sind perfekt dafür, um Dinge, die du aus dem Alltag kennst, zum Forschungsgegenstand zu machen. Dabei bieten sie eine Menge Spaß, Abwechslung und meist einen Haufen überraschende Erkenntnisse.

Die Möglichkeiten an Themen und Projekten sind quasi unbegrenzt. Deshalb sorgen Medienwissenschaftsseminare immer für erfrischende Abwechslung in deinem Stundenplan; Auch in den stressigen Prüfungsphasen.
Darüber hinaus hat es definitiv seinen Reiz, dass es auf diesem Gebiet noch so viel unerforschtes Terrain gibt. Zu WhatsApp und Minecraft wurde einfach noch nicht so viel Fachliteratur veröffentlicht wie zu Kafka oder Goethe. Deshalb ist man in der eigenen medienwissenschaftlichen Arbeit in Rahmen von Hausarbeiten häufig freier und hat häufiger das Gefühl neue Erkenntnisse zu gewinnen, statt reproduzieren, was Experten seit Jahren schreiben. 

Medienwissenschaft gewinnt durch die Digitalisierung immer mehr an Wichtigkeit und es braucht neue, junge Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet arbeiten und weiterforschen.