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04.07.2021 | Pressemitteilungen

Die Letzten werden die Schnellsten sein

Im Arbeitsbereich Training und Bewegung ist eine Studie zum Thema Leistungszugewinne in Schwimmstaffeln durch gesteigerte Motivation aufgrund der Teamsituation entstanden, welche kürzlich veröffentlicht wurde. In dieser Studie wurde die Frage untersucht, ob Staffelschwimmer:innen schneller schwimmen als in einem Einzelwettkampf über dieselbe Distanz und mit derselben Schwimmart, da sie sozialen Einflüssen unterliegen, die dazu führen können, dass sie sich im Staffelrennen mehr anstrengen.

Die Autor:innen nehmen dabei an, dass soziale Unentbehrlichkeit eine Hauptursache für eine größere Anstrengungsbereitschaft in Schwimmstaffeln darstellt. Soziale Unentbehrlichkeit empfinden Mitglieder einer kooperativen Gruppe dann, wenn sie ihren Beitrag für das (gute) Gruppenergebnis als unentbehrlich wahrnehmen. Staffelschwimmen stellt eine additive Aufgabe dar, bei der die Teammitglieder nacheinander ihre Leistung vollbringen. Die Autor:innen gehen davon aus, dass Schwimmer:innen zunehmende soziale Unentbehrlichkeit empfinden, je später sie gemäß der Staffelreihenfolge dran sind. Dies wird dadurch erklärt, dass eine mögliche schlechte Leistung immer weniger von Staffelkolleg:innen ausgeglichen werden kann. Somit müsste der/die letzte Staffelschwimer:in die höchste Unentbehrlichkeit empfinden was in großer Anstrengungsbereitschaft münden sollte.

In der Studie wurden Wettkampfdaten von 4 x 100m Freistilstaffeln von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften der letzten 20 Jahre untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Schwimmer als auch Schwimmerinnen im Mittel schneller in der Staffel (außer auf Position 1) schwimmen als im Einzelwettkampf. Dabei wurden die stärksten Leistungszugewinne für den/die letzte/n Starter:in gefunden. Des Weiteren waren Leistungszugewinne besonders groß, wenn die Staffel beim Wechsel eine hohe Chance auf eine Medaille hatte. Dieser Befund war besonders stark bei Athletinnen ausgeprägt. Darüber hinaus konnte die Studie erstmals zeigen, dass Leistungszugewinne sowohl auf dem ersten Streckenabschnitt (0-50m) als auch auf dem zweiten Streckenabschnitt (50-100m) signifikant auftraten. Mit diesem Befund kann ausgeschlossen werden, dass Leistungszugewinne im Staffelwettbewerb allein auf einen Startvorteil der 2. bis 4. Schwimmer:innen zurück zu führen sind.

 

Braun, C., Fischer, S., Qiu, X., Limmeroth, J., & Kibele, A. (2021). Last and fast? – A gender-specific analysis of effort gains in swimming relay events across Olympic Games and World Championships during the past 20 years. Psychology of Sport and Exercise, 55, 101949. 

https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2021.101949