Memorial University in St. John?s: Tina Knackstedt
Memorial University in St. John's: Tina Knackstedt
"St. John's - Neufundland" Wo ist das denn? Aaah, Ostküste Kanada?Cool!? So ähnlich sahen die Reaktionen sämtlicher Personen aus, denen ich von meinem geplanten Auslandssemester in St. John's berichtete. Und gerade dieser Grad der Unbekanntheit (Abgeschiedenheit?!) war es, der mich magisch anzog. Toronto/Ottawa/Montreal ? das hatte ja jeder schon einmal gehört. Doch wer kann schon von sich behaupten, ein Auslandssemester in St. John's absolviert zu haben? Nicht so viele ;). Dabei hat St. John's (übrigens nicht mit Saint John in New Brunswick zu verwechseln -> Augen auf bei der Buchung des Flugs ;)) viel zu bieten - sowohl historisch und kulturell als auch im Outdoor-Bereich. Es ist die älteste Stadt Nordamerikas, 1901 wurde auf Signal Hill, St. John's, das erste transatlantische Funksignal empfangen, Cape Spear, der östlichste Punkt Nordamerikas (!), befindet sich nur ca. 15 km vom Stadtzentrum entfernt und nicht zuletzt war es die Küste Neufundlands, vor der 1912 die Titanic gesunken ist. Davon abgesehen "schwimmen" im Frühling/Sommer Eisberge vorbei und man kann Wale und Papageientaucher beobachten. Mit etwas Glück sieht man auch einen von ca. 150000 Elchen. Neufundland liegt zudem soweit östlich, dass die Insel sogar ihre eigene Zeitzone hat (-4.30h zu Deutschland).
Gastfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit werden in Neufundland groß geschrieben. Nicht nur, dass einem im Supermarkt die Einkaufstaschen gepackt werden oder man überall freundlich begrüßt und angelächelt wird, auch wird man sofort in das jeweilige Zuhause (auch gerne zum Übernachten) eingeladen. Gibt es ein Problem, erfährt man gleich von mehreren Seiten Hilfe und Unterstützung. Dank Alan (der während meiner Planungsphase noch vor Ort war) hatte ich eine richtig nette WG gefunden und so privat gewohnt. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, in einem Zimmer im Studentenwohnheim unterzukommen (http://www.mun.ca/hfcs/). Allerdings würde ich jedem zu einer (kanadischen) WG raten, da man auf diese Weise das (alltägliche) kanadische Leben und die kanadische Kultur viel besser und intensiver erleben und kennenlernen kann.
Da ich etwa vier Wochen vor Semesterbeginn angereist bin, hatte ich genügend Zeit Organisatorisches zu klären (Einschreiben in Kurse, Vorstellen bei Dozenten) und die Umgebung in und um St. John?s zu erkunden. Wie bereits oben erwähnt, gibt es einiges zu sehen. Wenn man also nicht "nur" zum Studieren kommen möchte, lohnt es sich durchaus, einige Wochen vor Semesterbeginn anzureisen bzw. noch einige Wochen nach Semesterende vor Ort zu bleiben. Je nachdem, wie viele Kurse man belegt, ist man während des Semesters ziemlich beschäftigt. Das kanadische System weicht vom deutschen insofern ab, als dass die einzelnen Kurse mehrmals pro Woche stattfinden. Die Unterrichtszeiten für die theoretischen Kurse belaufen sich zwar meist "nur" auf 50 Minuten, dies jedoch dann dreimal pro Woche. Mehr als sechs Kurse darf man nicht belegen (jedenfalls nicht im Sportbereich). Ich habe mit fünf Kursen begonnen, diese dann in der dritten Woche aber doch noch auf vier reduziert (zwei Praxis- und zwei Theoriekurse). Das Arbeitspensum war trotzdem nicht ohne, da pro Kurs mehrere "kleine" Prüfungs- und Studienleistungen in Form von Aufgaben oder Aufsätzen sowie jeweils zwei Klausuren (1x midterm/1x final exam) anfallen. Über dem ganzen Unistress sollte man jedoch nicht vergessen, warum man eigentlich nach St. John's gekommen ist: nämlich um ein anderes Land, dessen Kultur und Lebensweisen kennenzulernen!
Besonders empfehlen kann ich übrigens den Kurs "Summer Outdoor Activities". Neben kurzen Einheiten zu Golf und Softball liegt der Schwerpunkt auf Kanu und Wandern. Thematisiert werden u.a. der Umgang mit Kompass und Wanderkarte sowie Verhalten, Umgang und Überleben in freier Natur. Inklusive ist zudem ein dreitägiger Kanu Trip, auf dem das Gelernte dann auch gleich praktisch angewendet werden kann.
Abgesehen von den bereits erwähnten Aktivitäten gibt es in und um St. John's gerade auch im sportlichen Bereich viele, viele Möglichkeiten. Eishockey (Kanadas offizielle Winter-Nationalsportart) habe ich während des Sommers leider nicht (live) miterleben dürfen. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten Kanu und Kajak zu fahren bzw. an begleiteten Touren (z.B. Wale beobachten) teilzunehmen. Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse werden beispielsweise von Paddle Canada angeboten (http://www.paddlingcanada.com/). Ich selbst habe den Sea Kayak Level 1 Kurs belegt und kann diesen nur weiterempfehlen! Abgesehen von Kanu/Kajak fahren, liegt auch Wandern bei den Neufundländern hoch im Kurs. In und um St. John's gibt es ein sehr ausgeprägtes Wandernetz. Länge und Schwierigkeitsgrad variieren je nach Route. Viele Wanderwege führen an spektakulären (und absolut sehenswerten) Küstenabschnitten vorbei. Wer nicht alleine los möchte, kann sich auch organisierten Wanderungen (meist am Wochenende) anschließen (http://eastcoasttrail.ca/scheduled_hikes/). Beim Rock Climbing in und um St. John's kommen Kletterfans voll auf ihre Kosten. Wer Indoor-Klettern bzw. einen Einstiegskurs vorzieht, ist bei Wallnuts genau richtig (http://www.wallnutsclimbing.com/).
Neben dem Sportangebot, das übrigens auch in der Uni sehr sehr gut ist (http://www.theworksonline.ca/, freier Zugang zu den meisten Angeboten für Studenten), ist das Nachtleben in St. John's nicht zu verachten. Die George Street "St. John's Partymeile" bietet so einige Möglichkeiten. Allerdings haben es die Bier- und vor allem auch die Longdrink Preise in sich. Auch das in Deutschland selbstverständliche "public drinking" ist in Kanada/den USA ein "no-go".
Wer etwas von Neufundland außerhalb St. John's kennenlernen möchte, dem sei zuallererst Gros Morne National Park (http://www.grosmorne.com/) ans Herz gelegt, der durch seine unglaubliche Schönheit besticht. Der Park befindet sich zwar rund 700km entfernt von St. John's (am anderen Ende Neufundlands), ist jedoch definitiv einen Besuch wert. Unzählige Wanderwege, Kanu- und/oder Kajakrouten führen durch atemberaubende Landschaften und zu spektakulären Ausblicken. Zudem bietet der Park eine gute Möglichkeit für Tierbeobachtungen (z.B. Elche und/oder Schwarzbären, um die spektakulärsten zu nennen). Gros Morne ist der zweitgrößte Nationalpark in Atlantik-Kanada und gehört zum Weltnaturerbe. Wer nicht ganz so viel Zeit hat, kann auch in den Terra Nova National Park fahren (http://www.pc.gc.ca/eng/pn-np/nl/terranova/index.aspx), der nur ca. 300km von St. John's entfernt liegt.
Alles in allem kann ich ein Auslandssemester nur empfehlen. Das halbe Jahr in Kanada würde ich als das Beste in meinem bisherigen Leben bezeichnen. Ich habe dort sehr viele positive Erfahrungen sammeln dürfen, habe viel über mich selbst gelernt und super gute Freunde gefunden. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, ich wäre, zumindest noch für ein weiteres Semester, dort geblieben. Von daher: PACKT DIESE CHANCE BEIM SCHOPFE UND BEWERBT EUCH!!! IHR WERDET ES NICHT BEREUEN!!!
Falls ihr noch Fragen habt, Hilfe/Unterstützung für den Bewerbungsprozess benötigt oder evtl. erste Kontakte herstellen möchtet: sprecht/schreibt mich an, ich helfe euch gerne (Tina.Knackstedt[at]gmx[dot]net).
Alles Gute und toi toi toi,
Tina