Projekt im Sommersemester 2008

Ganz schön Chemnitz... - Studentisches und akademisches Wohnen

Studierende, Akademiker und Mitarbeiter einer Universität beleben die Stadt. Für den Einzelnen ist das in der Regel ein Lebensabschnitt und häufig mit der zeitweiligen Anwesenheit am Hochschulstandort verbunden. Der räumliche Fokus richtet sich auf die Universität mit all ihren Einrichtungen, die in einem Campus konzentriert, aber auch in der Stadt verteilt sein können. Hier verbringen alle einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Studien- und Arbeitszeit. Aber irgendwo schlafen sie auch, versorgen sich, treiben Sport, veranstalten Parties, flirten, reden und diskutieren, machen Musik, leben in den Tag hinein oder sind irgendwohin unterwegs. Oft zum Bahnhof, zur Autobahnauffahrt oder Mitfahrgelegenheit, aber auch in eine Kneipe, in die Bibliothek oder in den Park und zu Freunden bzw. Kollegen. Aus dieser spezifischen Lebenssituation und Perspektive auf eine Stadt erwächst eine besondere Art des Wohnens. Es ist ein "Leben auf Zeit", manchmal aus dem Koffer oder Backpacker, oft in Provisorien oder besonderen Gemeinschaften.

Dieser scheinbar ganz normale Lebensstil mit seinen spezifischen Nutzungsformen und Qualitätskriterien für das Wohnen in der Stadt soll in unserem Projekt einmal genauer untersucht, veranschaulicht und mit konzeptionellen Ideen bearbeitet werden. Wir beginnen mit einem Selbstversuch und der Betrachtung von Kassel als Studien- und Wohnort. Jeder entwickelt sein eigenes ‚Raumbild’, daraus ergibt sich eine Zusammenschau aller Mitwirkenden in der Projektgruppe. Parallel dazu beginnen wir eine Beschäftigung mit temporären Wohnformen und entsprechenden Projekten zur Nutzung von Gebäuden und Freiräumen. Mit diesem Rüstzeug begeben wir uns in der Kompaktwoche auf eine Kurzexkursion nach Chemnitz. Diese Stadt in Sachsen mit etwa 200.000 Einwohnern und einer technisch orientierten Universität mit ca. 15.000 Studierenden kann gut mit Kassel verglichen werden. Dort treffen wir uns mit Studierenden, die ein stadtsoziologisches Seminar über das studentische und akademische Wohnen in Chemnitz veranstalten. Dann analysieren wir den Stadtraum zwischen Campus, Innenstadt und Bahnhof hinsichtlich seiner Eignung für das Leben von Studierenden und Akademikern. Das schließt eine Konsultation mit Vertretern der städtischen Wohnungsgesellschaft ein, die ihre von Leerstand geprägten Wohnungen und Gebäude älterer und jüngerer Bauart für studentische und akademische Wohnprojekte zur Verfügung stellen möchte. Hierfür braucht sie Argumente für die Bewertung von Adressen, aber vor allem konzeptionelle Ideen und Vorschläge für ausgewählte Gebäude und Freiräume. Diese werden wir im Anschluss an die Erkundungen vor Ort entwickeln, in einem Ideenkatalog zusammenfassen und in einer inspirierenden Arbeitsauausstellung präsentieren. Sie soll in Kassel gezeigt werden und dann auf Wanderschaft nach Chemnitz gehen.

Neben der Arbeit mit analogen Techniken ist die Einführung in digitale Analyse- und Darstellungsmethoden (VectorWorks, InDesign u.a.) geplant, die zu den zeitgemäßen Handwerkszeugen von Architekten und Planern gehören. Außerdem wollen wir Modelle der untersuchten Projektschauplätze bauen. In einem Ideen- und Entwurfsworkshop werden dann die Erkenntnisse auf den Punkt gebracht und Vorschläge für die Projekte formuliert. Das kann die Umnutzung einer Wohnzeile aus den 1960er Jahren, die Suche nach einer neuen Nutzung für ein unsaniertes Gründerzeithaus an einer Hauptstraße, die Besetzung eines leer stehenden Bürogebäudes oder die Belebung einer Brache mit einem Containersystem sein.

Zur Bestandsaufnahme vor Ort ist die gemeinsame Exkursion vom 05.-07.05.2008 nach Chemnitz verpflichtend für alle Teilnehmer am Projekt.
Gruppengröße: 15 bis 20