Ideen und Konzepte für die innerstädtische Magistrale Georg-Schumann-Straße in Leipzig Einführungsprojekt E-1.002 vom FG Stadt- und Regionalplanung, Betreuung: Prof. Iris Reuther, Dipl.-Ing. Till Braukmann, Ann-Kristin Haeger, Christiane Kornhass
‚Die Schumi’
Ideen und Konzepte für die innerstädtische Magistrale Georg-Schumann-Straße in Leipzig
Einführungsprojekt E-1.002 vom FG Stadt- und Regionalplanung
Betreuung:
Prof. Dr. Iris Reuther, Dipl.-Ing.Till Braukmann,
Ann-Kristin Haeger, Christiane Kornhaß
Studienbereiche:
G 1.1, G 2.2, G 2.3, G 3.2, G 3.3, G 4.1, G 4.2, G.4.3
Die Georg-Schumann-Straße – von den Leipzigern kurz und mit leiser Ironie „Die Schumi“ genannt – durchzieht fast den gesamten Nordwestraum der Stadt. Sie ist die längste Straße von Leipzig und beginnt am Chausseehaus nordwestlich des Freiladebahnhofs, das ursprünglich an Ausfall-straßen nach Halle und Delitzsch gelegen war. Sie teilt als traditionelle Geschäftsstraße den großen Stadtteil Gohlis in einen eher industriell ge-prägten Norden mit alten Fabrikarealen und geschlossenen Gründerzeitquartieren und den immer noch recht vornehmen Süden mit Stadtvillen, Kirchplätzen und neuen Wohnstandorten. Sie führt weit gehend geschlossen bebaut durch Möckern – das ist ein ehemaliges Dorf und schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein Stadtteil von Leipzig – und tangiert dabei neue oder auch erst geplante Stadtteilzentren und Einzelhandelsstand-orte, aber auch ein großes Kasernengelände, wo heute die Agentur für Arbeit ansässig ist. Schließlich unterquert sie ein mächtiges Eisenbahnvia-dukt und hinter dem markanten Gebäudeensemble des Rathauses von Wahren geht die geschlossene Wohn- und Geschäftsbebauung allmählich in Vorstadtsiedlungen und Gewerbegrundstücke über. Hinter der Stadtgrenze zur benachbarten Stadt Schkeuditz heißt die immer noch genauso breite und stark befahrene Magistrale dann Hallesche Straße.
Über die Georg-Schumann-Straße führen mehrere Straßenbahnlinien und sie fungiert in Teilen als Bundesstraße, in der gesamten Länge aber als Hauptstraße innerhalb der Stadt. Einige ihrer Abschnitte sind partiell begrünt, aber insgesamt prägen die ganz normalen viergeschossigen, nur in einem geringen Teil sanierten Mietshäuser und vereinzelte Brachflächen das Bild und Image der Straße. Auf einem entspannten Wohnungsmarkt sind die Wohnungen an einer lauten Verkehrsachse schwer zur vermieten und die Inhaber von ansässigen kleinen Geschäften und Gewerbetrie-ben spüren die Konkurrenz der großflächigen Einzelhandelsstandorte. Beides macht sich in wachsenden Leerständen bemerkbar. Der Straßen-raum hat im Gegensatz zu den angrenzenden Wohnquartieren bis dato noch wenige Erneuerungsmaßnahmen erfahren. Dennoch ist die Georg-Schumann-Straße eine identitätsstiftende Adresse für die Bürger, ein alltäglich genutzter, stark frequentierter öffentlicher Raum für die Passanten sowie ein Standort für den Einzelhandel sowie Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe.
Deshalb hat die Stadt Leipzig im Rahmen ihres aktuellen Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (SEKo) Leipzig 2020 die Entwicklung der Ge-org-Schumann-Straße als Schwerpunktraum der Stadtentwicklung in den kommenden Jahren auf die Tagesordnung gesetzt. Dabei werden insbe-sondere Bezüge zu den Themen Wohnen, Stadtteilzentren, lokale Wirtschaft, Gestaltung des öffentlichen Raumes sowie die Integration des öf-fentlichen Personennahverkehrs hergestellt und durch verschiedene fachliche Bereiche der Stadtverwaltung vertreten. Entlang der Straße und vor Ort engagieren sich Initiativen der Einzelhändler, Bürgervereine und Vertreter von Kultureinrichtungen und Institutionen für die Georg-Schumann-Straße. Schließlich sollen Maßnahmen und Projekte im Rahmen von Förderprogrammen (Stadterneuerung und Stadtumbau, Wirtschaftsförde-rung) vorbereitet werden. Insgesamt wird ein Konzept für ‚Die Schumi’ gebraucht, das von einer Interpretation ihrer Bedeutung innerhalb der Stadt und im Bezug auf die angrenzenden Stadtteile, der Entwicklung von städtebaulichen Ideen für einzelne Sequenzen und Standorte bis zu Vor-schlägen für die Gestaltung des Straßenraumes im Zusammenhang mit den beiderseits gelegenen Quartieren und schließlich auch zu Beteili-gungsangeboten für die Anrainer und Bewohner der Straße reicht.
All diese Aspekte und Fragen zur Situation und Perspektive der Georg-Schumann-Straße sollen in unserem Projekt genauer untersucht, veran-schaulicht und mit konzeptionellen Ideen bearbeitet werden. Wir beginnen mit einer gründlichen Bestandsaufnahme und Tuchfühlung vor Ort auf einer Kurzexkursion nach Leipzig. Dort treffen wir uns auch mit Vertretern der Stadtverwaltung und Initiativen vor Ort, um genauer zu erfahren, an welche Erkenntnisse und Vorstellungen wir anknüpfen können. Dann analysieren wir den gesamten Stadtraum entlang der Georg-Schumann-Straße hinsichtlich seiner baulichen Situation und Nutzung und machen uns erste Gedanken für ein Gesamtkonzept, die Identifikation einzelner Bereiche und die Entwicklung konkreter Projekte. Diese werden wir im Anschluss an die Erkundungen vor Ort ausarbeiten, in einem Ideenkatalog zusammenfassen und in einer inspirierenden Arbeitsauausstellung präsentieren. Sie soll in Kassel gezeigt werden und dann ggf. auf Wander-schaft nach Leipzig gehen.
Neben der Arbeit mit analogen Techniken ist die Einführung in digitale Analyse- und Darstellungsmethoden (CAD, Grafik, Bildbearbeitung, Layout u.a.) geplant, die zu den zeitgemäßen Handwerkszeugen von Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern gehören. Außerdem wollen wir ein Mo-dell der Straße und der untersuchten Projektschauplätze bauen. In einem Ideen- und Entwurfsworkshop sollen die Erkenntnisse auf den Punkt gebracht und die Vorschläge für die Projekte formuliert werden. Das kann die Umdeutung einer geschlossenen Randbebauung, die Zwischennut-zung von leer stehenden Arealen, die besondere Markierung einer kulturellen Adresse und Geschäftszone, die Idee für einen neuen Freiraum oder auch der Gestaltungsvorschlag für den Straßenraum im Bezug auf eine wichtige Kreuzung oder eine Straßenbahnwendeschleife sein. Die konkre-ten Schauplätze und Vorschläge werden sich im Rahmen der Bearbeitung ergeben. Insofern richtet sich das Projekt nicht nur an Stadtplaner, son-dern genauso an Architekten und Landschaftsplaner.
Zur Bestandsaufnahme vor Ort ist die gemeinsame Exkursion vom 01.-04.05.2009 nach Leipzig verpflichtend für alle Teilnehmer am Projekt.
Gruppengröße: 20-25