Forschungsschwerpunkte
Forschungskonzept
Inhaltliche Ausrichtung
Das Fachgebiet Public Management fokussiert sich auf den öffentlichen Sektor als zentralen Betrachtungsgegenstand. In sämtlichen Projekten liegt der Fokus auf neuen, kreativen Ansätzen zur Nutzung großer Datensätze. Die geplante Forschung orientiert sich an drei zentralen Forschungsrichtungen und integriert Konzepte der Datenwissenschaft (siehe Abbildung 1). Der Kern der zukünftigen Forschung liegt in empirischen Studien in den folgenden Bereichen: (1) Verwaltungstransformation, (2) Verwaltungsreform und (3) digitale Kommunikation im öffentlichen Sektor.
All diese drei unterschiedlichen Bereiche konzentrieren sich auf die Reform und Transformation der Verwaltung mittels Digitalisierung in verschiedenen Ausprägungen. Insbesondere sind hierbei die Koordination, der Aufbau von Kapazitäten, die Regulierung und die Bereitstellung von Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung in der Verwaltung (auf lokaler, föderaler und nationaler Ebene) zu nennen.
Im Folgenden werden der Inhalt dieser geplanten Forschungsvorhaben näher erläutert und Bezüge zu früheren Forschungsprojekten von Prof. Dr. Lampe hergestellt, wobei das dabei erworbene Wissen genutzt werden soll.
Die Verwaltungstransformation stellt den ersten Forschungsbereich dar, auf den sich das Fachgebiet Public Management zukünftig konzentrieren möchte. Diese Forschungsstrang wird in zwei verschiedene Bereiche unterteilt: (i) Public Innovation und (ii) Public Sector Entrepreneurship.
Der erste Schwerpunkt dieses Streams ist Public Innovation. Hierbei wird untersucht, wie der öffentliche Sektor Innovationen (z. B. neue digitale Technologien) übernehmen und umsetzen kann, um neue (verbesserte) Dienstleistungen und Prozesse zu entwickeln. In früheren Forschungsarbeiten hat Prof. Dr. Lampe Effizienzsteigerungen von Kommunalverwaltungen aufgrund von Prozessinnovationen sowie die Innovationsbereitschaft von Kommunalverwaltungen aufgezeigt. Aufbauend auf diesen Projekten richtet sich der Fokus nicht nur auf die Vorteile digitaler Transformationen, sondern auch auf die potenzielle Voreingenommenheit gegenüber der Implementierung digitaler Dienstleistungen und Prozesse. Antezedenzien wie Motivation und Vorurteile werden Teil dieses Forschungsstrangs sein, um die Transformation besser zu ermöglichen und neue Einsatzgebiete zu identifizieren.
Die zweite Ausprägung, Public Sector Entrepreneurship, konzentriert sich auf Personen innerhalb von Regierungen, die eine Mischung aus zwei verschiedenen Rollen verkörpern. Das grundlegende Verständnis besteht darin, dass öffentliche Unternehmer die Fähigkeiten von Beamten mit denen von Unternehmern kombinieren. Diese Fähigkeiten werden in der Regel als sehr unterschiedlich wahrgenommen. Doch gerade die Kombination beider ist notwendig, damit der zukünftige Staatsdiener in der Lage ist, Ansätze und Maßnahmen der digitalen Verwaltung zu übernehmen, umzusetzen und zu koordinieren. Zu den Merkmalen dieser unternehmerischen Fähigkeiten gehören der Aufbau neuer Beziehungen, sektorübergreifende Zusammenarbeit und die Nutzung von Ressourcen – insbesondere auf neuartige Weise. Ein Schwerpunkt dieses Forschungsschwerpunkts ist die Analyse der Motivationen und Fähigkeiten von Beamten sowie die Frage, wie öffentliche Unternehmer gewonnen oder die Fähigkeiten von Beamten in Richtung unternehmerisches Denken weiterentwickelt werden können. Ein früheres Projekt von Prof. Dr. Lampe untersuchte die lokalen Search Biases von Beamten. Auch hier wird großes Potenzial für zukünftige Forschung gesehen, wie solchen Biases entgegengewirkt werden kann. Die Ergebnisse dieser Forschung werden nicht nur dazu beitragen, die unternehmerischen Fähigkeiten von Beamten zu verbessern, sondern auch Verwaltungstransformationen zu erleichtern bzw. zu ermöglichen.
Der zweite Forschungszweig konzentriert sich auf Verwaltungsreformen und ist in zwei separate Ausprägungen unterteilt: (i) Reformprogramme und (ii) Public Open Innovation.
In der ersten Forschungsausrichtung, Reformprogramme, hat Prof. Dr. Lampe in der Vergangenheit die New Public Management-Bewegung quantitativ analysiert. Das Fachgebiet Public Management wird sich in zukünftigen Forschungsarbeiten mit Ansätzen wie Open Government und dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sowie dessen Auswirkungen befassen. Gerade durch seine derzeitige Tätigkeit in der Beratung der öffentlichen Hand im Zusammenhang mit dem OZG ist eine Vielzahl potenzieller Forschungsprojekte und für die Praxis wichtiger offener Fragen zu sehen, die es zu beantworten gilt.
Die zweite Ausprägung dieses Forschungsschwerpunkts ist Public Open Innovation. Die übergreifende Forschungsfrage lautet, wie und wo der öffentliche Sektor Open Innovation mithilfe digitaler Werkzeuge erfolgreich nutzen kann. Eine Erscheinungsform von Open Innovation ist das Crowdsourcing. Auch hier kann auf seine früheren Forschungsprojekte aufgebaut werden, in denen er untersucht hat, wie Crowdsourcing in der Lage ist, den lokalen Search Bias von Beamten im Zusammenhang mit der Patentprüfung zu überwinden. Das Fachgebiet Public Management plant, diese Forschung künftig auszuweiten und sich dabei auf verschiedene Aspekte digitaler Crowdsourcing-Lösungen zu konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist ein Datensatz, der gerade aufgebaut wird und der Bürgerhaushalte sowie deren Ausprägung für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte enthält. Die Forschungsfrage, die hier beantwortet werden soll, lautet: Welchen Einfluss haben Bürgerhaushalte auf die Neuverschuldung der öffentlichen Hand und die Kosteneffizienz ihrer Leistungserbringung? Die Ergebnisse werden nicht nur die Vorteile von Bürgerhaushalten und Public Open Innovation in größerem Umfang aufzeigen, sondern auch politische Empfehlungen ermöglichen, wie Transformationen Mehrwert schaffen können.
Der dritte Forschungszweig konzentriert sich auf die digitale Kommunikation und ist in zwei verschiedene Ausprägungen unterteilt: (1) Public Sector Communication und (2) Public Communication.
Der erste Schwerpunkt dieser Forschungsausrichtung, Public Sector Communication, wird die potenziellen Auswirkungen der Kommunikation des öffentlichen Sektors und ihrer Vorläufer in Form der zugrundeliegenden Motivationen beleuchten. Es ist geplant, verschiedene digitale Kommunikationskanäle des öffentlichen Sektors zu analysieren. Ein Kanal werden die Websites der Kommunalverwaltungen sein. Derzeit werden hierfür Daten gesammelt (zusammen mit Prof. Dr. Jürgen Willem – WU Wien), indem Prof. Dr. Lampe die Homepages der deutschen Kommunalverwaltungen crawlt. Ein weiterer zu analysierender Kanal ist Twitter. In einem aktuellen Projekt (in Kollaboration mit Prof. Dr. Dominik Vogel – Universität Hamburg) hat er die Twitter-Konten aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte gecrawlt und eine erste Studie durchgeführt. In diesem Projekt konzentrierte er sich auf die Messung des Inhalts von Twitter-Tweets und deren Auswirkungen auf verschiedene Erscheinungsformen von Bürgerreaktionen: Zustimmung, Verbreitung und Engagement.
Die zweite Ausprägung dieses Forschungsstreams stellt Public Communication dar und fokussiert sich auf öffentliche Kommunikation. Bestehende Projekte hierzu analysieren, wie sich das Sentiment in der öffentlichen Kommunikation auf die Wissensvermittlung von Erfindern mit Migrationshintergrund auswirkt (hierzu wurden 9.000.000.000 Nachrichtenartikel analysiert). In einem weiteren Projekt analysiert das Fachgebiet Public Management große Mengen an Nachrichtenartikeln und gleicht diese mit der Global Terrorism Database ab, um Vorhersagen über Terroranschläge zu ermöglichen.
Der nächste Schritt in der Analyse der öffentlichen Kommunikation besteht darin, die Legitimität des öffentlichen Sektors aus der Sicht der Öffentlichkeit/Bürger anhand von Nachrichteninhalten zu messen. Auf Basis erster Bewertungen plant das Fachgebiet, die Messung der Legitimität digitaler Regierungsmaßnahmen weiter zu vertiefen.
Methodische Ausrichtung
Die Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets umfassen Data-Science-Techniken und fortgeschrittene ökonometrische Modelle.Die Forschungsschwerpunkte des Fachgebiets umfassen Data-Science-Techniken und fortgeschrittene ökonometrische Modelle. Der Fokus liegt auf Big Data, der Erstellung von Datensätzen mit hunderttausenden Beobachtungen und der Nutzung von Crawling-Techniken, um Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln. Natural Language Processing, insbesondere im Bereich des maschinellen Lernens, wird eingesetzt, um relevante Variablen aus Textdaten zu extrahieren. Die ökonometrischen Modelle beinhalten dynamische Panelmodelle, räumliche Regressionen und Instrumentalvariablenansätze wie 2SLS. Das Fachgebiet legt großen Wert auf die Auswahl geeigneter Schätzverfahren und steht im aktiven methodischen Austausch mit anderen Forschenden.
Bereits während seiner Habilitation hat prof. Dr. Lampe mehrere Dissertationen operativ betreut und Doktoranden in methodisch-statistischen Fragen beraten sowie durch Kurse unterstützt. Er lege großen Wert auf eine gute Doktorandenausbildung und möchte sich auch an der Universität Kassel in dieser Hinsicht stark einbringen.