Sichere und Nachhaltige Mobilität in der Stadt von Morgen – Wie hilft Künstliche Intelligenz der Radverkehrssicherheit? (DyNaMo)
Digitaler Fortschritt im Mobilitätssektor eröffnet ungeahnte Potentiale, die es im Sinne einer nachhaltigen Digitalisierungsstrategie auszuloten und rechtlich zu begleiten gilt. Dieser Herausforderung möchte sich das Forschungsprojekt DyNaMo stellen. Seine Idee schöpft aus der Beobachtung, dass Technologien des maschinellen Lernens, der Sensorik, sowie die Erhebung von Verkehrsdaten inzwischen weit fortgeschritten sind, derzeit jedoch bestimmte Verkehrsbereiche von diesem Fortschritt mehr als andere profitieren. So liegt der Fall beim Radverkehr, wo die Potentiale der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz (KI) bisher kaum genutzt werden.
Im Fokus von DyNaMo steht die Verbesserung der Sicherheit des Radverkehrs mittels der Entwicklung von rechtskonformen Radassistenzsystemen, Radinfrastrukturmaßnahmen und Schulungen. Dafür soll auf vorhandene Technologien aus dem Kfz-Sektor zurückgegriffen werden, um sie für die Zwecke des Radverkehrs produktiv zu machen. Moderne Kfz verfügen über eine Vielzahl an Sensorik und KI-Tools, etwa um andere Kfz zu erkennen, jedoch fehlen bisher die Grundlagen, um detailliert auch das Verhalten von Radfahrenden zu erfassen und bei kritischen Verkehrssituationen in Echtzeit zu reagieren. Auch weitere verbreitet vorhandene Tools, wie Wearables (Smartphones, Smartwatches), sind trotz Eignung zur Erfassung des Radverhaltens bisher kaum in diesem Kontext genutzt worden. Um solche Technologien und die dabei anfallenden Daten auch für den Radverkehr produktiv umzudenken, sind die nötigen Algorithmen zu erforschen.
Die Entwicklung künstlicher Intelligenz und ihre rechtlichen Rahmenbedingungen werden maßgeblich durch die Spezifika des konkreten Einsatzbereichs geprägt. Die Erforschung solcher soziotechnischen Systeme erfordert daher stets eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Im Projekt DyNaMo arbeiten deshalb Wissenschaftler:innen der Informatik-, Verkehrs- und Rechtswissenschaften eng zusammen. Die Kooperation der verschiedenen Disziplinen vollzieht sich in einem iterativen Rahmen – jährlich durchläuft das Projekt einen verzahnten Entwicklungs-Zyklus (Spezifikation Fahrverhalten, Labor- und Feldexperimente, Evaluation, Maßnahmenentwicklung), die jeweils anhand der Expertise der verschiedenen Disziplinen vorbereitet, begleitet und für die nächstjährige Phase nachbereitet werden.
Das juristische Teilprojekt untersucht den rechtskonformen Einsatz der Technologien und Maßnahmen. Analysiert werden insbesondere datenrechtliche und KI-rechtliche Fragen. Beim Thema „Daten“ werden einerseits die Zulässigkeit der Erhebung und der Schutz der im Projekt erhobenen personenbezogenen Daten, andererseits die Nutzungsbefugnisse an Daten, unabhängig von ihrem Personenbezug erforscht. Konkretes, sich daraus ergebendes Ziel ist die Erarbeitung eines Datenschutz- und Datennutzungskonzepts. Beim Thema „KI“ erlangt die besondere Komplexität der Technologie eine rechtliche Bedeutung. Erforscht wird dabei etwa, welches Maß an Nachvollziehbarkeit und Rationalität beim Output der KI-Anwendungen rechtlich geboten ist. Die Entwicklung eines diesbezüglichen Anforderungskatalogs geschieht unter gleichzeitiger Einbeziehung des sich derzeit schnell entwickelnden regulatorischen Rahmens für KI. Wichtiges Begleitziel der juristischen Perspektive ist schließlich, die oft abstrakten und für andere Disziplinen nicht ohne Weiteres zugänglichen rechtlichen Anforderungen auf eine Art zu konkretisieren, die die Entwicklung von Technologien und Maßnahmen fördert, statt sie zu hemmen.
Das Gesamtprojekt wird von dem Land Hessen für vier Jahre mit 4.778.142 Mio. EUR gefördert.
Konsortium:
- Universität Kassel – Fachgebiet Kommunikationstechnik (ComTec) / ITeG: Prof. Dr. Klaus David, Dr. Judith Heinisch (Koordination)
- Universität Kassel – Fachgebiet Intelligente Eingebettete Systeme (IETS) / ITeG: Prof. Dr. Bernhard Sick, Dr. Franz Götz-Hahn
- Universität Kassel – Fachgebiet Radverkehr und Nahmobilität: Prof. Dr. Angela Francke
- Universität Kassel – Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme: Prof. Dr. Carsten Sommer
- Universität Kassel – Fachgebiet Öffentliches Recht, IT-Recht und Umweltrecht / ITeG: Prof. Dr. Gerrit Hornung (LL.M.).
Zusätzlicher assoziierter Partner:
- Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HÖMS) – Polizeihauptkommissar Jens Peters
Weitere Informationen finden sich auf der DyNaMo-Website.
Projektinfos
Finanzierung:
Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur
Laufzeit:
Januar 2025 - Dezember 2028
Projektverantwortlicher:
Prof. Dr. Gerrit Hornung, LL.M.
Ansprechpartner:
Dr. Iva Kostov
Paul Zurawski