LOEWE

Nahrung, Liebling, Kunstmotiv: Neuer LOEWE-Schwerpunkt zur Beziehung Mensch-Tier

Der neue LOEWE-Schwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft. Ansätze einer interdisziplinären Tierforschung“ wird für zunächst drei Jahre mit rund 3,6 Millionen Euro gefördert. Das gab das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst am Donnerstag in Wiesbaden bekannt. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Agrarwissenschaften ebenso wie aus Germanistik, Geschichtswissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie und Theologie.

„Das Land Hessen honoriert mit der Bewilligung auch unseren außergewöhnlich breiten interdisziplinären Ansatz“, freute sich Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Leiter des Fachgebiets Neuere und Neueste Geschichte und Koordinator des Projekts. „Wir nutzen eine in dieser Kombination nur in Kassel konzentrierte Fächerkompetenz. Damit leisten wir Grundlagenforschung, aber das Vorhaben hat auch unmittelbaren Anwendungsbezug in den Bereichen Tierhaltung, Tierzucht, Tierforschung, Tierpräsentation, Tierrecht und Ethik“, so Speitkamp weiter.

Das Verhältnis des Menschen zum Tier ist seit Beginn der Zivilisation ambivalent: Tiere sind z.B. Fleischlieferanten, nicht selten gelten sie als Feinde (zum Beispiel sogenannte Schädlinge oder auch Raubtiere), manchmal aber auch als beste Freunde. Schon in der Frühzeit der Menschen zählten Tiere zu den ersten Kunstmotiven, zu manchen Zeiten wurden in ihnen Verkörperungen von Göttern gesehen, dann wieder benutzte sie der Mensch als Versuchsobjekte. Der neue LOEWE-Schwerpunkt setzt bei aktuellen Debatten über den Umgang mit Tieren an (Tierversuche, Massentierhaltung, Tierrechte), greift aber bewusst über sie hinaus. Ein Ziel ist es, diese Diskussionen durch systematische Grundsatzüberlegungen voranzubringen. Die Kasseler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen dabei zum einen davon aus, dass Menschen und Tiere in ihrer wechselseitigen Beziehung zueinander betrachtet werden müssen. Sie fragen zum anderen nach den historischen und sozialen Bedingungen dieser Beziehung. Denn verschiedene Konstellationen brachten und bringen sehr unterschiedliche Formen des Mensch-Tier-Verhältnisses hervor. Dabei verändern sich auch Vorstellungen und Realitäten von Mensch und Tier: Untersucht werden also Formen der „Erschaffung“ der Tiere, ob durch Tierzucht (Selektion, Prämierung), Tierhaltung (Nutztiere, Zootiere), Tierforschung (Verhaltensforschung, medizinische Forschung) oder Tierdarstellung (narrativ, visuell). „Angesichts der Mehrdimensionalität des Themas verlangt das Vorhaben einen interdisziplinären Austausch über Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse“, erklärte Speitkamp. „Deshalb knüpfen wir an eine auf die Aufklärung zurückgehende Kasseler Tradition der Verbindung von Natur- und Kulturforschung an.“ Das Projekt startet zum Jahresbeginn 2014.

Die beteiligten Fachgebiete und ihre Leiterinnen und Leiter im Einzelnen: Nutztierethologie und Tierhaltung (Prof. Dr. Ute Knierim), Tierzucht (Prof. Dr. Sven König), Agrargeschichte (Prof. Dr. Werner Troßbach), Germanistische Mediävistik (Prof. Dr. Claudia Brinker-von der Heyde), Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Winfried Speitkamp), Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. Anne-Charlott Trepp), Mittlere und Neuere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Martina Sitt), Neuere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Alexis Joachimides), Theoretische Philosophie (Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy), Katholische Theologie/Biblische Theologie (Prof. Dr. Ilse Müllner). 

Die Universität Kassel ist bislang an vier LOEWE-Schwerpunkten beteiligt: den Projekten ELCH (Elektronen-Dynamik chiraler Systeme), VENUS (Informationstechnik-Gestaltung), Cocoon (kooperative Sensorkommunikation) und IPF (integrative Pilzforschung). Die Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – kurz LOEWE – ist ein Programm, mit dem das Land Hessen seit 2008 die Forschungslandschaft stärkt und herausragende wissenschaftliche Verbundvorhaben fördert. Mehr zu LOEWE und den bisherigen Kasseler Projekten unter goo.gl/sMhJg und www.proloewe.de.

 

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Bild von Professor Dr. Winfried Speitkamp unter

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