Leitbild

Präambel

Der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften stellt die Mitverantwortung für die Bewahrung und Verbesserung von Lebens- und Nahrungsgrundlagen in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Forschung und Lehre orientieren sich demnach in ihren inhaltlichen Schwerpunktsetzungen wie in ihren methodischen Herangehensweisen am Vorsorgeprinzip.

Der Fachbereich ist der Begründung und Förderung einer Agrar- und Ernährungskultur verpflichtet, die

  • Nachhaltigkeit in der Ernährung und in der Nutzung natürlicher Ressourcen sicherstellt,
  • eine an der Nutzung und Stärkung selbstregulativer Prozesse orientierte Interaktion zwischen Mensch und Natur ermöglicht,
  • mit Nutztieren respektvoll und schonend umgeht,
  • sowie zu sicheren Lebens- und gerechten Wirtschaftsgrundlagen in ländlichen Räumen beiträgt.

Die Mitglieder des Fachbereichs nehmen die damit verbundenen Aufgaben so wahr, dass Lehre, Forschung und Wissensdialog hohen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und dass zugleich ein Beitrag zu einer an diesen Wertvorstellungen orientierten gesellschaftlichen Entwicklung geleistet wird.

Im Wissen um den kolonialistischen Hintergrund des Standortes sowie die Identifikation und Kollaboration von Pionieren des Ökolandbaus mit dem Nationalsozialismus stellen sich die Angehörigen des Fachbereichs jeglichen rassistischen, antisemitischen, antifeministischen, nationalistischen oder völkischen Äußerungen und Praktiken entgegen. In Lehre und Forschung haben menschenfeindliche Bestrebungen keinen Platz.

Orientierung an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und der Vielfalt

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft setzt voraus, dass sich menschliches Denken und Handeln an systemischen Zusammenhängen, natürlichen Kreisläufen sowie standortgerechtem Mitteleinsatz orientiert.

Eine Landwirtschaft der Vielfalt basiert auf dem Schutz natürlicher Lebensgrundlagen und der Erhaltung genetischer Ressourcen sowie ihrer grundsätzlichen Verfügbarkeit. Sie soll so gestaltet werden, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur ethisch vertretbaren Erzeugung von Lebensmitteln in ausreichender Qualität und Quantität, zur Schaffung und Sicherung gerechter Arbeitsverhältnisse und zur Förderung kultureller Kreativität leistet. Dies kann nur gelingen, wenn lokales Handeln und globale Verantwortung als eng zusammenhängend und nicht beliebig separierbar verstanden werden. In diesem Kontext kommt es wesentlich darauf an, Landwirtschaft so zu organisieren, dass gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen Rechnung getragen werden kann. Das Vorsorgeprinzip umfasst nicht zuletzt die Vermeidung irreversibler Prozesse, wie sie z. B. bei der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen auftreten können.

Lehren, lernen und forschen als eine gemeinsame Aufgabe

Unter Lernen versteht der Fachbereich aktives Erarbeiten von Inhalten. Dem entspricht die Wertschätzung von Lehr- und Lernformen, die den Erwerb von Fach-, Methoden- und Handlungskompetenzen und darüber hinaus von persönlichen Kompetenzen wie Kommunikations-, Kooperations- und Kritikfähigkeit, Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft fördern. Dies erfordert kontinuierliche Wissensaneignung und den Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden. Besondere Chancen zu fachlicher und persönlicher Bildung bietet das interkulturelle Miteinander in Lehre und Forschung.

Forschung zur Nachhaltigkeit umfasst das Bemühen um interdisziplinäre Sichtweisen zwischen den Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und die Zusammenführung von angewandter und Grundlagenforschung sowie die Berücksichtigung in der Praxis erprobter Wissenssysteme. Methodisch beinhaltet dies die Einbeziehung von quantitativen, qualitativen, partizipativen und handlungsorientierten Forschungsstrategien.

Regionale und internationale Aktionsfelder

Studienprogramme, regionale und internationale Projekte sowie Alumni in aller Welt tragen zur Vernetzung des Fachbereichs bei. Der Fachbereich beteiligt sich durch Diskussionsbeiträge und Serviceangebote am aktuellen Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskurs. Als Vermittlungsplattform zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit ist er Teil des internatio-nalen Dialogs zur ökologischen Landwirtschaft und nachhaltigen ländlichen Entwicklung. Dies macht die Erkenntnisse aus Forschung und Projekten für unterschiedliche Zielgruppen verfügbar.

Vor Ort und regional engagiert sich der Fachbereich in der außeruniversitären Bildung durch eigene Veranstaltungsangebote und Angebote der Lehr- und Versuchsbetriebe sowie des Lehr- und Lernortes Tropengewächshaus. Weiterer Transfer erfolgt über ein breites Spektrum von Ausgründungen.

Lernende Organisation

Die Mitglieder des Fachbereichs nehmen aktiv am Diskurs über Ziele und Formen universitärer und gesellschaftlicher Veränderungen teil. Im Rahmen der universitären Strukturen nutzen sie Formen der Beteiligung, die ihrer Betroffenheit und ihrem Engagement entsprechen.

Im Arbeitsalltag setzt die Erhaltung, Erweiterung und Vermittlung von Wissen auf dem Gebiet der Ökologischen Agrarwissenschaften eine Atmosphäre voraus, die allen Angehörigen des Fachbereichs ermöglicht, ihre Kreativität und Produktivität zu entfalten. Dazu gehört die Gestaltung familienfreundlicher Studien- und Arbeitsbedingungen.

Angesichts der Verdichtung der Anforderungen in Studium, Lehre und Forschung kommt es in besonderer Weise darauf an, die individuellen Stärken zu erkennen und zu fördern. Dem dient die Entwicklung einer auf Toleranz und Respekt gegründeten Kultur kritischer Reflexion, Evaluation und Diskussion. 

Als lernende Organisation erweist sich der Fachbereich auch im Umgang mit seinem Leitbild. Seine Funktion als Handlungsanleitung kann es auf Dauer nur erfüllen, wenn es kontinuierlicher kritischer Hinterfragung und Fortentwicklung unterworfen wird.