Bestimmung von nationalen Reduktionszielen (Science based targets) für die direkte und indirekte Nutzung von Wasser in Deutschland unter Berücksichtigung regionaler Aspekte

Hintergrund:

Auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende, mess- und umsetzbare Reduktionsziele für Unternehmen und Organisationen, sogenannte Science based targets (SBTs), haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, um den Einsatz natürlicher Ressourcen und die Emissionen klimaschädlicher Gase zu minimieren. Die bekanntesten Reduktionsziele setzen auf globaler Ebene in der internationalen Klimapolitik an und wurden 2015 in Paris auf der Klimakonferenz COP21 festgelegt: Im Rahmen des Zwei-Grad-Ziels wird weltweit versucht, bis 2100 die globale Erwärmung durch Verringerung der weltweiten Netto-CO2-Emissionen auf deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, möglichst jedoch sogar auf unter 1,5 °C. Für die Nutzung von Wasser durch den Menschen sind unter anderem im Kontext der Sustainable Development Goals (SDGs) Ziele vereinbart worden, die jedoch eher qualitativer Natur sind, z. B. Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Verbesserung der Wasserqualität, und weniger auf Reduktion von Wasserverbrauch abzielen. Da Wasser eine regional begrenzte Ressource ist, können Einsparungen aber besonders in Gebieten, in denen bereits Wasserstress vorherrscht, notwendig sein. Der Bezugsraum spielt ebenfalls eine Rolle: Es mögen Ansätze auf administrativer oder unternehmerischer Ebene existieren, um die direkte Wassernutzung insgesamt durch die Bevölkerung oder durch einzelne Unternehmen zu reglementieren. Gerade im Zusammenhang mit Wassernutzung für Exporte, z. B. durch Bewässerung von Feldfrüchten, sollte aber auch die Frage beantwortet werden, ob und welche Reduktionsziele für die indirekte Nutzung von Wasser festgelegt werden können.

Zielstellung:

Basierend auf einer umfangreichen Literaturrecherche zum Thema SBTs allgemein und mit Bezug zu Wasser soll der globale Status Quo erfasst werden, um vielversprechende Ansätze vorzustellen, Lücken zu identifizieren und insbesondere die unterschiedlichen Anforderungen an Reduktionsziele bezogen auf Emissionen oder verschiedene Ressourcen (Klima vs. Wasser). Eine Analyse des Endverbrauchs der deutschen Bioökonomie, der Importstrukturen und der regionalen Wassersituation in den Lieferländern, wozu jeweils Daten aus Vorarbeiten zur Verfügung gestellt werden, soll weitere Anhaltspunkte liefern. Hier geht es insbesondere darum, die Wassermenge zu berechnen, die unter Berücksichtigung der regionalen Wasserstresssituation, nach der Definition von Wasserstress nach Alcamo et al. 2003, sicher und fair für Exporte zur Verfügung gestellt werden kann. „Sicher“ und „fair nutzbar“ sollen in diesem Zusammenhang definiert werden, ein völliger Ausschluss von Importen aus Wasserstressgebieten im Rahmen von Reduktionszielen ist in diesem Zusammenhang zu prüfen. Auch soll nicht nur physische Wassernutzung reduziert werden, sondern auch Wassernutzung durch Verschmutzung, da diese die Verfügbarkeit von sauberem Wasser beeinträchtigt. Hierfür können ebenfalls quantitative Reduktionsziele angewendet werden, wenn mit Hilfe des Grauwasser-Konzeptes Wasserverschmutzung in Wasservolumina umgerechnet wird. Hierzu existieren entsprechende Vorarbeiten, die im Rahmen der Arbeit verwendet werden sollen. Das Kernziel der Arbeit ist die Bestimmung quantitativer Reduktionsziele für eine potenziell sichere und faire Nutzung von Wasser (direkt und indirekt) auf nationaler Ebene am Beispiel Deutschlands. Die Übertragbarkeit des Ansatzes auf andere Länder soll abschließend geprüft werden. 

Arbeitsschritte:

  1. Literaturrecherche zu SBTs allgemein und bezogen auf Wasser
  2. Analyse von Importstrukturen und regionaler Wassersituation in den Herkunftsländern am Beispiel der deutschen Bioökonomie
  3. Analyse der Wassersituation in Deutschland am Beispiel ausgewählter Einzugsgebiete
  4. Bestimmung quantitativer Reduktionsziele für die direkte und indirekte Wassernutzung auf nationaler Ebene am Beispiel Deutschlands
  5. Prüfung der Anwendbarkeit auf Wasserverschmutzung
  6. Prüfung der Übertragbarkeit des Ansatzes auf andere Länder

Dauer:

ca. 6 Monate, Beginn ab sofort möglich

Betreuer:

Prof. Dr. Stefan Bringezu, Anna Schomberg

Arbeitsort:

Center for Environmental Systems Research (Wilhelmshöher Allee 47)

Anforderungen:

Die Arbeit soll vorzugsweise an einen Studenten (m/w/d) des Umweltingenieurwesens vergeben werden.

Kontakt:

Anna Schomberg (anna.schomberg@uni-kassel.de)