Newscast und Veranstaltungen

Neue Online-Publikation bei Pangeas von Jan-Henrik Witthaus.

“Relecturas antropológicas y ecocríticas de Hombres de Máiz (1949) de Miguel Ángel Asturias” von Jan-Henrik Witthaus bei Pangeas. Revista Interdisciplinar de Ecocrítica

Neue Online-Publikation bei Pangeas von Jan-Henrik Witthaus. : zum Artikel

Paper Pushers and Ink Suckers: Objectifying the Administrative Subject in Bureaucratic Fiction

Karolin Schäfer hat gemeinsam mit Alexandra Irimia ein Büro-Panel für die nächste Tagung der American Comparative Literature Association (Februar/März 2026) eingereicht.

Buchrezension von Jan-Henrik Witthaus über 'Lilianas unvergänglicher Sommer' von Cristina Rivera Garza

Artikel über Bürokratieabbau unter Milei von Jan-Henrik Witthaus

"Weniger Milei wagen". Ein Gastkommentar.

Online erschienen bei 'ila-Das Lateinamerika-Magazin' am 21. Februar 2025.

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"Kleine Souveränität" - Forschungsbibliographie

Bibliographie zum Teilkorpus „Narraciones de oficina“

Bibliographie zum Teilkorpus „Narcoliteratura“

Coloquio Internacional en la Universidad de Kassel: Redes de poder y dominación en oficinas, burocracias y empresas

Am 26./27.06.2024 hat das Team der "Kleinen Souveränität" eine internationale Tagung ausgerichtet. Hierzu durften wir neben Kolleg:innen aus Deutschland auch internationale Gäste begrüßen. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten ganz herzlich für die Konferenzbeiträge und die ertragreichen Diskussionen!

Proseminar "Kurznarrativik von Schriftstellerinnen aus Lateinamerika" von Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

Die jüngste Erzählliteratur aus Lateinamerika wird zunehmend geprägt von Schriftstellerinnen, Beispiele hierfür sind Samantha Schweblin (Argentinien), Cristina Rivera Garza (Mexiko), Fernanda Melchor (Mexico), Pilar Quintana (Kolumbien). Diese und andere Autorinnen haben viel zu erzählen, im Guten wie im Bösen. Insofern Erzählliteratur ein Archiv sozialer Erfahrung ist, berichten sie häufig davon, wie sich die Welt aus ihrer Sicht jeweils darstellt, individuell, aber auch insofern sie Frauen sind. Bisweilen erzählen sie aber auch aus der Sicht von Männern. Es wird sich also allerhand Gesprächsstoff ergeben, über den wir uns im Seminar austauschen können. Bei diesem Austausch wird ebenso angestrebt, literatur- und kulturwissenschaftliche Grundbegriffe und deren Anwendung zu vermitteln, weil ihre Kenntnis die Lektüre von literarischen Texten noch aufschlussreicher macht und dazu verhilft, die soziale Bedeutung von Literatur in den Blick zu bekommen.
Zu Beginn des Semesters werden die relevanten Texte bereitgestellt. Eine Studienleistung ist in Form eines Beitrags im Kreise des Seminars vorgesehen (Protokoll, Kurzreferat etc.), eine Studienleistung wird durch eine kleinere Hausarbeit erbracht.

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Hauptseminar "Büroliteratur in Spanien und Lateinamerika und ihre Hintergründe: Soziale Ungleichheit auf der Achse des sozialen Geschlechts" von Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

Die Welt des Büros und der Bürokratie ist schon seit rund 200 Jahren Teil der erzählenden Literatur und setzt ein mit der anbrechenden Moderne und der Notwendigkeit, staatliche oder privatwirtschaftliche Maßnahmen zu verwalten. Zu einem Genre formiert sich Büroliteratur im Kontext des bürgerlichen Realismus im späteren 19. Jahrhundert, in Lateinamerika erst ab dem dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Mit der langsam voranschreitenden Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt, melden sich nach und nach auch Autorinnen zu Worte, um ihre diesbezüglichen Erfahrungen literarisch zu verarbeiten, wobei z.B. häufig deutlich wird, dass in der Regel eine männlich dominierte Zuteilung von Positionen, Tätigkeiten und Entlohnung erfolgt – abgesehen von Zudringlichkeiten, sexueller Einschüchterung und/oder Gewalt.
Das geplante Seminar widmet sich aktuelleren Beispielen solcher Texte, die aus Lateinamerika oder Spanien stammen. Wir beginnen mit kürzeren Erzählungen von Autorinnen aus Argentinien oder Mexiko, die zu Semesterbeginn zugänglich gemacht werden. In der zweiten Hälfte der Veranstaltung steht die Lektüre des Buches einer in Spanien gerade sehr angesagten Autorin auf dem Programm: Sara Mesa, Oposición (2025). Interessent:innen sollten bitte die aktuelle Ausgabe, die bei Anagrama erschienen ist, schon einmal bestellen. Studienleistungen werden zu Beginn der LV besprochen. Prüfungsleistungen können nach Maßgabe der Modulhandbücher entweder als mündliche Prüfung oder schriftliche Hausarbeit erbracht werden.

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Vergangene Veranstaltungen

Erzählliteratur informiert uns über historische und aktuelle Kulturen und Gesellschaften. Die für das Wintersemester vorgesehenen Lektüren kreisen um den sozialen Kontext des Narcotráfico – die Welt des organisierten Drogenschmuggels und -handels. Damit wird ein sozialer und politischer Ereignishorizont angesprochen, der in bestimmten Ländern Lateinamerikas wie Mexiko oder Kolumbien äußerst bedrohliche Ausmaße angenommen, aber auch eine mittlerweile kaum überschaubare Produktion an themenaffinen Romanen, Filmen und Serien angestoßen hat.

In der geplanten Veranstaltung soll insbesondere die Rolle der Frauen, die sich im Milieu des organisierten Verbrechens bewegen, untersucht werden. Einerseits wird in diesen sozialen Umfeldern ein hohes Maß an sexualisierter Gewalt beobachtet, anderseits haben jüngere Feldstudien darauf aufmerksam gemacht, dass den (Ehe-)Frauen in der sozialen Struktur des organisierten Verbrechens durchaus stabilisierende Funktionen zukommen. Anhand von literarischen und auch allgemein informierenden Texten soll über die genannten Zusammenhänge reflektiert werden, ebenso über die erzählende Literatur als Medium sozialer Beobachtung und kultureller Reflexion.  

Zur frühen Anschaffung und Lektüre empfohlen wird der Roman: Pilar Quintana, Coleccionistas de polvos raros (El Aleph, 2010)

Die Vorlesung fokussiert auf ein fast vergessenes Thema der modernen Literatur. Seitdem im 19. Jahrhundert mit der Expansion privatwirtschaftlicher und staatlicher Verwaltungsapparate das Büro als literarisches Thema erschlossen wurde – z.B. durch Gogol, Balzac oder Melville –, beteiligte sich an der Ausgestaltung dieses Themas eine wachsende Anzahl von Autor:innen. In der Folge wurden Administrationen nicht nur auf staatlicher Ebene als die dauerhafte Etablierung staatlicher Herrschaftsformen begriffen (Max Weber), sie wurden auch aus gesellschaftlich-individueller Perspektive als übermächtige Bürokratiemonster wahrgenommen, wie einige Erzähltexte Franz Kafkas vor Augen führen (z.B. Der Prozeß).

In Lateinamerika reichen die bürokratischen Traditionen bis in die Kolonialzeit zurück. Schon an der Conquista waren nicht nur Soldaten und Missionare beteiligt, sondern auch Juristen und Schreiber. In den kolonialen Städten und an den Höfen wurde die juristische Schriftgelehrsamkeit alsbald als Herrschaftsinstrument, das gegen eine gering alphabetisierte Bevölkerung in Stellung gebracht wurde, entdeckt. Im zwanzigsten Jahrhundert knüpfen lateinamerikanische Autor:innen einerseits an die kollektive koloniale Erfahrung an, andererseits an die Impulse der europäischen Literatur. Zu einem Klassiker des neu entstehenden Genres wurden die Cuentos de la oficina (1925) des Argentiniers Roberto Mariani. Die an Marianis Erzählzyklus anschließenden literarischen Texte sind noch im Begriff erschlossen zu werden. An dieses Desiderat schließt die Vorlesung an. Dabei wird eine Reihe von Texten und Autor:innen vorgestellt und das Büro vor allem als Raum von Macht und Herrschaft thematisiert, in dem nicht nur der graue Alltag dominiert, sondern auch die Intrige, die Affekte oder die Aushandlung von Identitäten beheimatet sind.

Am 29.05.2024 wurde im Rahmen der dreiteiligen Veranstaltungsreihe "Romanistischer Filmabend" (Organisation: Dolores León Muñoz, Jacopo Romei & Karolin Schäfer) "Noche de fuego" der salvadorianisch-mexikanischen Regisseurin Tatiana Huezo gezeigt. Dieser 2021 erschienene Film verhandelt, basierend auf Jennifer Clements Romanvorlage "Prayers for the stolen" (2014; spanischer Titel: "Ladydi"), die Gefahren des Drogen- und Menschenhandels, denen sich drei Mädchen während ihrer Kindheit und Adoleszenz im mexikanischen Bundesstaat Guerrero gegenüber sehen.

Am 24.04.2024 fand wieder eine Semestereröffnung ("Institutstag") der Kasseler Romanistik statt. Um dem Kollegium sowie den Studierenden einen Einblick in Erkenntnisse aus der Projektarbeit zu bieten, organisierten Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus und Karolin Schäfer eine szenische Lesung. Gegenstand der Lesung waren Figurenkonstellationen aus dem literarischen Büroalltag, die gemeinsam mit Studierenden in Form einer Collage präsentiert wurden. Diese enthielten Fragmente aus den folgenden Texten des bisher im Rahmen des Projekts erschlossenen Korpus:

Rillo (Roberto Mariani, Argentinien 1925)
Santana (Roberto Mariani, Argentinien 1925)
Lacarreguy (Roberto Mariani, Argentinien 1925)
44 horas semanales (Josefina Marpons, Argentinien 1936)
Los perros no ladraron (Carmen Naranjo, Costa Rica 1966)
El gerente (Julio Ricci, Uruguay 1985)
La necesidad de ser esquizofrénico (Julio Ricci, Uruguay 1985)
Zafaron a tiempo (Jorge A. Vilches, Argentinien 1985)
Llanto en el Proyecto Patagonia (Jorge A. Vilches, Argentinien 1985)
Recursos Humanos (Antonio García Ángel, Kolumbien 2007)
Recursos Humanos (Antonio Ortuño, Mexiko 2007)
El oficinista (Guillermo Saccomanno, Argentinien 2010)

Durch die Netflix-Serie Narcos ist Aufstieg und Niedergang des Drogenimperiums von Pablo Escobar (1949-1993) über die Grenzen Kolumbiens hinaus bekannt geworden. Die dort angebotene Perspektive ist allerdings nicht nur mit Blick auf das Format und die Herkunft der Produktion einer Standortabhängigkeit des globalen Nordens verpflichtet. Auch die Darstellung selbst markiert diesen Blickwinkel. Im Rahmen der kolumbianischen Kulturproduktion wird allerdings die Erinnerung an Escobar in Literatur, Film und Kunst nicht minder wach gehalten – und dies geschieht, abhängig auch von der jeweiligen medialen Vermittlung, durchaus mit einer Ambivalenz, die dieses Thema verdient.

Die geplante Veranstaltung widmet sich literarischen, filmischen und künstlerischen Zeugnissen, die sich um den Erinnerungsort Pablo Escobar herum gruppiert haben, wobei ein Schwerpunkt auf die Kulturproduktion Kolumbiens gelegt wird. Begrifflich und theoretisch orientieren wir uns an Ausführungen von Maurice Halbwachs, Pierre Nora sowie Jan und Aleida Assmann.

Wer hätte gedacht, dass Geschichten aus dem Büro viel aufregender sein können, als das Thema dies in Aussicht zu stellen scheint? Nicht nur von bisweilen monoton anmutenden Tätigkeiten wissen solche Geschichten zu berichten, sondern von Macht, Karriere, Gewalt, Liebe oder Affekt. So erstaunlich ist das nicht, denn Erwerbstätige verbringen einen beträchtlichen Anteil ihrer Lebenszeit eben am Ort ihrer Arbeit, in diesem Fall: im Büro. Durch die Lektüre einer Reihe von literarischen Texten aus Lateinamerika, die die Bandbreite der genannten Themen abdecken, soll über den kulturell-gesellschaftlichen Stellenwert von Büroarbeit in den Ländern jener globalen Region reflektiert werden. Dabei könnte eine leitende Fragestellung die Relevanz von Einkünften, Positionen, Tätigkeiten oder Existenzweisen für Identitätsprozesse, Hierarchisierungen oder Ausgrenzungen thematisieren.

Gelesen werden literarische Texte u.a. von Josefina Marpons, Jorge A. Vilches oder Julio Ricci.

Der Drogenhandel und -schmuggel ist im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte in einigen lateinamerikanischen Ländern zu einem Dauerthema der Erzählliteratur geworden, wobei insbesondere die Formierung organisierter Gruppen und die sozialen wie politischen Auswirkungen in den Fokus geraten. Vor allem in Mexiko erlebt die thematisch affine Romanproduktion einen Aufschwung, sodass gar von einem neuen Genre die Rede ist, das die Buchmärkte erobert habe. Allerdings ist diese Literatur auch nicht ganz unumstritten, kolportiere sie doch einigen Stellungnahmen zufolge ein Bild vom Land, das alles andere als vorteilhaft sei und in den Aushandlungen kollektiver Identitäten eine eher dubiose Rolle spiele – ein Argument das nachvollziehbar wird, wenn man sich vor Augen hält, dass der ‚narcotráfico‘ schon längst Einzug in zeitgenössischen Netflix&Co-Welten gehalten hat, in denen US-amerikanische Fremdbilder Lateinamerikas erkennbar werden.

In der Vorlesung wird zunächst auf die sozialen und politischen Hintergründe einzugehen sein, bevor dann die Literatur selbst gesichtet und erläutert wird. Dabei soll eingangs der Genre-Begriff genauer betrachtet werden – dies mit dem Ziel, kritisch zu hinterfragen, ob die Rede von einem ‚neuen Genre‘ überhaupt gerechtfertigt ist. Auch wird es um die Frage gehen, in welcher Weise die unterschiedlichen Schreibweisen soziale Realitäten abbilden und diese auch kritisch reflektieren. Anhand einiger Beispiele sollen die erwähnten Aspekte und weitere, die sich im Verlauf der Veranstaltung ergeben, thematisiert werden.

Am 13.07.2023 organisierten Prof. Dr. Agnieszka Komorowska und Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus anlässlich der großen CELA-Tagung einen Workshop mit dem Titel "Narrativas, Representaciones, (Re)construcciones: Perspectivas cruzadas sobre América Latina" und konnten bei dieser Gelegenheit mit Kolleg:innen aus Lateinamerika über ihre jeweiligen Forschungsinitiativen ins Gespräch kommen. In diesem Kontext ergaben sich auch neue Perspektiven, Anregungen und Textvorschläge für unser DFG-Projekt. Den Kolleg:innen gilt unser herzlichster Dank.