Palästina in Text und Bild

Die Burcharduskarte (Florenz, Biblioteca Laurenziana, Plut. 56.76). Transkription, Übersetzung, Erläuterun

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner
Drittmittel: Forschungsaufenthalt an der Villa I Tatti, The Harvard University Center for Italian Renaissance Studies, Firenze (Italia)
Laufzeit: September 2007 bis April 2009

Die Heilig-Land-Beschreibung des Burchard de Monte Sion, eines Dominikaners vermutlich aus Barby bei Magdeburg, der zehn Jahre im Heiligen Land verbrachte, ehe er seine Reiseerlebnisse um 1283 niederschrieb, muss als ein Schlüsselbericht des späten Mittelalters zur Erfassung Palästinas in Text und Bild gelten. Das Werk mit dem Titel Descriptio terrae sanctae wurde im 14. und 15. Jahrhundert stark rezipiert und sogar ins Deutsche und Französische übersetzt. Das Werk überlebte in zwei Versionen, die beide die reichhaltigen Kenntnisse des Autors vom Heiligen Land widerspiegeln. Von Akkon aus werden Reisen durch Palästina und den Libanon mit besonderer Berücksichtigung von Jerusalem sowie nach Kleinarmenien, Zypern und Ägypten geschildert. Schwerpunkt sind Aussagen zur Bevölkerung und zu den religiösen Verhältnissen in diesen Regionen, in Asien und Indien. Die erste kürzere Niederschrift war gemäß dem Begleitbrief an den Freund, dem das Werk übersandt wurde, von einer Karte auf einem Pergament begleitet. Ziel des Projektes ist es erstens, die Unterschiede zwischen den beiden Textversionen herauszuarbeiten und den Fragen nach der Vermittlung von Wissens über einen multikulturellen Kulturraum nachzuspüren. Zweitens ist das Verhältnis zwischen dem in über 100 Handschriften überlieferten Text und den erhaltenen Karten (u.a. in der Biblioteca Laurenziana und im Staatsarchiv in Florenz) zu bestimmen, drittens deren Rezeption im späten Mittelalter zu erfassen. Der weitgehende Einfluss von Bericht und Karte auf die Kartographie zeigt sich vor allem in den zahlreichen, auf die Abbildung einer reichhaltigen Realität ausgerichteten Regionalkarten, jedoch kaum in Weltkarten des 13. bis 15. Jahrhunderts. Es wird angenommen, dass Informationen aus dem Bericht des Dominikaners die Heiligland-Vorstellungen im Spätmittelalter grundlegend prägten. So werden die Karten etwa in weit verbreiteten Werken - wie etwa dem Liber secretorum fidelium crucis des Venezianers Marino Sanudo und in der Chronologia magna des Paulinus Minorita in den 20er und 30er Jahren des 14. Jahrhunderts - rezipiert. Das Projekt untersucht darüber hinaus auch die Strukturen der Weitergabe von Wissen über einen Grenzraum europäisch-christlicher Kultur, die damit verbundenen Transformationsprozesse und die (Eigen)Dynamik solcher Entwicklungen.

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