Fach­ge­biet Theo­rie und Em­pi­rie des Ge­sund­heits­we­sens

Im Fokus des Fachgebiets „Theorie und Empirie des Gesundheitswesens“ stehen Analysen auf der Gesundheitssystemebene (Makroebene), von Institutionen und Akteuren des Gesundheitswesens (Mesoebene) und zur Gesundheit der Betroffenen (Mikroebene).
Das Forschungsinteresse richtet sich dabei vor allem auf Fragestellungen der Bedarfsgerechtigkeit, Qualitätsentwicklung, Barrierefreiheit und gesundheitlichen Ungleichheit. Soziale Determinanten wirken sich auf die Gesundheits- und Krankheitsverteilung in der Bevölkerung aus. Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf den Gesundheitszuständen, Verhaltensweisen und der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens von vulnerablen Zielgruppen. Dazu zählen Menschen in besonderen Lebensphasen oder sozialen Lagen (wie Arbeitslosigkeit, Flucht, Obdachlosigkeit).

Im Kontext von Public Health-Theorien werden die Sektoren Prävention und Gesundheitsförderung, die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung sowie der Öffentlichen Gesundheitsdienst fokussiert. Von ganz besonderem Interesse sind professionsbezogene und methodische Fragestellungen der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen (wie in den Krankenhaussozialdiensten oder Gesundheitsämtern). Das Fachgebiet beschäftigt sich mit Interventionen zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung, Setting- und Lebensweltansätzen sowie dem „Health in all Policies“-Ansatz der WHO.


Darüber hinaus sind die Gesundheit und Krankheit bei den Sozial- und Gesundheitsberufen selbst sowie bei den Studierenden relevante Querschnittsthemen.

Forschungsprofil des Fachgebiets "Theorie und Empirie des Gesundheitswesens"

Empirische Analysen auf Makro-, Meso- und Mikroebene im Gesundheitswesen

Die sozialwissenschaftlich fundierte Forschung kann einen wichtigen Beitrag zu einer besseren und sozial gerechteren Gesundheitsversorgung für Individuen, Gruppen und Bevölkerung leisten und Erkenntnisse für die Gesundheitssystemgestaltung generieren. Im Fokus stehen empirische Analysen


  1. auf Gesundheitssystemebene (Makroebene),
  2. von Institutionen und Akteuren des Gesundheitswesens (Mesoebene) und
  3. zu gesundheitsrelevanten Ressourcen und Restriktionen der Betroffenen und ihres sozialen Umfeldes (Mikroebene)

Anhand internationaler Gesundheitssystemvergleiche können relevante Entwicklungen zu ausgewählten Kriterien wie Fairness der Finanzierung, Bedarfsplanung, medizinischer Versorgungsbedarf oder Leistungsgeschehen untersucht werden. Gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, Steuerung, Versorgungsformen und Über-, Unter- und Fehlversorgung im System sind kritisch zu reflektieren. Die Forschung dient dem Ziel der Patientenorientierung des Gesundheitswesens.


Die Schnittstellen- und Vernetzungsforschung richtet sich auf die Verbesserung der Strukturen und Prozesse des Gesundheitssystems insbesondere zwischen dem ambulanten und dem stationären Sektor (die zwei großen Säulen). Einen wichtigen Forschungsbereich stellt daneben das Öffentliche Gesundheitswesen und der Öffentliche Gesundheitsdienst als 3. Säule im Gesundheitswesen dar (vgl. Hollederer & Wildner, 2015).


Von besonderer Bedeutung ist in Deutschland aktuell der Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung (4. Säule), deren Strukturen sich im Zuge des Präventionsgesetzes 2015 mit hoher Dynamik entwickeln, während die Präventionsberichterstattung und -forschung speziell zur soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung unterentwickelt sind.

Soziale Determinanten von Gesundheit und Krankheit sowie gesundheitliche Ungleichheit

Die Forschungsaktivitäten zielen auf die Optimierung der Gesundheitsversorgung im Hinblick auf Bedarfsgerechtigkeit und Reduktion der gesundheitlichen Ungleichheit. Für das deutsche Gesundheitswesen besteht der generelle Anspruch, die Gesundheitsversorgung für alle Bevölkerungsgruppen und in allen Regionen unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht und sozio-ökonomischem Status gleichermaßen zugänglich und qualitativ hochwertig zu gestalten. Die Herausforderungen bestehen aber bereits im Zugang zur Versorgung und bei der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch vulnerable Gruppen. Dazu zählen Menschen in besonderen Lebensphasen (wie Kinder, Hochbetagte), sozialen Lagen (z.B. Armut, Flucht, Obdachlosigkeit etc.) sowie strukturschwachen Regionen. Barrierefreiheit ist ein kaum beachtetes Qualitätskriterium in der Gesundheitsversorgung. Ein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Analyse sozialer Ungleichheit von Gesundheitszuständen, Gesundheitsverhaltensweisen und sozialen Barrieren der Inanspruchnahme. Gesundheitliche Belastungen und Ressourcen akkumulieren im Lebenslauf. Gesundheit und soziale Mobilität sind assoziiert. Ein Beispiel sind die Wechselwirkungen von Arbeitslosigkeit und Gesundheit. Für den Abbau sozial bedingter und geschlechtsspezifischer ungleicher Gesundheitschancen sind wissenschaftlich fundierte Gesundheitsförderungsstrategien auf individueller Ebene (z.B. soziallagenbezogene Gesundheitsförderung, Gesundheitskompetenzförderung), organisatorischer Ebene (Setting- und Lebensweltansatz) und auf Ebene von Bund, Ländern und Kommunen erforderlich (z.B. „Health in all Policies“-Approach).

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Die vielfältigen Herausforderungen im Gesundheitswesen erhöhen den Bedarf nach Kernkompetenzen der Sozialen Arbeit und Begleitforschung. Die Netzwerkbildung und das Case Management sind zentrale Handlungskompetenzen der Sozialen Arbeit und können zur notwendigen Verbesserung der Sektoren übergreifenden Kooperation und der medizinisch-sozialen Versorgung beitragen. Die Soziale Arbeit ist prädestiniert, sozial benachteiligte Gruppen mit erhöhten Krankheitsrisiken zu erreichen, Ressourcen zu erschließen und Gesundheitskompetenzen zu fördern. Sie bildet beispielsweise im Öffentlichen Gesundheitsdienst die zweitgrößte Berufsgruppe (nach den Ärzten) mit dem Auftrag der Gesundheitsberatung und Gesundheitsförderung. Die Evaluationsforschung orientiert sich an den Strukturen im Gesundheitssystem und den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen (Prävention, Kuration, Pflege, Palliativ- und Hospizversorgung, ÖGD, Selbsthilfe...).


Außerdem ist die Gesundheit der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit selbst ein wichtiges Querschnittsthema (z.B. in Hinblick auf Arbeitsunfähigkeit oder psychische Gesundheit).