Klischees
Wie überall im Leben begegnen uns die Klischees auch in Sachen Studium. Diese können harmlos sein, aber auch oft unsere Motivation und Entscheidungen negativ beeinflussen. Der Weg des Studiums führt über Auseinandersetzung mit den Klischees. Sie betreffen nicht nur Germanistik als solche, sondern auch die einzelnen Lehrgänge, oder auch das Studium überhaupt.
Hier findest du die Inhalte zu den Klischees über das Fach Deutsch, die Abschlüsse Bachelor und Lehramt, aber auch jene, die mit dem Studieren im Ganzen zu tun haben.
Klar, wirst du in deinem Studium auch Bücher lesen müssen, und ja, in den Seminaren wird auch über die Lektüren diskutiert. Wie viele Bücher du liest, kannst du aber ein bisschen mitentscheiden, bei vielen Seminaren hast du Wahlmöglichkeiten. In den Grundlagenmodulen habt Ihr noch nicht so viele Wahlmöglichkeiten, hier müssen insbesondere auch einige wissenschaftliche Texte gelesen werden. Sprachgeschichte oder Grammatik sind zum Beispiel Pflicht! Es gibt viele gute Dozent*innen am Fachbereich, da können auch diese Vorlesungen und Seminare spannend und interessant sein. Bei Grammatik lass dich nicht täuschen; warst du in der Schule gut in Grammatik, heißt dies noch lange nicht, dass du das Seminar ganz einfach bewältigen kannst. Was du hier lernst, das geht weit über die Schulgrammatik hinaus. Bei den Schwerpunktmodulen kannst du dann wählen, ob du literaturwissenschaftliche Seminare besuchst und hier Seminare wählst, in denen du dich vertiefend mit einer oder mehreren Lektüren beschäftigst. Alternativ kannst du dich auch für den sprachwissenschaftlichen Schwerpunkt entscheiden. Hier musst du natürlich auch lesen, aber eben nicht klassische Literatur.
Wenn du dich für ein Lehramtstudium mit dem Fach Deutsch entscheidest, dann besuchst du dieselben Veranstaltungen, wie die Germanistik-Bachelor-/Germanistik-Masterstudierenden.
Das Studium gliedert sich auf in einen fachwissenschaftlichen und einen didaktischen Teil. Die fachwissenschaftlichen Veranstaltungen sind dieselben, wie bei einem Germanistikstudium. Ja, es ist so, dass du hier natürlich nicht so viele Veranstaltungen belegen musst wie bei einem reinen Germanistikstudium. Dafür studierst du ja auch zwei Fächer plus das sogenannte Kernstudium, also drei Fächer. Im Kernstudium werden ausschließlich pädagogische sowie gesellschaftswissenschaftliche Inhalte vermittelt, z.B. pädagogische Psychologie oder Schulentwicklung. Das Gerücht, dass Lehramtsstudenten in den fachwissenschaftlichen Veranstaltungen leichtere Prüfungen bekommen, stimmt nicht! Du schreibst die gleichen Klausuren oder Hausarbeiten wie die Germanistikstudierenden. Neben den fachwissenschaftlichen Veranstaltungen besuchst du noch Deutschdidaktikseminare. Hier lernst du dann, wie man die Inhalte des Deutschunterrichts den Schülerinnen und Schülern vermittelt.
„Deutsch NUR auf Lehramt“ ist also genauso leicht oder genauso schwer wie ein Bachelorstudiengang.
Wer kennt es nicht aus seiner eigenen Schulzeit? Die Lehrer*innen stellten zumeist eher unangenehme Plagegeister dar, die stets nur das Auswendiggelernte hören wollten. Kaum ein Schüler bzw. eine Schülerin kann sich vorstellen, dass ihre Lehrer*innen in der Freizeit etwas anderes machen als zu korrigieren oder sich neue Gemeinheiten auszudenken. Wenn nach zwölf Jahren nun endlich der Spuk vorbei ist, kommt doch wohl keiner freiwillig auf die Idee, Lehrer*in zu werden?! Endlich steht einem die Welt offen und man kann machen, was man will. Australien, Neuseeland, Freiwilliges Soziales Jahr, bei den Eltern abhängen oder eben studieren. Gut, gehen wir davon aus, dass die Noten wider Erwarten schlecht ausgefallen sind. Dann ist ja wohl klar, dass ein Lehramtsstudium das kleinste Übel darstellt (im Vergleich zu einer Ausbildung etc.). Oft genug hört man doch Sätze wie: „Verschwende deinen guten Schnitt doch nicht mit einem Lehramts- studium“. Gut, dann fällt die Wahl nach einem Jahr abhängen und Backpacker-Leben wohl auf das Lehramt. Doch wo? Unis gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer. Eine, die besonders durch ihr Lehramtsstudium hervorsticht, ist die Universität in Kassel. Sie bietet weder Jura noch Medizin an, aber dafür eben Lehramt. Und dies auch noch in vierfacher Ausführung. Von L1 bis L4 ist alles dabei. Wenn du dich jetzt fragst, was zur Hölle dieses L1 sein soll, dann lass dir gesagt sein, dass du es dir am besten einfach gar nicht merkst. L1 sind nämlich die sogenannten „Grundschulmuttis“ (der Name ist hier Programm). Ein Studiengang, der geschätzt zu 90% aus bastelnden Studenten und Studentinnen besteht, die (überspritzt dargestellt) ihre Zeit durch Klatschspiele oder Mandalas erträglicher gestalten. Mit einem abgeschlossenen Studium dürfen sie sich dann als bessere Erzieher*innen verstehen und ihr Dasein als Grundschullehrer*in fristen. Weniger Ansehen und vor allem auch weniger Geld als die restlichen Lehramtsstudiengänge sind der Lohn für die sechs Semester spielen und lachen. Gut, dann fällt L1 wohl schon mal weg. Wie wäre es mit L2? Studierende, die Lehramt auf L2 studieren, können nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Schließlich sind sie es, die sich in Zukunft vor eine raufwütige Hauptschulklasse stellen müssen und jeden Tag bis zur Rente zählen werden. Das Studium als L2er stellt eine abgespeckte Variante des L3-Studiums dar und beinhaltet weniger wissenschaftliches Arbeiten. Das bedeutet, dass du als L2er noch nicht mal von den anderen Lehramtsstudiengängen bewundert wirst. Wie schaut es mit den L3ern aus? Studierst du Lehramt auf L3, dann verbringst du den Rest deines Lebens am Gymnasium. Bei den L3ern ist es eigentlich so wie auch bei den restlichen Lehramtsstudiengängen: Sie sind einfach faul, müssen kaum etwas lernen und haben schon im Studium nur Ferien. Während Mediziner*innen ihr gesamtes Studium nur durchlernen, setzen sich die Lehramtsstudenten mit einem Kaffee und einem guten Buch in die Sonne. Zu guter Letzt wären da noch die L4er, die aber nun wirklich kaum einer Beachtung bedürfen. Schließlich handelt es sich bei ihnen um Gestrandete, die es in ihrem vorherigen Job zu nichts gebracht haben und nun denken, dass sie mit Lehramt etwas reißen können.
Wie es nun wirklich um den (zumeist) zulassungsbeschränkten Studiengang „Lehramt“ gestellt ist, wirst du auf dieser Website und spätestens dann im Studium erfahren können. Gib nicht so viel auf Kommentare und Meinungen von Leuten, bei denen es nicht für ein Lehramtsstudium gereicht hat. In diesem kurzen Artikel wirst du bewusst keine Antworten finden auf Fragen wie: Bewahrheiten sich diese Vorurteile? Letztendlich ist es dein Studium und nur du kannst herausfinden, inwiefern die aufgezählten Klischees auch wirklich der Realität entsprechen.
Morgens hat man recht, nachmittags frei und viel Ferien. Vielleicht scheint dieses Klischee für manch einen angehenden Studierenden verlockend zu sein. Ist man zudem nicht so gut in Mathe und Naturwissenschaften, könnte man ja Deutsch studieren. Nachmittags hat wohl kaum ein Lehrer frei. Unterrichtsvorbereitung, Konferenzen, Fortbildungen, Elterngespräche, Korrekturen von Arbeiten usw. füllen die Nachmittage und auch einige Wochenenden. Tatsächlich ist es sogar so, dass Lehrer zu einer der Berufsgruppen gehören, in der viele Menschen unter Burn-out oder Depressionen leiden. Aber natürlich gibt es viel mehr Lehrer*innen, die Spaß am Unterrichten und der Unterrichtsvorbereitung haben, die ihren Beruf lieben. Zudem werden die stressigen Phasen dadurch kompensiert, dass man mehr Urlaubstage hat als in den meisten anderen Berufen. Im Praxissemester, was auch bereits im dritten oder vierten Semester absolviert werden muss, erkennen sicherlich die meisten Studierenden, ob der gewählte Studiengang wirklich zu einem passt.
<< zurück