Implizites Bewegungslernen

Projektleitung: Claudia Classen & Prof. Dr. Armin Kibele

Im vorliegenden Projekt wird der Frage nachgegangen, ob sich Bewegungslernen als ein Spezialfall des impliziten Lernens auffassen lässt. Ausgehend von verschiedenen bewegungswissenschaftlichen Forschungsansätzen, in denen immer wieder auf implizite Lernprozesse verwiesen wird, wurde eine integrative Theorie des (impliziten) Bewegungslernens entwickelt, die sowohl Bestandteile der tradierten Programmtheorien als auch Aspekte der neueren Aktionstheorien umfasst und als völlig neues Element eine inhaltliche Nähe zum impliziten Lernen herstellt. Nach dieser Theorie erfolgen die motorischen Anpassungen, die einem übungsbedingten und überdauernden Fertigkeitserwerb zugrunde liegen, unbewusst. Bewusste Repräsentationen der neu erworbenen Bewegungsfertigkeit können parallel dazu aufgebaut werden, sie müssen es aber nicht. In den zu diesem Themenschwerpunkt durchgeführten drei Teiluntersuchungen mit vier Experimenten wurden die Untersuchungsmethode, die Rahmenbedingungen und die Effekte des impliziten Erlernens eines Vertikalsprungs mit Ausholen überprüft. Die Versuchsperson sollten dabei Bewegungsmerkmale optimieren, ohne zu wissen, wie viele bzw. welche Bewegungsmerkmale in welcher Ausprägung relevant waren. Die Ergebnisse legen nahe, dass ein implizites Bewegungslernen auch ohne Kenntnis einer zugrundeliegenden Regelhaftigkeit stattfinden kann und dass dieses Lernen stabilere Effekte hervorruft als ein Erlernen der Bewegung unter expliziter Kenntnis der geforderten Merkmale. Noch ausstehend sind die experimentelle Befunde für die Fragestellung, ob implizites Lernen auch in komplexen visuellen Reizumgebungen stattfinden kann. Dazu werden mit einer speziellen Software zum impliziten Lernen (SIMPLE-Suite) Reaktionszeitexperimente am Computer durchgeführt, um zu überprüfen, ob eine implizite Identifikation verschiedener Reizmerkmale nach einer längeren Lernphase zu kürzeren Reaktionszeiten führen.

Publikationen:

  • Kibele, A. (2001): Unbewusste Informationsverarbeitung ? ein Thema für die Sportwissenschaft?! Frankfurt: Peter Lang.
  • Kibele, A. (2001): Implizites Bewegungslernen. Spectrum der Sportwissenschaften 13, 7-26.
  • Kibele, A. (2003). Implizites Lernen. H. Mechling & J. Munzert (Hrsg.): Handbuch Bewegungswissenschaft ? Bewegungslehre (S. 243-261). Schorndorf: Hofmann.