Forschungsschwerpunkte

Dieser Forschungsstrang untersucht sowohl die Bedingungen produktiver, ergonomischer, sinnstiftender sowie menschenwürdiger Arbeit als auch erfolgsversprechende Ansätze, um Ausbeutung und Prekarisierung von Arbeitern in der globalen und regionalen Wertschöpfung zu verhindern oder zumindest abzufedern, unter Berücksichtigung heterogener institutioneller Kontexte, individueller Sinnkonstruktionen und komplexer Akteurskonstellationen. Diese Arbeiten knüpfen an verschiedene intern geförderte interdisziplinäre Vorarbeiten an der Universität Nottingham und Drittmittelförderung durch den British Academy/Leverhulme Small Grant (2016-2018) an. Derzeit geht gerade ein GIZ gefördertes Projekt im Rahmen des Internal Center for Development and Decent Work (ICDD) zum Thema „Developing a training concept for building sustainability-related capacity among managers in the Bangladeshi garment industry“ (2018-2019) zu Ende. Zudem wird gemeinsam mit dem Fachgebiet Berufs- und Wirtschaftspädagogik derzeit ein BMBF finanziertes Projekt zum Thema der “Kulturellen Praxis nichtakademischer Arbeit in Mexiko“ (2019-2022) durchgeführt.

Die Nachhaltigkeitsherausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern bestehen nicht zuletzt wegen unserer vielfältigen (global) arbeitsteiligen Wirtschaftsweise, bei der eine Vielzahl von Arbeitsschritten in andere Länder bzw. auf andere Kontinente ausgelagert werden, und sich damit der direkten Sichtbarkeit und Kontrolle entziehen. Aufbauend auf diverse Vorarbeiten der letzten Jahre untersucht dieser Forschungsstrang die Bedingungen und nachhaltigkeitsrelevanten Herausforderungen von Wertschöpfungsketten und -netzwerken; Hier werden wertschöpfungsketten-spezifische Fragestellungen wie Zusammenarbeit, Innovation, Risikomanagement und Verantwortlichkeit genauso wie breitere Themenbereiche wie zum Beispiel Circular Economy, Food Waste und neue Technologien wie 3D Druck, Cloud Manufacturing oder Distributed Ledger adressiert.

Diese Forschungsrichtung untersucht die Mechanismen der Diffusion von Nachhaltigkeitsstandards und nachhaltigkeitsrelevanter Praktiken. Unsere Forschung bezieht sich hierbei unter anderem auf die Auswahl und Evaluierung von Zulieferern, Aufbau und Management von Unternehmensnetzwerken zur Kreislaufführung von Stoffströmen (Circular Economy), und Transfers von Standards und Praktiken entlang von Wertschöpfungsketten und -netzwerken, aber auch zwischen den einzelnen Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen. Hier spielen Fragen der Netzwerkstruktur genauso eine Rolle wie etwa die Handlungsmacht von einzelnen Mitarbeitern als "Übersetzer" von Nachhaltigkeitspraktiken in Unternehmen.

Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern finden sich bedeutende Nachhaltigkeitsherausforderungen unserer modernen Welt. Dabei ist eine simple Übertragung etablierter westlicher Geschäftsmodelle häufig ineffektiv und manchmal auch nicht gewünscht. Zugleich können Kontexte am unteren Ende der Einkommenspyramide („Base / Bottom of the Pyramid“) als Laboratorien für innovative nachhaltige Wirtschaftsmodelle begriffen werden, weshalb sie von besonderem Interesse für unternehmerische Nachhaltigkeitsforschung sind. Die Datenerhebung und -analyse stellt den Forscher gleichwohl vor große Herausforderungen, weshalb weitergehende Zusammenarbeit mit komplementären Partnern wichtig ist. In Bangladesch zum Beispiel untersuchen wir gemeinsam mit Forschern an der University of Manchester kleine und mittelständische Sozialunternehmen („Social Business“), die an der Base of the Pyramid operieren. Zudem erforschen wir Geschäftsmodelle an der Base of the Pyramid in wohlhabenden Ländern wie Deutschland.

Spätestens seit der Tsunami Katastrophe im Dezember 2004 in Südostasien sind humanitäre Hilfsoperationen und humanitäre Logistik ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit gerückt. Die Mehrheit derzeitiger akademischer Forschung zielt auf Erreichung von Effizienz und Effektivität der Hilfsoperationen ab. Unsere Forschung am Fachgebiet erweitert den Zielkorridor von humanitärer Hilfe hin zum langfristigen Wohlergehen der Bevölkerung nicht nur in betroffenen Gebieten sondern in der gesamten angrenzenden Region. Dieser erweiterte Zielkorridor bedingt eine umfassende Betrachtung des Phänomens auf Systemebene und die Einbeziehung von verschiedenen sozio-ökonomischen und institutionellen Kontingenzfaktoren. Wir beschäftigen uns derzeit auch mit der derzeitigen Flüchtlingskrise als empirisches Forschungsfeld, bei dem innovative Managementansätze Anwendung finden können.