Gemeinschaftsprojekt

 

Critical Incidents in der Kommunikation an Hochschulen 

Critical Incidents sind interkulturelle Missverständnisse, die als Fallstudien menschlicher Verhaltensweisen in der Interaktion in kurzen Erzählungen festgehalten werden. Sie bieten introspektive Einblicke in Zusammenhänge der interkulturellen Wahrnehmung, Deutung und Wertung. Für die interkulturelle Kommunikation an Hochschulen lassen sich folgende potentielle Konfliktbereiche unterscheiden: 

- Studienorganisation: Studienplanung, Orientierung an der Universität, Studienberatung

- Lehrmethoden und Lernstile: Unterrichtsformate, Rollenerwartungen an Dozenten und Studierende

- Leistungsanforderungen: Formen der Leistungsnachweise und Leistungskontrolle

- Kommunikation und Interaktion in Lehrveranstaltungen, Sprechstunden, Arbeitsgruppen, studentischen Wohngruppen 

 Critical Incidents als Forschungsinstrument

Die Critical-Incident-Methode, in den 1950er Jahren in den USA entwickelt, ist ein qualitatives Erhebungsinstrument der empirischen Forschung. Für die Analyse von interkulturellen Konflikten in der Kommunikation an Hochschulen wurden mit Hilfe von Interviews und schriftlichen Berichten Betroffener situations- und personengebundene Irritations- und Konflikterfahrungen zwischen ausländischen Studierenden und deutschen Dozenten oder Studierenden gesammelt und kategorisiert. Sie betreffen folgende Kommunikationssituationen: 

- A Kommunikation in Lehrveranstaltungen

- B Kommunikation mit Dozenten

- C Kommunikation in Arbeitsgruppen

- D Kommunikation unter Studierenden

 Dabei lassen sich für jede Kommunikationssituation einige typische, häufig vorkommende Missverständnisse feststellen, die auf Besonderheiten der akademischen Kultur und der Diskurskonventionen in Deutschland zurückzuführen sind.

Critical Incidents als Grundlage für Trainingsmodule

Im Rahmen eines hochschulspezifischen Trainings zur Förderung interkultureller Kompetenzen in der universitären Kommunikation können Critical Incidents als Gesprächsanlass über differente Rollenerwartungen, Lernstile und Leistungsnormen in der Hochschule genutzt werden. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Übungsverfahren zur Arbeit mit Critical Incidents entwickelt: 

- Entwicklung von zwei Fragen zu jedem Critical Incident, die zum Perspektivenwechsel auffordern und zur Reflexion über die
  Normalitätserwartungen der verschiedenen Interaktionspartner anleiten.

- Kommentare zu den Critical Incidents, die dem Kursleiter Hintergrundinformationen zu den Spezifika verschiedener 
  akademischer Kulturen bzw. zu kulturell geprägten Verhaltensweisen an die Hand geben.

- Vertiefende Sensibilisierungsübungen zur exemplarischen Beschäftigung mit den affektiven, kognitiven und
  handlungsorientierten Aspekten der Critical Incidents

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