01.08.2017

Studierendenkonferenz zu Language Awareness und Bilingualem Lehren und Lernen im SoSe 2017

Im Rahmen des PRONET Teilprojekts "Mehrsprachigkeitspotentiale im bilingualen Sachfachunterricht" der drei Didaktiken für Englisch (Prof. Dr. Claudia Finkbeiner), Geschichte (Prof. Dr. Christine Pflüger) sowie Französisch und Spanisch (Prof. Dr. Bernd Tesch) veranstalteten Prof. Dr. Claudia Finkbeiner und Prof. Dr. Bernd Tesch zusammen mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anna Petzoldt im Sommersemester 2017 zwei interdisziplinäre Seminare zum bilingualen Lehren und Lernen. Für diese Lehrveranstaltungen hatten die Studierenden Unterrichtsmaterialien vorbereitet, die in Form einer neuartigen Studierendenkonferenz erprobt und evaluiert wurden.           

Um die Überschneidungsbereiche der fremdsprachigen Fachdidaktiken für die Entwicklung eines neuen Unterrichtskonzepts für Mehrsprachigkeitspotentiale im bilingualen Sachfachunterricht fruchtbar und sichtbar zu machen, wurden dieses Semester die beiden Projektseminare „CLIL Texts & Tasks: A Language Awareness Approach“ sowie „Französisch- und Spanisch bilingual unter der
Lupe - Innovation und Forschung in der Fremdsprachendidaktik“ verzahnt veranstaltet. In Form einer Studierendenkonferenz mit mehreren alternierenden Gruppen wurden die vorbereiteten Unterrichtsmaterialien in englischer, französischer und spanischer Sprache für die Sekundarstufen l und ll diskutiert und auf die Konzepte der Language Awareness, Multiperspektivität (im Sinne des Human GPS Ansatzes) und Kontroversität hin untersucht.         

Die Materialien sollten die sogenannte „Stunde Null“, wie das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa verschiedentlich bezeichnet wird, ins Zentrum stellen und die unterschiedliche Wahrnehmung dieses Ereignisses in verschiedenen Ländern herausarbeiten und ggf. mit der Wahrnehmung in Deutschland vergleichen. Dies sollte besonders anhand sprachlicher Schlüsselbegriffe aus den jeweiligen Sprachen in ausgewählten Quellen deutlich gemacht werden. Die Lehramtsstudierenden hatten das Ziel, Schülerinnen und Schülern durch die Sprache und die genutzten Quellen einen Perspektivwechsel in die jeweils andere Kultur und andere historische Wahrnehmungen zu ermöglichen, um sie so für unterschiedliche Wahrnehmungen und Interpretationen zu sensibilisieren.       

In beiden Sitzungen wurden die Gruppen über die Seminargrenzen und Sprachen hinweg gemischt und die Unterrichtsmaterialen wurden jeweils von einer oder zwei Personen aus der jeweilig anderen Gruppe überprüft und evaluiert. Dazu verwendeten die Studierenden einen Bewertungsbogen für den bilingualen Unterricht, in dem „Curriculare Validität“, „Sprachbewusstheit“ oder „Multiperspektivität“ wichtige Kriterien abbildeten. Schließlich wurde im Plenum über die Ergebnisse und die Herausforderungen, die sich den Studierenden bei der Bearbeitung und Bewertung der Unterrichtsmaterialien ergaben, diskutiert.        

So erforderte es einen erhöhten Einsatz, für die Altersstufen angemessene Quellen zu finden. Darüber hinaus lernten die Studierenden, dass Übersetzungen oder umfangreiche Vokabellisten die Entwicklung von Sprachbewusstheit und Mehrsprachigkeit verhindern können. Hier wäre ein Text Mapping hilfreich. Im Gegensatz zu Wortschatzlisten sollten die Lernenden nur die wichtigen, ihnen unbekannten Vokabeln unterstreichen und über diese würde dann in der Klasse diskutiert. Außerdem müsse das Ziel des Perspektivwechsels bereits in den Aufgabenstellungen deutlich gemacht werden. (Fach-) Konzepte sollten den Schülerinnen und Schülern bewusst werden. Ein wichtiger Punkt sei zudem die Balance zwischen Inhalt und Sprache. Weder das eine noch das andere sollte überwiegen, denn bilingualer Unterricht sei weder reiner Sprachunterricht noch reiner Sachunterricht. Er benötige ein eigenes Curriculum.  

Die Studierenden, die an diesem neuen Format der Studierendenkonferenz teilnahmen, betrachteten es als sehr interessant, neue Konzepte im bilingualen Unterricht kennenzulernen und zu entwickeln. Durch die Teilnahme von Kommilitoninnen und Kommilitonen aus der Romanistik und der Anglistik, die jeweils zusätzlich unterschiedliche Sachfächer studierten, führte die interdisziplinär angelegte Studierendenkonferenz zu einem regen Austausch. Dem Problem eines fehlenden Zugangs zu der einen oder anderen Sprache wurde authentisch über Peer Kooperation und Peer Feedback begegnet. So wurde Deutsch als übergreifende lingua franca eingesetzt.