Forschungsprofil des FB 02

Anschrift

Universität Kassel
Fachbereich 02 Geistes- und Kulturwissenschaften

Fachbereichsgeschäftsführer
Dr. Hans Grote
Kurt-Wolters-Straße 5
34125 Kassel

F. Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums, 2. Aufl. 1830, § 132.

Das vollkommene Verstehen einer Rede oder Schrift ist eine Kunstleistung, und erheischt eine Kunstlehre oder Technik, welche wir durch den Ausdrukk Hermeneutik bezeichnen.

F. Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums, 2. Aufl. 1830, § 132.

Forschungsprofil des Fachbereichs Geistes- und Kulturwissenschaften

Die sehr differenzierte geisteswissenschaftliche Fächerkultur des Fachbereichs hat zu einer vielfältigen Forschungslandschaft geführt. In dieser Breite der Themen und Methoden, die keinesfalls auf wenige Leitbegriffe reduzierbar ist, sehen wir ein Profilmerkmal unserer Forschungskultur.
Charakteristisch sind dabei agile Formate des Forschungsdesigns. Im Gegensatz zu engmaschig vorgeplanten und deswegen fremdbestimmt anmutenden Großprojekten oder hochkomplexen und somit trägen Verbundforschungsapparaten beruhen sie auf individuell überschaubaren, nahezu unhierarchischen und daher schnell reaktionsfähigen Strukturen. Solche für das fortgeschrittene 21. Jahrhundert zeitgemäß schlanken Architekturen gewährleisten, dass die Forschungskapazitäten des FB 02 nicht durch umfangreiche Antrags-, Koordinations- oder Berichtsaufgaben blockiert werden, sondern nahezu ungeschmälert dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt zugutekommen. Moderne Prinzipien wie u.a. schonender Umgang mit den gegebenen Forschungsressourcen, strikt problemorientierte Interdisziplinarität oder binnenstrukturelle Sparsamkeit sind leitend für die zielgenaue und daher effektive Forschungskultur des Fachbereichs Geistes- und Kulturwissenschaften. 

 

Gleichwohl ist der Fachbereich auch in zwei hochschulweite Forschungsschwerpunkte eingebunden, in denen mehrere seiner Fachgebiete fachbereichsübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten: in der Kultur- und Geschlechterforschung sowie in der Empirischen Bildungsforschung. Weitere Schwerpunktsetzungen ergeben sich unter den Oberbegriffen „Textwissenschaft und Textkompetenz“, „Mehrsprachigkeitsforschung“ sowie in der Forschung zum Werk und Wirken der Brüder Grimm.

Forschungsschwerpunkte am FB 02

Forschungsschwerpunkt „Environmental Humanities | Nachhaltigkeit in den Geistes- und Kulturwissenschaften“

Beteiligte
Prof. Dr. Claudia Finkbeiner
Prof. Dr. Liliana Gómez
Prof. Dr. Holden Härtl
Prof. Dr. Philip Hogh
Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy
Dr. Francesca Michelini
Prof. Dr. Claudia Schlaak
Prof. Dr. Angela Schrott
Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

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Forschungsschwerpunkt „System und Text“

Beteiligte
Prof. Dr. Vilmos Ágel
Prof. Dr. Karin Aguado
Prof. Dr. Olaf Gätje
Prof. Dr. Holden Härtl

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Forschungsschwerpunkt „Text – Diskurs – Gesellschaft“

Beteiligte
Prof. Dr. Holger Ehrhardt
Prof. Dr. Andreas Gardt
Prof. Dr. Liliana Gómez
Prof. Dr. Stefan Greif
Prof. Dr. Michael Mecklenburg
Prof. Dr. David Römer
Prof. Dr. Nikola Roßbach
Prof. Dr. Claudia Schlaak
Prof. Dr. Angela Schrott

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Forschungsschwerpunkt „Erzählen und Wissen“

Beteiligte
Prof. Dr. Susanne Bach
Prof. Dr. Daniel Göske
Prof. Dr. Liliana Gómez
Prof. Dr. Dr. Kristian Köchy
Prof. Dr. Stefanie Kreuzer
Prof. Dr. Mirja Kutzer
Prof. Dr. Ilse Müllner
Prof. Dr. Nikola Roßbach
Prof. Dr. Jan-Henrik Witthaus

Forschungsschwerpunkt „Erzählen und Wissen“: Mehr lesen

Forschungsschwerpunkt „Bildung – Lernen – Medien“

Beteiligte
Prof. Dr. Claudia Finkbeiner
Prof. Dr. Olaf Gätje
Prof. Dr. Jennifer Pavlik
Prof. Dr. Annegret Reese-Schnitker
Prof. Dr. Claudia Schlaak
Prof. Dr. Dirk Stederoth

Forschungsschwerpunkt „Bildung – Lernen – Medien“: Mehr lesen

Forschungsschwerpunkt „Interpretation und Unverfügbarkeit“

Beteiligte
Prof. Dr. Petra Freudenberger-Lötz
Prof. Dr. Andreas Gardt
Prof. Dr. Daniel Göske
Prof. Dr. Tom Kleffmann
Prof. Dr. Paul-Gerhard Klumbies

Forschungsschwerpunkt „Interpretation und Unverfügbarkeit“: Mehr lesen

Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Climate Thinking"

Beteiligte
Tamara Bodden
Dr. Felix Böhm
Dr. Martin Böhnert
Mateo Chacón Pino
Dr. Julia Drube
Nicole Kasper
Silvie Lang
Christina Liemann
Dr. Paul Reszke
Christine Riess
Annika Rink (Sprecherin)
Valentina Roether
Dr. Murat Sezi
Jan Sinning
Vanessa-Nadine Sternath (Sprecherin)
Johannes Thüne
Maria Weber

Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Climate Thinking": Mehr lesen

Veröffentlichungen des Fachbereichs

Andreas Wicke: Fünfzig Jahre voller Samstage – Paul Maars „Sams“-Romane. KinderundJugendmedien.de. Wissenschaftliches Internetportal für Kindermedien und Jugendmedien. 2023.

„Nun kann ich nur hoffen, daß Ihnen die Geschichte vom Sams annähernd soviel Spaß macht wie meinen (leider nicht ganz objektiven) Kindern“, schreibt Paul Maar 1971, als er das Manuskript zu Eine Woche voller Samstage an den Verlag Friedrich Oetinger schickt. Mittlerweile sind elf Romane erschienen, die sich über sechs Millionen Mal verkauft haben. Die Geschichten um Herrn Taschenbier und das Sams wurden außerdem als Hörbuch und Hörspiel, als Film und Theaterstück, als Musical und Computerspiel adaptiert. Der erste Band ist 1973 erschienen, das Sams kann 2023 also seinen 50. Geburtstag feiern – und es ist in dieser Zeit zu einer der bekanntesten deutschsprachigen Kinderbuchfiguren geworden. Doch nicht nur bei Kindern sind die Romane beliebt, auch in der Germanistik gibt es mittlerweile vielfältige Analyse- und Deutungsansätze. In Fünfzig Jahre voller Samstage wirft Andreas Wicke zwölf literaturwissenschaftliche Schlaglichter auf Paul Maars imposantes kinderliterarisches Erfolgsprojekt, außerdem werden Auszüge aus der Ur-Sams-Handschrift sowie dem Briefwechsel zwischen Autor und Verlag hier zum Teil erstmals veröffentlicht.

Zu den einzelnen Kapiteln:

  1. Entstehung und Rezeption
  2. Zur Deutung der Hauptfiguren
  3. Fantastiktheoretische Dimensionen
  4. Sozialgeschichtlicher und politischer Hintergrund
  5. Illustrationen
  6. Intertextuelles Spiel
  7. Das Sams auf der Bühne
  8. Das Sams in Hörspiel, Hörbuch und Film
  9. Sprache, Komik und Lyrik
  10. Übersetzungen
  11. Das Sams in der Schule
  12. Literatur und Wirklichkeit

    Hier geht es zur Übersichtsseite: https://sams.kinderundjugendmedien.de/

Andra Ioana Horcea-Milcu / Ann-Kathrin Koessler / Adrian Martin / Julian Rode / Thais Moreno Soares: Modes of mobilizing values for sustainability transformation. In: Current Opinion in Environmental Sustainability (64).

There is broad agreement on the potential role of values to incite intentional transformative change toward sustainability. However, there is no proposed heuristic on how to mobilize values for sustainability transformation, especially in the context of multilevel decision-making. We aim to fill this gap based on a literature analysis conducted as part of Chapter 5 of the IPBES Values Assessment. We outline four modes of mobilizing values for sustainability transformation: enabling, including, shifting, and reflecting. They differ in terms of the mix of agency and conversely of outside steering needed for each value mobilization mode. We then explore key tensions and insights that emerge through this classification: interdependencies between the modes of mobilizing values, tensions between shifting versus enabling and including values, tensions between which values to shift and which values to enable, and tensions between levels of values intervention (individuals, community, and society).

Mark-Oliver Casper / Giuseppe Flavio Artese (Hg.): Situated Cognition Research. Methodological Foundations. (Reihe Studies in Brain and Mind). Cham/Switzerland: Springer 2023 (=Studies in Brain and Mind 23).

Das Buch widmet sich einem progressiven Part in der Philosophie des Geistes und der Kognitionswissenschaft, dem Ansatz der sog. „Situierten Kognition“. Dieser Band versammelt Befürworter und Kritiker dieser situierten Kognitionsforschung, um die Feinheiten, Voraussetzungen, Möglichkeiten und den Umfang einer Methodologie dieses Forschungszweiges zu bewerten. Die Beiträge sind in drei Kategorien unterteilt. Die erste Kategorie umfasst Beiträge, die sich mit einer Methodologie aus der Perspektive der Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie befassen. Es wird erörtert, ob ein Erklärungspluralismus oder -monismus zu unterstützen ist, und es werden mögliche Kompromisse zwischen unterschiedlichen Positionen erörtert, die innerhalb der situierten Kognitionsforschung zu finden sind. Die zweite Kategorie befasst sich mit ontologischen Fragen bezüglich der synchronen und diachronen Konstitution kognitiver Phänomene sowie der Lokalisierung kognitiver Prozesse. Die dritte Kategorie beschäftigt sich damit, wie die theoretischen und praktischen Verpflichtungen der situierten Kognitionsforschung zu empirisch gestützten Untersuchungen verschiedener Phänomene führen, wie z.B. zur Erforschung von Affordanzen oder (chronischem) Schmerz. Das Buch stellt einen überfälligen ersten Schritt in Richtung einer systematischen und positiven Antwort auf methodologische Bedenken in der situierten Kognitionsforschung dar. Ohne diesen und weitere Schritte könnte die Erforschung des situierten Geistes ins Stocken geraten. Mit solchen Schritten kann die situierte Kognitionsforschung ihre Ambitionen, die darin bestehen einen größeren Einfluss auf die Forschungspraxis der Kognitionswissenschaften auszuüben, method(olog)isch strukturieren und vielversprechender realisieren.

Nikola Roßbach / Angela Schrott (Hg.): Wiederholung und Variation im Gespräch des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Reihe Historische Dialogforschung). Berlin: de Gruyter 2023 (=Historische Dialogforschung 6).

Die Wiederholung ist ein basales kulturelles Tun, das in allen Bereichen des menschlichen Lebens und Handelns vorkommt, so auch in der Kommunikation. Der interdisziplinäre Sammelband fragt nach der Kreativität repetitiver Gesprächsmuster in der Vormoderne. Die Beiträge aus Geschichts-, Sprach- und Literaturwissenschaft analysieren deutsche, spanische, französische und englische Textzeugnisse aus Mittelalter und Früher Neuzeit und untersuchen die Spannung zwischen der scheinbaren Identität der Wiederholung und ihrem Potenzial, kreativ Differenzen zu erzeugen. Erkundet werden dabei die fundamentalen sprachlichen und kulturellen Funktionszusammenhänge dieses Wechselverhältnisses von Wiederholung und Variation: Sind repetitive Gesprächsmuster gemeinschaftsstiftend oder schärfen sie Gegensätze? Ist die Wiederholung ein orientierendes Kompositionsprinzip oder wirkt sie qua Variation destabilisierend auf Redekonstellationen? Steht sie für Kontinuität und Festigung sprachlicher Ausdrucksformen oder für die Möglichkeit kreativer Erneuerung?
Der Band erforscht Wiederholung und Variation unter den Aspekten von Struktur und Funktion, von Transformation und Subversion, von Rhetorik und Ästhetik und behandelt Lehrdialoge, Rechtstexte, Erzählliteratur und Theater.

Angela Schrott / Johanna Wolf / Christine Pflüger (Hg.): Textkomplexität und Textverstehen. Studien zur Verständlichkeit von Texten. Berlin, De Gruyter 2023 (=Linguistik – Impulse – Tendenzen 106).

Textverstehen ist ein dynamischer Prozess, bei dem Leserinnen und Leser in einen Dialog mit dem Text treten. Für Disziplinen, die sich mit dem Verstehen von Texten beschäftigen, hat es sich als überaus ertragreich erwiesen, Textkomplexität als die Gesamtheit der dynamischen Interaktionen zu definieren, die entstehen, wenn die sprachlichen und kulturellen Ebenen eines Textes im Verstehensprozess aktiviert werden. Diese Aktivierungen kontextualisieren den Text in seinen sprachlichen, kulturellen und epistemischen Umfeldern und erzeugen im Prozess der Rezeption durch semantische Konstruktionen ein mentales Modell des Textes. Liegen Texte in multimodalen und multicodalen Formaten vor, dann sind die Anforderungen an die kognitive Verarbeitung zusätzlich erhöht. Diese Mehrdimensionalität des Textverstehens erfordert eine interdisziplinäre Erforschung von Textkomplexität und Textverstehen. Der vorliegende Band entwirft daher ein Forschungsdesign, das Textlinguistik und textbasierte Didaktiken fächerübergreifend verbindet. Die Beiträge schlagen theoretische Modellierungen für eine interdisziplinäre Erforschung von Textkomplexität und Textverstehen vor, liefern textsortenspezifische Analysemodelle und geben Anregungen aus der Praxis der Sprach- und Kulturvermittlung.

Nikola Roßbach (Hrsg.): Gotthelf Wilhelm Christoph Starke: Gemälde und andere Texte. Hannover: Wehrhahn 2023.

Gotthelf Wilhelm Christoph Starke (1762–1830), ein anhalt-bernburgischer Dichter und Theologe, galt seiner Zeit als Klassiker, ist heute jedoch nahezu unbekannt. Es lohnt, seine Gemählde aus dem häuslichen Leben und Erzählungen (1793–1804) wiederzuentdecken, mit denen er weit über die Grenzen des kleinen mitteldeutschen Fürstentums Anhalt-Bernburg hinaus bekannt, sogar ins Französische, Englische, Niederländische, Schwedische und Russische übersetzt wurde. Zunächst als Lehrer, dann als Prediger wirkend, war er ein vielseitiger Schriftsteller. Außer Erzählungen schrieb er Gedichte und Lieder, Schulschriften und Abhandlungen, Predigten, Reden und dramatische Szenen.
Der Band vereint 45 ganz unterschiedliche Texte Starkes aus den Jahren 1785 bis 1830: heiter-humorvolle und psychologisch tiefgründige Geschichten, komische Verserzählungen und Kirchenlieder, empfindsame Gedichte im Volksliedton und antikisierende Metren, poetische und programmatische Predigten, Gebete, Sprüche und Szenen. Sie geben einen Einblick in die Vielfalt seines Werks und laden zu seiner Neuentdeckung ein.

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