GFK 2007

 

“Frauen im Umfeld Georg Forsters – geschlechtergeschichtliche Forschungsansätze”

Georg-Forster-Kolloquium am 22./23. Juni 2007

Die Forschung hat der Bedeutung von Frauen für das Leben, das Denken und das schriftstellerische und wissenschaftliche Werk Georg Forsters bislang nur wenig Beachtung geschenkt. Dabei verspricht diese Perspektive eine Reihe von neuen Erkenntnissen zu wichtigen Lebens- und Schaffensbereichen: einerseits zu seiner persönlichen und intellektuellen Entwicklung, andererseits zu seinen öffentlichen Rollen in der Wissenschaft und in der Französischen Revolution. Fragen von politischer und sozialer Emanzipation, Kommunikation und wissenschaftlichem Diskurs rücken dabei in den Mittelpunkt.

Es ergibt sich eine diverse und vielschichtige Reihe von Themen. So ist zunächst zu klären, wie Forster in der Reise um die Welt die gesellschaftliche Stellung von Frauen und die Geschlechterverhältnisse in anderen Kulturen beschreibt und analysiert, und wie er diese in Bezug zur Situation in Europa setzt. Allgemeiner ergibt sich daraus die Frage, welche Rolle Frauen in Forsters Kulturanthropologie spielen.

Auch die Bedeutung von Frauen in Forsters Umgebung für seine weitere persönliche, wissenschaftliche und politische Entwicklung verdient eine neue Betrachtung. Zunächst rückt dabei Therese Heyne ins Blickfeld, seine Ehefrau in den Jahren in Kassel und Göttingen, in Wilna und schließlich im revolutionären Mainz. Dabei stellen sich Fragen nach ihrer Rolle in Forsters Freundes- und Bekanntenkreisen und seinen intellektuellen Netzwerken, aber auch nach den Gründen für die häufig sehr negativen Charakterisierungen, die ihr vor allem im 19. Jahrhundert zuteil wurden. Gleichzeitig gilt es, Forsters Verhältnis zu anderen Frauen in seinem Umfeld, beispielsweise zu Meta Forkel oder zu Caroline Böhmer, zu untersuchen, wobei gerade auch die jeweilige Gegenperspektive von großem Interesse ist.

Schließlich ist zu hinterfragen, ob und wie sich Forsters Bild von der gesellschaftlichen und politischen Rolle der Frau und vom Verhältnis der Geschlechter vor dem Hintergrund der Französischen Revolution verändert hat. Seine Einstellung und sein Umgang mit Frauen als Schriftstellerinnen oder als Aktivistinnen in der Revolution sowie zur Emanzipation und zu den Rechten von Frauen allgemein sind Themenkomplexe, die zahlreiche neue Perspektiven erwarten lassen.

Vorträge

Freitag, 22. Juni 2007, International House der Universität Kassel
9.00 UhrBegrüßung
9.15 UhrMarita Metz-Becker, Marburg
Georg Forsters “Häusliches Glück”: Das Leben mit Therese Heyne in Göttingen, Wilna und Mainz
10.15 UhrKaffeepause
10.30 UhrMonika Siegel, Darmstadt
Meta Forkel-Liebeskind und Georg Forster: Nur eine Arbeitsbeziehung – oder auch Freundschaft?
11.30 UhrRuth Stumman-Bowert, Gießen
Caroline Böhmer in Mainz: “… im Anfang schwärmte ich herzlich”
12.30 UhrMittagspause
14.00 UhrAnke Gilleir, Leuven
In dem Ozean von Männlichkeit. (De)Figuration geschlechtlicher Identität in Ina Seidels Das Labyrinth
15.00 UhrKaffeepause
15.15 UhrMarita Gilli, Besançon
Forsters Wahrnehmung von Frauen in der Französischen Revolution
16.15 UhrKaffeepause
16.30 UhrDieter Heintze, Bremen
Die abgehalfterte Königin. Purea von Tahiti bei Forster und in heutiger Sicht
17.30 UhrYomb May, Neubeuren
Weibliches Geschlecht und Kultur. Eine genderorientierte Lektüre von Georg Forsters Reise um die Welt
20.00 UhrGemeinsames Abendessen
 
Samstag, 23. Juni 2007, International House der Universität Kassel
9.15 UhrHelmut Peitsch, Potsdam
Georg Forster über weibliche Autorschaft: Forsters Urteile über britische Schriftstellerinnen im Kontext
10.15 UhrKaffeepause
10.30 UhrAlison Martin, Kassel
Weibliche Pedanterey: Georg Forster über Hester Lynch Piozzi
11.30 UhrChristoph Becker-Schaum, Berlin
Therese Hubers Arbeit an der Biographie: Was im Leben wirklich wichtig ist
12.30 UhrEnde des Kolloquiums