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04.04.2023 | Jubiläum

Stiftertafel zum ASL-Jubiläum beim John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in der Burchardikirche in Halberstadt

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens hat der Fachbereich Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung eine Tafel in der Burchardikirche in Halberstadt gestiftet, in der seit 2001 John Cages Orgelstück ORGAN²/ASLSP aufgeführt wird. Die Tafel zum Jahr 2623 nimmt ein Zitat von Lucius Burckhardt aus dem Jahr 1982 auf, aus seiner Zeit am Fachbereich, welche die Vorteile des Unfertigen und des Ruinösen würdigt: „Das Unvollendete, schon Ruinöse, stellt das Gegenteil jener `sauberen Lösungen` dar, die, stets rechthabend und stets zur Katastrophe führend, unsere Welt zerstören.“ (Der kleinstmögliche Eingriff, 1982).

Mit der Tafel unterstützt der Fachbereich das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in der Burchardikirche in Halberstadt. Dort ist die Realisierung des Orgelstücks ORGAN²/ASLSP auf 639 Jahre angelegt und soll bis zum Jahr 2640 gespielt werden. Damit ist es wohl das langsamste Orgelstück der Welt – ganz im Sinne seines Komponisten John Cage, der als Tempovorgabe „As SLow aS Possible“ notierte. Die Projektinitiatoren wählten die Zeitspanne von 639 Jahren, weil im Jahr 1361 – 639 Jahre vor der Jahrtausendwende und dem Start des Kunst-Projektes – die erste Großorgel der Welt im Dom zu Halberstadt geweiht wurde.

Prof. Dr. Harald Kegler initierte die Stiftung der Tafel zum Jubiläum des Fachbereichs. Für ihn lag der Bezug zu Halberstadt und dem Kunst-Projekt nahe: „Halberstadt war wie Kassel eine kriegszerstörte Stadt. Das Cage-Projekt ist für mich eines der herausragenden Kunst-Projekte der (kritischen) Moderne des 20. Jahrhunderts. Es birgt einen grundlegenden Optimismus, eine Zuversicht für die Existenz der menschlichen Gesellschaft. Wer ein Projekt für ein halbes Jahrtausend ersinnt, der geht nicht von einem Untergang aus. Mit seiner Tempi-Angabe legt dies auch Cage nahe. Ebenso möchten wir mit der Tafel nicht nur Erinnerung an 50 Jahre Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung in Kassel, sondern auch jene gestaltende Zuversicht vermitteln.“

Kegler wählte auch das Zitat von Lucius Burckhardt aus. Er sieht Parallelen zwischen dem Soziologen und Urbanisten Lucius Burckhardt, der von 1973-1997 in Kassel lehrte, und dem amerikanischen Komponisten und Avantgardekünstler John Cage. „Beide analysieren die Zeitverhältnisse kritisch und versuchen mit ihrem Schaffen eine programmatische Wendung. Das von Burckhardt angesprochene „Unvollendete“ findet sich auch bei Cage im Titel des Stückes ASLAP - As SLow aS Possible. Mit seinem Zitat kritisiert Lucius Burckhardt sehr treffend den Vollendungszwang, dem das Schaffen von Bauleuten im Allgemeinen zugrunde liegt. Er gibt uns die Botschaft mit, nicht den letztlich selbstzerstörerischen Perfektionszwang anzustreben, sondern den Bauprozess als offenen Vorgang anzusehen, der nicht um jeden Preis das Höchste, Beste, Schnellste, Perfekteste, Größte … sucht, sondern das Angemessene, das Langsame, das Nachdenkliche.“

In einer Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung“ diskutieren Mitglieder des Fachbereichs, u.a. Gabu Heindl, Harald Kegler, Jens Knissel, LESS:ON, Dagmar Pelger und Ariane Röntz das Statement von Lucius Burckhardt kontrovers und thematisieren auch die Frage: Wie halten wir es heute mit der Planung?

 

Lösungen sind das Problem – ein Streitgespräch über Lucius Burckhardt

12. April 2023, 19 Uhr, ASL Neubau, Raum 106 sowie digital über Zoom

https://uni-kassel.zoom.us/j/93942570351 | Meeting-ID: 939 4257 0351 | Kenncode: 123456

 

Weitere Informationen zum John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt:

https://www.archiv.aslsp.org/de/das-projekt.html