Dr. Peer Urbatzka

Staatliche Ökopflanzenbauforschung in Bayern

Projektorientiertes Lernen in Gruppen

In Witzenhausen studierte ich am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften erst den Diplomstudiengang Ökologische Landwirtschaft und direkt anschließend den Masterstudiengang International Ecological Agriculture. Was blieb in Erinnerung aus der Studienzeit? Ich fing zum Wintersemester 1997 an und muss resümieren: aus dem Grundstudium erstaunlich wenig. Klar die Lehrenden, Mitstudierenden und natürlich Partys im Club und politisches Engagement bei der ArcheGENoah oder Anti-AKW. Aber von den Vorlesungen selber? Mmh, vielleicht wechseln wir lieber das Thema. An erster Stelle sind hier die großen Projektarbeiten (Betriebsumstellung mit Christian Schüler, Organisation der Konferenz mit Holger Mittelstraß), aber auch die kleineren Projektarbeiten im Grundstudium oder im Master zu nennen. Die waren Klasse und haben mir auch etliches gebracht. Insbesondere die letzten Wochen vor der Präsentation bei der Umstellungsgruppe bzw. dem Stattfinden der Konferenz waren sehr aufregend, ob dies tatsächlich klappen wird. Neben den fachlichen Inputs (insbesondere im Pflanzenbau), lernte ich jede Menge über Gruppendynamik, Umgang mit Konflikten, gemeinsame Ideen und zusammen das Ziel erreichen. Und anschließend in der Diskussion dafür einzustehen. Also hängen blieb mir, dass mensch gemeinsam einfach besser aufgestellt ist; auch wenn dies natürlich nicht immer einfach ist. Und frei nach Konfuzius: was ich selber gemacht habe, habe ich nicht nur verstanden, sondern weiß es gutteils heute noch.

Dr. Peer Urbatzka - Diplom I Ökologische Landwirtschaft und MSc International Ecological Agriculture, Abschluss 2002. Aktuell: Forscher im ökologischen Pflanzenbau an der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising

Vom Versuchsfeld-HiWi zum Forschungsleiter

Parallel zum Studium arbeitete ich seit dem Vertiefungsstudium als studentische Hilfskraft. Zu dieser Zeit kam auch die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen zur Universität Kassel. Dort lernte ich das Feldversuchswesen kennen, schätzen und lieben. Neben Getreide und Körnerleguminosen gab es auch Versuche zum Feldgemüse und viele zu Kartoffeln. Arbeiten an der frischen Luft bei gleichzeitig hoher Genauigkeit. Dies gefiel mir. Hier wurde der Grundstein für meine beiden Diplomarbeiten, die spätere Dissertation als auch meinem jetzigen Beruf gelegt.

Diese drei Arbeiten fertigte ich zum Thema Wintererbsen an. Hierzu wurden jeweils ein oder mehrere Feldversuche angelegt. Ich lernte selbstständiges, exaktes und wissenschaftliches Arbeiten. Dazu Selbstorganisation, Absprachen mit technischem Personal etc..

Heute leite ich an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Arbeitsgruppe Pflanzenbau im ökologischen Landbau. Meine Tätigkeit liegt überwiegend in der Konzeption, Planung, Auswertung und Veröffentlichung von Feldversuchen. Insgesamt trage ich jährlich für 70 bis 80 Versuche die Verantwortung. Diese werden bayernweit von verschiedenen Versuchsmannschaften durchgeführt. Bei etwa der Hälfte der Versuche handelt es sich um die Landessortenversuche im ökologischen Landbau, bei der anderen um produktionstechnische. Ein Großteil der Versuche wird aus Eigenmitteln finanziert, einige auch aus Drittmitteln.

Rückblickend gaben im Studium insbesondere wie oben ausgeführt die Projekt- und Diplomarbeiten und die Dissertation wichtige Impulse für die jetzige Arbeit. Witzenhausen war ein toller Studienort.

Kommentar

Saro Gerd Ratter: Sehr schöne Schilderung auf was es im Studium und im Leben ankommt: "dass mensch gemeinsam einfach besser aufgestellt ist". Ich freue mich noch einen Ex-Witzenhäuser in Bayern zu wissen. Vielleicht trifft man sich mal. Ich arbeite seit diesem Jahr als Mitarbeiter der Schweisfurth Stiftung zusammen mit der LfL an einem Forschungsprojekt über Kälber in der Öko-Milchviehhaltung. 

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