Elisabeth Fresen

Bäuerin - der schönste Beruf der Welt

Elisabeth Fresen - BSc Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2018.

Aktuell: Betriebsleiterin des Biohofes Stoffers Hoff, Verden, und Bundesvorsitzende der AbL

Bäuerin zu sein ist für mich der schönste Beruf der Welt. Bewusst wurde mir das aber erst nach dem Abitur. Schon lange war mir klar, für Klima- und Naturschutz, gerechten Handel und gesunde Lebensmittel, vielleicht auch politisch arbeiten zu wollen. Dass die Lösung direkt vor meiner Nase, auf dem elterlichen Hof, lag, wurde für mich erst relativ spät deutlich.

Heute, gut zehn Jahre später, bewirtschafte ich den Stoffers Hoff in Verden (Aller). Wir halten auf gut 150 ha etwa 100 Mutterkühe in ganzjähriger Weidehaltung. Einen großen Teil des Biolandbetriebs bewirtschaften wir nach Naturschutzvorgaben und versuchen mit unserer Arbeit Klima, Arten, Wasser, Tiere und unsere Kulturlandschaft zu schützen. Aber auch Geld wollen wir mit der Arbeit verdienen und Kontakt zu Konsument*innen haben. Deshalb ist eines meiner ersten Projekte der Aufbau einer Direktvermarktung. Witzenhausen war auf meinem Weg in die Selbstständigkeit eine wichtige Station. Warum?

Studieren in Witzenhausen – praxisnah, tiefgründig und lebenswert

In meiner Ausbildung zur Landwirtin hatte ich gelernt Kühe zu melken, Legehennen zu betreuen, habe Faustzahlen auswendig und was eine Fruchtfolge ist gelernt. In der Kombination mit familiär erlernten, bäuerlichen Fähigkeiten und ein bisschen Übermut fühlte ich mich schon ganz gut gewappnet für meine Zukunft als Landwirtin. Doch ich hatte Lust auf mehr, auf tiefgründigeres Wissen, ebenso auf Weitblick, Vernetzung und Agrarpolitik. Für all das schien mir Witzenhausen das beste Gesamtpaket zu bieten. Mit viel Vorfreude und einigen Vorurteilen gegenüber praxisferner Wissenschaft startete ich ins Grundstudium und lernte sofort: Die Lehre in Witzenhausen ist praxisnah, untersucht handfeste Fragen und Herausforderungen der Betriebe, entwickelt Konzepte und beleuchtet die Vor- und Nachteile ökologischer Landwirtschaft.

Neben den ersten Vorlesungen verbinde ich mit dem Grundstudium vor allem mein Ankommen in Witzenhausen mit liebevoll gestalteten Partys im Klub, im Wald, in WGs, mit gutem Essen, mit Gemeinschaft und geselligen Runden, mit Austausch und Debatten um eine gute Landwirtschaft. Im Hauptstudium fokussierte ich mich auf Marketing und Ökonomie, erarbeitete mir in mehreren Arbeiten ein sicheres Fundament, auf dessen Grundlage ich heute Entscheidungen treffen, meine Ideen verwirklichen und sicher arbeiten kann. Rückblickend ist Witzenhausen aber mehr: ein vielfältiger und bunter, ein lebenswerter, ein wissbegieriger Ort, an dem ich gern zu Hause war und Freundschaften für’s Leben gefunden habe.

Politische Rahmenbedingungen mitgestalten

Ich konnte also in Witzenhausen meine Fähigkeiten und Ziele schärfen und solide Grundlagen schaffen. Gleichzeitig spürte ich Grenzen. Nicht allein wir Landwirt*innen und Studierende würden die Zukunft unserer Landwirtschaft bestimmen, sondern auch gesetzliche und politische Rahmenbedingungen. Da wollte ich mitmischen und gestalten. Meine politische Heimat fand ich in der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Seit einigen Jahren arbeite ich ehrenamtlich im Bundesvorstand und wurde zur Bundesvorsitzenden gewählt. Kämpfe ich heute für eine bäuerliche, ressourcenschonende Landwirtschaft, arbeite ich an Konzepten für den Wandel, greife ich auch zurück auf meinen Wissensschatz und mein Netzwerk aus Witzenhausen.

Die Landwirtschaft steht vor tiefgreifendem Wandel. Klimawandel, der nötige Umbau der Tierhaltung, Höfesterben, der Verlust der Artenvielfalt und rechte Kräfte auf dem Land stellen uns vor große Herausforderungen. Der Studienort Witzenhausen, Studierende, Absolvent*innen und Lehrende tragen Verantwortung für die Ausgestaltung der Landwirtschaft der Zukunft. Wir alle tragen Verantwortung für ein resilientes, regionales Ernährungssystem, für schonende Landwirtschaft, für Gemeinsames statt tiefe Gräben, für lebenswerte, ländliche Räume und für vielfältige Höfe. 

Schreiben Sie uns gerne einen Kommentar zu diesem Bericht

Ihr Beitrag/Kommentar