Julian Andersen

Aktiv für öko in der staatlichen internationalen Zusammenarbeit

Julian Andersen - Diplom I Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2008.

Aktuell: Berater bei der GIZ, Bonn

Die Liebe zur Natur und ein ausgeprägtes Interesse an Zusammenhängen in natürlichen Lebensräumen zeigte sich schon in meiner frühen Kindheit. Dass ich mich letztlich für das Studium der Ökologischen Landwirtschaft mit Schwerpunkt „Internationale Agrarentwicklung“ an der Universität Kassel einschrieb, war dann aber eher dem Zufall geschuldet. Vielleicht war es aber auch einfach Bestimmung, denn ich habe diesen Schritt im Nachhinein nie bereut.

Agrarökosystem und interkulturelles Lernen

Die Überzeugung, dass ich das Richtige studiere, setzte sich spätestens im Hauptstudium durch. Die Landwirtschaft in tropischen und subtropischen Gefilden faszinierte mich. Genauso gerne beschäftigte ich mich mit Aspekten von Nachhaltigkeit. In vielerlei Hinsicht, gab mir das Studium in Witzenhausen die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und andere Perspektiven einzunehmen. Einer der vielleicht wichtigsten Aspekte, die mich das Studium gelehrt hat, ist das Denken in systemischen Zusammenhängen und Kreisläufen sowie das Verständnis für die vielen oft unsichtbaren Abhängigkeiten im Agrarökosystem. Darüber hinaus war der direkte Austausch mit den vielen internationalen Kommiliton*innen aus Asien, Afrika und Lateinamerika angenehm, spannend und lehrreich zugleich. Ich habe dadurch über die Lehrinhalte im Studium hinaus, auch bereichernde Perspektiven aus anderen Weltregionen und Kulturen kennengelernt. Der Horizont konnte so auf vielen Ebenen erweitert werden.  

Im vielfältigen Vorlesungsangebot zu den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wurden zudem die zugrunde liegenden Ursachen für nicht nachhaltige Landnutzung und Armut in vielen Weltregionen entwickelt und Handelsstrukturen und Konsummuster kritisch hinterfragt. Der Weg in mein heutiges berufliches Betätigungsfeld war schließlich nicht mehr weit und mein Wunsch in die internationale Zusammenarbeit zu gehen stand fest.

Von Witzenhausen nach Ecuador

Im Anschluss an mein Studium führte mein Weg zunächst als Praktikant der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Ecuador in ein Programm für nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen im Grenzgebiet eines Nationalparks. Das Programm beinhaltete auch eine Komponente zu Wirtschaftsförderung in anliegenden indigenen Gemeinden durch die Entwicklung von Agrarwertschöpfungsketten, um etwa die illegale Entwaldung im Nationalpark zu minimieren. Zu dieser Zeit begann ich mich zunehmend mit Fragestellungen des Klimawandels zu beschäftigen. Zunächst verstärkt mit der Rolle des Landwirtschaftssektors als Verursacher des Klimawandels durch die direkten und indirekten Emissionen von Treibhausgasen. Später dann auch mit der wichtigen Frage der Klimaanpassung und wie Ernährungssicherung für eine stetig wachsende Weltbevölkerung in Zeiten des Klimawandels erreicht werden kann.

Aktiv in der internationalen Zusammenarbeit

An der Schnittstelle von Landnutzung und Klimawandel arbeite ich bis heute. Angesichts der fortschreitenden Degradation von Ökosystemen, dem Verlust von Wald, Böden und Biodiversität und dem Klimawandel, der diese Degradationsprozesse noch verstärkt, sind diese Themen und die Suche nach Lösungen so wichtig wie nie zuvor. Nach Jahren in der internationalen Zusammenarbeit in Südamerika, vor allem in Ecuador und Paraguay, bin ich mittlerweile für die GIZ in Bonn tätig. Die Erfahrungen aus der konkreten Projektumsetzung in den Partnerländern, der täglichen Arbeit mit den unterschiedlichen Zielgruppen vor Ort sowie der Beratung von Partnerinstitutionen, nutze ich nun für die Beratung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in strategischen und technischen Fragen zu nachhaltiger Landwirtschaft. Die Einblicke in entwicklungs- und klimapolitisch gleichermaßen relevante internationale Politikprozesse, die mir meine derzeitige Tätigkeit bietet, stellen nochmal eine weitere Facette dieses spannenden und vielfältigen Berufsfeldes der internationalen Entwicklungszusammenarbeit dar.

Rückkehr nach Deutschland

Die zumindest vorübergehende Rückkehr nach Deutschland ermöglicht es nun auch, mich hier in meinem Geburtsland für Gastfreundschaft, Toleranz und Integration einzusetzen. Diesbezüglich habe ich in all den Jahren im Ausland ausschließlich positive Erfahrungen gemacht und verspüre eine tiefe Dankbarkeit. Weiterhin habe ich nun aber auch vermehrt wieder die Möglichkeit, mich mit Wegbegleiter*innen aus der Unizeit auszutauschen und meiner alten Studienstätte in Witzenhausen, im Rahmen einer Veranstaltung des Fachbereichs oder des Hochschulverbandes Witzenhausen e.V. einen Besuch abzustatten. Die historischen Uni-Gebäude des ehemaligen Wilhelmiten-Klosters und die schöne parkähnliche Außenanlage laden besonders im Sommer zum Verweilen und Entspannen ein. Ich freue mich auf ein Wiedersehen!

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