Mareike Aufderheide und Clemens Voigts

Ökolandbau und Ökokontrolle in Afrika

Mareike Aufderheide und Clemens Voigt - Diplom I und MSc Ökologische Landwirtschaft bzw. Sustainable International Agriculture, Abschluss 2011.

Aktuell: Betriebsleitung Betriebsgemeinschaft Krumhuk, Namibia

Unsere beiden Lebenswege verliefen sehr unterschiedlich, bevor sie sich in Witzenhausen kreuzten. Während Clemens auf der elterlichen 8.500 ha großen Farm „Krumhuk“ in Namibia mit Rindern, Pferden, Trockenheiten, Staub und Sonne aufwuchs, verbrachte Mareike ihre Kindheit am Stadtrand von Bonn und alljährlichem „Urlaub auf dem Bauernhof“ in Österreich.

Nach Schulabschluss in Deutschland, Praktikumsjahr auf dem elterlichen, aber mittlerweile nicht mehr familiär geführten Hof, freiwilligen sozialen Jahr in England und einer Lehre in Biologisch-Dynamischer Landwirtschaft am Emerson College (England) begann Clemens 2007 im Wintersemester sein Studium in Witzenhausen.

Mareike machte sich nach der Schule auf zu einem „Gap Year“ in Australien, bei dem sie auf vielen verschiedenen Farmen als „wwooferin“ die Landwirtschaft besser kennenlernte. Der Entschluss wurde gefasst, dies als Studienfach zu wählen. So begann auch sie im Wintersemester 2007 mit dem Studium.

Anregendes Witzenhäuser Leben

Ab jetzt lief der Weg parallel und lässt sich leichter erzählen. Das Leben in Witzenhausen war von der ersten Woche an so sozial, freundlich und anregend, wie viele, die diesen Text lesen, es wohl in Erinnerung haben. Am Anfang des Studiums stand das im Vordergrund und Statistik, Physik und anorganische Chemie waren eher ein Mittel zum Zweck. Aber je mehr die Fächer mit der tatsächlichen Landwirtschaft zu tun hatten und die Zusammenhänge vernetzter wurden, desto interessierter wurde studiert und unsere Fächerwahl zeigte, dass die Themen der Tropen und Subtropen bei uns beiden im Fokus standen. Sehr prägend während des Studiums war für uns eine Reise nach Südafrika, wo wir mit einer Gruppe von vier weiteren Studierenden die große Projektarbeit erarbeiteten. Für mich, Mareike, war die anschließende Fahrt nach Namibia mit der ganzen Gruppe das erste Kennenlernen dieses Landes. Für die Bachelorarbeit am DITSL brachen wir zwei im September 2010 nach Kenia auf, wo wir über zehn Wochen an drei Standorten Interviews mit Pastoralisten und angestellten Hirten machten und deren Einstellung zu ihrer Arbeit kennen lernten. Auch diese Zeit war für uns wirklich prägend. Ein Leben in pastoralen Dörfern, zu zweit, als Paar, ohne Handy Netz, fließend Wasser, mit Hitze und Staub, bei einer komplett neuen Kultur und Menschen die uns sehr freundlich aufnahmen und uns vieles beschrieben und erklärten, das wir uns nicht vorstellen konnten.

Das Klischee von Witzenhausen „nach dem dritten Semester hat man einen Hund und nach dem fünften Semester ein Kind“ erfüllten wir nicht ganz. Der Hund kam nach dem 5. Semester und das Kind nach dem Bachelor. So konnten wir das familienfreundliche Studieren in Witzenhausen auch noch erleben. Erst begann ich meinen Master (SIA) und Clemens die berufsbegleitende Ausbildung zum Waldorflehrer in Kassel. Später machte auch Clemens noch seinen Master (Ökol. Landwirtschaft). Während der ganzen Zeit arbeiteten wir als HiWis am DITSL – wieder der Bezug zu den Tropen und Subtropen.

Im Anschluss an meinen Master begann ich bei der Firma CERES im Bereich der Bio Zertifizierung. Erst mal als Evaluiererin, als Schreibtischtäterin, später auch als Kontrolleurin für verschiedene Standards.

Zur Betriebsgemeinschaft Krumhuk in Namibia

Nach der Geburt unseres zweiten Kindes, zog uns das Leben dann aber weg aus Witzenhausen. Der Abschied von vielen sehr lieb gewonnenen Menschen und dem liebgewonnenen Ort fiel wirklich schwer. Aber die Möglichkeit in Namibia in die Betriebsgemeinschaft Krumhuk einzusteigen, das gelernte anzuwenden und auszubauen und einen Beitrag leisten zu können, ökologische Landwirtschaft in einem Land wie Namibia, wo das noch ein weitgehendes Fremdwort ist, zu leben, zog uns weg.

So begann ein neuer Lebensabschnitt. Clemens stieg voll in die Landwirtschaft ein. Kümmert sich um die Rinderherde, die bei uns, im Gegensatz zu fast allen kommerziellen Rinderhaltern, gehütet wird. Außerdem auch um Vermarktung und pädagogische Projekte auf der Farm. Nach dem bevorstehenden Generationswechsel wird er mit drei Kollegen ab Anfang 2021 die Leitung übernehmen. Und auch ich kann meiner Vorliebe für Tierhaltung hier freien Lauf lassen. Ich kümmere mich um eine Hühnerschar, habe Schweine in den Gemüseanbau integriert und koordiniere den Gemüseanbau. Ich habe weiterhin als Evaluiererin für CERES gearbeitet und immer wieder Bio-Kontrollen in Südafrika und Namibia durchgeführt. Außerdem stieg ich in den Vorstand der Namibian Organic Association (NOA) mit ein. In Namibia ist die Bewegung zum Ökolandbau noch sehr in den Kinderschuhen. Aber es ist toll für uns beide an einem Ort zu wirken, an dem wir mit unserem Hintergrund wirklich dazu beitragen können, dass Menschen in neue Richtungen denken. Wenn dieser Text gedruckt ist, werde ich die Projektleitung für ein BMZ Projekt zur Stärkung von ökologischem Landbau in kommunalen und kommerziellen Gebieten übernommen haben. Also, das Leben ist in ständigem Wandel. Wir leben jetzt mit unseren drei Kindern auf der Farm Krumhuk, praktizieren aktiv ökologische Landwirtschaft und versuchen unser Wissen und Können hier im Land einzubringen.

Bei unseren seltenen, aber regelmäßigen Reisen nach Deutschland darf ein Besuch in Witzenhausen, bei unseren lieben Freunden, dem DITSL und der Uni aber nie fehlen!

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