Digitale Medien und Inklusion zusammendenken
Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zur Theoriebildung über die Rolle der Lehrperson im digitalen und inklusiven Religionsunterricht an Grundschulen zu leisten. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Veränderungen in der Organisations-, Unterstützungs- und Förderungskultur, die sich im Zuge digital inklusiver Lehr- und Lernprozesse ergeben können.
Grundschul-Lehrkräfte, die an der Forschungswerkstatt teilnehmen, können Teil des Forschungsprojektes werden, indem sie die selbstständig konzipierten diklusiven Lernumgebungen in ihrer Klasse erproben.
Theoretischer Hintergrund
Im schulischen Kontext sind „Digitale Medien“ und „Inklusion“ zwei Megathemen, die im Begriff „Diklusion“ zusammengeführt werden. Dabei wird ein weiter Inklusionsbegriff zugrunde gelegt, der alle Lernenden mit ihren individuellen Voraussetzungen und Fähigkeiten berücksichtigt. In der Grundschul- und Sonderpädagogik existieren bereits eine größere Auswahl an Beiträgen und schulpraktischen Umsetzungen (Kürzinger / Böttinger / Schulz, 2024; Schulz, 2023; Oetjen et al., 2023; Pannullo / Böttinger / Winkelmann, 2025) sowie interdisziplinäre Forschungsarbeiten (Baumert / Rau / Bauermeister, 2023), die für das Verständnis des Themas grundlegend sind.
Im aktuellen religionspädagogischen Diskurs wird der Inklusionsbegriff zunehmend in einem weiten Sinne verstanden (Witten, 2023). Dazu lassen sich reflexiv-theoretische Beiträge (Witten 2021, Schweiker, 2024) als auch qualitativ-empirische Studien (Grasser, 2021; Theurer-Vogt, 2023; Möller, 2018) finden.
Auch der religionspädagogische Diskurs um das facettenreiche Themenfeld digitaler Grundbildung der Digitalität legt sowohl theoretisch-grundlegende Beiträge (Pirner, 2023; Schlag / Nord, 2021) als auch empirische (Nord / Petzke / Adam / Luthe, 2024) sowie Beiträge, die sowohl theoretische als auch empirische Erkenntnisse verbinden (Dietzsch / Pfister, 2022), vor.
Religionspädagogische Überlegungen im Kontext digital-inklusiver Settings fehlen bislang weitgehend. Es handelt sich daher um ein exploratives Forschungsfeld, das in den letzten Jahren deutlich an Relevanz gewonnen, aber noch kein klar gefestigtes Profil ausgebildet hat. Ein einschlägiges Promotionsprojekt (Küthe, 2024) ist für die fachdidaktische Perspektive der Potenziale und Herausforderungen besonders relevant.
Forschungsdesign und Methodik
Um die Theorie-Praxis-Verzahnung methodisch abzubilden, wird der forschungsstrategische Ansatz des Design-Based-Research (DBR) gewählt. Durch iterative Zyklen sollen Entwicklung, Erprobung und Optimierung digital-inklusiver Lernumgebungen vorangetrieben und sowohl praktische Lösungen für die damit zusammenhängenden realen Bildungsherausforderungen als auch theoretische Erkenntnisse generiert werden. Der DBR-Ansatz zeichnet sich durch den kontinuierlichen Austausch mit den Akteur*innen des Kontextes aus. Für das Projekt wird eine Forschungsgruppe aus Vertreter*innen der drei Phasen der Lehrkräftebildung gebildet: Lehrkräfte, Wissenschaftler*innen aus Fachdidaktik und Pädagogik, Studienseminarleitungen sowie Leitungen kirchlicher Bildungsorte bringen unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungshorizonte in die Forschung ein.
Das Forschungsdesign berücksichtigt den spezifischen Kontext und die Forschungsziele. Zur theoriebildenden Datenanalyse wird daher die Grounded Theory Methodology (Strauss & Corbin) eingesetzt. Die Materialerhebung erfolgt während der Durchführung digital-inklusiver Lernumgebungen in den Klassen. Beobachtungsprotokolle werden sowohl während der Forschungswerkstätten als auch während der Unterrichtseinheiten angefertigt. Ergänzend werden Interviews vor und nach den Unterrichtseinheiten mit den Lehrkräften geführt. Die Stichprobenstrategie folgt dem Prinzip des Theoretical Sampling und einer kriteriengeleiteten, zweckgerichteten und iterativen Auswahl (Grundschullehrkräfte mit dem Fach Religion). Die Auswertung erfolgt mittels offenem und axialem Kodieren nach der Grounded Theory.
Das Forschungsprojekt befindet sich in einer frühen Phase, daher sind die bisher entwickelten Überlegungen vorläufig. Im Verlauf der Untersuchung können sich selbstverständlich noch weitere Erkenntnisse und Anpassungen ergeben.