Forschung

Natur, Kunst und Zukunftsgestaltung in der Naturgeschichte der Aufklärung (Habilitationsprojekt)

Mein Projekt befragt Zukunfts-, Fortschritts- und Entwicklungskonzepte im Bereich von Natur, Kunst und Gesellschaft auf ihre theologischen Voraussetzungen und untersucht die damit verbundenen wissenschaftlichen und religiösen Praktiken, um die in der Naturforschung implizit vorhandenen heilsgeschichtlichen Vorstellungen auszuweisen. Dabei stelle ich die Frage, inwieweit diese die Einheit von Naturwissenschaft und Religion voraussetzen oder herbeiführen wollen. Umgekehrt möchte ich zeigen, dass eine Abkehr von der Heilsgeschichte in der Naturforschung um 1800 schließlich auch zu ihrer Trennung von Theologie und anderen geschichtlich orientierten Wissenschaften führte.

Verheißung und Erfüllung als Schema in Naturforschung und Exegese am Beispiel von Theodor Christoph Lilienthal (1717–1781).

Im protestantischen Königsberg kam es zu einer Synthese von Exegese und Naturforschung, die anhand des Wirkens von Lilienthal als Philosoph und Theologe veranschaulicht werden soll. Das Schema von Verheißung und Erfüllung diente der christlichen Selbstvergewisserung und schloss die Naturforschung ein: Mit jedem Wissensfortschritt rückte die Wiederkunft Christi in größere Nähe. Besonders die Naturforschung schuf neues Wissen und avancierte so zu einer eschatologischen Instanz, die das nahe Ende der Welt anzeigte.

Samuel Simon Witte (1738-1802) und der Pyramidenstreit

Der Pyramidenstreit ist in einen Diskurs über den sich etablierenden Orientalismus in Deutschland eingebettet. Witte sah die Zukunft der Gesellschaft und Wissenschaften weniger durch die Werte von Antike und Orient vorgezeichnet, als vielmehr im naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt und der individuellen Selbstbestimmung. So argumentierte ich, dass Witte satirisch vorging. Er stellte die These auf, die ägyptischen Pyramiden wurden von Vulkanen gebildet, um diese Kulturleistung des Orients zugunsten einer besseren Zukunft Europas in Frage zu stellen.

Relations between experimental science and historiography in Europe during early modern Times.

mit  Prof. John L. Heilbron, funded by the Andrew W. Mellon Foundation

Jean André Deluc (1727–1817): Protestantische Kultur und moderne Naturforschung. (Dissertationsprojekt, abgeschlossen)

Monographie M. Hübner: Jean André Deluc (17271817): Protestantische Kultur und moderne Naturforschung." Bd. 21. Religion, Theologie und Naturwissenschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010.

Aufsatz in Vorbereitung: M. Hübner: Von J.-A. Deluc (1727-1817) bis Arnold Guyot (1807- 1884). Revolution als transatlantisches Zukunftsszenario in der Geologie.

Aufgrund der demokratischen Revolutionen erlebte die Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden geologischen Revolution als strafendes Handeln Gottes in Europa und Nordamerika ab 1780 eine Blütezeit. Das Besondere an diesen Zukunftsvorstellungen bestand darin, dass sie die heilsgeschichtliche Erwartung mit einem bereits in der Vergangenheit aufgetretenen Klimawandel in Beziehung setzten und gleichsam mit einer ökologischen Perspektive ausstatteten.

Arbeitsschwerpunkte

  • Europäische Geschichte, Aufklärung, Romantik
  • Wissenschaftsgeschichte, Naturforschung und Religion
  • Wissenschaftliche Revolution: Geschichte der Geologie, Biologie, Medizin
  • Reisen und Forschungsreisen
  • Institutionengeschichte, Biographie