Veli - Der Weg zur Gründung

Die Universität Kassel zeichnet sich seit ihrer Gründung 1971 durch ein hohes Maß an Praxisorientierung aus: Hier lehren und lernen Menschen nicht in dem sprichwörtlichen Elfenbeinturm, sondern tragen wissenschaftliche Erkenntnisse in Industrie und Gesellschaft. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den zahlreichen Ausgründungen von Studierenden wider. Gerade der Fachbereich Maschinenbau hat zahlreiche junge Menschen dazu befähigt und animiert, ihre Ideen in die Tat umsetzen und sich mit ihren Start-Ups selbständig zu machen.

In diesem Beitrag berichten wir über das Veli-Team um Tim Weiß und das Gründungsvorhaben Veli. Wir fragen sie: Mit welcher Idee sie sich selbständig machen möchten, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und welchen Tipp sie für potenzielle Gründer:innen haben.

Das Geschäftsmodell

Mit Veli wollen Tim, Jan-Peter, Manuel, Max und Cornelius sowie ihre studentischen Mitarbeiter:innen ältere Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützen. Hierzu rüsten sie deren Wohnungen mit einfacher Sensortechnik an den zentralen Strom- und Wasserzählern aus. Velis künstliche Intelligenz wird mit diesen ohnehin in den Haushalten erfassten Messdaten gefüttert und lernt, Muster im Energie- und Wasserverbrauch zu deuten. Anhand dieser Daten erkennt das System Gefahrensituationen. So kann etwa eine ausbleibende morgendliche Aktivität, eine ungewöhnlich lange eingeschaltete Herdplatte oder laufende Dusche darauf hindeuten, dass die Senior:innen gestürzt sind und Hilfe benötigen. In solchen Fällen informiert Veli Familienangehörige oder einen Pflegedienst, die dann nach den Senior:innen sehen können. Insbesondere Tim hat einen sehr persönlichen Bezug zu diesem Notfallmechanismus: „Vor einiger Zeit ist meine Oma in der Küche gestürzt und ihr Alarmknopf lag außer Reichweite im Schlafzimmer. In derartigen Situationen kann Veli eine wichtige Ergänzung bestehender Sicherheitskonzepte sein und Hilfe rufen, wenn die Betroffenen selbst nicht dazu in der Lage sind. Auf diese Weise ermöglichen wir mit unserem Produkt älteren Menschen, länger ein autonomes Leben zu führen und schaffen damit einen gesellschaftlichen Mehrwert!“

Der Weg zur Gründung

Nach ihrem Studium an der Universität Kassel haben Tim und Jan-Peter zunächst im Zuge von Forschungsvorhaben bei Daimler und VW gearbeitet. Unabhängig voneinander waren beide in Projekten tätig, die Energiesparpotenziale in den Produktionslinien der Firmen identifizieren sollten. So eigneten sie sich umfangreiches Wissen im Bereich der Sensorik und der softwaregestützten Mustererkennung an und es entstand die Idee, den Strom- und Wasserverbrauch von Seniorinnen und Senioren als Gefahrenfrühwarnsystem zu nutzen. Auch Max hat vor seinem Einstieg bei Veli in der Automobilbranche gearbeitet und sich Know-How im Bereich der Robotik und dem autonomen Fahren angeeignet. Den sicheren und gut bezahlten Job in München kündigte er jedoch, um etwas zu bewegen: „Klar, autonomes Fahren hat großes Potenzial, aber mit Veli ist ein ganzes Produkt darauf ausgelegt, Menschen zu helfen; das finde ich erfüllender. Außerdem möchte ich selbst etwas aufbauen!“ Manuel ist schon länger Teil des Veli-Teams. Auch er bringt umfangreiche Kenntnisse im Bereich der IT und Sensorik mit, die er sich im Rahmen verschiedener Praktika und Hiwi-Tätigkeiten – etwa bei Lufthansa Technik – angeeignet hat. Seit kurzem wird das Veli-Kernteam durch Cornelius ergänzt, der – ähnlich wie schon Max – von Jan-Peter rekrutiert wurde. Cornelius hat vor seinem Studium an der TU Braunschweig bereits eine Ausbildung als Elektroniker bei SMA absolviert und so wichtige praktische Erfahrungen sammeln können. Zusammen mit ihren studentischen Hilfskräften arbeiten die fünf Ingenieure an der Sensortechnik, der Serverstruktur und der Software von Veli.

Gerade in der Gründungsphase fallen neben der technischen Arbeit auch allerhand organisatorische Aufgaben an: Die offizielle Gründung des Unternehmens muss vorbereitet und Investoren und Kooperationspartner gefunden werden. Hier kann das Veli-Team bereits auf einige Erfolge verweisen, wie etwa die Förderung durch das Distr@l–Förderprogramm und weitere Förderungen des Landes Hessen sowie des Bundes. Doch neben einer guten Idee hängt der Erfolg einer Firma auch maßgeblich von den Personen ab, die eine Vision in die Tat umsetzen. Daher investieren die jungen Gründer viel Zeit in das Recruiting, die Personalauswahl und Onboarding-Maßnahmen: „Wir achten sehr stark auf eine gute Teamkultur. Natürlich sollte es menschlich passen, aber gleichzeitig brauchen wir auch die Expertise in unterschiedlichen Bereichen“, so Jan-Peter.

Die Top Tipps von Gründern für Gründer:innen

Der Weg von der Geschäftsidee zur konkreten Gründung ist nicht immer leicht. Daher rät Tim allen gründungsfreudigen Studierenden, die Unterstützungsangebote der Uni Kassel frühzeitig zu nutzen. So bieten etwa UniKasselTransfer (Link) und der Science Park eine individuelle Gründungsberatung, Fördermöglichkeiten und Stipendien, Räumlichkeiten sowie verschiedene Formate zur Vernetzung an. Jan-Peter empfiehlt besonders den CoCreation-Gründungsstammtisch: „Es hilft immens, intensiv mit anderen Gründern zu reden. Man kann sich vernetzen, Feedback einholen und dann seine Idee verfeinern.“

Neben diesen zentralen Angeboten profitiert das Veli-Team maßgeblich von der umfangreichen Unterstützung des Fachgebiets Umweltgerechte Produkte und Prozesse und von Prof. Hesselbach, der ihnen mit Rat, Tat und nicht zuletzt mit einem großen Netzwerk zur Seite steht und ihnen auch Räumlichkeiten zur Arbeit bereitstellt.