Eppenberg, ehem. Kartause

Eppenberg, ehem. Kartause

2° Ms. Hass. 107 [10]

Südöstlicher Bereich, Lageplan

Die ehemalige Kartause Eppenberg befand sich am Fuße des Heiligenbergs bei Felsberg, unweit der alten Fernstraße „Sälzerweg“. Spätestens 1219 war hier eine Filiale des Augustinerinnenklosters Ahnaberg errichtet worden. Landgraf Ludwig I. erwirkte 1438-40 die Umwandlung des Klosters in die mit Erfurter Mönchen besetzte Kartause St. Johannis. 1527 mussten die Mönche der Reformation weichen, die Konventsgebäude wurden als landgräfliches Jagdhaus genutzt. Ende des 16. Jhdt. gehörten zur Kartause drei Höfe, der Oberhof, d.h. das ehemalige Kloster, der Mittelhof und der Unterhof, d.h. der alte Hof Wimmenhausen. 1608/09 wurde die Kartause auf Anweisung von Landgraf Moritz durch seinen Baumeister Adam Müller umgebaut und erweitert.[119] Bei Merian heißt es, dass das Kloster von Landgraf Moritz „sehr artig ernewert / und mit vielen stattlichen Gemächern dreymal ubereinander versehen worden. Hat auch seine nottürftige Stallungen/ und Schewren / alle von Stein auffgeführet / daß man mit der gantzen Fürstlichen Hoffhaltung wol daselbst accomodiert seyn können.“[120] Noch 1615/16 ist in den Bauanschlägen vom Bau einer neuen Vogtei die Rede.[121] Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage zerstört und danach als Vorwerk der Domäne Mittelhof eingerichtet. Nach einem Feuer 1957 verfielen die Gebäude zunehmend. Heute ist im ehemaligen Torhaus ein Bienenkundemuseum eingerichtet, vom Kloster sind allerdings vor allem nur noch Überreste der Kirche erhalten. Das Gebiet um die Kartause und die Ruinen wurden 1988 unter Naturschutz gestellt.

Die bisher bei den unbestimmten Blättern eingeordnete Zeichnung konnte aufgrund der eigenhändigen Bezeichnungen der Tore ("Melsunger Thor” und "Velsberger Thor") als Darstellung des zwischen Melsungen und Felsberg gelegenen landgräflichen Besitzes identifiziert werden. Eine Bauanweisung von 1609 erwähnt diese beiden Tore ebenfalls namentlich.[122]

Vermutlich ist die Zeichnung unvollständig, die eine Hälfte des Blattes scheint leider abgetrennt worden zu sein. Die Darstellung beschränkt sich deshalb auf einen Plan der verschiedenen Gärten im Südosten der Anlage mit der „Einfahrt zum hause“,  dem „fisch behälter", und den beiden Toren. Am Felsberger Tor liegt auch die „Cantzley", während dem Melsunger Tor Wirtschaftsgebäude angegliedert sind.

 


[119] vgl. Heimerich 1979, S. 209ff., Akten im HStAM Best. 17e Kartause 1 und Kartause 4

[120] Merian 1646, S.46

[121] HStAM Best. 53e Pak. 61

[122] Brief vom 15.05.1609, in: HStAM Best. 53e Pak. 61