Projekte

In Kooperation mit unterschiedlichen regionalen und überregionalen Partnern arbeitet die Universitätsbibliothek u. a. auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Erschließung, der Digitalisierung und an Infrastruktur- und Softwareentwicklungen.

QIP: Qua­li­tät, In­no­va­ti­on, Plan­bar­keit

Migration des hebis-Verbundes auf ein neues Bibliotheksmanagementsystem als Baustein einer digitalen Transformation der wissenschaftlichen Bibliotheken Hessens

Die Hochschulbibliotheken Hessens und Rheinhessens arbeiten im Bibliotheksverbund hebis (Hessisches Bibliotheksinformationssystem) zusammen, um mit dem gemeinsamen Betrieb von Infrastrukturdiensten Effizienz zu sichern und zugleich neue Dienste koordiniert voranzutreiben. Ein wichtiges Element dieser Zusammenarbeit ist der Betrieb von Bibliotheksmanagementsystemen. Systeme dieser Art bieten IT-Unterstützung und weitgehende Automatisierung für wichtige lokale Prozesse wie Erwerbung, Ausleihe und Recherche. Das bisher im hebis-Verbund betriebene Bibliotheksmanagementsystem wird den (aktuellen und zukünftigen) Anforderungen zunehmend nicht mehr gerecht. Nach mehr als 20 Betriebsjahren sind funktionale Defizite unvermeidbar und das Ende des Lebenszyklus zeichnet sich ab: Systemkomponenten werden vom Markt genommen, Betriebsrisiken und Wartungsaufwände steigen etc.

In einem verbundweiten Strategieprozess wurde in systematischer und umfassender Form Veränderungsbedarf im Verbund erhoben, bewertet und es wurden eine Reihe von Innovationen in der konkreten Zusammenarbeit benannt. Als Ergebnis des Prozesses verständigte sich hebis im Mai 2021 darauf, das derzeitige Bibliotheksmanagementsystem OCLC LBS durch das Open-Source-System FOLIO abzulösen.

Im Rahmen des Migrationsprojekts werden von 2022 bis 2024 zunächst die staatlichen Hochschul- und Universitätsbibliotheken Hessens und Rheinhessens in das Open-Source-System FOLIO migriert. Die staatlichen Hochschulen Hessens erhalten hierfür Fördermittel aus dem Hessischen Digitalpakt Hochschulen.

 


LaVaH

Bild: LaVaH

Seit Oktober 2019 läuft das Landesprojekt LaVaH – Langzeitverfügbarkeit digitaler Inhalte an hessischen Hochschulen. Getragen von den hessischen Universitäten wird in mehreren Schritten eine Infrastruktur für die Langzeitverfügbarkeit digitaler Objekte aufgebaut. Die angestrebte Lösung soll langfristig digitale Objekte aller Formate aufnehmen können.

Die dauerhafte Erhaltung der Objekte ist eine Herausforderung für die wissenschaftlichen Einrichtungen, da diese, bedingt durch den technologischen Wandel von Datenträgern, Formaten, Software und Aufbewahrungsformen im digitalen Raum, schnell unzugänglich oder unbenutzbar werden. Die rein physische Speicherung ist eine Voraussetzung für eine langfristige Verfügbarkeit. Zusätzlich muss sichergestellt werden, dass die digitalen Objekte korrekt und ohne Verluste wiedergegeben und interpretiert werden können. Das Vorhaben legt daher einen Schwerpunkt auf die Bedeutung der organisatorischen Maßnahmen für den Aufbau einer Infrastruktur zur Langzeitverfügbarkeit: Kuratierung von Datenströmen, Archivierung und Risikomanagement, Speicherung und Zugriffsverfahren werden in dem Pilotprojekt bearbeitet. Projektpartner sind alle fünf hessischen Universitäten und das Hessische Bibliotheksinformationssystem (hebis). LaVaH wurde in der ersten Projektphase (2019-2021) gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die zweite Projektphase (2022 bis 2024) wird gefördert aus dem „Hessischen Digitalpakt Hochschulen 2020 – 2024“

Die Universität Kassel bringt in das Projekt LaVaH vor allem die Inhalte ihrer Portale ORKA und KOBRA ein. Hierbei handelt es sich einerseits um wertvolle, unikale digitalisierte Bestände, andererseits um die auf dem Publikationsserver der Universität gespeicherten Hochschulschriften. Darüber hinaus werden auch weitere digital-born Materialien aus Nachlässen sowie digital vorhandene Materialien, für die Archivrechte vorliegen, eingebracht.


Forschungsdatenmanagement

Bild: HeFDI

Angesichts der rasant wachsenden Menge an digitalen Forschungsdaten hat die Universität Kassel das Ziel, eine Infrastruktur aufzubauen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beim effizienten und unkomplizierten Arbeiten mit diesen Daten unterstützt. Deshalb entwickeln die Universitätsbibliothek und das IT-Servicezentrum in enger Abstimmung mit Forschungsservice, Universitätsleitung und Wissenschaftler*innen  ein Gesamtkonzept für den Umgang mit Forschungsdaten an der Universität Kassel. Grundlage ist die Forschungsdaten-Leitlinie, Organisationseinheit ist das Referat Forschungsdaten. Seine Hauptaufgabe liegt im Aufbau eines lokal zugeschnittenen Portfolios aus Beratung, Schulungen, Software und Infrastruktur. Das Vorhaben wird im Rahmen des Landesprojektes HeFDI II aus dem „Hessischen Digitalpakt Hochschulen 2020 – 2024“ gefördert..


HoKBIT - von Holz und Knochen zu Bits und Bytes

Im Rahmen des Förderprogramms Digitalisierung durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) startet ein kooperatives und interdisziplinäres Projekt, dass die 3D-Digitalisierung und Erschließung von Gehörnen, Schlangenhäuten  und Tierschädelknochen, die Teil der Jagdtrophäensammlung des Deutschen Instituts für Tropische und Subtropische Landwirtschaft (DITSL) in Witzenhausen sind, zum Ziel hat.

Das Projekt unter Federführung der Universitätsbibliothek Kassel setzt auf ein vorausgegangenes Projekt des Institutes für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Kassel mit dem DITSL auf: Die Gehörne, Taxidermien und Tierschädelknochen wurden in 2022 inventarisiert und auch hinsichtlich ihrer lokalen und jagdlichen Provenienz ansatzweise erforscht. Die Scans und die vertiefende wissenschaftliche Untersuchung, die von den vormalig Projektbeteiligten weitergeführt wird, werden auch in die Entwicklung eines Computerspiels für Schülerinnen und Schüler einfließen. Dieses wird u.a. im Museum Witzenhausen im Weltgarten - Zentrum für das Globale Lernen - eingesetzt werden.


Open Access Publikationsfonds

Seit Mitte 2013 verwaltet die Universitätsbibliothek einen Publikationsfonds zur Übernahme von Autor:innengebühren, die bei der Veröffentlichung von Fachartikeln in Open-Access-Zeitschriften entstehen können. Die Ausstattung des Fonds wurde von 2014 bis 2019 mit abnehmendem Förderanteil von der DFG unterstützt. Seit 2020 finanziert die UB den Fonds vollständig aus Eigenmitteln. Ziel ist es, diese Ausgaben nicht dauerhaft als reine Zusatzkosten zu verbuchen, sondern diese bei wachsender Open-Access-Durchdringung des wissenschaftlichen Publikationsmarktes künftig stärker aus Einsparungen bei der Subskription klassischer wissenschaftlicher Zeitschriften finanzieren zu können.


Retrokonversion der archivischen Hilfsmittel

zu den Gründungsakten der Universität Kassel

Bild: Arcynsis Hessen

Über Jahrhunderte galten Archive als Arcanum, in dem das Geheimwissen von Fürsten verwahrt wurde. Jeder Nutzung ging ein Bittgesuch voraus, Findmittel waren der Verwaltung vorbehalten. Mit dem Projekt unternimmt das UniArchiv einen ersten Schritt Richtung Öffnung der Archive. Die geplante Zugänglichmachung von Findmitteln im Internet stellt Transparenz her und ermöglicht eine niedrigschwellige Recherche. Seit Oktober 2023 werden die Findmittel der Registratur der Zentralen Verwaltung dafür in Bestände unterteilt, die Datensätze bereinigt und in eine XML-Datei konvertiert. Nach einem Import in Arcinsys können die Verzeichnungseinheiten recherchiert und bestellt werden. Projektziel ist die Zugänglichkeit und Wiederauffindbarkeit der ältesten Archivalien des UniArchivs. Durch die Verknüpfung mit Normdaten und die Umsetzung des Erschließungsstandards ISAD(G) orientiert sich das Projekt an den FAIR-Prinzipien, die auch für die Universitätsbibliothek gelten.

Projektlaufzeit: Oktober 2023 – September 2024


Seatfinder für freie Lernplätze

Ein von Oktober 2017 bis Oktober 2018 laufendes Projekt beschäftigte sich mit der Einführung eines Leitsystems für Lern- und Arbeitsplätze (Seatfinder) an der Universität Kassel. Das Leitsystem ging zum Wintersemester 2018 an den Start, zunächst für die beiden größten Lernorte der Universität LEO und Campusbibliothek. Projektpartner sind das IT-Servicezentrum, das Servicecenter Lehre und die Universitätsbibliothek. In einer weiteren Ausbaustufe ist eine Ausweitung des Seatfinder auch Lernort- bzw. Standort-übergreifend für weitere Standorte und Räumlichkeiten der Universität möglich.

Der Seatfinder führt nach dem Muster eines Park-Leitsystems zu freien Arbeitsplätzen am gewünschten Lernort. Über einen Wegweiser auf der Webseite wird das aktuell verfügbare Platzangebot in einer Listen- und einer Kartenversion angezeigt. Die Informationen dafür werden datenschutzkonform aus den aktuellen WLAN-Daten abgeleitet, grafisch aufbereitet und in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Studierende können damit bereits vor ihrem Besuch in der Campusbibliothek oder im LEO prüfen, wie groß ihre Chancen sind, dort einen freien Platz zu finden und wo sich dieser Platz befindet.


Grimmiana - Grimm-Portal

Die nordhessischen Bestände aus dem Nachlass der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm für die Forschung leichter zugänglich zu machen, war Ziel des Projekts Grimmiana zwischen der Universitätsbibliothek (UB) und dem Hessischen Staatsarchiv Marburg. Die Kooperation der beiden Häuser, die über einen ansehnlichen Grimm-Bestand verfügen, wurde 2012 ins Leben gerufen. Ergebnis der Kooperation sollte die Onlineplattform Grimm-Portal sein. Hierfür stellte das Staatsarchiv Original-Dokumente, Digitalisate und zugehörige Verzeichnungsdaten bereit. Die UB übernahm ihrerseits die hochwertige Digitalisierung, Erschließung und weltweit kostenfreie Bereitstellung über das Onlinearchiv ORKA.
Die Auswahl und wissenschaftliche Auswertung der Bestände erfolgte über die 2012 eingerichtete Kasseler Stiftungsprofessur Werk und Wirkung der Brüder Grimm, der bundesweit ersten, die sich ausschließlich deren Leben und Werk widmet. Neben der Verzeichnung im Grimm-Portal sind die Digitalisate auch online über Arcinsys abrufbar.

Mit dem Start des Grimm-Portals im Oktober 2017 steht für die Recherche nach den dezentral archivierten nordhessischen Grimmiana eine zentrale Online-Plattform mit einer eigens entwickelten thematisch strukturierten Umgebung zur Verfügung. Das Portal umfasst derzeit nahezu 58.000 digitalisierte Seiten.

Projektphase 1 - Briefe und andere Dokumente der Familie Grimm: Bereitstellung von mehr als 6.000 Briefen von und an Jacob und Wilhelm Grimm sowie von rund 500 handschriftlichen Zeugnissen aus deren familiären und beruflichen Umfeld. Projektlaufzeit: 2012 - 2015

Projektphase 2 - Bilder, Handexemplare und Rezensionen Grimm: Bereitstellung von rund 35 Marburger Handexemplaren der Grimmschen Privatbibliothek, darunter eigene Werke der Brüder Grimm sowie Ausgaben anderer Autoren mit handschriftlichen Eintragungen der Brüder und 20 Sonderdrucke von Aufsätzen. Bereitstellung der Bildersammlung und der zu Werken der Grimms und ihrer Nachkommen erschienenen Rezensionen. Projektlaufzeit: Herbst 2015 - Sommer 2017

Kasseler Grimmbestände - Zu den historisch gewachsenen und ebenfalls über ORKA online verfügbaren Grimmbeständen der Universitätsbibliothek gehören unter anderem die zwei- und dreibändigen Originalausgaben der Kinder- und Hausmärchen, die in der Ausstellung der GRIMMWELT Kassel zu sehen sind.


Besucherbuch Fridericianum

Das Museum Fridericianum als ein Ziel von Bildungs- und Forschungsreisen der europäischen Aufklärung,  kommentierte digitalisierte Edition des Besucherbuchs 1769-1796" (2° Ms. Hass. 471)

Über welch bedeutende Quelle zur Aufklärungszeit die Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel verfügt, macht der Abschluss des DFG-Projekts zum Besucherbuch des Museum Fridericianum deutlich. Dieses Verzeichnis von rund 14.000 Personen aus aller Welt belegt über drei Jahrzehnte die Anziehungskraft der Kasseler Sammlungen auf ein internationales und sozial breit gefächertes Publikum. Mit seiner kommentierten, digitalisierten Edition liegt nun erstmals in einem herausragenden Beispiel die vollständige Bearbeitung eines solchen Besucherbuchs aus dem 18. Jahrhundert vor, die über den lokalen Bezug hinaus ergiebiges Forschungsmaterial für die Wissenschafts-, Kultur- und Sozialgeschichte der europäischen Aufklärung bietet.


Architektonische Handzeichnungen

Hanschke, Ulrike: Ein dapferer Held und Vermesser - Landgraf Moritz der Gelehrte und der Bestand seiner architektonischen Handzeichnungen in der Universitätsbibliothek Kassel (2° Ms. Hass. 107)

Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632) war ein gebildeter Fürst, der mehrere Sprachen beherrschte, komponierte und eine vielseitige Korrespondenz mit Wissenschaftlern führte. Weniger bekannt ist, dass sich auch zahlreiche Zeichnungen von seiner Hand erhalten haben. Sie gehören zu einer Sammlung, die 1786 von der Kriegs- und Domänenkammer in die landgräfliche Bibliothek in Kassel eingeliefert wurden. 

Dieses umfangreiche Konvolut wird in den Sondersammlungen der UB Kassel aufbewahrt. Es umfasst neben Zeichnungen des Landgrafen Moritz auch zahlreiche von der Hand anderer Zeichner sowie einige Schriftstücke. In seiner speziellen, bis heute unverändert erhalten gebliebenen Zusammensetzung und als Dokument der umfangreichen zeichnerischen Tätigkeit eines deutschen Fürsten zu Beginn des 17. Jahrhunderts ist dieser Bestand einzigartig.

Die wissenschaftliche Auswertung der Sammlung sowie die Digitalisierung und Bereitstellung der ca. 400 Zeichnungen im Online-Archiv ORKA der Universität Kassel waren Gegenstand des 2011 abgeschlossenen DFG-Projekts.