Friedewald, Wasserburg

Friedewald, Wasserburg

2° Ms. Hass. 107 [177]

Lageplan, 1630

Die Burg in Friedewald wurde im 13. Jahrhundert als „Straßenburg“ errichtet, um die wichtige Handelsstraße von Frankfurt nach Leipzig zu schützen. Seinerzeit war sie im Besitz des Klosters Hersfeld. Nachdem sie in den alleinigen Besitz der hessischen Landgrafen übergegangen war, ließ Landgraf Heinrich III. die alte Anlage niederlegen und ab 1476 von seinem Festungsbaumei­ster Hans Jacob von Ettlingen eine neue Wasserburg bauen, die als Verwaltungssitz und für Jagdaufenthalte genutzt wurde. Es entstand eine nahezu quadratische Anlage mit vier mächtigen Rundtürmen an den Ecken (Kastellburg): „Ist ein altes steinernes / mit dicken Rundelen / vnd ziemblichen Wassergräben / versehenes Jagdhauß / in dessen Vorhof ein herrlicher Kumpff / vnd Springbrunnen / auch von so grossen Steinen / wie die Säulen zu Hirschfeld gehauen / stehet“ notierte Merian.[178] Die Vorburg, ein weiträumiger Wirtschaftshof,  war vermutlich ab 1580 hinzugefügt worden.[179] Landgraf Wilhelm IV. ließ 1582-84 einen Marstall errichten.[180] Akten aus den Jahren 1601-1609 vermelden eine rege Bautätigkeit unter Landgraf Moritz. [181] In dieser Zeit entstanden weitere zum Teil noch heute erhaltene Wirtschaftsgebäude (u.a. neuer Marstall, Jägerhaus, Meierei) und der Dreischalenbrunnnen[182]. Die Kernburg wurde während des siebenjährigen Krieges im Jahr 1762 weitgehend zerstört.

Der mit Maßangaben versehene Grundriss/Lageplan von Kastellburg und Vorwerk, von Landgraf Moritz ausdrücklich „ex memoria“, d.h. aus dem Gedächtnis, angelegt, ist auf den 31.3.1630 datiert. Der Grundriss der Burg gibt die Raumdisposition im Erdgeschoß der vier Flügel wieder, wobei hier neben dem großen Saal im Nordflügel vor allem Küchenräume und Kammern eingezeichnet sind. Die Aufnahme der Gebäude des Wirtschaftshofes mit Marstall, Schafscheuer und Viehställen zeigt wahrscheinlich den damaligen Bestand, während es sich bei den Gebäuden im Süden neben dem "Viehauß" (Viehstall, Schuppen) um Entwürfe handelt. Die seitlich und oben angeklebten Blätter belegen eine sukzessive Erweiterung des Planes im Rahmen weiterer Überlegungen.

Der Beweggrund für diese Planungen des Landgrafen Moritz liegt vermutlich in seinem für das Frühjahr 1630 dokumentierten Ansinnen, Friedewald von seinem Sohn Landgraf Wilhelm V. als Residenz zugesprochen zu bekommen,[183] was ihm aber nicht bewilligt wurde. 1631 erhielt dagegen Landgräfin Juliane die Erlaubnis, das Schloss zu bewohnen,[184] wohin sie mit den bei ihr lebenden Kindern aus Rotenburg anreiste, bevor sie sich doch aus Gründen der Sicherheit in den Nassauer Hof nach Kassel zurückzog.[185]

 


[178] Merian 1646, S. 54

[179] vgl. Onlinekatalog Hessische Renaissanceschlösser 2005

[180] HStAM Rechn. II Friedewald Nr. 17

[181] HStAM Best. 40a Rubr. 10 Nr. 157, Best. 53e Pak. 61

[182] vgl. Altwasser 1994

[183] diesbezügliche Briefe im HStAM Best. 4a 41/10

[184] HStAM  Best. 4c Hessen-Rheinfels und -Rotenburg Nr. 1144

[185] Lemberg 1994, S. 272