Kassel Waldau

h. Kassel: Waldau

In dem im Südosten der Stadt Kassel gelegenen heutigen Ortsteil Waldau, ehemals auch Walda oder Walde genannt, lag nördlich der Kirche eine befestigte Burg, die im 15. Jhdt. als landgräfliche "Keme­nate" bezeichnet wurde. 1486 ließen die Landgrafen diese erneuern.[269] Nach Aussage der in diesem Bestand vorliegenden Pläne, die nicht alle vom Landgrafen selbst gezeichnet wurden, handelte es sich um einen rechteckigen Bau in einer quadratischen Umwehrung mit vier Ecktürmen und einem umlaufenden Wassergraben.

Landgraf Moritz plante an dieser Stelle die Anlage eines neuen Jagdschlosses mit dem Namen „Moritzheim“. Dafür erwarb er zunächst weitere Gebäude und Gelände. Wie die Lagepläne belegen, war auch eine zumindest partielle Auffüllung der Gräben vorgesehen. 1615 werden in den Baurechnungen Hundeställe erwähnt,[270] ebenso noch mehrfach 1616.[271] Mehrere Zeichnungen und Bauanweisungen belegen konkrete Arbeitsmaßnahmen im Hof des „Hetzmeisters“. Die darüber hinaus angestrebten Pläne, ein neues Jagdschloss zu errichten, konnten allerdings nicht verwirklicht werden.[272]

Eine Nutzung als Jagd und Falknereihof ist noch im 18. Jahrhundert belegt. Reste der alten Ringmauer und zweier Türme sind heute noch vor Ort im Unterbau des Fachwerkhauses (ehem. Försterhaus) aus dem 17. Jhdt. vorhanden.

2° Ms. Hass. 107 [333]

Adam Müller(?), Wasserburg, Lageplan, um 1600

Der auf einem Doppelblatt Folio mit einem um 1600 zu datierenden Wasserzeichen angelegte Lageplan, verso beschriftet: "Abriß des hauses zur / Wahl bei Cassell", zeigt die von einem breiten Graben umgebene, quadratische Anlage mit zwei hölzernen Brücken, die den Zugang über die Tore in der Ringmauer ermöglichen. Im inneren Geviert liegt der massive Steinbau, ein kompaktes „festes Haus“ mit vorgelegtem Wendeltreppenturm, ein kleineres Gebäude fügt sich in die linke untere (südöstliche) Mauerecke. Die Beischriften vermerken oben die „Area des Gartten“ sowie unten links die Maße der Mauern. Die vermutlich nachträglich eingezeichneten Füllungen in Fenstern und Türen verweisen auf Baumaßnahmen, die in dem Lageplan von 1610 (2° Ms. Hass. 107 [329])  verwirklicht sind.

1601/2 vermerkt ein Register Ausgaben „am fürstlichen Baw zur Walda, so Itzo der Falckner bewohnet“.[273] Dabei handelte es sich aber vor allem um Arbeiten am Innenausbau. Holtmeyer berichtet allerdings von einem teilweisen Abbruch des Hauses, wobei das Material beim Bau von Schloss Weißenstein (1606 ff.) verwendet worden sein soll.[274]

Die Zeichnung stammt vermutlich vom Kasseler Baumeister Adam Müller, wie der Schriftvergleich nahelegt.

2° Ms. Hass. 107 [329]

Plan der Wasserburg

Der möglicherweise nicht von Moritz eigener Hand stammende Plan, bezeichnet verso in Kanzleischrift: "Däß Schloß zur / Wale Grundt / riß / 1610",  präsentiert einen Grundriss der alten Burganlage, wobei die in 2° Ms. Hass. 107 [333] eingefügten Veränderungen weitgehend umgesetzt sind. Der Wohnbau enthält nur noch eine Türöffnung und erscheint deshalb im Erdgeschoss nicht mehr für Wohnzwecke geeignet. Möglicherweise befanden sich hier die mehrfach erwähnten Hundeställe. Bemerkenswert sind auch die eingezeichneten Auffüllungen der Ecktürme sowie der Wegfall des Turmes an der südlichen Seite am Nebengebäude.

2° Ms. Hass. 107 [332]

Lageplan der Wasserburg

Der"Grundtriß des Alten baues zur Walda" wiederholt die in 2° Ms. Hass. 107 [329] gezeigte grundsätzliche Disposition der Gebäude innerhalb der Ringmauer. Wie in 2° Ms. Hass. 107 [333]sind hier allerdings drei Tore in der Mauer eingezeichnet sowie ein Abort in einem der runden Ecktürme.

2° Ms. Hass. 107 [338]

Wi(e)dekindt(?), Johann, alte Burg und Falknerei, Lageplan, 1615

Die im Laufe der Jahre in mehrere Teile zerfallene und jetzt wieder zusammengefügte, große Zeichnung ist auf einem aus fünf Teilen zusammengeklebten Blatt angelegt worden. Die rückwärtige Beschriftung lautet: "Gründt Risß des alten Schlosses zür / Walda sampt dem falcken hauß, hundts stellen / undt Garten, den 11. Decemb[er] Anno 1615".

Es handelt sich hier um einen vermutlich vom Baumeister Johann Wiedekindt angefertigten Lageplan des Areals der alten Burganlage mitsamt den angrenzenden Gärten und den Gebäuden des Falknereihofes am „Waldabach“. Hieraus wird ersichtlich, dass der Wassergraben zum Teil aufgeschüttet werden sollte. Das „feste Haus“ ist wiederum als massiver Bau ohne Fenster geschildert, umgeben von einer Wehrmauer mit runden Ecktürmen, deren einer wie in 2° Ms. Hass. 107 [332] einen Abort enthält. Eine Holzbrücke macht die Burg von Norden her zugänglich. Die zum Bach und Weg ausgerichteten Gebäude des Falknereihofes sind mit ihren Funktionen detailliert geschildert, wobei neben "falckners / won haus" auch "Oppermans haus" aufgeführt wird. Die kräftigen Markierungen/Ausstreichungen und die Beischriften in der rechten unteren Ecke gehen vermutlich auf Landgraf Moritz zurück (siehe das vergleichbare Beispiel 2° Ms. Hass. 107 [50] recto).

2° Ms. Hass. 107 [339]

Hof des Hetzmeisters mit den Hundestallungen, 1615

Der  "Abriss des Hauses / Hundtställ, falcken undt / Jäger Wohnung Item der / Garten zur Walda / 1615" ist nahezu identisch mit dem Lageplan 2° Ms. Hass. 107 [338], wobei auch hier Korrekturen eingetragen wurden. Neben dem Falknereihof ist in diesem Fall noch ein  "Künfftiger neuer / Jaghundtstall" mit punktierter Umrißlinie skizziert worden. Auf diesen, von Hofbeamten sorgfältig aufgenommenen Lageplänen bauen die Entwürfe des Landgrafen zur Umgestaltung des „Jägerhofes“ auf (vgl. z.B. 2° Ms. Hass. 107 [336]).

2° Ms. Hass. 107 [336]

Jagdhof an der ehemaligen Wasserburg

Die von Landgraf Moritz eigenhändig angefertigte "Ohngefehrliche Inlineatio / des hauß, hoff undt / garten zur Walda" fußt auf den von seinen fachkundigen Vermessern angefertigten Plänen 2° Ms. Hass. 107 [338] + [339]]. In vereinfachter Darstellung skizziert er die von ihm vorgesehenen Veränderungen. Neben dem "opfermans heuslein" notiert er  "Alhier bey A / werden die hundestell / gesetzt". Einen weiteren  "Neu Jachthund Stall"  zeichnet er neben dem Falknereihof ein. Zudem ergänzt er an zwei Seiten der Burgmauer aneinandergereihte, kleine Stallungen, die vermutlich ebenfalls für Hunde vorgesehen waren.

2° Ms. Hass. 107 [331]

Hof des Hetzmeisters, Plan, 1616

Der "Abriß wie des hetzmeisters / hoff bey der Waldau selbander / beschlossen und außgebauet / werden soll. 13 Maij 1616." konzentriert sich auf die Darstellung des 1615 als Falknereihof bezeichneten Areals (2° Ms. Hass. 107 [338]) östlich der alten Burg. Das Wohnhaus des Hetzmeisters[275] wird hier durch zwei senkrecht dazu stehende, gleichartige Stallgebäude ergänzt,  deren eines als Stall, das andere aber als Back- und Waschhaus dienen sollte. Ein vergleichbares Gebäude, das alle genannten Funktionen in sich vereint, ist auch in den älteren Plänen eingezeichnet. Die Anmerkung des Landgrafen „Wirdt besser sein diese beyde bau / in einen zu bring[en] und etwas breiter zu / machen“ lässt darauf schließen, dass die Planung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Die erhaltenen Akten belegen, dass seit 1615 Veränderungen an den Hundeställen geplant waren,[276] die vermutlich 1616/17 auch umgesetzt wurden, wie  aus der diesbezüglichen Bauanweisung des Landgrafen (2° Ms. Hass. 107 [337]) hervorgeht.

2° Ms. Hass. 107 [337]

Hof des Hetzmeisters, Plan mit Bauanweisung

In einer Kombination von Planskizze und Anweisung gibt Landgraf Moritz auf diesem Blatt genaue Instruktionen zu den Bauvorhaben im Hof des „Hetzmeisters“, dem für die Jagdhunde zuständigen Aufseher. Aus dem Plan wird deutlich, dass das Areal zwischen „Windtstallung“ und dem geplanten Gebäude mit der Beischrift "Allhiehr wirdt künftig / zum / Jaghunden gebauw / werden" durch ein rechtwinklig zum Wohnhaus stehendes Gebäude ergänzt werden soll, das alle der in den älteren Plänen genannten Funktionen übernimmt. In der detaillierten Anweisung heißt es hierzu: "Es soll […] zu beschliessung des Hatzmeisters hoff […] ein bewlein von 60 ß lang / 18 schue breidt undt / 18 schue hoch zu Zweijen wanderung  […] gefertiget, hierzu die abseite  an dem hunde  / Jung losament genohmen undt mehr gehöltz dazu gegeben werden und / wan es fertig uff die seite nach der Burg Wiesen zu in die lange von hauß / hinab nach dem dorff zu gesetzt undt auß gefertiget werden, darin der hetzmeister sein / pfe. undt Rindtviehe stellen, auch sein back undt wasch / hauß haben; undt oben ettwa ein kemmerlein oder zwen gebrauchen unter / dem dach aber futterung behalten könne". Eine genaue Abschrift dieser Anweisung mitsamt dem Plan findet sich in 2° Ms. Hass. 107 [334] und ebenso in den Bauanschlägen von 1616 unter dem Titel “Bauw zum Wasch, Back undt hüner hauß Item zur vihstallung vor dem Hetzmeister zur Walda“.[277]

2° Ms. Hass. 107 [334]

Unbekannter Zeichner, Hof des Hetzmeisters, Lageplan mit Bauanweisung

Bei diesem Blatt handelt es sich offensichtlich um eine Abschrift/Nachzeichnung der handschriftlichen Anweisung des Landgrafen Moritz (2° Ms. Hass. 107 [337]) die ein weiteres Mal in den Bauanschlägen von 1616 unter dem Titel “Bauw zum Wasch, Back undt hüner hauß Item zur vihstallung vor dem Hetzmeister zur Walda“ (s.o.) vorliegt. Die Anweisung des Landgrafen wurde offensichtlich zur Information der am Bau Beteiligten mehrfach vervielfältigt.

2° Ms. Hass. 107 [330] recto, oben

Hof des Hetzmeisters mit den Hundestallungen, 1616

Die Zeichnung „A“ auf einem Blatt mit zwei Ansichten von Waldau, rückseitig beschriftet "Abrisse uber den Jäg[er] hoff / zur Waldau den 13 und 15 / Maij ao 1616 gemach" präsentiert den Hof des Hetzmeisters mit den Stallungen in einer Vogelschauansicht von Nordosten. Wie in 2° Ms. Hass. 107 [331] liegt links neben dem Wohnhaus der "windt hundstall“, an den das "hunde Jung[en] hauß" anschließt, das in den Plänen von 1615 (2° Ms. Hass. 107 [339]) noch als „oppermanns hauß“ bezeichnet wird. Weitere unterschiedliche Hundeställe („hetzhunde“, „Pirschhunde“, „Englische hunde“) schließen sich an.  Stallungen für „Leid und bludhunde“ befinden sich auf der rechten Seite des Hofes, dahinter liegt der "grosse Jegerhunde / garten". Die alte Burg mit ihren Befestigungen und dem breiten Graben ist im Hintergrund nur angedeutet. Die in den älteren Plänen neben dem Hof des Hetzmeisters positionierten Gebäude der Falknerei sind hier auf die andere Seite des Baches und der „Strasse nach Milsungen“ im Vordergrund verlagert.

Die durch eine kleine Kartusche eingerahmten arithmetischen Berechnungen links unten am Rand stehen möglicherweise im Zusammenhang mit den Maßangaben in der Zeichnung.

2° Ms. Hass. 107 [330] recto, unten

Entwurf für ein Jagdschloss

Die zweite Zeichnung „B“ auf dem Blatt mit Ansichten von Waldau  präsentiert auf dem Gelände der alten Wasserburg zwischen der Kirche und dem Hetzmeisterhof einen regelmäßigen, quadratischen Schlossbau, bestehend aus einem Hauptbau mit zwei Zwerchgiebeln und drei den Innenhof umrahmenden schmalen Flügelbauten, bestehend aus zweigeschossigen Arkaden. Wie in der oberen Zeichnung liegen neben dem Hof des Hetzmeisters an der Straße mehrere Stallungen für unterschiedliche Hundearten sowie hinter dem Schloss noch ein „Jegerhunde / garten" und ein „küchengarten".

2° Ms. Hass. 107 [4]

Georg Burkhard von Stockheim, Schriftstück zum Jagdhaus in Waldau(?), dazu Text von Landgraf Moritz

Das in drei verschiedenen Handschriften verfasste Schriftstücke enthält neben einer Anfrage von "Jörge Borgkard von Stöckem" vom 24. Mai 1616 wegen einer "Mäus Kammer" einen spanischen Text von der Hand des Landgrafen Moritz, der einen Raum für die Mauser der Falken ("camera por deplumacion de los falcones") erwähnt, sowie eine Randnotiz, in der von Hundeställen die Rede ist.

Burkard von Stockheim wurde 1598 in Waldau  in Zusammenhang mit der Falknerei erwähnt.[278] 1613 fungiert er als "Hetzmeister" am Kasseler Hof.[279] Das Schriftstück steht deshalb mutmaßlich im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen in Waldau 1616.

2° Ms. Hass. 107 [326]

Entwurf für ein Jagdschloss

In diesem sorgfältig angelegten Grundriss des „baues zur Wahl / genandt Moritzheim“ visualisiert Landgraf Moritz seine Vorstellung eines Jagdschlosses auf dem quadratischen Gelände der alten Wasserburg in Waldau. Dem mauerumwehrten Hof, in dessen vier Ecken kleine quadratische Wirtschaftsgebäude eingefügt sind, ist ein zentrales quadratisches Gebäude eingeschrieben, das durch vier  vorspringende Annexe kreuzförmig erweitert wird. Auf diese Art entsteht ein absolut symmetrisch gegliedertes, regelmäßiges System auf der Basis des Quadrats, wie sich auch in den Ansichten 2° Ms. Hass. 107 [327] + [328] zeigt.

Ähnlich wie in den Entwürfen für Fahre und Weißenstein sind die Wirtschaftsräume vom Hauptgebäude abgetrennt und subordiniert. Küche und Bäckerei (beide mit drei Kaminen versehen), sowie Silberkammer und „Boteleij” (Schenke) in den Ecken des Hofes dienen der Versorgung der Hofgesellschaft im großen Saal, der mit „Musikstand“ und „schencken standt“ in den Vorbauten für Festlichkeiten gerüstet ist.  Die Treppe im vorderen Annexbau wird als Wendeltreppe („schnecken“)  bezeichnet, allerdings handelt es sich hier um gerade Treppenläufe mit quadratischem Mittelpfeiler und  Podesten in den Ecken, eine Weiterentwicklung der in Schloß Melsungen eingebauten Wendeltreppe in einem rechteckigen Gehäuse. In den oberen Geschossen waren vermutlich die Wohnappartements vorgesehen.

2° Ms. Hass. 107 [328]

Entwurf für ein Jagdschloss

Die isometrische Vogelschauansicht des in 2° Ms. Hass. 107 [326] im Plan vorliegenden Schlossentwurfs, verso bezeichnet: "Verzeichnuß des hauses / zur Wale bei Cassell", wird – analog zum Grundriss - bestimmt von einem System kubischer Baukörper. Die kleinen, zweigeschossigen Eckpavillons ordnen sich dem dreigeschossigen Hauptbau mit den pavillonartigen Annexen unter. Zeltdächer mit Laternen und begehbaren Umgängen, die das Zusehen bei der Jagd ermöglichen sollten, bilden eine Dachlandschaft, die an die dekorative Dachgestaltung französischer Lustschlösser erinnert. Die mit Schießscharten und Zinnen versehene Mauer hat in diesem Zusammenhang nur eine symbolische Funktion.[280]

2° Ms. Hass. 107 [327]

Unvollendeter Entwurf für ein Jagdschloss

In dieser sorgfältig angelegten, aber unvollendeten Zeichnung versuchte Landgraf Moritz in einer ungewöhnlichen Kombination von Aufriss und Dachaufsicht die wesentlichen Elemente der dekorativen Ausgestaltung des Jagdschlosses im Detail festzuhalten. Die Anordnung und Gliederung der Baukörper folgt dabei dem in 2° Ms. Hass. 107 [326] + [328] entworfenen System. Bemerkenswert erscheint die aufwendige Aedikularahmung der Fenster und Portale, ein Detail, das an keiner anderen Stelle in den Entwürfen des Landgrafen Moritz auftaucht und ebenso wie die Bandrustika an den Pavillons und dem Hauptportal eine Reminiszenz an italienische Renaissancearchitektur darstellt. Die Dachlandschaft mit den Laternen und den Umgängen mit den ornamental gestalteten Gittern erinnert allerdings eher an französische Schlossbauten, von denen der hessische Fürst einige bedeutende Beispiele (z.B. Madrid, St. Germain-en-Laye und Fontainebleau) auf seiner Frankreichreise 1602 persönlich kennengelernt hatte.

Die Füllung der Fenster- und Türöffnungen mit Schraffuren geht zurück auf die Darstellungsweisen zeitgenössischer Architekturpublikationen, wie z.B. das Stichwerk  „Des fortifications et artifices. Architecture et perspective“ des hugenottischen Architekten und Ingenieurs Jaques Perret, das 1601 erstmalig erschien und 1602 bereits in deutscher Sprache verlegt wurde. Die Kenntnis solcher Architekturbücher scheint für eine derart konsequent durchgestaltete ideale Vision eines Jagdschlosses eine wesentliche Voraussetzung.

2° Ms. Hass. 107 [219] verso, oben rechts

Entwurf für ein Jagdschloss

Die Vogelschauansicht auf einem Blatt mit mehreren in das Jahr 1630 datierten Zeichnungen präsentiert einen weiteren Entwurf für ein Schloss an der Stelle der Wasserburg, wobei wie in der Wassergraben erhalten bleibt. Der Schlossbau besteht hier aus vier gleichartigen Flügeln um einen Innenhof, wobei die runden Ecktürme noch an die alte Anlage erinnern. Dem Eingang vorgelagert ist ein in Kompartimente unterteilter Kräutergarten, dessen Bepflanzung exemplarisch angegeben ist.  Dort lag in der älteren Zeichnung „hetzmeisters küchgarten“.  An der Stelle des ehemals „ledigen“ Platzes auf der Rückseite des Schlosses befindet sich hingegen in diesem Fall ein Vorhof mit Ställen.

Die Umgebung des Schlosses und ihre Bebauung werden ebenfalls detailliert geschildert. Der ehemalige Hof des Hetzmeisters (hier: „leyfers hof“) ist auch hier mit Nebengebäude und  angrenzenden Ställen und Gärten eingezeichnet. Der auf der anderen Set des Baches gelegene Hof  mit der Scheuer wird jetzt als  „Vogtes hof“  bezeichnet. In der genannten Zeichnung war dieser für den Falkner vorgesehen.

2° Ms. Hass. 107 [335]

Jagdhof und Falknerei mit Gärten, Lageplan

Der mit der Beischrift „Abriß falcknereij“ versehene Lageplan von den Bauten und Grundstücken an der alten Burg in Waldau wird von einem erläuternden Text begleitet. Darin geht es um die westlich angrenzenden Grundstücke, die von Landgraf Moritz dem Falknereihof zugefügt wurden („Alß aber L: Moritzen fg, daß falkenhauß gebawt, hatt Ifg: / die platze ABC. nicht allein beij daß Falckenhauß geortnet, undt / dem damahligen Falckener eingethan, Sondern auch noch von dem Burgkfeldtt der Hoffwiesen, Daß Stück D. auch dem falckenhauß zugelegt, und dem falckener eingethan“). Später seien diese Länder dann „Hans Widdekindts deß Baumeisters S: Wittibe […]ein,, / geraumett worden". Da der Kasseler Baumeister Johann Wiedekindtnoch 1626 den großen „Abris des Hausses Engel Sües“[281] angefertigt hat, ist davon auszugehen, dass die vorliegende Zeichnung später, d.h. vermutlich in den letzten Lebensjahren des Landgrafen entstanden ist.

Der Umriss der Burg im Graben wird hier noch wie in den Zeichnungen von 1616 angegeben, allerdings fehlt das fürstliche Haus, möglicherweise ein Hinweis auf einen inzwischen erfolgten Abbruch. Von den Gebäuden des Jagdhofes sind nur „Falckners / hauß“, „Brauhauß“ und „Hundt / stall“ eingezeichnet. Das „Vogts hauß“ liegt wie in 2° Ms. Hass. 107 [219] verso, oben rechts auf der anderen Seite des "Weg nach Cassell".

Die Aussagekraft der Zeichnung wird dadurch eingeschränkt, dass sich der Zeichner offensichtlich auf die Angabe der im Text erwähnten Grundstücke konzentriert hat und die Bauwerke nur als topographische Anhaltspunkte benutzt. Aus dem Fehlen einiger in den anderen Zeichnungen vorhandener Gebäude kann man deshalb in diesem Fall keine eindeutigen Rückschlüsse ziehen.

Fußnoten

 


[269] vgl. Holtmeyer 1910, S. 208ff.

[270] „Aufhebung der Englisch hundtställ zu Walda“, Bericht von H. Wolff, HStAM Best. 4a 39/54

[271] in: HStAM Best. 53e Pak. 61

[272] Rommel 1837, S. 417

[273] in: HStAM 40 a Rubr. 10 Nr. 90

[274] Holtmeyer 1910, S. 209

[275] seinerzeit Burkard von Stockheim, vgl. 2° Ms. Hass. 107 [4]

[276] siehe den Bericht von Hermann Wolff vom 22.10.1615, in: HStAM 4a 39/54

[277] HStAM Best. 53 e Pak. 61, fol. 34 verso

[278] „Falckener new Wohnhaus zur Walda darin itzo der von Stöckheim wohnet“, zitiert nach Holtmeyer 1910. S. 208

[279] Rommel 1837, S. 391, Anm. 112

[280] vgl. Hoppe 2003, S. 89f.

[281] HStAM Karten P II 11425