Melsungen

Melsungen

Die planmäßige Gründung der gut zwanzig Kilometer südlich von Kassel, am Übergang der sog. Sälzer Straße über die Fulda gelegenen Stadt erfolgte am Ende des 12. Jahrhunderts durch die Landgrafen von Thüringen. Noch heute kann man in der gut erhaltenen Fachwerkstadt die Grundform des Stadtgrundrisses mit zwei sich kreuzenden Hauptachsen und gleichmäßiger Blockaufteilung erkennen.[315]

Die nach 1263 von den hessischen Landgrafen errichtete Burg lag am Nordrand der Altstadt, wahrscheinlich im Bereich des späteren Renthofs.[316] Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war diese so verwahrlost, dass Landgraf Philipp Gartengelände nordwestlich vor der Stadtmauer erwarb, um dort ein neues Schloss zu errichten. Sein Sohn Landgraf Wilhelm IV. leitete die durch Bauinschriften von 1554 bis 1556 datierten Bauarbeiten. Das vermutlich gleichzeitig entstandene Burggrafenhaus (später Küchenbau) und der 1577 datierte Marstall vervollständigen die Anlage.[317] Diese als Nebenresidenz und Verwaltungssitz fungierende Schlossanlage diente Landgraf Moritz nach der Abdankung 1627 zunächst als ständiger Wohnsitz, - als Melsungen aber 1628 im endgültigen Vertrag von der Quart ausgenommen wurde, stand ihm diese nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung.[318] Neben den Entwürfen zum nahegelegenen Lustschloss Fahre bilden die Zeichnungen von Melsungen zahlenmäßig das größte Konvolut (69 Einzelzeichnungen und zwei Schriftstücke) im Gesamtbestand. Außer Entwurfszeichnungen zur Schlosserweiterung, die auch groß angelegte Idealentwürfe beinhalten, zeigen die Blätter vielfach zudem dessen nähere Umgebung, vor allem das Kasse­ler Tor mit der Kasseler Gasse im Zusammenhang mit einer geplanten Kanzlei, sowie den Bezirk um den Riedese­ler Hof und den ungenutzten Berlepschen Burg­sitz, an dessen Stelle der Fürst ebenfalls neue Gebäude plante. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt liegt auf der Brückenvorstadt mit der neuen Scheuer an der 1596 er­rich­teten Fuldabrücke.

Melsungen



[315] vgl. Fenner 1987, Wolf 2003

[316] Wolf 2003, S. 80ff.

[317] vgl. Onlinekatalog Hessische Renaissanceschlösser 2005, Großmann 2010, S. 98f.

[318] Armbrust 1921, S. 41