dieS-Sommerschule 2015
Prof. Dr. Anne Berkemeier/Inga Harren (PH Heidelberg)
Lesen und visualisieren, um zu schreiben
Um vom fremden Sachtext zum eigenen zu kommen, hat sich (auch) in der Schule die Arbeit mit Visualisierungen bewährt: Die SchülerInnen lesen zunächst einen Sachtext und arbeiten die gelesenen Informationen in eine Visualisierung ein. Diese dient neben der Verständnisüberprüfung gleichzeitig als Materialsammlung und Strukturplanung für das anschließende Schreiben. Die Schüler arbeiten hierbei mit sog. Visualisierungsblancos (Visualisierungen mit vorgegebenen Strukturen ohne Textfeldeinträge), sie müssen also zu Beginn des Trainings noch nicht über die Kompetenzen verfügen, völlig eigenständig zu visualisieren. Auch schwache SchülerInnen lesen mittels dieser Methode zunehmend textnah und sinnentnehmend. Sie lernen, verschiedene Visualisierungsarten (lt. PISA: „nicht-lineare Texte“) zu lesen und zu vervollständigen. Das ausgefüllte Visualisierungsblanco führt zum selbstständigen Reformulieren eines Sachzusammenhanges. Auffällig ist, dass viele SchülerInnen auf der Grundlage von Visualisierungen besser formulieren, als in herkömmlichen Schreibaufgaben sichtbar wird. Sie schreiben zudem weniger aus dem Lesetext ab und verwenden eigene Formulierungen.
Im Workshop werden die Potenziale des Visualisierens dargestellt, Zusammenhänge zwischen Primärtexten, Schülervisualisierungen und eigenen Texten analysiert und Schülervisualisierungen mittels eines empirisch fundierten Kriterien- und Beratungsinstrumentes beurteilt.