Hannes Meyer als Pädagoge

In­ter­na­tio­na­les Sym­po­si­um

Bauhaus Symposion. 15.–17.3.2018, Universität Kassel

Universität Kassel, Fachbereich Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur (ASL), Universitätsplatz 9, 34127 Kassel

Gebäude ASL 1, Raum 105/106 (EG)

Das Symposion befasst sich mit der pädagogischen Konzeption und Praxis von Hannes Meyer, die er als Lehrer und Direktor am Bauhaus Dessau in den Jahren 1927 – 1930 entwickelt und später fortgeführt hat. Hannes Meyer hat die von Walter Gropius und den von ihm berufenen Meistern begründete Bauhauspädagogik (1919 – 1927 / 28) wesentlich verändert und neu konzipiert. Nicht nur, dass er die Architekturlehre im Auftrag von Gropius begründete und wissenschaftlichen Studien in den Entwurfsprozess einführte. Ihm gelang in der Lehre, mit Studierenden Bauprojekte (Laubenganghäuser, Haus Nolden) und industrielle Produktionen (Kandem-Leuchten und Rasch-Bauhaustapeten) zu realisieren. Durch die Berufung neuer Lehrer begründete er die Städtebaulehre (Hilberseimer) und den Fotografieunterricht (Peterhans), durch Gastvorträge integrierte er wichtige neue Wissensgebiete in die Lehre ein. Die dreitägige Tagung fokussiert drei Themenfelder:

1. Pädagogisches Konzept

Der erste Symposions-Tag stellt die Pädagogik von Hannes Meyer ins Verhältnis mit der Architekturausbildung der 1920er Jahre allgemein und mit der Bauhauspädagogik der Ära Gropius (Gropius / Moholy-Nagy) und widmet sich den konzeptuellen Grundideen. Diese finden ihre Fortsetzung und Weiterentwicklung durch Meyers spätere Tätigkeit in Mexiko wie durch die Praxis der Hochschule für Gestaltung Ulm ab 1956. Ein besonderer Fokus wird auf den Praxisbezug in der Lehre geworfen wie auf der Frage, wie Hannes Meyer in Bildungsbauten (Mümliswill /  Bernau) seine pädagogischen Ideen räumlich umgesetzt hat.
 

2. (Neue) Lehrer am Bauhaus im Direktorat von Hannes Meyer

Seine pädagogische Konzeption setzte Hannes Meyer nicht zuletzt durch seine programmatische Auswahl des Lehrpersonals um, welche oft mit strukturellen Veränderungen einher ging. So wurde durch Zusammenlegung der Metallwerkstatt, der Tischlerei und der Wandmalerei die Ausbauwerkstatt geschaffen, die Fotografiewerkstatt neu gegründet und eine Städtebaulehre eingeführt. Auch wurde mit Gunta Stölzl eine Frau als Meisterin berufen. Durch Gastdozenten und zahlreiche Gastvorträge wurde das Lehrangebot erweitert und programmatisch geschärft. Am zweiten Symposionstag wird eine Auswahl der für die Ära Hannes Meyer wichtigsten Lehrpersönlichkeiten vorgestellt und ihre konzeptuellen Haltungen, theoretischen Positionen und entwurflichen Methodiken erörtert, in denen sich die Neuausrichtung der Bauhauslehre manifestiert.
 

3. Bauhausschüler der Ära Hannes Meyer

Am Beispiel der Architekturlehre unter Hannes Meyer wird der Wirkung seiner Pädagogik auf die nächste Gestaltergeneration nachgegangen. Relevant hierbei ist, dass die Studierenden aufgrund der politischen Umbrüche in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Konstellationen tätig wurden, sei es in der stalinistisch geprägten Sowjetunion, in Deutschland unter dem Nationalsozialismus und in der Ära des kalten Krieges, nach der Staatsgründung Israel, in Westeuropa oder Südamerika. Kritisch zu Fragen ist, ob Einflüsse des Bauhauses – u.a. unter Meyer – die Position der Bauhausschüler wirklich wesentlich mitgeprägt haben und wie diese angeeignet und fortentwickelt wurden.
 

Zeitplan

15. März 2018  Pädagogische Konzeption

10:00: Philipp Oswalt: Begrüßung und Einführung

Pädagogik im Kontext 

10:30: Dara Kiese: Ganzheitliche Bildung in Hannes Meyer’s Bauhaus: 1927– 1930*
11:00: Anthony Fontenot: Der Kampf ums Bauhaus Design: Hannes Meyer versus László Moholy-Nagy *
11:30: Peter Bernhard: Meyers Programm der Gastvorträge 
12:00: Julia Witt: Architektur oder Baukunst? – Zum Profil der Architekturklassen an den deutschen Kunstakademien in den 1920er Jahren
12:30: Diskussion  (Moderation: Thomas Will)

Pädagogik nach dem bauhaus 

14:30: Raquel Franklin: Das Institut für Planung und Städtebau: Hannes Meyers fehlgeschlagener Bildungsversuch im mexikanischen Milieu*
15:00: Simone Hain: Die Neugründung von Gestaltungsausbildung in Ostdeuschland nach 1945
15:30: Gui Bonsiepe: Konvergenzen / Divergenzen – Hannes Meyer und die hfg ulm 
16:00: Diskussion  (Moderation: Philipp Oswalt)

Pädagogische Praktiken 

17:30: Anne Stengel: Baupraxis als Lehre: Planung und Bau der Laubenganghäuser 1929 / 1930 
18:00: Andreas Vass: Kinderheim Mümliswill / Bundesschule Bernau – Die Pädagogik in der Architektur Hannes Meyers
18:30: Sibylle Hoiman: Hannes Meyer als Lehrer am Bauhaus aus der Schülerperspektive 
19:00: Diskussion (Moderation: Andreas Schwarting)

16. März 2018  (Neue) Lehrer am Bauhaus im Direktorat Hannes Meyer

Architektur und Raum

09:30: Anna Stuhlpfarrer: Anton Brenner - Bauen für das Existenzminimum
10:00: Espen Johnsen: Inspiration, Kritik und Bewunderung. Edvard Heiberg, Bauhaus und Hannes Meyer‘s Neuorientierung*
10:30: Werner Möller: Entwerfen für die Volkswohnung – Die Bauhausproduktion unter Hannes Meyer, 1927 – 1930
11:00: Friederike Zimmermann: Mensch im Raum – Ganzheit aus divergenter Sicht: Oskar Schlemmer und Hannes Meyer
11:30: Diskussion (Moderation: Andreas Schwarting)

Werkstätten

13:30: Brenda Danilowitz: Eine neue Richtung: Die Rolle Josef Albers‘ in den Bauhaus Werkstätten 1928 – 1930*
14:00: Ingrid Radewaldt: Eine Frau als Meister – Gunta Stölzl und die Bauhausweberei
14:30: Rainer K. Wick: Walter Peterhans, seine Fotoästhetik und sein Fotounterricht am B.
15:00: Ute Brüning: Joost Schmidt: Bildstatistik und Reklame
16:00: Diskussion  (Werner Möller und Philipp Oswalt)

Städtebau und Theorie 

17:00: Philipp Oswalt: Ludwig Hilberseimer (Städtebau)
17:30: Gregory Grämiger: Landwirtschaft und Siedlungsbau: Zur Lehre Konrad von Meyenburgs am Bauhaus 
18:00: Martin Kipp: Arbeitspsychologe und Arbeitspädagoge Johannes Riedel 
18:30: Simone Hain: Karel Teige (Gastdozent Theorie)
19:00: Diskussion (Moderation: Thomas Will)

17. März 2018 Bauhaus-Schüler der Ära Hannes Meyer

Sozialistische Internationale 

09:30: Tatiana Efrussi: Bauhauserfahrung nicht anwendbar*
10:00: Daniel Talesnik: Tibor Weiner: von der Sowjetunion nach Südamerika *
10:30: Eran Neumann: Sachlichkeit zum Brutalismus: Sharon übertreibt Meyer in Israel*
11:00: Diskussion (Moderation: Andreas Schwarting)

DDR 

13:00: Norbert Korrek: Konrad Püschel – Hochschule für Architektur- und  Bauwesen Weimar
13:30: Folke Dietzsch: Reinhold Rossig – Von der KPD zur Bauakademie der DDR
14:00: Jens-Uwe Fischer: Franz Ehrlich
14:30: Diskussion (Moderation: Thomas Flierl)

Westeuropa

16:00: Adina Seeger: Fritz Ertl – Baumeister in Auschwitz 
16:30: Sebastian Holzhausen: Architektur als gesellschaftlicher Akt. Hans Fischlis Kinderdorf Pestalozzi in Trogen, 1946 – 1948
17:00: Hanneke Oosterhof: Lotte Stam-Beese: Vom Bauhaus zur Stadtplanung in Rotterdam *
17:30: Diskussion  (Moderation: Philipp Oswalt)

Heute 

19:00: Gregor Harbusch: Ludwig Leo – ein virtueller Schüler? 

 

alle mit * gekennzeichneten Vorträge werden auf Englisch gehalten

 

Referentinnen

Prof. Dr. Peter Bernhard (Uni Erlangen- Nürnberg)
Prof. em. Dr. h.c. Gui Bonsiepe (DesigntheoretikerGestalter, La Plata / Buenos Aires)
Ute Brüning (Designhistorikerin Berlin)
Brenda Danilowitz (Josef and Anni Albers Foundation, New Heaven)
Dr. Folke Dietzsch (Architekt, Ebeleben / Thüringen)
Prof. Dr. Eran Neumann (Tel Aviv University)
Tatiana Efrussi (Universität Kassel)
Jens-Uwe Fischer (HfbK Hamburg)
Prof. PhD. Anthony Fontenot (Woodbury University, Los Angeles)
Prof. Dr. Raquel Franklin (Anahuac University, Mexico City)
Dr. Gregory Grämiger (ETH Zürich)
Prof. Dr. Simone Hain (Berlin)
Dr. Gregor Harbusch (Architektur- und Kunsthistoriker)
Dr. Sibylle Hoiman (Bauhausarchiv Berlin)
Sebastian Holzhausen (Architekt, Zürich)
Prof. Espen Johnsen (University of Oslo)
Vistiting Assisistant Prof. Dara Kiese (Parsons School of Design, Pratt Institute)
Prof em. Dr. Martin Kipp (Berufspädagoge Rosenfeld-Bickelsberg)
Dr. Norbert Korrek (Bauhaus-Universität Weimar)
Dr. Werner Möller (Stiftung Bauhaus Dessau)
Hanneke Oosterhof (TU Eindhoven)
Prof. Philipp Oswalt (Universität Kassel)
Prof. em. Ingrid Radewaldt (Designhistorikerin, Hamburg)
Mag. Adina Seeger (Kuratorin Jüdisches Museum Wien)
Mag. Kunstg., M.Sc. Anne Stengel (Universität Kassel)
Mag. Dr. Anna Stuhlpfarrer (Kunstuniversität Linz)
Prof. Dr. Daniel Talesnik (Wissenschaftlicher Mitarbeiter TU München)
Mag. Arch. Andreas Vass (Architekt, Wien)
Prof. i.R. Dr. phil. Rainer K. Wick (Bergische Universität Wuppertal)
M.A., Dipl.-Museol. (FH) Julia Witt (Berlin)
Dr. Friederike Zimmermann (Kunst & Kommunikation)

University Kassel, Neubau ASL, Raum 0106, Universitätsplatz 9, 34127 Kassel
Veranstalter / Organizer:  Universität Kassel, Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen, Prof. Philipp Oswalt
Eintritt : 50 € gesamt , 20 € je Tag. Studenten Eintritt frei.

Mitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) können mit der Teilnahme gemäß § 3 der Fortbildungsordnung 8 Fortbildungspunkte erwerben.

Für die Teilnahme am Symposion ist keine Anmeldung erforderlich.
Gefördert von Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Herman Henselmann Stiftung, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst.